Hauseigentümerverband Zürich
Monatsschrift
Home
Verband
Veranstaltungen Seminare
Monatsschrift
Formulare
Handwerker
Links
HEV 06/2002 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

Der Briefmarkengarten
Viele Kostbarkeiten auf kleinstem Raum
* Gernot Grueber

I can resist everything, exept temptation; allem kann ich widerstehen, nur nicht der Versuchung. Dieser unschlagbare Spruch kommt mir in den Sinn, wenn ich mit einem Korb voller hübscher, kleiner Raritäten aus der Staudengärtnerei komme. Ein anderer Untertitel könnte lauten: Sammlerleidenschaft kontra Raumnot. Haben Sie nur einen Balkon- oder Terrassengarten und schauen neidvoll auf die 1200 Quadratmeter des Grossgrundbesitzers von nebenan? Trösten Sie sich, er hat das Problem einfach eine Oktave höher.

Also, da stehe ich mit meinem Korb voller Raritäten und stelle fest, dass der letzte verfügbare Raum vom letzten Gärtnereibesuch hoffnungslos überfüllt ist. Kann man mit beschränktem Platz der Pflanzenliebhaberei frönen? Gewiss, für ein ausgewachsenes Arboretum reicht es nicht, aber für einen Briefmarkengarten kann bei gutem Willen Platz geschaffen werden. Dafür eignet sich jedes niedrige Gefäss, das einen genügenden Wasserabzug hat. In einem Quadratmeter Terrassengarten finden bis zu 50 Einwohner Platz und in einer handspannenbreiten Schale lässt sich eine aufregend hübsche Kombination pflanzen.
Kleinwüchsige Pflanzen sind von ihren Naturstandorten so geprägt, dass ihr Äusseres physiognomische Ähnlichkeiten zeigt und auch ihre Standortansprüche weit gehend zusammenfallen: die Erde eher mager, mit Splitt und/oder Sand angereichert, guter Wasserabzug, hohe Lichtbedürftigkeit.
Sollten Sie jetzt erst auf die Suche nach ihren Zwergen gehen, werden Sie feststellen, dass die nachstehend aufgeführten Pflanzen nicht in jedem Gartencenter zu finden sind, auch nicht in jeder Staudengärtnerei.
      Man muss sie schon ein bisschen zusammensuchen. Das Ergebnis dieser Suche könnte dann etwa so aussehen:
Achillea petraea, polsterbildende Silberschafgarbe, 15 cm hohe weisse Dolden im April. Alchemilla erythropoda, 10 cm hohe Form des Frauenmantels, silberlaubig. Androsace sempervivoides, 5 cm hoher Rosetten-Mannsschild mit gestielten rosa Blütenköpfchen im April bis Mai. Anthirrhinum glutinosum, graulaubiges Pyrenäenlöwenmäulchen rosa-weissen Blüten im Sommer. Arabis halleri, dichte dunkelgrüne Polster mit weissen gestielten Blütchen im April.
 
Achillea petraea
Achillea petraea
 
  Azorella trifurcata, harte dunkelgrüne Polster mit grünlichgelben Döldchen im Juni, 5 cm hoch. Centaurea simplicifolia, silbergraues gefiedertes Laub, rosa gestielte Kornblumenblüten im Juni, knapp handspannenhoch. Coronilla minima, goldgelbe Zwergkronenwicke, 5 cm hoch, kriechend, im April gelb blühend. Diascia Ruby Field, 20 cm hoch, blüht im Juni/Juli rosarot. Draba aizoides, grüne Rosettenpolster, die schon Ende März dicht gelb blühen.  
  Erinus alpinus, der Leberbalsam, weiss, lila und rote Sorten, 10 cm hoch, Mai bis Juli. Geranium subcaulescens Splendens, 15 cm hoher Storchschnabel mit intensivem Karminrosa im Juni. Geranium dalmaticum, ein im Juni rosa blühender 15 cm hoher Storchschnabel. Hieracium piloselIa Nivea, Silbergraues kriechendes Polster mit 10 cm hohen schwefelgelben Habichtskrautblüten, erobert gerne Freiflächen. Die zwergigen Schleifenblumen Iberis saxatilis und Iberis sempervirens Little Gem haben schöne dichte, fast immergrüne Polster, die von März bis April blühen.      
Geranium dalmaticim
Geranium dalmaticim
 
  Iberis saxatile blüht häufig im Herbst nochmals. Saponaria olivana hat grosse rosa Blüten auf grünem Polster, wird bescheidene 5 cm hoch. Saxifraga alzoon, Rosettensteinbrech, macht dichte Polster, die Blütenstiele werclen gegen 20 cm hoch und sind weiss. Saxilrage eucloxiana Hangi, dichte niedere Polster mit gelben sitzenden Blütendolden, Mitte April bis Mitte Mai. Sedum lydium, Miniaturausgabe des bekannten Mauerpfeffers (Sedum acre), gelb, Juni-Juli. Sedum spathulifolium Cape Blanco und Purpureum, beide Sorten haben Laub, das wie silbrig bemehlt aussieht, gelbe bzw. rote Blütendolden von Mai bis Juni. Die Hauswurzarten werden nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Sie passen alle zur vorgestellten Auswahl. Die rotlaubigen Sorten sehen mit grau- und silberlaubigen Pflanzen zusammen besonders attraktiv aus. Spinell, Rubin und Othello sind drei von diesen. Die Binsenlilie Sisirynchium angustifolium macht grasartige Horste mit blauvioletten irisartigen Blütchen von Mai bis Juni. Unter den Thymianarten möchte ich besonders den Thymus pygmaeus erwähnen, 3 cm hoch, dicht, rosa blühend, Juni-Juli.
Die bisher vorgestellte Kollektion könnte mit folgenden dazu assortierten, etwas höheren Pflanzen an Attraktivität gewinnen: Lavanclula Munstead, kompakte Lavendelsorte, Juni-August, 20-30 cm. Linaria purpurea, 50-60 cm hohe, straff aufrechte Pflanze mit dichten Ähren löwenmäulchenartiger Blüten. Artemisia pontica, silbrig, fein-fliederschnittig, 35 cm hoch, aus der Familie der Wermuth-Pflanzen. Auch der Würzthymian, Thymus vulgaris, passt gut zu dieser GeselIschaft, ein Kleinstrauch mit winzigen rosa Blütchen.

Nach dieser eher trockenen AufzähIung kann ich der Versuchung nicht widerstehen, auf die zwergigen Zwiebelpflanzen hinzuweisen. Besonders Sorten mit Wildcharakter sind erwähnenswert. Crocus tommassinianus, Crocus chrysanthus, Narzissus cycIamineus stehen für viele weitere.
Wie nun dieser Korb effektvoll anzuordnen sei, ob eine Gewichtung der Arten vorgenommen werden solIte, wäre ein paar Sätze wert, lange Sätze allerdings, die einige Seiten füllen würden. Am besten pflanzen Sie frisch drauf los, beobachten, was gut zusammen harmoniert bzw. kontrastiert, und dann arrangieren Sie (vorzugsweise im September) wieder neu. Stauden sind da fast wie junge Katzen: Sie lassen sich ohne Schaden zu nehmen in ein neues Quartier bringen.
Giessen müssen Sie diese Zusammenstellung eher unterdurchschnittlich. Mit Dünger dürfen Sie ebenso sparsam umgehen. Geringes Wachstum verIangt nach bescheidener Ernährung. Obschon die besprochenen Pflanzen für sonnige Standorte typisch sind, passen sie sich doch willig der Abendsonnenlage an. Allerdings lassen dann die Intensität der Blüte und die intensive Grau- und Silberfärbung etwas nach. Und jetzt viel Glück und Erfolg!

* Pflanzenschulen, Langnau am Albis

 
     
Inhaltsverzeichnis