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HEV 09/2002 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

Clematis, ja aber ...
* Barbara Scalabrin-Laube

Wer schon einmal englische Gärten besucht und dort Clematis gesehen hat, welche sich in Rosen ranken oder ganze Gartenlauben überziehen und auf Bäume klettern, möchte diese Kletterpflanzen auch im eigenen Garten haben. Bald sind die ersten Pflanzen gekauft, an halbschattiger Lage ausgepflanzt, der Fuss der Pflanze korrekt beschattet und Schneckenkörner gestreut. Die Pflanze wächst, der Gärtner und die Gartenfreundin können die erste Blüte kaum erwarten. Doch eines Morgens ist die Clematis welk. Die Blätter der zukünftigen Schönheit hängen lustlos herab, obwohl sie feucht gehalten wurde, in humosem Boden wächst und eine schöne Mulchdecke hat. Da erneutes Wässern und Düngen nicht helfen, fragt man nach und wird über die Clematiswelke aufgeklärt.

  Diese Geschichte, welche unsere eigene sein könnte, habe ich in ähnlicher Form schon oft gehört. Viele Gartenfreunde und Pflanzenliebhaberinnen starten nach dem ersten Misserfolg einen weiteren Versuch, andere geben auf. Ich wollte auf die Möglichkeit, Gehölze zwei oder gar drei Mal blühen zu lassen (zuerst mit den eigenen Blüten, dann mit Rosen und später mit Clematis) nicht verzichten und suchte nach robusten Arten und Sorten. Da ich kleinblütige Pflanzen bevorzuge, fiel mir während eines Sommerbesuches in der Gärtnerei eine blaue Clematis mit glockenförmigen Blüten auf, ein Sämling der Clematis viticella, welchen ich kaufte.      

Clematis viticella «Etoile Violette» mit Rosa «Compassion»
 
  Tatsächlich hatte ich eine problemlose Pflanze gefunden, ein Anlass, um mich mit der Gattung näher zu befassen. Unterdessen wachsen verschiedene Clematis in unserm Garten, die nicht welken:  
  Im Frühling kann ich es kaum erwarten, bis an der Nordwand die ersten glockenförmigen blauen Blüten der Clematis alpina, der Alpenwaldrebe, zu sehen sind. Sie klettert bis auf vier Meter Höhe und begrünt die Wand, bevor die wilde Rebe ihre Blätter entwickelt und beide um die Wette wachsen. Meist erfreut sie uns im August mit einer Nachblüte und bildet weitere behaarte Früchte. Ursprünglich hätte sie einen Rhododendron überziehen sollen, aber sie hat die Kletterei vorgezogen. Ganz in der Nähe hat sich die Kombination einer rosa blühenden Clematis alpina «Jacqueline de Pré» mit einem Efeu an einem Klettergerüst bewährt.
Gleichzeitig blüht an der Magnolia x loebneri «Merril» die Clematis macropetala «Markhams Pink», die grossblütige Alpenwaldrebe. Ihre purpurrosa Blüten mit dem lila Saum schmücken den Baum mit einer zweiten Blüte. Genauso wie die Clematis alpina und ihre Sorten muss sie nicht geschnitten werden. Ist der Wuchs allerdings unordentlich geworden, empfiehlt sich ein Rückschnitt nach der Blüte.
Kaum sind die Alpenwaldreben verblüht, bedecken die weissen Blüten der Clematis montana «Superba» (Bergwaldrebe) das Dach unseres Schopfs. Ihre unbändige Wuchskraft - oder ist es ihre Neugier, welche sie gar in den Schopf hineinwachsen lässt - ist gross. Sie kann problemlos acht Meter hoch klettern und ganze Wände bedecken. Ein Rückschnitt ist nicht erforderlich, aber manchmal wegen des üppigen Wachstums gleich nach der Blüte notwendig. Unser Versuch, die rosablühende Clematis montana «Freda», welche als weniger wüchsig als die Art gilt und rötliche Blätter hat, an einem Rosenbogen zu ziehen, misslang kläglich. Sturm und Regen rissen den Bogen zusammen mit der Rose und der Clematis eine Treppe hinunter.
 
      Im Schutz des grossen Holunders blüht als nächste die grossblütige, weisse Clematis «Mme Le Coultre». Sie kann bis vier Meter hoch klettern. Da sie im alten Holz blüht, ist kein Rückschnitt nötig. Im frühen Frühling entferne ich dürre Triebe und schneide ab und zu einen Trieb auf etwa dreissig Zentimeter Höhe zurück, damit er neu durchtreibt.
Wie freute ich mich, als ich eine weitere weisse Waldrebe, die Clematis «Marie Boisselot», fand, welche ebenfalls im Frühsommer blüht. Sie klettert durch den Feigenbaum. Bei weiterer Fachlektüre stellte ich fest, dass ich eine weitere Clematis «Mme Le Coultre» gepflanzt hatte, welche unter zwei verschiedenen Namen gehandelt wird. Nur einen Namen hat hingegen die gute, alte Clematis «Nelly Moser» mit ihren hellrosalila Blüten mit dem typischen roten Mittelband. Sie schmückt im Juni eine Stechpalme.
 

Clematis macropetala «Snowbird» in einer Eibe
 
  Im Juli beginnt die Blütezeit der verschiedenen Sorten der Clematis viticella, welche sich über zwei bis drei Monate erstreckt. Die italienischen Waldreben sind meine unbestrittenen Lieblinge, denn einerseits gefallen mir die verschiedenen, eher kleinen Blüten und anderseits finde ich es vorteilhaft, dass sie im Frühjahr auf etwa vierzig Zentimeter zurückgeschnitten werden dürfen, weil sie an den neuen Trieben blühen. Da ich weisse Blüten mag, gefällt mir die Clematis ‚«Huldine», welche in einer Saison bis acht Meter lange Triebe entwickelt. Weniger auffälig sind die glockenförmigen rosa Blüten der Clematis «Pagoda». Wegen der dunkelroten, gefüllten Blüten wird Clematis «Purpurea Plena Elegans» gern gepflanzt. Mit tief weinroten Blüten schmückt eine Clematis «Mme Jules Correvon» unsere Magnolia «Susan». Ob mir die weissen Blüten mit den grünen zurück gebogenen Spitzen der Clematis «Alba Luxurians» gefallen, weiss ich nicht. Echte Sterne unter den Viticella-Hybriden sind hingegen die dunkelpurpurenen Blüten der Clematis «Etoile Violette». Viele weitere Sorten dieser Art wurden gezüchtet und blühen zusammen mit Kletterrosen in Gehölzen und an Wänden oder Pergolen in einer Zeit, in welcher viele mehrjährige Pflanzen entweder verblüht sind oder noch nicht blühen.
Leider wird die Texas-Waldrebe, eine bis 2 m hoch kletternde Clematis mit nickenden, glockenförmigen roten Blüten im Spätsommer nur selten kultiviert. Wir lassen die kirschrosa Clematis texensis «Etoile Rose» einen Rhododendron überziehen. Da sie im Frühling ebenfalls zurückgeschnitten werden kann, stören ihre Triebe die Rhododendronblüte nicht.
Von vielen Gästen unbeachtet, schmückt sich unser Nastüechlibaum (Davidia involucrata) vom August an mit den gelben Glocken der Clematis orientalis, der Orientalischen Waldrebe. Sie gefällt auch wegen der fedrigen Fruchtstände. Da sie nur mit der Leiter erreichbar ist, verzichten wir meist auf einen Rückschnitt.
Alle erwähnten Waldreben haben sich in unserm Garten bewährt, obwohl wir sie nicht verwöhnen. Die meisten wachsen an halbschattiger Lage, eine an der Nordwand, andere an fast sonnigen Plätzen. Beim Pflanzen im Herbst oder Frühling geben wir ihnen freilich einen guten Start, d.h. wir heben das Pflanzloch etwa 45cm breit und 60cm tief aus, bevor wir es mit reifem Kompost und/oder durchlässiger Erde auffüllen und setzen die Kletterer dann eher etwas tiefer, als sie im Container gewachsen sind. Sind sie gepflanzt und gewässert, beschatten wir ihre Füsse wenn nötig mit Mulch. Im ersten Jahr giessen wir sie ab und zu mit Flüssigdünger und binden sie auf, um ihnen den richtigen Weg zu weisen. Da unser Boden sehr fett ist, düngen wir sie wenig, geben ihnen aber in späteren Jahren ab und zu etwas Kompost. Im Frühjahr schützen wir den Austrieb vor den Schnecken und schneiden sie ihren verschiedenen Ansprüchen entsprechend.
Clematiswelke tritt äusserst selten auf. Diese ist auf einen Pilz (Phoma clematidina) zurückzuführen, welcher die Kletterpflanze an verletzten Stellen befällt. Meistens welkt die befallene Clematis kurz vor der Blütezeit über Nacht. Es lohnt sich dann, die Pflanze unterhalb der betroffenen Stelle zurückzuschneiden und ihr mit Flüssigdüngergaben zu neuem Wachstum zu verhelfen. Die befallene Clematis könnte gleichzeitig mit einem geeigneten Fungizid behandelt werden. Wir haben dies allerdings noch nie getan, haben aber erfahren, dass die Waldreben kaum mehr von Welke befallen werden, sobald ihre Stengel verholzt sind. Die Förderung eines gesunden Wachstums scheint am wichtigsten zu sein.

* Cottage Garden, 8453 Alten

 
       
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