Hauseigentümerverband Zürich
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HEV 12/2002 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

Naturstein im Garten
* Urs Remund

Naturstein ist wohl der älteste und vielfältigste Baustoff, der im Gartenbau verwendet wird. Schon im Altertum wurde Stein zur Errichtung von Tempeln und Kultstätten, Wegen und Strassen verwendet. Vieles davon ist heute noch sichtbar. Die Wertbeständigkeit ist einzigartig.
      Selbst sogenannt kurzlebige‚ weiche Natursteine sind wertbeständiger und langlebiger als die meisten, im Gartenbau verwendeten Betonprodukte. Naturstein vermittelt Behaglichkeit, edles Ambiente und ein gediegenes Wohnerlebnis im Garten. Die riesige Auswahl von verschiedenen Steinarten lässt alle Gestaltungswünsche wahr werden. Naturstein lässt sich, im Gegensatz zu Betonprodukten, problemlos mit Hochdruck reinigen. Ein Öffnen der Oberflächenporen und ein Auswaschen von Zement wie bei Betonprodukten ist nicht vorhanden.  
 
  Alleine die Anzahl, der in der Schweiz vorhandenen Natursteine, welche traditionell im Garten- und Städtebau seit Jahrhunderten verwendet werden ist gross. Bei uns in Zürich hat sich im Seebereich der Sandstein vom Obersee als Baustoff lange bewährt. Die drei grossen Kirchen von Zürich und unzählige Stadtbauten sind Zeugen dieses hervorragenden Baustoffes. Sandstein hatte bei uns im Gartenbau, besonders im Mauerbau, bis in die 60iger Jahre eine grosse Bedeutung. Der Rohstoff ist leicht zu bearbeiten, mit Hammer und Setzer, lässt sich gut mit anderen Steinen kombinieren und gliedert sich in jeden Garten harmonisch ein.  
      In Kombination mit Granit wurde er vor allem für Gartenmauern und Treppen verwendet. In grossen Blöcken ist der Sandstein ein gut geeigneter Baustoff für Sitzecken, Gartennischen. Der Mangel an Härte mag, im Bereich des Hochbaus, in Zusammenhang mit saurem Regen ein Grund sein, diesen Baustoff im Fassadenbereich nicht mehr zu verwenden. Im Gartenbau ist der Zürcher Sandstein jedoch nach wie vor ein wertvolles und edles Produkt, mit grosser Wertbeständigkeit.  
 
  Der zweite typische Zürcher Naturstein ist der Lägernkalk. Abgebaut wird er seit langem in Steinmaur. Der Steinbruch am Hügelzug von Regensberg, baut einen Jurakalk ab, welcher im Zürcher Unterland das typische Baumaterial für Kirchen und Häuser war. Der Lägernkalk gilt, wie der Sandstein als relativ weiches Gestein. Er lässt sich sehr gut von Hand bearbeiten und wird viel zum Mauerbau verwendet. Es gibt den Kalkstein in beigegelber und weissgrauer Farbe. Die neuen Abbau- und Produktionsmethoden haben dem Lägern- wie auch dem Sandstein neue Verwendungsmöglichleiten erschlossen. Durch das Sägen in Schichten von kalibrierter Schichtstärke können die Natursteine sehr effizient und ohne grossen Aufwand, ähnlich wie Betonplatten und Betonformsteine verlegt werden. Die Oberfläche der gesägten Steine werden geflammt, gestrahlt oder gestockt angeboten. Dies hat zur Folge, dass Natursteinplatten wieder echt konkurrenzfähig geworden sind, wenn man ihn mit veredelten Betonprodukten vergleicht.  
  Neben diesen beiden Zürcher Steinen wurde, nach dem Bau der Gotthard-Bahnlinie, der Tessinergranit in grossen Mengen zu uns geführt, wo der Maggia-Granit der eigentliche Marktführer im Bereich der Bodenbeläge war und häufig als Mosaikplattenbelag verwendet wurde. Bei vielen Garten- und Parkanlagen von Zürich ist dieser Bodenbelag noch heute vorhanden, was für seine Beständigkeit spricht. Granit ist eigentlich für diese Bodenplatten die falsche Bezeichnung. Die Platten sind in Schichten strukturiert und sind demzufolge eigentlich kein Granit sondern Gneis. Dies war früher entscheidend für die Steinverwendung. heute, mit den schon erwähnten Bearbeitungsmethoden der modernen Steinbruchbetriebe ist dies nicht mehr so wichtig. Alle, auch nicht geschichteten Steine, können heute als Platten verwendet werden.      
 
  Neben diesen traditionell verwendeten Natursteinen, gibt es eine grosse Anzahl Schweizer Natursteine, welche den heutigen Gestaltungsideen entsprechen und eine Bereicherung in der Gartengestaltung sind. z.B. Walliser Quarzit, Soglio-Gneis, Andeer-Granit, Iragna-Granit, Rorschacher Sandstein, Kalkstein von Mellikon etc. Die Farbenpalette reicht von schwarz, grau, weiss bis hin zu gelb, schwarz oder grün. Die Vielfalt der Auswahl ist sogar unbeschränkt, wenn man die Palette der Natursteine grenzüberschreitend erweitert. Ob es jedoch sinnvoll ist, bei der grossen Vielfalt europäischer Steine, auch Materialien von Brasilien, Indien und China zu verwenden, sei dahin gestellt.
In den 80- und 90-iger Jahren und auch noch heute, wird der Naturstein vielerorts, unter Wert verwendet. Die grossen Blockquader aus Tessinergranit, Jurakalk oder Sandstein, entsprechen zwar in der Funktionalität den Ansprüchen im Gartenbau. Für mich ist jedoch fraglich, ob diese Verwendung den Materialien auch ästhetisch entspricht. Die wertvollen Ressourcen werden in wenig handwerklichem Flair, mit Baukran, Bagger und Greifzange verbaut und als klobige Böschungsmauer oder als Sperrsteine bei Parkplätzen verschwendet.
 
      Diese wertvollen Materialien verdienen es, wieder vermehrt in der gängigen Gartengestaltung Verwendung zu finden. Es ist durchaus verständlich, dass man beim Bau eines Eigenheimes die Kosten versucht möglichst tief zu halten. Dies schlägt sich auch in der Produktewahl im Gartenbau nieder. Bei vielen Häusern wird deshalb meist mit Betonprodukten gearbeitet. Nach einigen Jahren ergeben sich jedoch vielerorts Senkungen in den Sitzplatz- und Wegbereichen der Gärten.  
 
  Das Ausgleichen dieser Senkungen wird nötig. Bevor sie diese Arbeiten ausführen lassen überlegen sie sich doch, ob dies nicht der Zeitpunkt wäre, sich allenfalls für einen Materialwechsel zu Gunsten von Naturstein zu entscheiden. Die Mehrkosten in einem solchen Moment beinhalten vielfach nur den Materialpreis und sind im Verhältnis bescheiden.

* dipl. Obergärtner, Garten- und Landschaftsbau, Wallisellen

 
     
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