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HEV 08/2002 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

Gartengeschichte ( 1. Teil )
* Luzius Winkler

Seit es Menschen gibt, gibt es Gärten. Die europäische Gartengeschichte hat ihre Wurzeln in den frühen Kulturen des Mittelmeerraumes.
Nach Funden und schriftlichen Überlieferungen wurden immer wieder, vor allem in der Renaissance, antike Gartenanlagen durchforscht und nachgeahmt. So trat die alte Welt und deren verschiedenen Kulturen immer mehr ins Bewusstsein.
      Es zeigt sich auch, dass nur in friedlichen Zeiten verbunden mit Wohlstand Gartenkultur entwickeln konnte.
Beginnen wir zur Zeit der Pharaonen (erste schriftliche Überlieferungen von Gärten) ca. 1400 v. Chr. Obwohl sich schon 4750 v. Chr. in Mesopotamien und 2800 – 2400 v. Chr. auf Kreta eine ausgeprägte Gartenkultur vermuten lässt. Im Wappen des unteren - und obern Aegypten zeigt sich, wie wichtig die Pflanzen waren. So ist es in unter- Aegypten die Papyrusstaude und in ober- Aegypten das Sumpfgras, (die Binse), welche als Symbol zeichnet. Ganz klar wurde der Garten zu jener Zeit als Nutzgarten gebraucht.
 

Grundriss eines Gartens in Theben 1390 v. Chr.
 
  Aus dieser Zeit lassen sich folgende Elemente und Motive als charakteristisch auflisten.
Rechteckige und quadratische Grundformen
Reihenpflanzungen gleicher Bauarten
eine Grössenabstufung der einzelnen Arten mit räumlicher Wirkung
axiale Ausrichtung
Besonders wichtig war das zentrale Wasserbecken für die Bewässerung mit einem oft senkrecht dazu verlaufenden Zufluss.

Während der Zeit Alexander des Grossen öffnete sich die Kultur Richtung Osten, hin zu den Assyren, Medern und Achämeniden. Tiglatpilsar I legte schon am Euphrat einen botanischen Garten an mit verschiedensten Exoten. Nachher folgen die hängenden Gärten von Nebukadnezar II in Babylon 600 v. Chr. gebaut. Bei den hängenden Gärten handelt es sich viel mehr um stufenartig über einander gestaffelte Gartenterrassen.
Die vorderasiatische Gartenkultur wird dann nach Griechenland und später nach Italien gebracht. Von der griechischen Gartenkultur existieren vor allem literarische Zeugnisse. Die Hirtendichtungen beschreiben ländliche Farmgärten, welche grosse Vorbilder für den englischen Landschaftspark werden. .In den griechischen Kulturen werden die Gärten zu Parks mit Bädern und reichen Baumbepflanzungen, als Erholungsraum und für die Inspiration gebaut.
Die römischen Villengärten wurden vor allem durch grosse Wandgemälde überliefert Bei den Römern muss der Garten (Atrium) repräsentieren und verschmilzt mit dem Haus zu einem Ganzen.
    Mit dem Untergang des römischen Reiches erlebt die Gartenkultur eine entscheidende Wende.
Die Gartenkultur wird neu beeinflusst, durch die Mauren welche orientalisch geprägt sind und sich im 7 Jh. in Spanien angesiedelt haben und durch das christliche Weltbild.
Bei den orientalischen Gärten wird das Wasser, welches das wichtigste Lebenselement ist und somit Reichtum verkörpert sehr spielerisch eingesetzt. Die Gärten und Bauten sind geometrisch wohlgeformt und bilden eine Einheit. Berühmtestes Beispiel ist Alhambra in Granada.

Kreuzgang der Abbey de Mont-Saint-Michel
 
In der Romanik und im Mittelalter sind es vor allem die Klöster und Burgen welche Gärten besitzen. So ist der Klostergarten von St.Gallen ein schönes und gut dokumentiertes Beispiel. Meistens sind diese Gärten für die kulinarische und medizinische Versorgung angelegt worden. Aus dieser Zeit stammen der Kreuzgang, der Friedhof mit einem Baumgarten, der Gemüsegarten und der medizinische Kräutergarten. Des weitern gab es die typischen Bauerngärten («Pflanzblätze»)
 
       
  In der Renaissance beginnt die Gartenkultur wirklich aufzuleben. Mit den Entdeckungsreisen beginnt auch der Pflanzenexport. Es folgte eine kriegerisch ruhigere Zeit und die Schutzwälle konnten geschliffen und durch Mauern ersetzt werden. Die Villen wurden an erhöhten Lagen in der Nähe von bedeutenden Städten gebaut. Das heitere Denken während der Renaissance schlug sich auch im Garten nieder. Die Gärten wurden oft terrassiert es wurden pompöse Treppenaufgänge gebaut. Es wurden Achsen und Querachsen gelegt. Zu jedem Renaissancegarten gehörte auch eine Grotte. Je näher man bei der Villa ist umso differenzierter und feingliederiger sind die Räume ausgestaltet. Oft bildet eine Blumenwiese den Übergang zur freien Natur. Heute gibt es selbst in Italien nicht mehr viele reine Renaissancegärten, denn die meisten wurden im Laufe der Zeit um gebaut.
     
Es folgen fast nahtlos die französischen Barockgärten und mit ihnen der erste reine Gartenarchitekt André Le Notre, welcher europaweit tätig war. Von Le Notre stammt der Garten Vaux - Le - Victome und später Versaille. Das Charakteristikum dieser Gärten ist die Natur zu beherrschen und nichts dem Zufall zu überlassen. Die Hauptachse meistens mit Wasser gezeichnet, wurde genau auf die Mitte des Gebäudes ausgerichtet (ja sogar auf das Schlafzimmer von Louis XIV). Die Wasseranlagen bestehen aus langen ruhigen Becken einerseits und anderseits aus aufwändigen Wasserspielen und Brunnen. Das Schloss bildet den Mittelpunkt. Oft hat es ein tiefer liegendes Parterre vor dem Schloss, welches mit Buchs reich verziert ist. Dies ist das «Parterre de broderie» und kann mit Stauden und Sommerflor reich aus gepflanzt und geschmückt sein.    
 
Villa della Porta Bozzolo am Lago Maggiore
   
 
Parterre de broderie vom Chauteau Vaux-Le-Vicomte
 
 


* Landschaftsarchitekt HTL

 
     
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