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bis zum Verkehrskollaps? Der Verkehr
auf den Zürcher Strassen kommt immer häufiger zum Erliegen. Die
Engpässe sind seit langem bekannt: noch immer blockierte Fertigstellung
der N4, chronisch überlastete Nordumfahrung, Gubristtunnel an der Grenze
der Belastbarkeit, landesweit grösste Verkehrsbelastung beim
Brüttiseller Kreuz mit über 100'000 Fahrzeugen pro Tag, nur eine
einzige Nationalstrasse zum Flughafen, prekäre Verhältnisse in der
Zürcher Innenstadt, national bedeutende Oberlandstrasse noch weitgehend
durch die Dörfer, fehlende Umfahrung von Rapperswil und vielen weiteren
Ortschaften ... Die Liste liesse sich für die Region Zürich fast
beliebig verlängern. Trotz rekordhohem Anteil des öffentlichen
Verkehrs und ausgezeichnetem S-Bahn-System nimmt laut Prognosen auch der
Strassenverkehr weiter zu. Derweil wird diskutiert und konzipiert statt
Engpässe beseitigt. Bund und Kanton Zürich schieben sich gegenseitig
den schwarzen Peter zu. Der Bund will bis 2003 eine Gesamtschau der
Nationalstrassenprojekte erstellen. Bis dann gilt faktisch ein Planungsstopp.
Der Kanton Zürich erstellte letztes Jahr eine Strategie
Hochleistungsstrassen, die nicht viel mehr als eine Auflistung der
aktuellen Probleme darstellt. Welche konkreten Projekte er als erste an die
Hand nehmen will, weiss er aber immer noch nicht. Allein für
Ortsumfahrungen im Kanton Zürich liegen 57! Begehren vor. Wenn die
dringendsten Entlastungen aber nicht sehr bald an die Hand genommen werden,
droht in der Region Zürich schon in naher Zukunft der
Verkehrskollaps. Der Kanton
Zürich muss dringendst ein Konzept für seine Strassenbaupolitik
erstellen. Dann gilt es Prioritäten zu setzen. Denn alle Anliegen lassen
sich nicht gleichzeitig verwirklichen. Das würde den Kanton finanziell
total überfordern. Einzelne Projekte sind dringend und können aus
meiner Sicht in den nächsten zehn Jahren verwirklicht werden: so etwa die
Vollendung der Oberlandautobahn (K 53) und die Verbindung
Brüttiseller Kreuz - Flughafen Kloten (K10), die
Kapazitätserweiterung am Gubristtunnel, die Südwestumfahrung von
Zürich (Birmensdorf-Üetliberg-N4) und die Sihltiefstrasse. Hingegen
haben weitere Projekte wie der Seetunnel Zürich, der Hirzeltunnel, eine
allfällige neue Verbindung Winterthur-Limmattal (Dättenbergtunnel)
oder die Umfahrung von Rapperswil einen längeren Planungshorizont.
Auch wenn der Kanton Zürich in
finanzieller Hinsicht in den nächsten Jahren vom Bund kein grosses
Entgegenkommen erwarten kann, darf ihn dies nicht hindern, die genannten
Projekte unverzüglich an die Hand zu nehmen und Finanzierungslösungen
zu suchen nötigenfalls sind dazu neben dem Strassenfonds auch
allgemeine Steuermittel aufzuwenden. Gegenwärtig liegen in der
Nationalstrassenkasse des Bundes 3 Milliarden, seinen 80%-Anteil an die
Zürcher Nationalstrassen zahlt der Bund (immer noch) anstandslos.
Begehrlichkeiten sind jedoch genügend vorhanden und ein weiteres
Entgegenkommen bei der Finanzierung von Strassenbauten kann nicht erwartet
werden, solange der Kanton Zürich nicht klar und eindeutig seine
Prioritäten festlegt. Auch darum ist die Regierung gehalten, rasch zu
handeln und ihre Anliegen -auch gegenüber Nachbarkantonen und Bund- rasch
und unmissverständlich zu formulieren. |
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