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HEV 7/2003 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

 

Heisse Pflanzen für hitzige Gärtnerinnen und Gärtner
* Barbara Scalabrin-Laube

35° im Schatten, und dies noch vor dem offiziellen Sommerbeginn! Das Klima spielt verrückt! Die Gartenfreundinnen und Gärtner kaufen Bewässerungssysteme, füllen Giesskanne um Giesskanne mit Wasser, stellen Beregner auf, hoffen auf einen sanften Landregen und fürchten die angesagten, heftigen Gewitter. Fast könnte man auf Ferien im Süden verzichten, haben wir doch selber genug Hitze und Trockenheit.

Wenn ich während solcher Hitzeperioden stundenlang in unserem Wäldchen stehe und die Rhododendren mit Regenwasser giesse, habe ich Zeit zum Schauen und Überlegen. Ich weiss, dass die Gehölze aus Ostasien auch ohne meine Hilfe die Trockenheit und Hitze überdauern würden, rollen sie doch die Blätter ein und lassen sie hängen, um möglichst wenig Oberfläche dem ungewöhnlichen Klima auszusetzen. Während des Giessens wird mir aufs neue bewusst, dass der schwere Lehmboden für diese prachtvollen Blütensträucher falsch und es im Sommer bei uns zu heiss und zu trocken ist. In meinen Lehrjahren jedoch hatte mich die Vielfalt der Pflanzenwelt so sehr fasziniert, dass ich keiner Verlockung widerstehen konnte und daran glaubte, dass alles machbar sei, auch die Verwandlung von kalkigem Lehm in einen humosen, neutralen Boden.
Heute denke ich anders, bin «Standort bewusster» geworden, vielleicht auch fauler. So kaufe ich (meist!) vorsichtiger ein, lese nach oder überlege, welche Bedürfnisse eine Staude oder ein Gehölz hat und pflanze sie am theoretisch richtigen Platz.
Pflanzen, die längere Trockenperioden in der Sonne ohne Schaden überstehen, faszinieren mich: Schauen Sie sich z.B. die Yucca filamentosa an: Ihre harten Blätter wachsen aufrecht, um nicht zu intensiv der Sonne ausgesetzt zu sein, und die Pfahlwurzel wächst in die Tiefe, wo sie kühlere und feuchtere Bedingungen findet. Ganz anders schützt sich der scharfe Mauerpfeffer (Sedum acre) vor Wasserverlust. Seine sukkulenten Blätter können Wasser speichern und wachsen dicht beieinander, um möglichst wenig Oberfläche der Sonne auszusetzen. Mit einer harten, ledrigen Oberfläche von Blatt und Stiel schützt sich meine Lieblingsdistel «Miss Willmott's Ghost» (Eryngium giganteum) vor Feuchtigkeitsverlust. Ein dickes, silbriges Fell schirmt die stattlichen Königskerzen (Verbascum olympicum) vor der Hitze ab. Ebenfalls silbrige Blätter sind Kennzeichen der Santolina chamaecyparissus, des Heiligenkrauts. Ihre winzigen Blätter schützen sie zusätzlich vor Wasserverlust. Andere Hitzekünstler wiederum haben ihre Blätter mit einer Wachsschicht überzogen wie z. B. die Weinraute oder der Eucalyptus. Der Rosmarin, eine typisch mediterrane Pflanze hat seine Blattoberfläche zu Nadeln reduziert. Einen ähnlichen Schutz haben feinblättrige Gräser wie beispielsweise die Festuca glauca (Blauschwingel). Viele Zwiebelpflanzen wachsen zudem an heissen Plätzen gut, weil sie schon vor der Hitzeperiode einziehen und sich erst im Frühjahr wieder regen.
Bevor Sie im Frühling ein sonniges und trockenes Beet bepflanzen, empfiehlt es sich, dieses gut vorzubereiten. Dem gelockerten und gejäteten Boden geben Sie am besten reifen Kompost bei. Unseren Lehmboden verbessern wir jeweils zusätzlich mit Kies, denn ein gut durchlässiger Boden schützt die Pflanzen im Winter vor Staunässe.
Nach diesen Vorbereitungen brauchen Sie nur noch die geeigneten Pflanzen auszuwählen: Am besten fangen Sie mit den Gehölzen an: Mir gefällt die Hebe pinguifolia «Pagei», eine graublättrige Strauchveronika mit weissen Ährenblüten im Juni, besonders gut. Sie ist immergrün und wächst halbkugelig. Leider habe ich keinen Platz für die Gleditsia triacanthos «Sunburst», welche mir wegen des schirmförmigen, lockeren Aufbaus und der goldgelben Blätter im Frühjahr zusagt. Um so mehr freue ich mich an den weissen, glockenförmigen Blüten der wintergrünen Abelia grandiflora. Der kleine Strauch ist im Weinbauklima winterhart und blüht vom Juli bis zum Oktober. Daneben wächst ein weissbunter Cotoneaster. Das zierliche Gehölz muss wegen des Feuerbrandes kontrolliert werden und ist nicht mehr erhältlich. Muss ich es ersetzen, werde ich die Lücke mit Lavendel, Gewürzsalbei oder dem schon erwähnten Heiligenkraut füllen. Immergrün und früh blühend ist der Viburnum tinus, der einzige Schneeball, der trockene und durchlässige Böden bevorzugt. Nach kalten Wintern kann er jedoch Frostschäden haben. Kennen Sie die Romneya coulteri, den kalifornischen Baummohn? Die Blüten sehen aus wie Spiegeleier. Leider ist der etwa einen Meter hohe Halbstrauch nur selten im Handel und braucht etwas Winterschutz, aber die auffallenden Blüten im Sommer und die graugrünen Blätter sind der Mühe wert. Gleichfalls nicht völlig winterhart ist die Lavatera Barnsley, eine Buschmalve mit hellrosa Blüten von Juli bis September.
 
      Sicher wollen Sie Ihren sonnigen, trockenen Standort nicht nur für Gehölze und Halbsträucher nutzen. Mehrjährige Stauden, Zwiebeln und Gräser stehen in grosser Zahl zur Auswahl: Im Mai freue ich mich beispielsweise an den violetten und lila Kugelblüten der verschiedenen Zierlaucharten und -sorten, welche über den Stauden in unserem Border schweben. Während Allium aflatuense, der Iranlauch, bis einen Meter fünfzig hoch wächst, bleibt Allium christophii, der Sternkugellauch, etwa fünfzig Zentimeter hoch. Wildtulpen wie z.B. Tulipa tarda oder Tulipa greiggii aber auch Tulipa kaufmanniana gedeihen an trockenen Lagen ebenfalls gut.  

Zierlauch (Allium aflatunense)
 
  Die Anzahl der mehrjährigen Stauden für sonnige Plätze ist gross. Meine sehr persönliche Auswahl (wie schon bei den Gehölzen) soll Ihnen eine Vorstellung über geeignete Pflanzen geben: Während eines Tages der offenen Gartentüre stellte ich fest, wie wenig bekannt der einheimische Brennende Busch (Dictamnus albus) mit den hellrosa Blüten ist. Die vom Aussterben bedrohte Staude (Rote Liste 2002, BUWAL) gefällt auch nach der Blüte wegen der Samenstände. Daneben wächst eine Euphorbia chariacas wulfenii, eine ornamentale Wolfsmilch mit walzenförmigen, gelben Blüten. Die korsische Nieswurz (Helleborus argutifolius) als weitere Partnerin hat sich ihren Standort selbst gewählt und wächst ohne jegliche Pflege.  
      Im Sommer schneide ich mir gern einige schleierkrautähnliche blaue Blütenzweige des Limonium latifolium (Strandflieder). Dazu passen die blauen, kugeligen Blüten des Echinops ritro (Kugeldistel), die schwefelgelben Dolden der Achillea «Moonshine» (Schafgarbe), das silberne, feine Laub von Artemisia «Powis Castle» (Beifuss) und die Baumwollbällchen von Stachys byzantina «Cotton Ball» (Wollziest).
Weniger für den Schnitt geeignet sind die duftenden Zweige der verschiedenen Thymianarten und -sorten. Diese muss ich häufig im Frühjahr ersetzen. Wahrscheinlich stehen sie trotz Kieszugabe beim Pflanzen in zu wenig durchlässigem Substrat.
 

Wolfsmilch (Euphorbia characias subs. wulfenii)
 
  Auch die als problemlos geltenden, verschiedenen Sempervivum (Hauswurz) winterten immer wieder aus. Seit sie in Töpfen wachsen und den Winter unter dem Dach verbringen , haben wir keine Verluste mehr. Ich empfehle sie als pflegeleichte Topfpflanzen an heissen und sonnigen Plätzen.
Fast hätte ich die zierliche Calamintha nepeta nepeta vergessen. Der grazile Steinquendel blüht vom Juli bis im Oktober hellblau und passt gut zur Rosa pimpinellifolia, einer kleinblättrigen, einmal blühenden Rose, welche grosse Hitze erträgt. Schwierig zu platzieren finde ich den türkischen Mohn, da er ziemlich ausladend wächst und nach der Blüte einzieht. Am besten gefällt mir der zarte, rosarote Papaver orientale «Karine». Natürlich gehören auch die verschiedenen Bartiris zu den sonnenhungrigen Stauden.
Über den stattlichen Acanthus spinosus (Bärenklau), einen Solitär mit hohen rosa weissen Rispen und markanten dunkelgrünen Blatthorsten, hatte ich zwar gelesen, dass er sich gut ausbreitet, aber dass man ihn – da er tiefe Wurzeln hat – fast nicht mehr los wird, wusste ich nicht. Seit Jahren reisse ich ihn daher im Steingarten drei bis vier Mal pro Saison aus. Am richtigen Ort gepflanzt ist er allerdings prachtvoll. «Breitet sich aus», dieses Etikett passt auch zur Nachtkerze (Oenothera biennis), welche problemlos wächst, sich aber auch leicht jäten lässt. Wer das Versamen nicht schätzt, wählt die ausdauernde Oenothera tetragona «Sonnenwende» mit den goldgelben Blüten und dem rötlichen Laub.
Wie erwähnt, gibt es viele weitere Sonenkünstler für unsere Gärten. Denken Sie bloss an die vielen einjährigen Pflanzen wie Escholzien, Ringelblumen, Cosmeen, Bechermalven, roten Lein und Portulak.
Haben Sie die Pflanzen ausgewählt, gekauft und sorgfältig gepflanzt, können Sie den Boden mit einer Schicht Kompost mulchen, um ihn vor dem Austrocknen zu schützen. Eine Abdeckung mit Kies oder Rasenschnitt (nicht zu dick!) hilft ebenfalls. In der ersten Saison kommen Sie bestimmt nicht ohne Giessen aus, aber einmal angewachsen, sollten die Pflanzen ohne weitere Wassergaben überleben. Es fragt sich bloss, ob die pflegende Gartenfreundin und der Pflanzenfreund dies aushalten!
 
     
  * Cottage Garden, 8453 Alten  
     
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