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In der Nähe meines Elternhauses wuchs nämlich
an einem Geländeabbruch eine natürliche Hecke, wo ich meine ersten
Vogelnester beobachtete, aus den Früchten des Spindelstrauchs
(«Pfaffehüetli») eine Kette aufzog und mir dieses giftige
Schmuckstück mit einem Schaudern um den Hals legte und wo ich im Mai
Maikäfer einsammelte, diese zur Sammelstelle im Dorf brachte und pro Kilo
Maikäfer 85 Rappen erhielt. Im
Herbst dann sammelte ich Hagebutten und Haselnüsse, naschte die sauren
Beeren der Berberitze und lernte so nebenbei den Feldahorn |
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(Können Sie sich erinnern, wie die Flügelfrüchte auf
der Nase kleben?), den wolligen Schneeball, den Weissdorn und die Schlehe
kennen. Auch die Erinnerung an die hohe
geschnittene Eibenhecke bei meinen Grosseltern weckt gute Gefühle. Hinter
dieser konnte man sich verstecken und die Menschen beobachten manchmal
auch necken welche eiligen Schrittes in den benachbarten Spital
gingen. Ob natürlich gewachsen
oder von Menschen gepflanzt, erfüllen Hecken verschiedene Funktionen und
passen in jeden Garten. Sie rahmen das Grundstück ein, umfassen Beete,
begleiten Wege und grenzen einzelne Gartenzimmer voneinander ab. Welche Hecke
für den einen oder andern Zweck in Frage kommt, hängt vom Geschmack
und den Bedürfnissen der Besitzer und den Platzverhältnissen
ab. Für eine Naturhecke, wie ich
sie in der Einleitung beschrieben habe, fehlt in unseren Gärten meistens
der Platz (3 bis 4 m breit und 4 bis 6 m hoch), aber
an ihrer Stelle kann ich mir eine Blütenhecke vorstellen: In Gedanken sehe
ich bereits, wie sehr Sie sich im März an den gelben Blüten der
Kornelkirsche, des «Tierlibaums» (Cornus mas) und am Duft des
Purpur-Geissblattes (Lonicera x purpusii) erfreuen, welche schon bald von den
roten, rosa und weissen Blüten der japanische Zierquitte (Chaenomeles
speciosa) Konkurrenz bekommen, bevor die Felsenbirne (Amelanchier laevis) mit
weissen, lockeren Rispen blüht. Nachher werden Sie sich einen
Fliederstrauss (Syringa vulgaris) schneiden, sich am rosaroten Blütenmeer
der Kolkwitzie (Kolkwitzia amabilis) freuen, den feinen Duft des
Pfeifenstrauchs (Philadelphus virginalis) einatmen und nach den Heckenrosen
(Rosa hugonis) schauen. Im Sommer werden Sie die Schmetterlinge an der Buddleja
davidii beobachten und dabei bedauern, dass Ihnen der Platz für einen
Hibiscus syriacus fehlt und Sie im Frühjahr weder eine Scheinkerrie
(Rhodotypos scandens) noch eine Zwergkirsche (Prunus tomentosa) gepflanzt
haben. Vielleicht finden Sie Platz für eine Spirea x vanhouttei, deren
weisse Blütenkaskaden kaum fehlen dürfen. Wie aber wäre es mit
einem Schneeball, z.B. dem im Winter blühenden Viburnum x bodnantense oder
dem stark duftenden Viburnum x carlesii? Natürlich wäre eine Weigelie
(Weigelia florida) mit rosa Blüten im Juni oder eine Blutjohannisbeere
(Ribes sanguineum) für den April wünschenswert, aber zu dicht sollten
die Blütengehölze nicht stehen, denn mindestens einmal im Jahr wird
ein Pflegegang (Schneiden, Jäten) nötig, auch wenn Sie die Vögel
in der Hecke, die Insekten und Lurche nicht stören möchten. Sind die
Gehölze noch jung, pflanzen Sie verschiedene Narzissen, Scilla und
Anemonen, Storchenschnäbel, Lenzrosen, Waldsteinia und viele andere
Stauden und Zwiebelpflanzen zwischen die einzelnen Gehölze. Diese
ergänzen die Sträucher und ersparen gleichzeitig das Jäten
beträchtlich. Für eine
einreihige gemischte Blütenhecke müssen Sie mit einer Beetbreite von
1.5 m und einer Höhe von 2 bis 3 m rechnen.
Interessanter ist selbstverständlich die mehrreihige Variante, welche aber
mindestens 3 m breit und ebenfalls 2 bis 3 m hoch
wird. |
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Etwa gleichviel Platz brauchen Sie für eine
Zierfruchthecke, eine Alternative zur blühenden Hecke: Wenn Sie dazu die
Mahonia «Wintersun» wählen, können Sie schon im Dezember
gelbe Blütenrispen beobachten und sich im Sommer an den blauen
Früchten freuen. Ebenfalls früh blüht die Kornelkirsche, aus
deren roten Steinfrüchten Sie Ihren Gästen einen wunderbaren
Gelée zu Wild servieren können. Bis an Weihnachten freuen sich die
Amseln an den kleinen, gelben oder roten Zieräpfeln (Malus «Golden
Hornet» und Malus «Striped Beauty»), während Sie die
vitaminreichen Früchte des Sanddorn vielleicht zu Kompott verarbeiten.
Wollen Sie die Beeren der Berberitze (Berberis vulgaris) zu Konfitüre
einkochen, empfiehlt es sich, damit bis nach den ersten Frostnächten zu
warten, damit sie weniger sauer wird. Aus den «Äpfeln» der
japanischen Zierkirsche (Chaenomeles japonica) bereitet mein Mann einen feinen,
leicht sauren Gelée zu. Dass Blüten und Früchte vom Holunder
(Sambucus niger) vielseitig verwertbar sind, brauche ich wohl kaum zu
erwähnen. |
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Neben diesen essbaren
Früchten sollten in einer Zierfruchthecke giftige Beeren und Früchte
Platz haben, möchten Sie doch nicht auf die schwarzen Beeren des Ligustrum
ovalifolium, den rotorangen Samenschmuck des Spindelstrauchs (Euonymus
europaeum), die weissen oder rosa Beeren der Schneebeere (Symphoricarpus
albus), die rötlichen Blasenfrüchte des Blasenstrauchs (Colutea
arborescens) oder die roten Früchte des Geissblatts (Lonicera xylosteum)
verzichten. Selbstverständlich könnten viele weitere Frucht tragende
Gehölze angefügt werden, welche Sie in Baumschulen finden. Mir
scheint wichtig, beim Planen einer jeden Hecke zu überlegen, welche
Standortansprüche ein Gehölz hat und wieviel Platz es braucht.
Berücksichtigt man die Ansprüche und das Wachstum einer Pflanze, kann
fast nichts schief gehen. Haben Sie
jedoch nicht viel Platz in Ihrem Garten, schlage ich Ihnen vor, eine
geschnittene Hecke in Betracht zu ziehen. Ob aus Buchen, Eiben, Buchs, Liguster
oder Thuja, um nur die üblichsten Gehölze zu nennen, wird sie das
Erscheinungsbild des Gartens beeinflussen, denn die geometrische Form
lässt die Strukturen architektonischer und formaler und die Grenzen
bestimmter wirken. Aus diesem Grund schätze ich streng formierte
Gehölze, nicht nur als Sicht- und Windschutz, sondern auch als
vorzügliches Gestaltungselement. Mit ihnen kann ich «Mauern»
bauen, deren Höhe ich nicht von Anfang an bestimmen muss und die ich bei
Bedarf wieder umpflanzen kann. Ich brauche keine Baubewilligung und erlebe
trotz der klaren Formen einen Rahmen, welcher sich während der
verschiedenen Jahreszeiten ändert. Wer nun glaubt, dass geschnittene im Gegensatz zu frei
wachsenden Hecken keine ökologische Funktion haben, wird schnell
eines Besseren belehrt, wenn er die Spatzenschar in einer Buchenhecke
beobachtet oder die Meisen im Buchs ein- und ausfliegen sieht. Viele weitere Heckenvarianten sind möglich. Denken
Sie nur an eine Vogelschutzhecke oder eine Hecke aus buntlaubigen
Gehölzen, aus Rosen oder Rhododendren . Am attraktivsten finde ich eine
freiwachsende Hecke, welche vor einer geschnittenen Hecke wächst, da ich
den Gegensatz zwischen Strenge und freiem Wuchs besonders interessant
finde. Alle Hecken brauchen Pflege und
es kostet Geduld, bis sie die gewünschte Dichte erreicht haben. Eine Hecke
für die Ungeduldigen hat sich der Staudengärtner Hans Frei in 8465
Wildensbuch ausgedacht: Er schlägt eine Staudenhecke vor, für welche
er hohe, dauerhafte und standfeste Stauden und Gräser verwendet. Gesellt
man diese geschickt zueinander, kann man schon im ersten Jahr vom Frühling
bis zum Herbst Blüten erwarten und sich im Winter an den Samenständen
freuen. Mir gefällt diese Idee vor allem in der Kombination von
geometrisch geschnittenen Formen im Wechsel mit natürlich wachsenden
Stauden oder Gehölzen. Zum Schluss
hoffe ich, dass Sie die richtige Hecke für sich finden und damit eine
weitere ökologische Nische, ein Paradies für Tiere, Pflanzen und
Menschen in Ihrem Garten schaffen.
* Cottage Garden, 8453
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