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Wie sicher sind Obligationen? * Beat Walmer
Der Zusammenbruch der Swissair sowie des weltgrössten
Energiehändlers Enron, hat vielen Investoren vor Augen geführt, was ein Konkurs bedeutet und wie machtlos die
Gläubigerseite dasteht. Anlagerisiken bestehen nicht nur bei Hochzinsanleihen, wie zum Beispiel bei Staatsanleihen
mit Schuldnern aus Südamerika oder aus Osteuropa. Auch Obligationen erstklassiger Adressen beinhalten Risiken die
man nicht unterschätzen sollte.
Vor dem Kauf einer Obligation sollte sich deshalb jeder Anleger
über die Bonität des Schuldners informieren. Sogenannte Ratings (Qualitätseinstufungen), welche
regelmässig von spezialisierten Ratingagenturen wie etwa Standard & Poor's oder Moody's publiziert werden,
liefern hierzu die nötigen Informationen. Diese Ratings sind in Klassen von AAA bis D aufgeteilt, wobei das Rating
AAA für erstklassige Schuldnerqualität steht. Da sich jedoch Ratings von Firmen, wie im Fall Swissair
dramatisch vor Augen geführt, innert kürzester Zeit rapide ändern können, tut jeder Anleger gut
daran, seine Obligationen hinsichtlich Bonität periodisch einer kritischen Kontrolle zu
unterziehen. Nicht zu unterschätzen sind vor allem die Gefahren bei
Obligationen in fremden Währungen. Mit Obligationen in Schweizer Franken eines guten Schuldners erzielen Sie heute
eine Rendite um die 3%. Wegen der tiefen Verzinsung neigen zur Zeit viele Anleger zu Käufen in rund 1,5%
höher rentierende Obligationen in Euro oder anderen ausländischen Währungen. Das
Fremdwährungsrisiko wird von den Anlegern aber oft unterschätzt. Die ausgezahlten Zinsen sind zwar
höher, doch bei der wesentlich wichtigeren Rückzahlung der Obligationen kann ein beträchtlicher
Währungsverlust resultieren. Daher sollten Anleger ihre Engagements in Obligationen in erster Linie in der
eigenen" Währung konzentrieren. Für Schweizer Anleger heisst das konkret in Schweizer
Franken. Kursschwankungen werden zudem durch Veränderungen des allgemeinen
Marktzinsniveaus ausgelöst, wobei fallende Zinsen zu steigenden Obligationenkursen und steigende Zinsen zu
fallenden Obligationenkursen führen. Als Faustregel gilt: Multiplizieren Sie die Kursveränderung, zum
Beispiel von 4% auf 3% = 1% mit der Restlaufzeit, z.B. 7 Jahre und Sie erhalten so eine aktuelle Kursindikation, in
diesem Fall von 107%. Im momentanen Wirtschaftsumfeld rate ich zu Anlagen mit Restlaufzeiten zwischen zwei und
fünf Jahren.
Bieten Anlagefonds die ideale Lösung? Gegenüber Einzelanlagen reduzieren sich die Risiken erheblich, da Anlagefonds anstelle
einzelner Obligationen in eine Mehrzahl von Obligationen investieren. Zudem ist der Fondsmanager besser in der Lage auf
Veränderungen an der Zins- oder Währungsfront zu reagieren. Hingegen hat auch ein Investment in einen
Obligationenfonds seine Tücken. In Tiefzinsphasen erhält der Fonds vermehrt Neugeld von Anlegern die keine
Obligationen mit einem Coupons von drei oder gar nur zwei Prozent im Depot halten möchten. Dem Fondsmanager bleibt
hingegen auch keine andere Wahl als die zufliessenden Gelder zu den aktuellen Marktkonditionen anzulegen. Steigen die
Zinsen wieder, reduzieren sich wie oben dargestellt die Kurse der vom Fonds gehaltenen Obligationen. Der Käufer
der Fondsanteile hat keine Gewähr, wann er seinen Einsatz, sprich den Kaufpreis wieder sieht, respektive die
Anteilscheine zu mindestens dem Einstandswert veräussern kann. Bei der
Anlage in Obligationen gilt es einige Grundregeln zu beachten: Schuldnerwahl: Berücksichtigen Sie nur allerbeste Schuldnerqualität (AAA) und
überprüfen Sie regelmässig die Bonität der Obligationenschuldner. Laufzeiten: Staffeln Sie die Fälligkeiten Ihrer Obligationen. Sie erreichen damit
einen regelmässigen Kapitalrückfluss. Diversifikation: Das A
und O jeder Anlagestrategie. Investieren Sie nicht mehr als 10% in die gleiche Obligation. Zinsniveau: In Tiefzinsphasen sollten Sie kürzere Laufzeiten, aktuell zwei bis fünf Jahre,
berücksichtigen. In Zeiten mit hohem Zinsniveau sollten Sie längere Laufzeiten bevorzugen. Anlagefonds: Reduzieren vor allem die Risiken und werden von erfahrenen Spezialisten
verwaltet. Bei steigenden Zinsen kann es unter Umständen sehr lange dauern bis der Gesamtwert Ihrer Anlagefonds
wieder den Anfangswert erreicht.
* Walmer, Studer & Partner Vermögensverwaltungs AG,
Zürich |
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