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HEV 3/2003 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

Jedem Garten seine Hecke!
* Barbara Scalabrin-Laube

Während der Vorbereitungen zu diesem Artikel habe ich mir überlegt, weshalb ich Hecken – ob geschnitten oder frei wachsend – so sehr mag, dass ich jedem Garten mindestens eine Hecke wünschen möchte. Ist es das Gefühl von Geborgenheit, von Schutz vor fremden Blicken, welches ein mit Hecken umgebener Garten vermittelt? Ist es das Wissen um das kleine Naturreservat für viele Tiere und Pflanzen, oder sind es gar der natürliche Lärmschutz, der Windschutz, die lebende Barriere, welche meine Vorliebe für Hecken begründen? Dies alles spricht für eine natürliche Einfriedung, aber der Hauptgrund für meine Vorliebe für Hecken sind meine Erinnerungen:
      In der Nähe meines Elternhauses wuchs nämlich an einem Geländeabbruch eine natürliche Hecke, wo ich meine ersten Vogelnester beobachtete, aus den Früchten des Spindelstrauchs («Pfaffehüetli») eine Kette aufzog und mir dieses giftige Schmuckstück mit einem Schaudern um den Hals legte und wo ich im Mai Maikäfer einsammelte, diese zur Sammelstelle im Dorf brachte und pro Kilo Maikäfer 85 Rappen erhielt.
Im Herbst dann sammelte ich Hagebutten und Haselnüsse, naschte die sauren Beeren der Berberitze und lernte so nebenbei den Feldahorn
 
 
  (Können Sie sich erinnern, wie die Flügelfrüchte auf der Nase kleben?), den wolligen Schneeball, den Weissdorn und die Schlehe kennen.
Auch die Erinnerung an die hohe geschnittene Eibenhecke bei meinen Grosseltern weckt gute Gefühle. Hinter dieser konnte man sich verstecken und die Menschen beobachten – manchmal auch necken– welche eiligen Schrittes in den benachbarten Spital gingen.
Ob natürlich gewachsen oder von Menschen gepflanzt, erfüllen Hecken verschiedene Funktionen und passen in jeden Garten. Sie rahmen das Grundstück ein, umfassen Beete, begleiten Wege und grenzen einzelne Gartenzimmer voneinander ab. Welche Hecke für den einen oder andern Zweck in Frage kommt, hängt vom Geschmack und den Bedürfnissen der Besitzer und den Platzverhältnissen ab.
Für eine Naturhecke, wie ich sie in der Einleitung beschrieben habe, fehlt in unseren Gärten meistens der Platz (3 bis 4 m breit und 4 bis 6 m hoch), aber an ihrer Stelle kann ich mir eine Blütenhecke vorstellen: In Gedanken sehe ich bereits, wie sehr Sie sich im März an den gelben Blüten der Kornelkirsche, des «Tierlibaums» (Cornus mas) und am Duft des Purpur-Geissblattes (Lonicera x purpusii) erfreuen, welche schon bald von den roten, rosa und weissen Blüten der japanische Zierquitte (Chaenomeles speciosa) Konkurrenz bekommen, bevor die Felsenbirne (Amelanchier laevis) mit weissen, lockeren Rispen blüht. Nachher werden Sie sich einen Fliederstrauss (Syringa vulgaris) schneiden, sich am rosaroten Blütenmeer der Kolkwitzie (Kolkwitzia amabilis) freuen, den feinen Duft des Pfeifenstrauchs (Philadelphus virginalis) einatmen und nach den Heckenrosen (Rosa hugonis) schauen. Im Sommer werden Sie die Schmetterlinge an der Buddleja davidii beobachten und dabei bedauern, dass Ihnen der Platz für einen Hibiscus syriacus fehlt und Sie im Frühjahr weder eine Scheinkerrie (Rhodotypos scandens) noch eine Zwergkirsche (Prunus tomentosa) gepflanzt haben. Vielleicht finden Sie Platz für eine Spirea x vanhouttei, deren weisse Blütenkaskaden kaum fehlen dürfen. Wie aber wäre es mit einem Schneeball, z.B. dem im Winter blühenden Viburnum x bodnantense oder dem stark duftenden Viburnum x carlesii? Natürlich wäre eine Weigelie (Weigelia florida) mit rosa Blüten im Juni oder eine Blutjohannisbeere (Ribes sanguineum) für den April wünschenswert, aber zu dicht sollten die Blütengehölze nicht stehen, denn mindestens einmal im Jahr wird ein Pflegegang (Schneiden, Jäten) nötig, auch wenn Sie die Vögel in der Hecke, die Insekten und Lurche nicht stören möchten. Sind die Gehölze noch jung, pflanzen Sie verschiedene Narzissen, Scilla und Anemonen, Storchenschnäbel, Lenzrosen, Waldsteinia und viele andere Stauden und Zwiebelpflanzen zwischen die einzelnen Gehölze. Diese ergänzen die Sträucher und ersparen gleichzeitig das Jäten beträchtlich.
Für eine einreihige gemischte Blütenhecke müssen Sie mit einer Beetbreite von 1.5 m und einer Höhe von 2 bis 3 m rechnen. Interessanter ist selbstverständlich die mehrreihige Variante, welche aber mindestens 3 m breit und ebenfalls 2 bis 3 m hoch wird.
 
      Etwa gleichviel Platz brauchen Sie für eine Zierfruchthecke, eine Alternative zur blühenden Hecke: Wenn Sie dazu die Mahonia «Wintersun» wählen, können Sie schon im Dezember gelbe Blütenrispen beobachten und sich im Sommer an den blauen Früchten freuen. Ebenfalls früh blüht die Kornelkirsche, aus deren roten Steinfrüchten Sie Ihren Gästen einen wunderbaren Gelée zu Wild servieren können. Bis an Weihnachten freuen sich die Amseln an den kleinen, gelben oder roten Zieräpfeln (Malus «Golden Hornet» und Malus «Striped Beauty»), während Sie die vitaminreichen Früchte des Sanddorn vielleicht zu Kompott verarbeiten. Wollen Sie die Beeren der Berberitze (Berberis vulgaris) zu Konfitüre einkochen, empfiehlt es sich, damit bis nach den ersten Frostnächten zu warten, damit sie weniger sauer wird. Aus den «Äpfeln» der japanischen Zierkirsche (Chaenomeles japonica) bereitet mein Mann einen feinen, leicht sauren Gelée zu. Dass Blüten und Früchte vom Holunder (Sambucus niger) vielseitig verwertbar sind, brauche ich wohl kaum zu erwähnen.  
 

Neben diesen essbaren Früchten sollten in einer Zierfruchthecke giftige Beeren und Früchte Platz haben, möchten Sie doch nicht auf die schwarzen Beeren des Ligustrum ovalifolium, den rotorangen Samenschmuck des Spindelstrauchs (Euonymus europaeum), die weissen oder rosa Beeren der Schneebeere (Symphoricarpus albus), die rötlichen Blasenfrüchte des Blasenstrauchs (Colutea arborescens) oder die roten Früchte des Geissblatts (Lonicera xylosteum) verzichten. Selbstverständlich könnten viele weitere Frucht tragende Gehölze angefügt werden, welche Sie in Baumschulen finden. Mir scheint wichtig, beim Planen einer jeden Hecke zu überlegen, welche Standortansprüche ein Gehölz hat und wieviel Platz es braucht. Berücksichtigt man die Ansprüche und das Wachstum einer Pflanze, kann fast nichts schief gehen.
Haben Sie jedoch nicht viel Platz in Ihrem Garten, schlage ich Ihnen vor, eine geschnittene Hecke in Betracht zu ziehen. Ob aus Buchen, Eiben, Buchs, Liguster oder Thuja, um nur die üblichsten Gehölze zu nennen, wird sie das Erscheinungsbild des Gartens beeinflussen, denn die geometrische Form lässt die Strukturen architektonischer und formaler und die Grenzen bestimmter wirken. Aus diesem Grund schätze ich streng formierte Gehölze, nicht nur als Sicht- und Windschutz, sondern auch als vorzügliches Gestaltungselement. Mit ihnen kann ich «Mauern» bauen, deren Höhe ich nicht von Anfang an bestimmen muss und die ich bei Bedarf wieder umpflanzen kann. Ich brauche keine Baubewilligung und erlebe trotz der klaren Formen einen Rahmen, welcher sich während der verschiedenen Jahreszeiten ändert.
Wer nun glaubt, dass geschnittene – im Gegensatz zu frei wachsenden Hecken – keine ökologische Funktion haben, wird schnell eines Besseren belehrt, wenn er die Spatzenschar in einer Buchenhecke beobachtet oder die Meisen im Buchs ein- und ausfliegen sieht.
Viele weitere Heckenvarianten sind möglich. Denken Sie nur an eine Vogelschutzhecke oder eine Hecke aus buntlaubigen Gehölzen, aus Rosen oder Rhododendren . Am attraktivsten finde ich eine freiwachsende Hecke, welche vor einer geschnittenen Hecke wächst, da ich den Gegensatz zwischen Strenge und freiem Wuchs besonders interessant finde.
Alle Hecken brauchen Pflege und es kostet Geduld, bis sie die gewünschte Dichte erreicht haben. Eine Hecke für die Ungeduldigen hat sich der Staudengärtner Hans Frei in 8465 Wildensbuch ausgedacht: Er schlägt eine Staudenhecke vor, für welche er hohe, dauerhafte und standfeste Stauden und Gräser verwendet. Gesellt man diese geschickt zueinander, kann man schon im ersten Jahr vom Frühling bis zum Herbst Blüten erwarten und sich im Winter an den Samenständen freuen. Mir gefällt diese Idee vor allem in der Kombination von geometrisch geschnittenen Formen im Wechsel mit natürlich wachsenden Stauden oder Gehölzen.
Zum Schluss hoffe ich, dass Sie die richtige Hecke für sich finden und damit eine weitere ökologische Nische, ein Paradies für Tiere, Pflanzen und Menschen in Ihrem Garten schaffen.

* Cottage Garden, 8453 Alten

     
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