Abstimmen im
Zeichen des Polit-Dreiecks Mitteilung
des Statistischen Amtes des Kantons Zürich
Die politische Landkarte
des Kantons Zürich gleicht einem Dreieck. Je nach Position, die eine
Gemeinde in diesem Dreieck einnimmt, stehen ihre Stimmberechtigten anders zu
Anliegen des Umweltschutzes, der aussenpolitischen Öffnung oder der
Sozialpolitik. Dies geht aus einer Studie des Statistischen Amts des Kantons
Zürich hervor.
Das Statistische Amt legt in
seiner Studie eine politische Landkarte
(PDF-Datei, 1,48MB) vor . Darauf ist jede Zürcher Gemeinde verzeichnet,
und zwar entsprechend dem politischen Willen ihrer Stimmbevölkerung. Zu
lesen ist diese Grafik genau gleich wie eine geografische Karte nur sind
die Distanzen zwischen den Gemeinden nicht Kilometer. Je näher zwei
Gemeinden auf dieser Karte beieinanderliegen, desto ähnlicher stimmen sie
ab, und umgekehrt. Grundlage seiner Untersuchung sind die kommunalen Ergebnisse
der 16 eidgenössischen Urnengänge des Jahres 2000, welche er mit
Hilfe eines statistischen Verfahrens vereinfacht und zusammengefasst hat. Die
Karte zeigt, dass die Zürcher Gemeinden ungefähr einen dreieckigen
politischen Raum aufspannen. Zürich, Volken und Zumikon bilden die
Eckpunkte dieses Polit-Dreiecks und markieren damit die Extreme
zürcherischen Stimmverhaltens.
Städte: für
linke Anliegen und einen starken Staat In der Gegend des Pols «Zürich» liegen Gemeinden,
die einen starken Staat befürworten und «links-progressiven»
Anliegen gegenüber aufgeschlossen sind. Umwelt- oder sozialpolitische
Vorlagen, wie letztes Jahr etwa die Solarinitiative oder die
Altersflexibilisierung der AHV, haben hier die grössten Chancen,
Mehrheiten zu finden. Es sind tendenziell die Städte, die diese Ecke des
Polit-Dreiecks bilden. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Die ländliche
700-Seelen-Gemeinde Rifferswil im Säuliamt stimmt im Schnitt ähnlich
ab wie die Grossstadt Zürich. Beispielsweise sagte sie seinerzeit als
einzige Zürcher Gemeinde Ja zur Solarinitiative.
Konservative
Landgemeinden In der Nähe des
Pols «Volken», am oberen Rand der politischen Landkarte, befinden
sich überwiegend ländliche Gemeinden, in denen
«rechts-konservative» Anliegen verhältnismässig gut
ankommen, während Vorlagen zur aussenpolitischen Öffnung oder linke
Postulate nur wenig Anklang finden. So erreichte hier im September letzten
Jahres die 18-Prozent-Initiative zur Einwanderungsbeschränkung die
grössten Ja-Stimmenanteile im Kanton. Die bilateralen Verträge mit
der EU wurden dagegen abgelehnt oder nur sehr knapp angenommen, während
sich der ganze Kanton mit 70 Prozent Ja-Stimmen deutlich dafür
aussprach.
Zürichseeufer: der
Markt solls richten Die
Gemeinden in der Gegend des dritten Pols, «Zumikon», gehören
fast durchwegs zur Gruppe der reichen Gemeinden an den unteren Ufern des
Zürichsees. Sie sind besonders für marktwirtschaftlich motivierte
Liberalisierungsvorhaben zu gewinnen. Entsprechend stossen sozialpolitische
Vorlagen aus dem linken Lager kaum auf Gegenliebe. Bestrebungen zur
aussenpolitischen Öffnung dagegen sind in dieser Ecke des Polit-Dreiecks
praktisch unbestritten.
Polit-Dreieck auch bei
Wahlresultaten Zum Abschluss seiner
Studie geht Autor Peter Moser am Beispiel der Nationalratswahlen 1999 der Frage
nach, ob sich die politische Landkarte auch in Wahlergebnissen
niederschlägt. Dabei bewahrheitet sich, was sich bereits vermuten liess:
«Die drei Pole stimmen überraschend deutlich mit den Hochburgen der
drei grossen Parteien im Kanton überein», sagt Moser. Die SP ist in
der Gegend des Pols «Zürich» überdurchschnittlich stark,
während die Landgemeinden am oberen Rand der Karte schwergewichtig SVP
wählen zum Teil mit Stimmenanteilen von über 50 Prozent. Beim
Pol «Zumikon» schliesslich befinden sich die Stammlande der
FDP.
Die ausführlichen
Resultate der Studie sind unter dem Titel «Eine politische Anatomie des
Kantons Zürich» (statistik.info 11/2001) im Internet zu finden:
www.statistik.zh.ch/statistik.info. |