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Vom Stricken
im Garten Barbara
Scalabrin-Laube Hätte mich jemand
vor fünfzehn Jahren gefragt, ob ich lieber einen Pullover stricken oder
eine Rabatte neu bepflanzen würde, hätte ich mich für den
Pullover entschieden, wobei mich das Entwerfen und Ausführen komplizierter
Muster mehr interessierte als die anschliessende Strickarbeit. Grössere
Wollvorräte in verstaubten Schachteln und Kisten erinnern an diese Phase,
denn seither habe ich mich dem «Stricken mit Pflanzen»
zugewandt. Waren es während meiner
Lehrjahre im Garten die Blüten, welche im Vordergrund standen,
beschäftigen mich heute vermehrt die Blätter, ihre Farben und Formen,
sind doch diese dauerhafter als die Blüten. Wenn Sie an die kurze
Blütezeit der Bartiris von etwas mehr als einer Woche denken, sich an die
kurze Pracht der Pfingstrosen erinnern oder die grossen Blüten des
türkischen Mohns vor sich sehen, werden Sie mich verstehen, wenn ich mich
an den Blüten freue und mich gleichzeitig auf das Grün
konzentriere. |
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So «stricke» ich denn dezente Muster mit
meinen Pflanzen und freue mich ob der grossen Vielfalt, kann ich doch von
Hellgrün über dunkelstes Grün bis Silber und Schwarz
wählen, über magentarote Blätter und weiss und gelb panschiertes
Laub für mein Muster verfügen. Daneben scheint die Formenvielfalt
unendlich gross zu sein, |
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 Ein Border im Cottage
Garten |
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stellen Sie sich
z.B. die kleinen, elliptischen Blätter des Buchs neben dem handförmig
gelappten Grün eines Storchenschnabels, den Schwertern der Taglilie, dem
doppelt gefiederten Laub der Pfingstrose und den nierenförmigen
Blättern des Frauenmantels vor. Wenn Sie noch weitergehen wollen, werden
Sie sich mit der Vielgestaltigkeit des Blattrandes, den verschiedenen
Blattstellungen und der Oberfläche (behaart, ledrig, glänzend, etc.)
befassen. Wie aber plane ich einen
Blätter- und Blütenteppich? Als erstes setze ich mich mit dem
Standort auseinander. Ganz ähnlich wie beim Pullover, wo ich mich mit den
Ausmassen und Bedürfnissen des zukünftigen Trägers befassen
musste, will ich im Garten wissen, ob ich es beispielsweise mit trockenem
Schatten, mit einem feuchtem Wasserrand, mit einem halbschattigen Beet und
humosem Boden oder einem kalkigen Hang an praller Sonne zu tun habe. Ist die
Standortfrage geklärt, gilt es, die Pflanzen zu bestimmen. Dies ist wohl
einer der schwierigsten Schritte in der Planungsphase, gilt es doch neben
anderem die Wuchshöhe, das Wuchsverhalten, die eigenen Vorlieben, die
Bepflanzung der Umgebung und natürlich Farbe und Form der Blüten und
Blätter zu beachten. |
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Diese Aufgabe ist vor allem für den Neuling und die
Anfängerin schwierig, denn das Angebot ist riesig, fast nicht zu
überblicken, und Fehler sind wohl kaum zu vermeiden. Wer sich unsicher
fühlt, findet einerseits Rat in Gartenbüchern mit Pflanzplänen
und Standortlisten. Andererseits hilft ein illustrierter Pflanzenkatalog
weiter. Wenn man nämlich die Kommentare zu den einzelnen Stauden und
Gehölzen genau studiert, kann man sich im Nu einen Wunschzettel
zusammenstellen. Selbstverständlich beraten einen die Fachleute in den
Gärtnereien, nur bringt man sich damit um den Genuss des Planens und
Entwerfens. Obwohl ich von mir
behaupten kann, recht viele Pflanzen zu kennen, schaue ich mir jeweils vor oder
während dem Planen Bilder aus anderen Gärten an, prüfe in meinen
Notizen, welche Kombinationen mir bei einem Gartenbesuch besonders gefallen
haben, stöbere in Pflanzenkatalogen und blättere in
Gartenbüchern. |
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 Strickmuster! |
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Meist habe ich
auch eine Liste mit Pflanzen, welche ich schon lange gern irgendwo
eingefügt hätte, wäre da nicht die leide Platzfrage gewesen. So
entsteht jeweils eine meistens viel zu lange Liste mit Pflanzen. Der
aufregendste Moment ist das Planen, das Entwerfen meines
«Strickmusters». Mit Gummi und Bleistift wird
«gepflanzt», geändert, verbessert und nochmals geändert.
Die Bilder im Kopf wollen manchmal nicht zu den Bildern auf dem Papier passen,
der Platz reicht nicht aus, die Höhen stimmen nicht, da bleibt eine
Lücke, dort fehlt ein Strauch, der Kopf raucht und der Bleistift muss neu
gespitzt werden, aber am Schluss geht das Puzzle auf. Dies mag ein kopflastiges
Verfahren sein, und tatsächlich haben Sie andere Möglichkeiten, um
Ihre Bepflanzung zu planen: Nehmen Sie beispielsweise Ihre Liste und gehen Sie
damit in die Gärtnerei. Schauen Sie sich die Pflanzen an und wählen
Sie die Schönsten und Passendsten aus. Zu Hause stellen Sie diese in Ihre
Rabatte und pflanzen sie nach zwei, drei Tagen und mehrmaligem Umstellen ein.
Sollten Sie zuviel Pflanzen gekauft haben, was mir, wenn ich mich einmal mehr
über die Vielfalt der Gartenflora begeistert habe, nur allzu leicht
passiert, müssen Sie nach weiteren Lücken in ihrem Garten suchen oder
die Überzähligen verschenken.
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Ein Pullover ist
normalerweise kein Kleidungsstück für ein ganzes Leben, sei es, dass
der Besitzer oder die Trägerin daraus herauswächst, sei es, dass das
Gestrick vom Gebrauch löchrig wird oder der Geschmack sich ändert.
Bepflanzungen sind ebenfalls nicht dauerhaft: Beispielsweise verdrängen
die einen Pflanzen die andern, die Boden- oder Lichtverhältnisse
ändern sich, ein paar Stauden wintern aus, Mäuse machen sich
über die Wurzeln her, usw. Kürzlich musste ich den Bereich unter unserer Davidia
involucrata (Taubenbaum) neu gestalten, da der zwanzigjährige Baum immer
mehr Schatten wirft, die Baumscheibe sehr trocken ist, und die Mäuse die
fleischigen Wurzeln der Dentaria diphylla (Zahnwurz) gefressen hatten.
Während einer meiner Besuche in der benachbarten Staudengärtnerei,
sah ich die Liriope muscari «Moneymaker», einen immergrünen
Schlangenbart mit traubigen, violetten Blütenrispen und lanzettlichen
Blättern. Die Schattenpflanze für nährstoffreichen Boden wurde
gekauft, aber sie sollte nicht allein stehen. Deshalb wählte ich drei
immergrüne Kleingehölze als Nachbarn aus: Die Sarcococca humilis
(Fleischbeere) wird am Wegrand stehen, damit wir uns im Frühjahr an ihrem
starken Duft freuen können. Gefallen haben mir daneben die glänzend
grünen Blätter der Hedera helix «Arbori Compact» wie auch
das grünweiss variegierte Laub der Hedera helix «Cavendishii»
(strauchige Altersformen des Efeu). Zu diesen Gehölzen passt mein
kleinblättriger Buxus sempervirens «Myosotidifolia», welcher
schon lange auf einen geeigneten Platz wartete. Zu den zehn Liriopen platzierte
ich wintergrünen Farn (Polystichum aculeatum), das im trockenen Schatten
wachsende Geranium x cantabrigiense «Biokovo»
(Storchenschnabel) und einen weissbunten Efeu aus einem Arrangement (evtl.
nicht winterhart!). Da mir die ganze Bepflanzung etwas zu düster vorkam,
entschied ich mich zusätzlich für die grünweissen Blätter
der Hosta Groundmaster, einer mittelgrossen Funkie. Im Frühjahr werden
zwischen diesen Pflanzen verschiedene Anemonen blühen.
Glücklicherweise hatten wir genug reifen Kompost, um allen Neulingen einen
guten Start zu bieten. Völlig
anders sieht ein Ausschnitt aus meinem Pflanzplan für ein Beet an einer
Holzwand aus. Die Pflanzen (ausser den Rosen) wurden hauptsächlich wegen
ihrer Blätter ausgewählt. Orange, Magenta und Silber sollen neben
Grün als Farbe vorherrschen. Sollte Ihnen eine Bepflanzung nicht gefallen, ist es
glücklicherweise einfach, diese zu ändern, zu verbessern. Sie
brauchen nur etwas Zeit, einen Spaten und evtl. neue Pflanzen dazu. Das
Ändern im Garten erweist sich als einfacher als das Auftrennen und erneute
Stricken des missratenen Pullovers. Aber warum nicht das eine tun und das
andere nicht lassen! |
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Cottage Garten, 8453 Alten |
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