 |
Mietrecht -
Verzögerung schadet vor allem den Mietern
In der letzten Woche der
Wintersession hat sich das Parlament zu einem Kompromiss im Mietrecht
durchgerungen. Die gefundene Einigung wird weder von der Mieter- noch von der
Vermieterseite als wirklich befriedigend erachtet. Trotzdem haben wir dem
Kompromissvorschlag der Einigungskonferenz zugestimmt, denn er erreicht zwei
wichtige Ziele: das Mietrecht wird einfacher und die Mieten werden vom
Hypothekarzins abgekoppelt. Es mag enttäuschend sein, dass nach
jahrelanger Auslotung der Interessen keine überzeugendere Lösung
gefunden wurde. Beide Seiten müssen aber einsehen, dass weitere
Diskussionen zu keinem besseren Ergebnis führen würden. Wer den
jetzigen Vorschlag ablehnt, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, er sei nicht
kompromissbereit. Die Volksinitiative
des Mieterverbandes «Ja zu fairen Mieten» wird voraussichtlich am
18. Mai 2003 zur Abstimmung gelangen. Sie hätte für viele Vermieter
katastrophale Konsequenzen und würde weder eine Vereinfachung noch eine
Entkoppelung vom Hypothekarzins bringen. Dass die Verknüpfung von Mieten
und Hypothekarzinssatz, gemäss geltendem Mietrecht problematisch ist,
haben auch weite Teile der SP erkannt. Dennoch will die Mieterinitiative dieses
System zementieren. Der Gegenvorschlag bietet mit der Indexbindung und der
Vergleichsmiete eine echte Alternative. Um den Kompromiss möglich zu
machen, mussten sich die Hauseigentümervertreter in den Räten
allerdings zu Zugeständnissen an die Mieter durchringen, beispielsweise
mit der Übergangsregelung. Umso mehr befremdet es, dass der Mieterverband
postwendend das Referendum ergriffen hat. Überhaupt erstaunt immer wieder,
wie sich die Äusserungen der Mietervertreter von der Meinung ihrer Basis
unterscheidet. In Umfragen äussert sich eine erdrückende Mehrheit der
Mieter immer wieder betont positiv zur persönlichen Wohnsituation.
Nichtsdestotrotz werfen ihre Vertreter den Hauseigentümern laufend
unlautere Machenschaften aller Art vor. Der Mieterinitiative werden nicht allzu viele Chancen
eingeräumt, geht sie doch zumindest moderaten linken Kreisen zu weit. Von
grosser Bedeutung wird daher die Wohnungs- und Hypothekarsituation im Zeitpunkt
der Referendumsabstimmung sein. Diese dürfte voraussichtlich Anfang 2004
stattfinden. Zeigen die Hypothekarzinsen dann erwartungsgemäss wieder
steigende Tendenz, wird es schwierig sein, die Stimmbürger für eine
Beibehaltung der Hypothekarzinsbindung zu gewinnen. Im Übrigen wächst auch unter den Mietern die
Zahl derjenigen, die erkennen, dass ein liberaleres Mietrecht als Anreiz
für vermehrte Investitionen in Immobilien unumgänglich ist. Und dass
ein möglichst grosses Angebot an Wohnungen mehr bringt als jeder
gesetzliche Mieterschutz, weiss wirklich jedermann. |
 |