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HEV 01/2001 Inhaltsverzeichnis
Graffiti

Erfolgreiche Graffitibekämpfung
* Peter A. Buchli

Der entscheidende, psychologische Faktor
Die Erfahrung lehrt, dass das schnelle und rückstandslose Entfernen von aufgebrachten Graftitischmierereien der einzig, wirklich erfolgreiche Weg zur Lösung des Graffitiproblems darstellt. Sprayer wollen, dass ihre Graffiti gesehen werden. Das rasche und konsequente Entfernen ihrer ‚Werke’ (no tolerance zone) frustriert die Sprayer, was schnell einmal dazu führt, dass das betreffende Bauwerk bzw. Stadtteil von Sprayern gemieden wird.

Wichtige technische Aspekte
Auf Fassaden, welche nicht vorbeugend gegen Graffiti geschützt worden sind, können die Schmierereien auf folgende Arten entfernt bzw. zum Verschwinden gebracht werden:
  • durch Überstreichen des Graffiti
  • mittels Strahlverfahren oder Schleifen
  • mittels chemischen Graffitientfernern

Überstreichen
Mit dem Überstreichen kann ein frisch aufgebrachtes Graffiti kurzfristig zum Verschwinden gebracht werden. Man gewinnt damit Zeit um in Ruhe entscheiden zu können, welche Schutzmassnahmen man gegen die Graffitischmierereien ergreifen will. Das Überstreichen stellt eine temporäre Problemlösung dar und bietet sich hauptsächlich für gestrichene und verputzte Untergründe an. Zu beachten gilt, dass die Graffitifarben meistens dunkler sind als die Fassadenfarben und schnell einmal unter dem Überanstrich wieder erkennbar werden. Die zum Überstreichen verwendete Farbe muss also eine hohe Deckleistung aufweisen, damit sie wirksam ist. Gut bewährt hat sich hier das Produkt ‚KEIM Flagranti’, welches sich später auch wieder mit Wasser und Bürste entfernen lässt.

Strahlen, Schleifen und chemisches Entfernen
Bei porösen (saugenden) Untergründen dringt die Graffitifarbe in das Substrat ein; die Entfernung der Farbpigmente und der Lösungsmittel aus dem Untergrund mit mittels Schleifen, Strahlen oder aber mittels chemischen Reinigern beeinträchtig den Untergrund. Insbesondere wird das Substrat dabei ‚geöffnet’, was beim nächsten Anschlag an der selben Stelle zu einem noch tieferen Eindringen der Graffitifarben führt mit entsprechend grösserem Schadenspotential.

Graffitischutzsysteme
DEFINITION: Ein Graffitischutzsystem hat das Eindringen der Graffitifarben in den Untergrund zu verhindern und eine vollständige Entfernung der Graffiti ohne Beschädigung des Untergrundes zu ermöglichen.
Ein Graffitischutz ist eine ‚Versicherung’, welche im Schadensfall (Graffitianschlag) gut funktionieren muss. Prüfen Sie, ob die den Schutz verarbeitende Fachfirma über eine kompetente Serviceabteilung verfügt!
Leistungsfähige Schutzsysteme haben eine Wirkungsdauer von 3 bis maximal 5 Jahren. Die Praxis lehrt, dass es noch kein System gibt, welche länger als 5 Jahre schützt, was auch immer die Hersteller versprechen!
WEITERE, WICHTIGE ANFORDERUNGEN: Ein modernes Graffitischutzsystem ist umweltgerecht und zwar in Bezug auf die Zusammensetzung des verwendeten Schutzes sowie auch bezüglich der Graffitientfernung (Reinigung nur mit Wasser, ohne Einsatz von chemischen Produkten). Im weiteren muss es kostengünstig, reversibel, wasserdampfdurchlässig (Atmung), augenoptisch nicht/kaum wahrnehmbar und für den Verarbeiter ungefährlich sein.
WICHTIG: Jedes Graffitischutzsystem hat seine eigene Reinigungsmethode: mit bestimmten, chemischen Reinigern, nur mit Wasser, etc.

KOSTEN: Die Kosten eines Graffitischutzsystems bestehen aus:
  • den Verarbeitungskosten beim Aufbringen des Systems
  • den bei der Graffitientfernung anfallenden (Reinigungs)Kosten
  • den Kosten, welche anfallen um ein ausgedientes System von der Wand zu entfernen (bei Systemen aus Polyurethanen oder Lack zum Beispiel sehr hoch)

NICHT FUNKTIONIERENDE SYSTEME:
Das ernüchternde Resultat der im 1998 vom Amt für Hochbauten der Stadt Zürich sehr professionell durchgeführten Betestung der Graffitischutzsystemen von 18 Firmen aus der Schweiz und umliegenden Ländern lautet:

  • Nur 3 Firmen verfügen über empfehlenswerte Schutzsysteme!
  • Mehrere Firmen haben bei der Graffitientfernung den Untergrund stark beschädigt!
  • Bei 7 Systemen war das Resultat der Graffitientfernung nicht besser als ohne den Graffitischutz!
  • Bei 3 Produkten war das Reinigungsergebnis sogar schlechter als auf dem ungeschützten Untergrund!
Ein erschreckendes Ergebnis, welches einmal mehr aufzeigt, wie wichtig die Wahl des richtigen Graffitischutzsystems und der verarbeitenden Fachfirma für den Hausbesitzer ist.

Empfehlung für Hausbesitzer und Hausverwalter
Poröse, nicht gestrichene Fassaden, welche einem Graffitianschlagsrisiko ausgesetzt sind, sollten vorbeugend gegen Graffitianschläge geschützt werden. Dies betrifft insbesondere Fassaden und Mauerwerke aus Natursteinen, Kunststeinen und Sichtbeton. Dabei sollten nur umweltgerechte, von der Stadt Zürich empfohlene ‚Opferschichtsysteme’ (die Schutzschicht wird bei der Reinigung ‚geopfert’ und anschliessend gleich wieder neu aufgebracht) eingesetzt werden. Für gestrichene und/oder verputzte Fassaden empfiehlt sich KEIM Flagranti als Vorbeugung oder zum Überstreichen des Graffiti. Druck- und wärmefeste Anstriche und Putze können aber auch mit einem geeigneten Opferschichtsystem geschützt werden.

Graffitischutz ‚PSS 20’ – von der Stadt Zürich empfohlen und auch selbst verarbeitet
PSS 20 ist ein aus pflanzlichen Polysacchariden und Wasser bestehendes Opferschichtsystem. Polysaccharide bestehen in der Natur seit Millionen von Jahren und dienen als Konstruktionselemente für Pflanzen und als Nahrungsreserven. Zellulose und Stärke zum Beispiel bestehen aus pflanzlichen Polysacchariden. PSS 20 wird schwerpunktsmässig auf mineralischen Untergründen wie Natursteine, Kunststeine (Backsteine, Ziegel, etc.), Beton aber auch auf Metall- und Alufassaden sowie auf druck- und wärmebeständigen Anstrichen eingesetzt. Weit über 4 Millionen Quadratmeter bauliche Oberflächen sind in den letzten Jahren in Europa mit PSS 20 geschützt worden, davon alleine in der Schweiz über eine halbe Million: Wohnhäuser, Bürobauten, Banken, Kirchen, Bahnhöfe, Unterführungen, Ingenieurbauwerke, etc. (Referenzliste etc. bei PSS Interservice AG, Geroldswil).

* Peter A. Buchli, Geschäftsführer der PSS Interservice AG, Geroldswil

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