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HEV 12/2002 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

Tulpen und der Neue Markt
1637: Ein Börsencrash besonderer Art

Text und Fotos: Informationsbüro für Zwiebelblumen

Haben Sie alle Blumenzwiebeln schon gesteckt? Vielleicht regt Sie dieser Bericht zu einer Aktion in allerletzter Minute an.

Tulpen und der Neue Markt haben eine überraschende Gemeinsamkeit: Vor rund 400 Jahren hat die Begeisterung für Tulpen zu geradezu unglaublichen Spekulationsgeschäften geführt. Tulpenzwiebeln schienen eine äußerst lukrative Geldanlage, so wie in den vergangen Jahren Aktien des Neuen Marktes außerordentlich hohe Gewinne versprachen. Doch auf die anfängliche Euphorie folgte für die Anleger im vergangenen Jahr die Ernüchterung, als viele Aktien plötzlich erheblich an Wert verloren.
      Ähnlich erging es auch den Menschen, die im 17. Jahrhundert in den Niederlanden in Tulpenzwiebeln investierten: Nach einem atemberaubenden Wertanstieg für Tulpenzwiebeln folgte ein spektakuläres Ende, das so manchen Investor in den Ruin trieb.
Bis zum 16. Jahrhunderts waren Tulpen in den Gärten Mitteleuropas unbekannt. Die ersten Tulpensamen und -zwiebeln gelangten 1554 durch Ogier Ghislain de Busbecq, einem kaiserlichen Gesandten aus dem Habsburger Reich, von Konstantinopel aus nach Wien.
 
 
  Der in Wien lebende Botaniker Carolus Clusius erhielt von Busbecq einige Tulpen, die er später mit in die Niederlande nahm, nachdem er 1592 zum ersten Direktor des Botanischen Gartens in Leiden ernannt worden war. In dieser niederländischen Universitätsstadt pflanzte er 1593 die ersten Tulpenzwiebeln. Die Niederländer waren fasziniert von der damals noch fremdartigen Pflanze.  
      Tulpen wurden schnell zu einem Statussymbol und wohlhabende Bürger waren bereit, viel Geld für die Zwiebeln auszugeben. Innerhalb kurzer Zeit entstanden zahlreiche neue Sorten mit unterschiedlichsten Blütenfarben und -formen, für die immer höhere Beträge gezahlt wurden. Die Begeisterung für Tulpen führte schließlich zu einer regelrechten «Tulpomanie», die in den Jahren von 1623 bis 1637 ihren Höhepunkt erlebte.
Tulpenzwiebeln wurden so wertvoll, dass man sie sogar in Gold aufwog. Verblendet von den Gewinnen, die mit Tulpen zu erzielen waren, ließ so mancher jegliche Vorsicht außer Acht und setzte alles auf eine Karte: Handwerker, Händler und Bauern verkauften zum Teil ihr gesamtes Hab und Gut, um sich – in der Hoffnung auf astronomische Gewinne – an Spekulationsgeschäften zu beteiligen. In der Tat wurden für manche Tulpensorten Summen bezahlt, die so hoch waren, dass man dafür beispielsweise auch ein Haus in Amsterdam hätte kaufen können. In manchen Städten entstanden regelrechte «Tulpenbörsen», an denen Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung Zwiebeln kauften und verkauften – oft, ohne die Zwiebeln je gesehen zu haben, da sie ja von September bis Juni in der Erde lagen. Das Ende kam 1637: Das Angebot an Tulpenzwiebeln war höher als die Nachfrage. Die einst für viel Geld gekauften Zwiebeln waren plötzlich nur noch einen Bruchteil dessen wert, was vorher für sie bezahlt worden war, so dass viele über Nacht ihr gesamtes Vermögen verloren.
 
 
 

Diese Turbulenzen haben der Sympathie für die schöne Zwiebelblume bis heute keinen Abbruch getan. Heutzutage sind Tulpen glücklicherweise erschwinglich.

 
     
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