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Infrastruktur und Wohnen * Martin Vollenwyder
Der Stadtrat der Stadt Zürich hat mit seinem Hochbauvorstand an der
Spitze in jüngster Vergangenheit den Wohnungsbau für Familien entdeckt. Die Forderung nach dem Bau von 10'000
Familienwohnungen ist jedoch keineswegs neu, wurde diese doch schon im Wahlprogramm von 1990 durch die FDP erhoben. Die
neunziger Jahre waren dann durch Bauverhinderung bzw. durch komplizierte Gestaltungspläne
geprägt. Die Deblockierung hat in unserer Stadt schon einiges bewegt,
persönlich bin ich aber der Meinung, dass man nicht nur die Entwicklungsschwergewichte Zürich-Nord und
Zürich-West betrachten darf, sondern dass generell Umnutzungen von Arealen noch schneller möglich sein
müssen. Kritisch zu hinterfragen sind dabei vor allem die Auflagen, die bei der Erteilung von Baubewilligungen
gemacht werden. Teilweise erreichen diese heute ein Ausmass, dass das Bauen für einen Privaten trotz formell
erteilter Bewilligung nicht mehr möglich ist. In diesem Zusammenhang sei auch auf die nach wie vor sehr
einschränkende Praxis der Denkmalpflege hingewiesen. Der Wohnungsbau darf
aus Sicht der städtischen Exekutive jedoch nur im Kontext mit den Infrastrukturbauten betrachtet werden.
Richtigerweise sind in den letzten Monaten in Zürich-Nord mehrere Schulhäuser projektiert und durch den
Souverän auch genehmigt worden. Was teilweise noch hinterher hinkt, ist eine sinnvolle Erschliessung durch den
öffentlichen Verkehr und die schlanken Verbindungen auf dem Strassennetz. Damit ist klar zum Ausdruck gebracht, dass die Stadt in den nächsten Jahren hohe Investitionen in ihre
Infrastruktur zu leisten hat, damit die geplanten Familienwohnungen überhaupt attraktiv sind. Dies hat mit einem
klaren Blick auf den Finanzhaushalt zu geschehen. Investitionen müssen bezahlbar geplant werden, aber auch bezahlt
werden. Das richtige Gleichgewicht zwischen Steuerbelastung, gesunden Finanzen und Infrastrukturbauten wird die
Herausforderung für die Exekutive der Zukunft sein. Diese Ziele in der Balance zu halten, schafft erst die
Voraussetzung, dass private Investoren an ihren Wohn- und (Dienstleistungs-)bauten Freude haben werden.
* Kandidat fürs Stadtpräsidium und als Stadtrat
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