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Hortensie/Gattung Hydrangea Gernot Grueber
Wenn ein Fachmann
«Hortensien» sagt, kommen ihm viel mehr Gestalten vors innere Auge,
als die meisten GartenbesitzerInnen sich träumen lassen. Er sieht auch
nicht nur die gefüllten, ballartigen und die einfachen,
tellerförmigen, sondern
ja, das ist eigentlich der Grund meines
Schreibens. Dabei ist mir völlig klar, dass es unter den LeserInnen dieses
Berichtes SpitzenamateurInnen gibt, deren Sortenkenntnis weit über das
eines Durchschnittsgärtners hinausgeht. Die Hortensien gehören zu
den Steinbrechgewächsen. Sie wissen ja, es ist nicht eine Laune der
Botaniker, sondern spezielle Blüten- oder Fruchtmerkmale, nach denen sich
Pflanzen in ein System einordnen lassen. Es gibt etwa 90 Arten, die
meistenteils in der nördlichen Hemisphäre, in Amerika, Ost- und
Südostasien zu Hause sind. In Europa wurden sie erst um 1790 herum
eingeführt. Die bekannten Gartenhortensien, und zwar sowohl die ball-
als auch die tellerförmigen, gehören zur Art macrophylla. Hier
eine sehr geraffte Sortenliste. Altona/dunkelrosa, Masja/rot, Bouquet
Rose/rosa,zum Blaufärben, Madame Mouillère/weiss.
Libelle, Blaumeise, Bachstelze, Buchfink: Die «geflügelten»
Namen weisen auf den gemeinsamen Nenner Tellerhortensien und ihre Herkunft, die
Forschungsanstalt Wädenswil, hin. Blaue Gartenhortensien? Leider muss ich
Sie enttäuschen; von Natur aus blaue Ballhortensien gibt es nicht. Die
wirklich blauen, die wir zu Gesicht bekommen, sind Sorten, die sich
einigermassen gut zum Färben eignen und die dann künstlich (durch
Zufuhr von Hortensienblau/Kalialaun) blau gemacht wurden. Unter den im
Fachhandel angebotenen Gartensorten reagiert Bouquet Rose am leichtesten auf
eine solche Behandlung. Eine ganz spezielle, breitkompakt wachsende Sorte, die
immer wieder neue rosa Blüten treibt, ist Tovelit. Es wäre
einen Versuch wert, Tovelit nicht nur als Gruppe, sondern auch als Einfassung
zu verwenden. Eigenartig ist auch die Sorte Ayesha: ihre
Blütenblättchen sind eingerollt, drum ähnelt ihr rosa
Blütenball einem Gartenflieder. Zudem scheint sie vom Flieder auch den
Duft abgeschaut zu haben. |
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Unter
den gebräuchlichen Hortensien gibt es eine, die «aus der Reihe
klettert». Heisst sie deshalb Hydrangea anomala petiolaris? Sie
eignet sich zum Begrünen von Böschungen und zum Garnieren von
Mauerwerk. |
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Auch Baumstämme und
Baumruinen lassen sich mit ihr zum Motiv machen. Sie ist im Winter kahl, aber
ihr kupferfarbiges Zweigwerk ist dekorativ. Sie kann gegen zehn Meter hoch
klettern. Hydrangea arborescens Annabelle ist ein rundlich wachsender,
bis ca.140cm hoher Strauch, der sich in gutem Pflegezustand überreich mit
doppelfaustgrossen, weissen Ballenblüten schmückt. Sie wechseln die
Farbe von Grünlich zu Weiss. Sie ist unkompliziert und
anspruchslos. Hydrangea aspera villosa blüht einfach in sattem,
leicht purpur getöntem Violett. Sie wächst breitbuschig und hat
weiches, zugespitztes Laub. Je nach Standort kann sie über 2m hoch und
breit werden. Schattige Lage fördert das Längenwachstum. In der
«Aspera-Gruppe» müssen wir noch die H.a.sargentiana
erwähnen. Ihr besonderer Wert besteht in unregelmässigem, markantem
Wuchs mit sehr kräftigen, aufrecht wachsenden Zweigen. Die Blätter
sind handflächengross, fast smaragdgrün und auffallend stark
filzhaarig. Sie blüht eher sparsam in einem etwas untentschlossenen
malvenlila Ton. Endgrösse ca.2 Meter. Sie braucht keinen breiten Standraum
wie die vorhergehende. Generell sollten alle schmuckblättrigen Hortensien
auf der Morgen oder Abendsonnenseite gepflanzt werden, weil dort das Laub nicht
«verbrennt». Dies gilt besonders für die Sorten der
Aspera-Gruppe.Von der Hydrangea heteromalla gibt es auch eine ganze
Handvoll Sorten; leider sind sie nicht allenthalben zu bekommen. Hydrangea
involucrata ist ein eher langsam wachsender Strauch. In jungen Jahren mehr
breit als hoch, später dann aufrecht-oval. Sie kann bis etwa 130cm hoch
werden und blüht im Sommer reich in kleinen rosmarinblauen Köpfchen.
Sie eignet sich besonders gut zur Kombination mit Schatten- und
Halbschattenstauden. Von der Rispenhortensie, Hydrangea paniculata, sind
einige Sorten in Kultur: Grandiflora hat eher rundliche
Ballenblüten, die von Weiss zu leichtem Rosa wechseln. Floribunda
hat lockere, lang gezogene Rispen, die beim Abblühen zum Rosa tendieren.
Eine neuere Sorte ist Kiushu; sie hat lange, lockere, weisse Rispen und
schön glänzendes Laub. Die Rispenhortensien haben gemeinsam, dass man
sie wie die Rosen jährlich zurückschneidet. Die Gruppe der
Serrata-Hortensien hat in Wuchs und Blatt viel Ähnlichkeit mit den
«normalen» Gartenhortensien. Die Blattform ist etwas eleganter und
der Wuchs breiter, valer. Bei der Sorte Blue Bird sind die
Randblüten rosa und die Korbblüten violettblau. Die Sorte
Acuminata ist ganz rosa. Die Hydrangea quercifolia ist wegen
ihres grossen, eichenartigen Laubes eine besondere Erscheinung in ihrer
Sippschaft. Die Blüten stehen in weissen Rispen. Wie alle ihrer
Sippenschwestern werden sie vorzugswejse in halbschattiger/absonniger Lage
gepflanzt. Ein Bijou von Hortensie ist eine Hybride von serrata X macrophylla.
Preziosa heisst die Schöne. Sie wächst breit aufrecht und
schmückt sich über lange Sommermonate mit einem Farbspektakel von
Gelblichweiss bis Rot. In der Hochblüte stehen alle Farbnuancen
gleichzeitig am Stock. Nachdem Sie diese Hortensien-Sightseeingtour gelesen
haben, können Sie sicher verstehen, dass auch Hortensien zu einer
Leidenschaft werden können. Durch ihre Vielgestaltigkeit und ihre
Beschattungsverträglichkeit sind sie besonders für
«reife» Gärten geeignet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass
jüngere Gärten keine geeigneten Standorte bieten. Wichtig ist ohne
Zweifel, dass sie ihrem Artcharakter entsprechend in ihre Pflanzenumgebung
eingebettet werden. |
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