Die Qual der
Wahl oder wie man zur geeigneten Hypothek findet * Markus Studer
Es gibt verschiedenste
Gründe Grundeigentum zu erwerben. Bei Privatpersonen hegt sich meist der
Wunsch, sich nach eigenen Vorstellungen einzurichten und sich langfristig am
gewählten Ort niederzulassen. Die finanziellen Aspekte stehen dabei zu
Beginn eher im Hintergrund. Die neue Wohnsituation verändert die
finanzielle Situation erheblich. Eine Finanzplanung ist deshalb
unumgänglich und es empfiehlt sich, mit seiner Hausbank, dem
Treuhänder, dem Steuerexperten oder einem Allfinanzspezialisten Kontakt
aufzunehmen um eine persönliche, auf die individuelle Bedürfnisse
abgestimmte Finanzplanung zu erstellen. Nebst der optimalen Finanzierung gilt
es auch die bestehenden Steuersparmöglichkeiten zu nutzen und die
Versicherungen den neuen Verhältnissen anzupassen. Nachfolgend stellen
wir Ihnen die vier meistgenutzten Hypothekarmodelle vor. Sie sollen bei
Neuerwerbungen wie auch bei Umfinanzierungen zur Entscheidungsfindung
dienen.
Variable
Hypothek Der Klassiker. In unserem
Land weit verbreitetes Finanzierungsmodell. In der Regel wird eine 1. Hypothek
(65 % des Verkehrswertes), und bei Bedarf eine 2. Hypothek (bis max. 80 % des
Verkehrswertes) errichtet, wobei die 2. Hypothek langfristig zurückbezahlt
werden muss. Die Laufzeit der 1. Hypothek ist theoretisch unbeschränkt.
Die Zinssätze werden jeweils der Marktsituation nach oben oder unten
angepasst.
Festhypothek Die
Festhypothek erfreut sich besonders bei niedrigen Zinsen grosser Beliebtheit,
da die Belastungen für eine feste Laufzeit fix sind (1-10 Jahre). Sie
eignet sich für sicherheitsbewusste Eigenheimbesitzer, die es
schätzen, die Kosten genau kalkulieren zu können. Der Kreditbetrag
ist fix. Es besteht die Möglichkeit, mehrere Festhypotheken mit
gestaffelter Laufzeit aufzunehmen.
Zinskostendach-Hypothek Dies ist eine neuere Art der Liegenschaftsfinanzierung, die sich
einer steigenden Nachfrage erfreut. Vom Prinzip her ist sie einer variablen
Hypothek ähnlich. Der Eigenheimbesitzer profitiert vollumfänglich von
Zinssenkungen. Bei steigenden Zinsen kommt jedoch ein im voraus festgelegter
Maximalzins zum tragen. Werden z. B. 5 % Maximalzins vereinbart und die
marktüblichen Sätze steigen auf 6 %, werden lediglich die 5 %
verrechnet. Die Laufzeit beträgt in der Regel 2-5 Jahre. Der Kreditbetrag
ist fix. Der Vorteil dieser Finanzierungsform ist, dass von Zinssenkungen
profitiert wird. Bei steigenden Hypothekarsätzen kann eine
Maximalbelastung genau kalkuliert werden.
Geldmarkt-Hypothek Diese Form eignet sich für dynamische Wohneigentümer. Der
Hypothekarzins richtet sich nach dem aktuellen Geldmarktzinssatz (LIBOR)
für CHF. Die Zinsen werden alle 3 Monate angepasst. Ein sogenanntes
Zinsband bestimmt in welcher unteren und oberen Limite sich die Zinsen bewegen
(z.B. 4 ½ % und 5 ½ %). Dieses Band wird während der
gesamten Laufzeit (2-5 Jahre) nie unter-, respektive überschritten.
Tipp Viele Banken und Versicherungen haben eigene Produkte
und Namen für Ihre Hypotheken kreiert (MIX, FLEX, FIX, Portfolio,
Moneyline, 3-Phasen, Eurotrend usw.), in den Grundzügen sind sie sich
jedoch oft sehr ähnlich. Viele Anbieter sind heute dazu
übergegangen, ihre Kunden nach Risikostufen einzuteilen. Je besser die
Schuldnerfähigkeit eines Kunden, desto günstiger sind die
Konditionen. Eine Zusammenlegung oder Verpfändung der Vermögenswerte
kann durchaus bewirken, dass die Hypothek ¼ - ½ Prozentpunkte
günstiger wird. Ein Vergleich lohnt sich allemal. Aus steuerlicher
Sicht (Eigenmietwert, versteuerbares Einkommen) sind die Höhe der
Verschuldung, eine indirekte Amortisation mittels Säule 3a, sowie die
steuerlich attraktiven Möglichkeiten im Rahmen der freien Vorsorge
(Säule 3b) unbedingt in die Planung mit einzubeziehen.
Zinsprognose Das zu
erwartende Zinsniveau ist ein wichtiger Faktor bei der Wahl des
Hypothekarmodells. Die volkswirtschaftliche Entwicklung ist ein wichtiger
Indikator, die zukünftige Zinsentwicklung abzuschätzen. Die
Inflation in der Schweiz dürfte in den nächsten Monaten in der
Schweiz tief bleiben, was tendenziell sinkende Zinsen auslöst. Wir gehen
davon aus, dass nach der prognostizierten Wirtschaftsabkühlung bald wieder
mit einem stärkeren Wachstum zu rechnen ist. Die Schweizerische
Nationalbank wird dann bei einer (zu) gut laufenden Wirtschaft die drohende
Inflation zu bekämpfen versuchen. Ein Mittel dazu ist die Erhöhung
der Leitzinsen. Kurzum: wir erwarten kurzfristig leichtes
Zinssenkungspotenzial und für die nächsten 2-3 Jahre einen moderaten
Zinsanstieg.
* Walmer, Studer &
Partner, Vermögensverwaltungs AG, Zürich |