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HEV 5/2003 Inhaltsverzeichnis
Schädlingsbekämpfung

Anspruchsvolle Marder
* Ulrich Lachmuth

Meldungen über Störungen durch Steinmarder haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. Darüber hinaus haben die Einzelfälle deutlich an Komplexität gewonnen, sodass heute der Schädlingsbekämpfer allein vielfach nicht weiterhelfen kann. «Interdisziplinäres Teamwork» ist gefragt.

Wenn Schläfer mitten in der Nacht aus tiefer Ruhe gerissen werden und lautes Gepolter hören, es aufDachbödenganz eigenartig riecht, Isoliermaterial in grösseren Mengen ausgetragen wird, Dampfsperren beschädigt werden, sich ab und zu Leichengeruch (von mitgebrachten Beutetieren) ausbreitet und später Fliegenmaden aus Deckenfugen rieseln, dann haben Sie Steinmarder in Ihrem Haus.

Ein eingefleischter Einzelgänger
Wie wird man den Ruhestörer los? Mannigfaltig sind die Rezepte, manche brachial, manche kurios. Wie so oft ist auch hier das Patentrezept nicht dabei. Was bei anderen Schädlingen eine Lösung erkennbar machen kann, der Blick in die Biologie, hilft bei Mardern nicht weiter. Marder (genauer: der Steinmarder, Martes foina) ist ein Verwandter der Nerze, Wiesel und Dachse und wird systematisch zusammen mit Katzen, Hunden und Bären als Landraubtier klassiert. Seine Nahrung besteht aus Kleintieren: Nagern, Vögeln, Amphibien und Insektenfressern. Er schätzt Eier als Delikatesse und erbeutet sie aus Nestern und Geflügelhaltungen Marder sind Höhlenbewohner, legen aber keine eigenen Bauten an, sondern nutzen vorhandene Hohlräume als Unterschlupf. Dabei bevorzugen sie Baumhöhlen und andere natürliche Verstecke. Als einheimische Raubtiere gehen Marder zunehmend in Siedlungsgebieten auf Beutezüge. Dort finden sie Mäuse, Igel und Kleinvögel sowie Eier aus Vogelnestern. Der ausgewachsene Marder zeigt ein ausgeprägtes Revierverhalten und verteidigt sein Jagdgebiet gegen Artgenossen. Er ist ein ausgesprochener Einzelgänger, paarweise treten Marder ausschliesslich zur Paarungszeit auf. Rudel oder anders strukturierte grössere Gruppen kommen nicht vor. Die Mutter duldet die Jungtiere nur so lange, wie sie auf Ernährung durch sie angewiesen sind. Sobald die Jungen selbtständig sind, vertreibt die Mutter diese aus ihrem Revier und sie müssen sich ein eigenes Jagdgebietsuchen.

Störenfried Mensch
In den letzten Jahren hat in Wohngebieten die Zahl der Marder erheblich zugenommen. Teilweise vergeht kaum eine Woche, ohne dass bei Schädlingsbekämpfern ein oder zwei Anrufer verzweifelt um Hilfe nachsuchen. Sicherlich hat zu der heutigen Situation beigetragen, dass noch mehr Häuser in Ortsrandgebieten erstellt wurden. Damit dringt der Mensch stärker in die Lebensräume anderer Tiere ein. Sicher ist auch, dass heute der Anteil an ausgebauten Dachgeschossen erheblich höher sein dürfte als noch vor wenigen Jahren. Darüber hinaus macht sich auch die allgemeine wirtschaftliche Lage bemerkbar: Es gibt Anzeichen, dass bei vielen neu erstellten oder umgebauten Dächern offenbar aus Sparsamkeit bestimmte Massnahmen unterbleiben, die noch vor kurzem selbstverständlich dazugehörten. Marder finden heute eine Vielzahl von Möglichkeiten, direkt oder mit nur geringem Kraftaufwand in Dächer einzudringen.

Wunderbare Nisthöhlen
Und mit Fug und Recht annehmen darf man, dass auch der Marder seinen ganz eigenen Teil zu der heutigen Situation beigetragen hat: Wir erleben «Evolution live», wenn wir feststellen, dass diese Tiere dabei sind, sich mit einer veränderten Umwelt zu arrangieren: Es gibt nicht mehr genügend Baumhöhlen in geeigneten Jagdrevieren. Dafür gibt es jede Menge neuer Höhlen -schön warm, gut geschützt und mit einer Menge Beutetiere in der nächsten Umgebung, die mittlerweile verlernt haben, sich vor Jägern zu schützen. Also machen sich die Marder auf in die nächste Siedlung, in die Stadt.
Als nachtaktives Tier wird der Marder gerade dann munter, wenn Menschen eigentlich Schlaf brauchen. Vor Beginn seiner Beutezüge tollt er einige Zeit auf dem Dach herum. Diese spielerische Aktivität wiederholt sich nach seiner Rückkehr. Marder leben allein; sämtliche Störungen verursacht ein einziges Tier!

Auch Zerstörungen
Neben anhaltenden Ruhestörungen kann die Anwesenheit eines Marders aber auch echte, geldwerte Schäden nach sich ziehen, wenn das Tier Isoliermaterial grossflächig austrägt oder Dampfsperren während des Krallenschärfens zerstört. Sie reissen Bleche usw. ab, wenn sie die freie Bewegung stören; bestimmte Kunststoffe scheinen Marder zum Zubeissen zu reizen (Autokabel, Bremsschläuche!). Es sind zwar keine einschlägigen Fälle bekannt, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass Marder auch Elektrokabel angreifen, wenn sie ähnliche Materialien enthalten. Zudem verunreinigen sie den Dachboden in erheblichem Umfang durch Kot und mitgebrachte Tierleichenreste mit allen damit verbundenen mikrobiologischen Begleiterscheinungen.

Erfolglose Jagdversuche
Versuche, den Marder zu jagen oder mit Fallen zu stellen, werden häufig unternommen. Selbst erfahrene Jäger haben allerdings beträchtliche Probleme, Marder sicher «anzusprechen>: Ein schnelles, kleines, dunkles Tier in der Nacht ist eine denkbar schlechte Zielscheibe, zumal nicht vorhersehbar ist, wann genau es das schützende Dach verlässt. Ein Moment Unaufmerksamkeit, und die Chance ist für eine weitere Nacht vorbei. Fallen werden von einer Reihe eigener Probleme begleitet. Schlagfallen, wie sie sich bei Nagetieren bewährt haben, sind bei Mardern ungeeignet, weil das Tier grösser ist und im Aussengelände der Mechanismus zu oft durch andere Einflüsse ausgelöst wird. Lebendfallen werden gemieden beködern kann man sie auch nicht, weil Marder als Räuber lebende Beute greifen. Oft werden vergiftete Eier ausgelegt, vom Marder jedoch nur selten beachtet: Er scheint Eiern zu misstrauen, wenn sie nicht in einer «echten» Nestsituation angeboten werden.

Detektivarbeit
Bevor der Spezialist eine Aktion beginnen kann, muss er zunächst die wichtigen Begleitdaten eines konkreten Befalls erheben, denn ohne eine umfassende Spurensicherung ist das Unternehmen von vornherein aussichtslos. In erster Linie dienen diese Beobachtungen dazu, die grundlegenden Bewegungsmuster des Marders am und um das vorliegende Objekt herauszufinden. Auf welchen Wegen bewegt sich der Marder? Wo wird sein «Eingang» vermutet? Gibt es dort Kletterhilfen, die zu berücksichtigen sind (Bäume, Fallrohre, Spalier oder Kletterpflanzen)? Nutzt das Tier mehrere Möglichkeiten, in das Dach einzudringen? Oft ergibt diese Erhebung bereits wesentliche Informationen, sodass man das Problem ohne weitere Schwierigkeiten durch wenige und kleine Massnahmen lösen kann. Man schneidet Pflanzen so zurück, dass sie keine «Brücken» mehr darstellen. Man kann Fallrohre und dergleichen mit Manschetten oder ähnlichen Vorrichtungen sperren. Dann ist der Marder darauf angewiesen, entweder beschwerlichere Wege in Kauf zu nehmen (die ihn, besonders während der Suchphase, für Gegenmassnahmen anfällig machen), oder aber er muss das Objekt aufgeben.

Äusserst vorsichtige Tiere
Erst nach Abschluss der Befallsanalyse werden die konkreten Gegenmassnahmen geplant. Die grundsätzlichen Schwierigkeiten einer direkten Bekämpfung sind aber nicht weniger geworden: Noch immer sind Marder fallenscheu und äusserst schwierig zu bejagen, zunehmend werden angeforderte Abschüsse von den zuständigen Personen auf Gemeindeebene rundweg abgelehnt. Es ist nicht nötig, das Tier zu töten oder einzufangen. Zentraler Bestandteil einer jeden Marderaktion ist deshalb die Vergrämung: Der Spezialist muss den befallenen Dachraum durch geeignete Massnahmen vorübergehend in einen Zustand versetzen, der dem Marder eine weitere Nutzung als unannehmbar erscheinen lässt. Der Einsatz stark riechender Substanzen hat sich hierbei bewährt, während die Installation von Schallquellen (wie auch von Ultraschallanlagen) in aller Regel erfolglos bleibt. Solche Massnahmen setzen jedoch ein erhebliches Mass an Fachkenntnissen voraus - wir dürfen nicht vergessen, dass das Ganze in einem bewohnten Gebäude stattfindet: Die direkten und indirekten Wirkungen auch auf die regulären Hausbewohner müssen bekannt und beherrschbar sein, einige durchaus geeignete Wirksubstanzen zeigen Unverträglichkeiten mit bestimmten Baumaterialien, Möbelbestandteilen, Kunststoffen oder Wohntextilien.

Höhere Anforderungen
Die Sicherung eines Dachraums gegen ein erneutes Eindringen bildet den Abschluss der Massnahmen und beginnt in der Regel bereits während der Vertreibungsphase, damit sichergestellt ist, dass keine Marder im Dach eingeschlossen werden.
Noch immer ist der Schädlingsbekämpfer mit einer biologischen Grundausbildung der angemessene Ansprechpartner, wenn es um die Planung einer konkreten Aktion geht. Die Ausführung dieser Behandlung übersteigt jedoch in vielen Fällen seine alleinige Kompetenz. Konnte man vor einigen Jahren noch so vorgehen, dass man lediglich den Mardern den Dachraum durch irgendeinen Duftstoff verleidete, ist diese Strategie als Alleinmassnahme heute zunehmend zum Scheitern verurteilt -weil kaum freier Dachraum mehr vorhanden ist. Reichte es früher noch aus, das eine oder andere Brett zu entfernen und hinterher wieder anzunageln, müssen heute mehr und mehr Vertäfelungen geöffnet, Zwischenwände, -decken oder -böden zugänglich gemacht und in Einzelfällen auch grössere Dachbereiche abgedeckt werden, nur um herauszufinden, wo genau der Marder sein Unwesen treibt, welche Wege er geht, wo er wohnt, von der anschliessend meist notwendigen Sanierung, zum Beispiel von Isolierschichten oder Elektroinstallationen, ganz zu schweigen.

Teamarbeit
Die Massnahmen müssen sich den geänderten Bedingungen anpassen, genauso wie es auch die Marder getan haben. Solche Schreiner- und Dachdeckerarbeiten durchzuführen, verlangt in komplexen Situationen erhebliches Spezialwissen. Es ist unumgänglich geworden, für diese Aufgaben die jeweiligen Fachbetriebe hinzuzuziehen. Das Zusammenspiel diverser unterschiedlicher Fachleute zum Erreichen des gemeinsamen Ziels (Marder vertreiben und effizient fernhalten) erfordert jedoch eine koordinierende Instanz.

* U. Lachmuth ist Biologe bei der Rentokil Initial AG in Weiningen.
Der Artikel entstammt seiner Broschüre «Hausschädlinge», Art.-Nr. 40086 (Online-Bestellung).
     

Aufgepasst!
Hinausgeworfenes Geld

* Paco Oliver

Offenbar treiben wieder einmal unseriöse "Schädlingsbekämpfer" ihr Unwesen von Tür zu Tür. Das ist aufgrund diverser Telefonanrufe von Mitgliedern anzunehmen. Sie (Oder ist es immer die selbe Firma?) bieten die umgehende und endgültige Beseitigung angeblich vorhandenen Ungeziefers zu interessanten Konditionen an. Misstrauisch gewordene Hauseigentümer, die sich nicht darauf einliessen, vorsichtshalber aber die Meinung einer anerkannten Schädlingsbekämpfungsfirma einholten, mussten feststellen, dass von einem Schädlingsbefall überhaupt keine Rede war.
Lassen Sie sich Referenzen geben oder gehen Sie gleich zu einer der bekannten Spezialfirmen. Adressen finden Sie beispielsweise im Handwerkerverzeichnis des HEV Zürich, das auch im Internet abrufbar ist: www.handwerkerverzeichnis.ch. In der Stadt Zürich empfiehlt sich zudem die Schädlingsbekämpfungsstelle der Stadt Zürich. Sprechstunde für BewohnerInnen der Stadt Zürich: 13.30 - 14.30 Uhr, Tel. 01 216 28 38. (www.stzh.ch/ugz/bereiche/schaedling/).

* Redaktor, lic. iur.
     
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