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Und der
Wohnungsmarkt funktioniert trotzdem...
80'113 Einwohner von
Zürich haben laut Statistischem Amt letztes Jahr in Zürich eine neue
Wohnung gefunden. Zur Hälfte haben sie innerhalb der Stadt gezügelt,
zur anderen Hälfte kamen sie von auswärts. Das sind mehr als ein
Viertel der Stadtbevölkerung. Gleichzeitig wird in den Medien dauernd von
Wohnungsnot geschrieben und die offizielle Leerstandsziffer von 0,2 oder exakt
378 Wohnungen, erweckt tatsächlich diesen Anschein. Mit dieser
äusserst problematischen Ziffer wird kräftig Politik gemacht und den
Hauseigentümern unterstellt, sie würden auf dem Buckel der Mieter aus
dieser Situation Kapital schlagen. Die Leerstandsziffer wird immer wieder als Gradmesser dafür
benutzt, ob der Wohnungsmarkt funktioniert oder ob Schutzmassnahmen zugunsten
der Mieter notwendig sind. Wenn immer es darum geht, zu untermauern, dass in
Zürich Wohnungsnot herrscht, wird die tiefe Leerstandsziffer als Beweis
dafür angeführt. Dabei ist diese Kennzahl aus mehreren Gründen
problematisch und wenig aussagekräftig. Als Leerwohnungen gelten
bewohnbare, zur Dauermiete oder zum Verkauf ausgeschriebene und am Stichdatum
vom 1. Juni nicht bewohnte möblierte oder unmöblierte Wohnungen und
Einfamilienhäuser. Je nachdem, mit welchen Erhebungsmethoden wenn
überhaupt nun eine Gemeinde die Leerwohnungen zählt, ergeben
sich sehr unterschiedliche und kaum vergleichbare Zahlen. Gewisse Wohnungen
werden in der Statistik überhaupt nicht mitgezählt.
Selbst wenn die Ermittlung des
Leerwohnungsbestandes nach einheitlichen und präzisen Kriterien erfolgen
würde was mit einigem Aufwand durchaus möglich wäre
bleibt die Aussagekraft des Indikators Leerwohnungsziffer
beschränkt. Für einen funktionierenden Wohnungsmarkt ist
entscheidend, ob das Angebot an Wohnungen möglichst gut mit dem
übereinstimmt, was die Mieter nachfragen, und dass der Markt transparent
ist. Eine Leerstandsziffer von 1% bedeutete für den Kanton Zürich mit
einem Bestand von 588000 Wohnungen bereits gegen 6000 leere Wohnungen
mehr als der halbe Bezirk Andelfingen. Bei durchschnittlich tausend
Franken Monatszins ein Ausfall von 72 Millionen pro Jahr!
Die Leerwohnungsziffer wird ohne jegliche
Rechtfertigung immer wieder als politische Waffe eingesetzt. Ihre Relevanz ist
aber gering und als Grundlage für eine taugliche Wohnbaupolitik ist sie
unbrauchbar. Die Anzahl der jährlichen Wohnungswechsel
würde sich dazu weit besser eignen, leider sind bisher alle Versuche zur
Entpolitisierung gescheitert. Das Beispiel Stadt Zürich müsste
eigentlich einleuchten. |
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