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HEV 05/2001 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

Gertrude Jekyll, Abraham Darby, Kathrin Morley und Graham Thomas –
willkommene englische Gäste in unserm Garten

* Barbara Scalabrin-Laube

Ich bin sicher, dass sich die berühmte englische Gartenarchitektin Gertrude Jekyll (1843-1932) und Abraham Darby (1677-1717), einer der Väter der industriellen Revolution, einiges zu erzählen gehabt hätten, wenn sie sich hätten treffen können, waren doch beide an Neuerungen und Entwicklungen im Garten interessiert. Auch Graham Thomas, ein Pflanzen- und Rosenexperte unserer Zeit, wäre an einem Gedankenaustausch mit den beiden sicher interessiert, während über Kathrin Morley nur bekannt ist, dass sie mit siebzehn Jahren starb und ihre Eltern zu ihrem Andenken eine Englische Rose taufen liessen. Sie alle sind Gäste (lies: Englische Rosen) in unserm Garten.
Viele weitere berühmte und unbekannte Persönlichkeiten haben Rosen ihren Namen gegeben. 'William Shakespeare', 'Francine Austin', 'Charles Rennie Mackintosh' und 'Evelyn' haben Gastrecht in unserm Garten. Vielleicht fragen Sie sich, weshalb es denn gerade Englische Rosen sein müssen, haben wir doch bei uns hervorragende Rosen wie z.B. 'Schneewittchen', 'Conrad Ferdinand Meyer', 'Braunwald', 'Sympathie' usw. Englische Rose

Zuerst waren es die Namen, welche mich anzogen, aber dann gefielen mir die speziellen Farben, die altmodischen Blütenformen und der starke Duft der Englischen Rosen. Ferner nahm ich an, dass in England gezüchtete Rosen, besonders wetterfest und resistent gegen Krankheiten sind, eine Annahme, welche sich als falsch herausstellen sollte.
Da mein Mann und ich nicht immer den einfachsten Weg wählen, um etwas zu erfahren, besuchten wir - anstelle des Schaugartens mit den vielen Englischen Rosen in der Gärtnerei Huber in Dottikon - als erstes den Rosengarten von David Austin in Albrighton bei Wolverhampton. Die vielen Sorten, welche David Austin in den letzten 40 Jahren gezüchtet und unter dem Namen Englische Rosen zusammengefasst hat, begeisterten uns in ihrer Vielfalt und Ausstrahlung. Das Ziel des 1925 geborenen Züchters ist es, durch Kreuzung von alten Rosen mit Teehybriden und Floribundarosen moderne Sorten zu züchten, welche die einmalige Blütenform, den strauchartigen Wuchs sowie den Duft alter Rosen und die Blühwilligkeit, die breite Farbpalette und die Krankheitsresistenz neuerer Rosenklassen vereinen.
Bevor ich einige Sorten, welche sich in unserm Garten besonders bewährt haben, näher beschreibe, gebe ich Ihnen einige praktische Hinweise zur Pflege:
Da Englische Rosen remontierend sind und daher viel Nahrung brauchen, müssen sie in einen fruchtbaren, gut gedüngten Boden gepflanzt werden. Will man während des ganzen Sommers viele Blüten haben, ist es wichtig, dass der Boden genügend feucht bleibt. David Austin empfiehlt, diesen zu mulchen und ab und zu zu wässern. Selbstverständlich braucht es im Frühjahr und nach der ersten Blüte eine Gabe Rosendünger, denn Rosen sind hungrige Gäste.
Wenn ich die Rosen im Frühjahr schneide, achte ich hauptsächlich darauf, eine ausgewogene Form zu erreichen. Als erstes entferne ich altes, totes oder schwaches Holz und schneide dann einen Drittel bis die Hälfte der Triebe zurück, wobei ich schwachwüchsige Pflanzen noch stärker kürze, um sie zu neuem Wachstum anzuregen.
Beim Pflanzen habe ich mich an den Rat des Züchters gehalten und zwischen drei und fünf Pflanzen einer Sorte zueinander gesellt. Sie schlingen sich auf diese Weise ineinander und wirken buschiger. Im Schutz der Rosen wachsen verschiedene, mehrjährige Stauden.
Im ersten Jahr spritzte ich die Englischen Rosen nicht, da ich - wie erwähnt - annahm, dass sie gegen Krankheiten resistent sind. Die wenigen Läuse, welche ich bemerkte, verschwanden nach einiger Zeit wieder. Als sich im folgenden Frühling die Fiederblättchen zusammenrollten (ein Zeichen für den Befall mit Blattrollwespen), entfernte ich diese und verbrannte sie. Im Herbst dann sahen die Pflanzen ungesund aus. Schwarze Flecken mit gelben Rändern deuteten auf den Befall mit Sternrusstau. Einige Triebe waren sogar entlaubt.
Englische Rosen Hätte ich die Ratschläge David Austins in seinem Buch "Englische Rosen - Tradition und Schönheit" (Dumont 1994/2000, ISBN 3-7701-3267-X) von Anfang an gelesen und nicht nur die schönen Bilder und Sortenbeschreibungen bewundert, so hätte ich gewusst, dass man auch diese Rosen spritzen muss. Seitdem ich sie regelmässig nach dem Austrieb mit einem Fungizid behandle und dies im Mai und Juni ein bis zweimal wiederhole, bleiben sie gesund. Ab und zu muss ich ein Schädlingsbekämpfungsmittel beimischen, da sich - je nach Witterung - Läuse an den jungen Trieben gütlich tun.
Nach der ersten Blüte (wenn Gartenbesuch kommt, auch schon vorher!) schneide ich die verwelkten Blüten weg, einerseits wegen der Aesthetik und anderseits, weil die Bildung von Hagebutten bei remontierenden Rosen den neuen Knospen Energie wegnimmt.
Einige Sorten haben sich besonders bewährt. Sie wachsen gut, sind stark, robust und blühfreudig. Genau so wie David Austin bin ich von 'Graham Thomas' begeistert, einer reingelben Strauchrose mit tief schalenförmigen Blüten und einem feinen Teerosenduft, welche bis im Herbst blüht. Theoretisch wird sie nur 120cm hoch. Man kann sie aber bis zu einer Höhe von etwa 3m klettern lassen.
Zarter gelb sind die rosettenförmigen, bis 9cm grossen, duftenden Blüten der 'English Garden'. Mit den zahlreichen Blütenblättern sieht sie wie eine perfekte alte Rose aus. Sie wird nicht sehr hoch und wächst eher aufrecht.
Da die Englischen Rosen oft Pastellfarben haben, lassen sich Farbtöne kombinieren, welche theoretisch nicht zusammenpassen. So wächst die zartrosa 'Lucetta' neben der 'English Garden'. Ihre halbgefüllten, untertassenförmigen Blüten verblassen gegen Ende der Blüte. Duft und kräftiger Wuchs mit langen, überhängenden Zweigen sind ein weiteres Plus.
Ebenfalls zartrosa, aber vollendet schalenförmig sind die stark duftenden Blüten der 'Heritage'. Sie wächst buschig und ist sehr blühfreudig.
Dunkelrosa würde ich die gut geüllten Rosetten von 'Gertrude Jekyll' beschreiben. Sie hat einen starken Damascena-Duft und wird in England zur Gewinnung von Rosenparfüm kommerziell angebaut. Mich dünkt ihr Wuchs besonders robust.
Als helles Pfirsichrosa bezeichnet David Austin 'Abraham Darby'. Die Blüten haben die Form einer tiefen Schale, welche locker mit Blütenblättern gefüllt ist. Sie wächst als stattliche Strauchrose mit langen, überhängenden Trieben und glänzenden Blättern.
'Kathrin Morley' ist eine zierliche Rose mit schalenförmigen, rosa Blüten, welche während der ganzen Saison blüht. Sie duftet angenehm und hat einen buschigen Wuchs.
Ein grosser, kräftiger Strauch mit halbgefüllten, hellgelben Blüten ist 'Windrush'. Auffallend sind die dunklen Staubblätter. Wenn man gegen den Herbst hin die verwelkten Blüten nicht abschneidet, entwickeln sich kräftige Hagebutten.
Da ich Wildrosen ebenso mag wie alte Rosen, gefallen mir die einfachen, becherförmigen, crèmegelben Blüten mit den goldgelben Staubblättern der 'Wildflower'. Der kleine Strauch blüht während des ganzen Sommers.
Neben den oben beschriebenen Sorten wachsen in unserm Garten 'Cressida'(rosa, apricot), 'English Elegance' (blassrosa, wird später lachsrosa), 'Leander' (apricot), 'Swan' (weiss), 'Francine Austin' (weiss, kleine Blüten), 'Perdita' (apricot-rosa), 'Cymbeline'(bräunliches Rosa), 'Evelyn' (apricot-gelb), 'Warwick Castle' (kräftiges Rosa), 'Dove' (rosé) und die dunkelrote 'Fisherman's Friend'.
Hätten wir mehr Platz zur Verfügung, würden wir bestimmt noch mehr Englische Rosen pflanzen, denn sie ertragen auch die Partnerschaft mit verschiedenen Stauden wie z.B. Storchenschnabel Geranium, Lenzrosen Helleborus, Bergminze Calamintha, Königskerzen Verbascum, Taglilien Hemerocallis, Salbei Salvia und vielen anderen.
Die Englischen Rosen sind bei uns in guten Baum- oder Rosenschulen erhältlich und werden im Juni auch blühend als Containerpflanzen angeboten.

* Barbara Scalabrin-Laube, Cottage Garden, 8453 Alten

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