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HEV 08/2001 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

Hortensie/Gattung Hydrangea
Gernot Grueber

Wenn ein Fachmann «Hortensien» sagt, kommen ihm viel mehr Gestalten vors innere Auge, als die meisten GartenbesitzerInnen sich träumen lassen. Er sieht auch nicht nur die gefüllten, ballartigen und die einfachen, tellerförmigen, sondern … ja, das ist eigentlich der Grund meines Schreibens. Dabei ist mir völlig klar, dass es unter den LeserInnen dieses Berichtes SpitzenamateurInnen gibt, deren Sortenkenntnis weit über das eines Durchschnittsgärtners hinausgeht.
Die Hortensien gehören zu den Steinbrechgewächsen. Sie wissen ja, es ist nicht eine Laune der Botaniker, sondern spezielle Blüten- oder Fruchtmerkmale, nach denen sich Pflanzen in ein System einordnen lassen. Es gibt etwa 90 Arten, die meistenteils in der nördlichen Hemisphäre, in Amerika, Ost- und Südostasien zu Hause sind. In Europa wurden sie erst um 1790 herum eingeführt.
Die bekannten Gartenhortensien, und zwar sowohl die ball- als auch die tellerförmigen, gehören zur Art macrophylla. Hier eine sehr geraffte Sortenliste. Altona/dunkelrosa, Masja/rot, Bouquet Rose/rosa,zum Blaufärben, Madame Mouillère/weiss. Libelle, Blaumeise, Bachstelze, Buchfink: Die «geflügelten» Namen weisen auf den gemeinsamen Nenner Tellerhortensien und ihre Herkunft, die Forschungsanstalt Wädenswil, hin. Blaue Gartenhortensien? Leider muss ich Sie enttäuschen; von Natur aus blaue Ballhortensien gibt es nicht. Die wirklich blauen, die wir zu Gesicht bekommen, sind Sorten, die sich einigermassen gut zum Färben eignen und die dann künstlich (durch Zufuhr von Hortensienblau/Kalialaun) blau gemacht wurden. Unter den im Fachhandel angebotenen Gartensorten reagiert Bouquet Rose am leichtesten auf eine solche Behandlung. Eine ganz spezielle, breitkompakt wachsende Sorte, die immer wieder neue rosa Blüten treibt, ist Tovelit. Es wäre einen Versuch wert, Tovelit nicht nur als Gruppe, sondern auch als Einfassung zu verwenden. Eigenartig ist auch die Sorte Ayesha: ihre Blütenblättchen sind eingerollt, drum ähnelt ihr rosa Blütenball einem Gartenflieder. Zudem scheint sie vom Flieder auch den Duft abgeschaut zu haben.

       
Hortensie Unter den gebräuchlichen Hortensien gibt es eine, die «aus der Reihe klettert». Heisst sie deshalb Hydrangea anomala petiolaris? Sie eignet sich zum Begrünen von Böschungen und zum Garnieren von Mauerwerk.
       

Auch Baumstämme und Baumruinen lassen sich mit ihr zum Motiv machen. Sie ist im Winter kahl, aber ihr kupferfarbiges Zweigwerk ist dekorativ. Sie kann gegen zehn Meter hoch klettern. Hydrangea arborescens Annabelle ist ein rundlich wachsender, bis ca.140cm hoher Strauch, der sich in gutem Pflegezustand überreich mit doppelfaustgrossen, weissen Ballenblüten schmückt. Sie wechseln die Farbe von Grünlich zu Weiss. Sie ist unkompliziert und anspruchslos.
Hydrangea aspera villosa blüht einfach in sattem, leicht purpur getöntem Violett. Sie wächst breitbuschig und hat weiches, zugespitztes Laub. Je nach Standort kann sie über 2m hoch und breit werden. Schattige Lage fördert das Längenwachstum. In der «Aspera-Gruppe» müssen wir noch die H.a.sargentiana erwähnen. Ihr besonderer Wert besteht in unregelmässigem, markantem Wuchs mit sehr kräftigen, aufrecht wachsenden Zweigen. Die Blätter sind handflächengross, fast smaragdgrün und auffallend stark filzhaarig. Sie blüht eher sparsam in einem etwas untentschlossenen malvenlila Ton. Endgrösse ca.2 Meter. Sie braucht keinen breiten Standraum wie die vorhergehende. Generell sollten alle schmuckblättrigen Hortensien auf der Morgen oder Abendsonnenseite gepflanzt werden, weil dort das Laub nicht «verbrennt». Dies gilt besonders für die Sorten der Aspera-Gruppe.Von der Hydrangea heteromalla gibt es auch eine ganze Handvoll Sorten; leider sind sie nicht allenthalben zu bekommen. Hydrangea involucrata ist ein eher langsam wachsender Strauch. In jungen Jahren mehr breit als hoch, später dann aufrecht-oval. Sie kann bis etwa 130cm hoch werden und blüht im Sommer reich in kleinen rosmarinblauen Köpfchen. Sie eignet sich besonders gut zur Kombination mit Schatten- und Halbschattenstauden. Von der Rispenhortensie, Hydrangea paniculata, sind einige Sorten in Kultur: Grandiflora hat eher rundliche Ballenblüten, die von Weiss zu leichtem Rosa wechseln. Floribunda hat lockere, lang gezogene Rispen, die beim Abblühen zum Rosa tendieren. Eine neuere Sorte ist Kiushu; sie hat lange, lockere, weisse Rispen und schön glänzendes Laub. Die Rispenhortensien haben gemeinsam, dass man sie wie die Rosen jährlich zurückschneidet. Die Gruppe der Serrata-Hortensien hat in Wuchs und Blatt viel Ähnlichkeit mit den «normalen» Gartenhortensien. Die Blattform ist etwas eleganter und der Wuchs breiter, valer. Bei der Sorte Blue Bird sind die Randblüten rosa und die Korbblüten violettblau. Die Sorte Acuminata ist ganz rosa. Die Hydrangea quercifolia ist wegen ihres grossen, eichenartigen Laubes eine besondere Erscheinung in ihrer Sippschaft. Die Blüten stehen in weissen Rispen. Wie alle ihrer Sippenschwestern werden sie vorzugswejse in halbschattiger/absonniger Lage gepflanzt. Ein Bijou von Hortensie ist eine Hybride von serrata X macrophylla. Preziosa heisst die Schöne. Sie wächst breit aufrecht und schmückt sich über lange Sommermonate mit einem Farbspektakel von Gelblichweiss bis Rot. In der Hochblüte stehen alle Farbnuancen gleichzeitig am Stock. Nachdem Sie diese Hortensien-Sightseeingtour gelesen haben, können Sie sicher verstehen, dass auch Hortensien zu einer Leidenschaft werden können. Durch ihre Vielgestaltigkeit und ihre Beschattungsverträglichkeit sind sie besonders für «reife» Gärten geeignet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass jüngere Gärten keine geeigneten Standorte bieten. Wichtig ist ohne Zweifel, dass sie ihrem Artcharakter entsprechend in ihre Pflanzenumgebung eingebettet werden.

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