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Gertrude
Jekyll, Abraham Darby, Kathrin Morley und Graham Thomas willkommene
englische Gäste in unserm Garten *
Barbara Scalabrin-Laube Ich bin sicher,
dass sich die berühmte englische Gartenarchitektin Gertrude Jekyll
(1843-1932) und Abraham Darby (1677-1717), einer der Väter der
industriellen Revolution, einiges zu erzählen gehabt hätten, wenn sie
sich hätten treffen können, waren doch beide an Neuerungen und
Entwicklungen im Garten interessiert. Auch Graham Thomas, ein Pflanzen- und
Rosenexperte unserer Zeit, wäre an einem Gedankenaustausch mit den beiden
sicher interessiert, während über Kathrin Morley nur bekannt ist,
dass sie mit siebzehn Jahren starb und ihre Eltern zu ihrem Andenken eine
Englische Rose taufen liessen. Sie alle sind Gäste (lies: Englische Rosen)
in unserm Garten. |
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Viele weitere berühmte und unbekannte Persönlichkeiten
haben Rosen ihren Namen gegeben. 'William Shakespeare', 'Francine Austin',
'Charles Rennie Mackintosh' und 'Evelyn' haben Gastrecht in unserm Garten.
Vielleicht fragen Sie sich, weshalb es denn gerade Englische Rosen sein
müssen, haben wir doch bei uns hervorragende Rosen wie z.B.
'Schneewittchen', 'Conrad Ferdinand Meyer', 'Braunwald', 'Sympathie'
usw. |
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Zuerst waren es die Namen, welche mich anzogen, aber dann gefielen
mir die speziellen Farben, die altmodischen Blütenformen und der starke
Duft der Englischen Rosen. Ferner nahm ich an, dass in England gezüchtete
Rosen, besonders wetterfest und resistent gegen Krankheiten sind, eine Annahme,
welche sich als falsch herausstellen sollte. Da mein Mann und ich nicht immer den einfachsten Weg
wählen, um etwas zu erfahren, besuchten wir - anstelle des Schaugartens
mit den vielen Englischen Rosen in der Gärtnerei Huber in Dottikon - als
erstes den Rosengarten von David Austin in Albrighton bei Wolverhampton. Die
vielen Sorten, welche David Austin in den letzten 40 Jahren gezüchtet und
unter dem Namen Englische Rosen zusammengefasst hat, begeisterten uns in ihrer
Vielfalt und Ausstrahlung. Das Ziel des 1925 geborenen Züchters ist es,
durch Kreuzung von alten Rosen mit Teehybriden und Floribundarosen moderne
Sorten zu züchten, welche die einmalige Blütenform, den
strauchartigen Wuchs sowie den Duft alter Rosen und die Blühwilligkeit,
die breite Farbpalette und die Krankheitsresistenz neuerer Rosenklassen
vereinen. Bevor ich einige Sorten,
welche sich in unserm Garten besonders bewährt haben, näher
beschreibe, gebe ich Ihnen einige praktische Hinweise zur
Pflege: Da Englische Rosen remontierend
sind und daher viel Nahrung brauchen, müssen sie in einen fruchtbaren, gut
gedüngten Boden gepflanzt werden. Will man während des ganzen Sommers
viele Blüten haben, ist es wichtig, dass der Boden genügend feucht
bleibt. David Austin empfiehlt, diesen zu mulchen und ab und zu zu
wässern. Selbstverständlich braucht es im Frühjahr und nach der
ersten Blüte eine Gabe Rosendünger, denn Rosen sind hungrige
Gäste. Wenn ich die Rosen im
Frühjahr schneide, achte ich hauptsächlich darauf, eine ausgewogene
Form zu erreichen. Als erstes entferne ich altes, totes oder schwaches Holz und
schneide dann einen Drittel bis die Hälfte der Triebe zurück, wobei
ich schwachwüchsige Pflanzen noch stärker kürze, um sie zu neuem
Wachstum anzuregen. Beim Pflanzen habe
ich mich an den Rat des Züchters gehalten und zwischen drei und fünf
Pflanzen einer Sorte zueinander gesellt. Sie schlingen sich auf diese Weise
ineinander und wirken buschiger. Im Schutz der Rosen wachsen verschiedene,
mehrjährige Stauden. Im ersten Jahr
spritzte ich die Englischen Rosen nicht, da ich - wie erwähnt - annahm,
dass sie gegen Krankheiten resistent sind. Die wenigen Läuse, welche ich
bemerkte, verschwanden nach einiger Zeit wieder. Als sich im folgenden
Frühling die Fiederblättchen zusammenrollten (ein Zeichen für
den Befall mit Blattrollwespen), entfernte ich diese und verbrannte sie. Im
Herbst dann sahen die Pflanzen ungesund aus. Schwarze Flecken mit gelben
Rändern deuteten auf den Befall mit Sternrusstau. Einige Triebe waren
sogar entlaubt. |
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Hätte ich die Ratschläge David Austins in seinem Buch
"Englische Rosen - Tradition und Schönheit" (Dumont 1994/2000, ISBN
3-7701-3267-X) von Anfang an gelesen und nicht nur die schönen Bilder und
Sortenbeschreibungen bewundert, so hätte ich gewusst, dass man auch diese
Rosen spritzen muss. Seitdem ich sie regelmässig nach dem Austrieb mit
einem Fungizid behandle und dies im Mai und Juni ein bis zweimal wiederhole,
bleiben sie gesund. Ab und zu muss ich ein
Schädlingsbekämpfungsmittel beimischen, da sich - je nach Witterung -
Läuse an den jungen Trieben gütlich tun. |
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Nach der ersten
Blüte (wenn Gartenbesuch kommt, auch schon vorher!) schneide ich die
verwelkten Blüten weg, einerseits wegen der Aesthetik und anderseits, weil
die Bildung von Hagebutten bei remontierenden Rosen den neuen Knospen Energie
wegnimmt. Einige Sorten haben sich
besonders bewährt. Sie wachsen gut, sind stark, robust und
blühfreudig. Genau so wie David Austin bin ich von 'Graham Thomas'
begeistert, einer reingelben Strauchrose mit tief schalenförmigen
Blüten und einem feinen Teerosenduft, welche bis im Herbst blüht.
Theoretisch wird sie nur 120cm hoch. Man kann sie aber bis zu einer Höhe
von etwa 3m klettern lassen. Zarter
gelb sind die rosettenförmigen, bis 9cm grossen, duftenden Blüten der
'English Garden'. Mit den zahlreichen Blütenblättern sieht sie wie
eine perfekte alte Rose aus. Sie wird nicht sehr hoch und wächst eher
aufrecht. Da die Englischen Rosen oft
Pastellfarben haben, lassen sich Farbtöne kombinieren, welche theoretisch
nicht zusammenpassen. So wächst die zartrosa 'Lucetta' neben der 'English
Garden'. Ihre halbgefüllten, untertassenförmigen Blüten
verblassen gegen Ende der Blüte. Duft und kräftiger Wuchs mit langen,
überhängenden Zweigen sind ein weiteres Plus. Ebenfalls zartrosa, aber vollendet schalenförmig
sind die stark duftenden Blüten der 'Heritage'. Sie wächst buschig
und ist sehr blühfreudig. Dunkelrosa würde ich die gut geüllten Rosetten von
'Gertrude Jekyll' beschreiben. Sie hat einen starken Damascena-Duft und wird in
England zur Gewinnung von Rosenparfüm kommerziell angebaut. Mich
dünkt ihr Wuchs besonders robust. Als helles Pfirsichrosa bezeichnet David Austin 'Abraham Darby'. Die
Blüten haben die Form einer tiefen Schale, welche locker mit
Blütenblättern gefüllt ist. Sie wächst als stattliche
Strauchrose mit langen, überhängenden Trieben und glänzenden
Blättern. 'Kathrin Morley' ist eine
zierliche Rose mit schalenförmigen, rosa Blüten, welche während
der ganzen Saison blüht. Sie duftet angenehm und hat einen buschigen
Wuchs. Ein grosser, kräftiger
Strauch mit halbgefüllten, hellgelben Blüten ist 'Windrush'.
Auffallend sind die dunklen Staubblätter. Wenn man gegen den Herbst hin
die verwelkten Blüten nicht abschneidet, entwickeln sich kräftige
Hagebutten. Da ich Wildrosen ebenso mag
wie alte Rosen, gefallen mir die einfachen, becherförmigen,
crèmegelben Blüten mit den goldgelben Staubblättern der
'Wildflower'. Der kleine Strauch blüht während des ganzen
Sommers. Neben den oben beschriebenen
Sorten wachsen in unserm Garten 'Cressida'(rosa, apricot), 'English Elegance'
(blassrosa, wird später lachsrosa), 'Leander' (apricot), 'Swan' (weiss),
'Francine Austin' (weiss, kleine Blüten), 'Perdita' (apricot-rosa),
'Cymbeline'(bräunliches Rosa), 'Evelyn' (apricot-gelb), 'Warwick Castle'
(kräftiges Rosa), 'Dove' (rosé) und die dunkelrote 'Fisherman's
Friend'. Hätten wir mehr Platz zur
Verfügung, würden wir bestimmt noch mehr Englische Rosen pflanzen,
denn sie ertragen auch die Partnerschaft mit verschiedenen Stauden wie z.B.
Storchenschnabel Geranium, Lenzrosen Helleborus, Bergminze Calamintha,
Königskerzen Verbascum, Taglilien Hemerocallis, Salbei Salvia und vielen
anderen. Die Englischen Rosen sind bei
uns in guten Baum- oder Rosenschulen erhältlich und werden im Juni auch
blühend als Containerpflanzen angeboten.
* Barbara Scalabrin-Laube,
Cottage Garden, 8453 Alten |
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