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HEV 11/2001 Inhaltsverzeichnis
Die Seite des Geschäftsleiters

Rolf Hegetschweiler
Direktor Hauseigentümerverbände
Stadt und Kanton Zürich

Und der Wohnungsmarkt funktioniert trotzdem...

80'113 Einwohner von Zürich haben laut Statistischem Amt letztes Jahr in Zürich eine neue Wohnung gefunden. Zur Hälfte haben sie innerhalb der Stadt gezügelt, zur anderen Hälfte kamen sie von auswärts. Das sind mehr als ein Viertel der Stadtbevölkerung. Gleichzeitig wird in den Medien dauernd von Wohnungsnot geschrieben und die offizielle Leerstandsziffer von 0,2 oder exakt 378 Wohnungen, erweckt tatsächlich diesen Anschein. Mit dieser äusserst problematischen Ziffer wird kräftig Politik gemacht und den Hauseigentümern unterstellt, sie würden auf dem Buckel der Mieter aus dieser Situation Kapital schlagen.

Die Leerstandsziffer wird immer wieder als Gradmesser dafür benutzt, ob der Wohnungsmarkt funktioniert oder ob Schutzmassnahmen zugunsten der Mieter notwendig sind. Wenn immer es darum geht, zu untermauern, dass in Zürich Wohnungsnot herrscht, wird die tiefe Leerstandsziffer als Beweis dafür angeführt. Dabei ist diese Kennzahl aus mehreren Gründen problematisch und wenig aussagekräftig. Als Leerwohnungen gelten bewohnbare, zur Dauermiete oder zum Verkauf ausgeschriebene und am Stichdatum vom 1. Juni nicht bewohnte möblierte oder unmöblierte Wohnungen und Einfamilienhäuser. Je nachdem, mit welchen Erhebungsmethoden – wenn überhaupt – nun eine Gemeinde die Leerwohnungen zählt, ergeben sich sehr unterschiedliche und kaum vergleichbare Zahlen. Gewisse Wohnungen werden in der Statistik überhaupt nicht mitgezählt.
Selbst wenn die Ermittlung des Leerwohnungsbestandes nach einheitlichen und präzisen Kriterien erfolgen würde – was mit einigem Aufwand durchaus möglich wäre – bleibt die Aussagekraft des Indikators „Leerwohnungsziffer“ beschränkt. Für einen funktionierenden Wohnungsmarkt ist entscheidend, ob das Angebot an Wohnungen möglichst gut mit dem übereinstimmt, was die Mieter nachfragen, und dass der Markt transparent ist. Eine Leerstandsziffer von 1% bedeutete für den Kanton Zürich mit einem Bestand von 588‘000 Wohnungen bereits gegen 6000 leere Wohnungen – mehr als der halbe Bezirk Andelfingen. Bei durchschnittlich tausend Franken Monatszins ein Ausfall von 72 Millionen pro Jahr!
Die Leerwohnungsziffer wird ohne jegliche Rechtfertigung immer wieder als politische Waffe eingesetzt. Ihre Relevanz ist aber gering und als Grundlage für eine taugliche Wohnbaupolitik ist sie unbrauchbar. Die „Anzahl der jährlichen Wohnungswechsel“ würde sich dazu weit besser eignen, leider sind bisher alle Versuche zur Entpolitisierung gescheitert. Das Beispiel Stadt Zürich müsste eigentlich einleuchten.

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