HEV 6/1999 Inhaltsverzeichnis


  Delegiertenversammlung des Kantonalverbandes Zürcher Hauseigentümervereine vom 8. Mai 1999, Horgen
 

       
   
Kantonsrat Hans Egloff, Aesch, neuer Präsident des
Kantonalen Hauseigentümerverbandes

In der verbandsinternen Ausmarchung um die Nachfolge des aus Altersgründen zurückgetretenen Präsidenten a. Kantonsrat Paul Remund obsiegte Kantonsrat Hans Egloff, SVP, Aesch, gegenüber Kantonsrat Jean-Jacques Bertschi, FDP, Wettswil am Albis.

Alt Kantonsrat, Paul Remund, FdP
Alt Kantonsrat,
Paul Remund, FdP
Als erstes in der letzten von ihm geleiteten Delegiertenversammlung beglückwünschte der abtretende Präsident, Paul Remund, die drei Mitglieder des Vorstandes, welche für den Kantonsrat kandidierten zu ihrer Wiederwahl. Das Dreier-Team Bertschi-Bosshard–Egloff wird zusätzlich verstärkt durch den neu gewählten Rainer Heuberger, Winterthur.
Nach einem kurzen Rückblick über das vergangene Jahr verzichtete er ausdrücklich auf das nochmalige Suchen von Gründen oder Sündenböcken für die bittere Niederlage der Volksinitiative «Wohneigentum für alle». Er bedauerte jedoch die Tatsache, dass unser Anliegen der Förderung des selbstgenutzten Wohneigentums trotz dem enormen personellen wie auch finanziellen Einsatz nur eine sehr laue Unterstützung gefunden hat. Zwar gab er seiner Enttäuschung über die mangelnde Unterstützung durch gewisse bürgerliche Politiker deutlichen Ausdruck, zog es dann jedoch vor sich der Zukunft zuzuwenden, insbesondere der Frage «Wie weiter?», zu welcher Direktor, Rolf Hegetschweiler, nach den statutarischen Geschäften Stellung bezog. Dass man mit den Eigenmietwerten durchaus auch anders umgehen könnte, wenn der politische Wille dafür da wäre, erläuterte er anhand der Situation im Kanton Aargau (siehe Kästchen).
Seine tour d'horizon über sein letztes Amtsjahr rundete er mit dem Hinweis auf die Arbeitsgruppen ab, welche sich mit der Restrukturierung des Verbandes beschäftigten. Er gabe seiner Überzeugung Ausdruck, dass es zur Umsetzung dieser zum Teil sehr ehrgeizigen Ziele, einen jüngeren Präsidenten braucht. Jemanden, der die Änderungen nicht nur in die Wege leitet, sondern auch zu Ende führt. In seinen abschliessenden Dank schloss er insbesondere den aus dem Vorstand zurücktretenden alt Nationalrat Heinz Allenspach ein, der seit 1986 als eidgenössischer Parlamentarier und seit seinem Rücktritt aus dem Nationalrat 1995 als ordentliches Mitglied unserem Vorstand angehört und uns seine grosse politische Erfahrung zur Verfügung gestellt hat.
In seiner Dankesadresse an den abtretenden Präsidenten, erinnerte alt Kantonsrat Max Moser an einige der Meilensteine während dessen Amtszeit. Paul Remund wurde nach dem Tod von Präsident Hans Zimmermann am 21. November 1985 an einer a.o. Delegiertenversammlung einstimmig gewählt. Der 1927 geborene dipl. Gärtnermeister gehörte seit 1961 dem Verband an. Er war von 1966 bis 1974 Gemeinderat in Wallisellen, von 1974 bis 1994 Gemeindepräsident jener Gemeinde und von 1975 bis 1991 Kantonsrat. Während seiner Amtszeit wurden ökologische Themen aktuell, insbesondere die individuelle Heizkostenabrechnung, welche 1985 für Neubauten eingeführt wurde. Die Revision des Ehe- und Erbrechts, mit seinen Auswirkungen auf das Mietrecht (Familienwohnungen) und die Bekämpfung von Mieterschutzinitiativen unter verschiedenen Namen prägten die 80er Jahre. Dazu gehörte auch die Stadt-Land-initiative, welche 1989 glücklicherweise zum scheitern gebracht wurde. Dauerthemen waren Steuer- und Mietrecht. Gerade in den letzten Jahren waren aber auch einige Erfolge des Verbandes zu verzeichnen, wie die Einreichung der Volksinitiative «Für eine vernünftige Erbschaftssteuer» (1997), die Abschaffung der Formularpflicht für Anfangsmietzins (1997), die Ablehnung der Wohnschutzinitiative (1998) sowie die Aufhebung des Wohnerhaltungsgesetzes (1998).

Kantonsrat, Hans Egloff, SVP
Kantonsrat,
Hans Egloff, SVP
Nach längeren teilweise sehr emotionalen Voten, für jeden der beiden Präsidentschaftskandidaten wurde im ersten Wahlgang Hans Egloff, Aesch, zum neuen Präsidenten gewählt.
Mit zur Wahl des 39-jährigen Rechtsanwalts beigetragen haben dürfte seine Parteizugehörigkeit. Beide Kandidaten wurden nämlich grundsätzlich als gleichermassen ausgewiesen und für dieses Amt befähigt betrachtet. Nachdem der Verband aber während der vergangenen bald 14 Jahren von einem freisinnigen Präsidenten geleitet wurde, schien es manchen Delegierten an der Zeit, die Zügel wieder einmal in SVP-Hände übergehen zu lassen. Dazu mag auch beigetragen haben, dass sich Teile der FDP in letzter Zeit mit den Anliegen der Hauseigentümer schwer getan haben, was allerdings für Jean-Jacques Bertschi nicht zutrifft, der sich loyal hinter alle Anliegen „seines“ Verbandes stellte. Hingegen nimmt die SVP sowohl in Bezug auf die Besteuerung des selbstgenutzten Wohneigentums als auch bezüglich Abschaffung der Erbschaftssteuern für Nachkommen den gleichen Standpunkt ein wie der Hauseigentümerverband.
Der Vorstand wurde im übrigen in globo bestätigt. In den kommenden Jahren ist allerdings eine grundlegende Neustrukturierung des Verbandes geplant, welche nicht ohne Einfluss auf die dann zu wählenden Vorstandsmitglieder bleiben dürfte. Die Delegierten zogen es unter diesen Umständen vor, abzuwarten bis die Anforderungen an den neuen Vorstand feststehen, um sich dann Gedanken zur zweckmässigen personellen Zusammensetzung zu machen.
Thema der anschliessenden Referate waren einmal mehr die Besteuerung des selbstgenutzten Wohneigentums und das Mietrecht. Rechtsanwalt Beat Rohrer analysierte messerscharf den Gegenvorschlag, den der Bundesrat der Volksinitiative des Mieterverbandes 'Ja zu fairen Mieten' gegenüberstellen will. Es gelang ihm mühelos, den in der Öffentlichkeit vorherrschenden Irrtum, es gehe einfach um die Abkoppelung der Mieten vom Hypothekarzins und deren Bindung an die Teuerung, zu beseitigen und seinen Zuhörern eine Vielzahl neuer Probleme und neuer unbeantworteter Fragen vor Augen zu führen. Nationalrat Rolf Hegetschweiler, Direktor des Kantonalverbandes, bekräftigte abschliessend die Absicht der Hauseigentümer, die aus ihrer Sicht unzumutbare Situation bei der Besteuerung des Grundeigentums nicht hinzunehmen. Eine staatsrechtliche Beschwerde gegen die neueste Weisung des Regierungsrates über Eigenmiet- und Vermögenssteuerwerte von Liegenschaften ist beim Bundesgericht eingereicht worden.
 
       

 

  Der neue Präsident des Kantonalverbandes
 

       
   
Sich auf die Stärken besinnen und noch mehr agieren!
Ausschnitte aus der Vorstellungsrede an der DV v. 8. Mai 1999

Der HEV ist ein im Volk bestens verankerter und an sich gut funktionierender Verband. Mit dem breit gefächerten Dienstleistungsangebot verfügt er über ein starkes Standbein. In verschiedenen Arbeitsgruppen, die Verbandsstruktur, Öffentlichkeitsarbeit und Dienstleistungsangebot des Kantonalverbandes einer Überprüfung unterzogen haben, hat sich gezeigt, dass Verbesserungen möglich sind. Nach der nunmehr angelaufenen Vernehmlassung in den Sektionen wird sich weisen, wo Veränderungen gewünscht und sinnvoll sind.
Neben dem genannten Aspekt ist aber vermehrt die politische Arbeit ins Auge zu fassen. Dazu nur ein Beispiel: Es mag zwar beeindrucken, wenn es den Exponenten des HEV im Kantonsrat möglich ist, innerhalb von 24 Stunden mit einer wohl ausgefeilten Parlamentarischen Initiative zur Anpassung des Steuergesetzes auf die für uns katastrophale Weisung 99 des Regierungsrates zur Festsetzung der Eigenmietwerte zu reagieren. Wir müssen aber noch mehr agieren, statt nur reagieren!
Es ist daher wichtig, dass er mit voller Kraft in die Vorkampagne für unsere Volksinitiative für eine vernünftige Erbschafts- und Schenkungssteuer steigen, wie dies der Vorstand bereits beschlossen hat. Dies gibt uns Gelegenheit, die positiven Aspekte von Haus-, Grund- und Wohneigentum in den Vordergrund zu stellen und unsere Anliegen und Interessen in einem positiven Licht zu präsentieren. Wir sind nicht einfach Reiche, die immer noch mehr Geschenke wollen, wie es die Gegner von «Wohneigentum für alle» behauptet haben. In der Öffentlichkeit müssen wir Aufmerksamkeit und Verständnis wecken für unsere legitimen Anliegen.
In den vergangenen Jahren ist der Verband erfreulich stark gewachsen. Nun uss er aber mit klarem und positivem Profil dasjenige Gewicht in die Waagschale und die politische Auseinandersetzung werfen, das einem Verband mit bald 60'000 Mitgliedern zusteht. Allerdings wird es kaum reichen, die berühmte Faust im Sack zu machen, nur der konsequente Gang zur Urne wird Abhilfe schaffen können.
Wenn alle am gleichen Strick ziehen, dann kann und soll der HEV ein starker und stolzer Verband sein, auch eine politische Kraft, an der niemand einfach vorbeikommt.
 
       

 

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