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HEV 8/2003 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

 

Vom Stricken im Garten
Barbara Scalabrin-Laube

Hätte mich jemand vor fünfzehn Jahren gefragt, ob ich lieber einen Pullover stricken oder eine Rabatte neu bepflanzen würde, hätte ich mich für den Pullover entschieden, wobei mich das Entwerfen und Ausführen komplizierter Muster mehr interessierte als die anschliessende Strickarbeit. Grössere Wollvorräte in verstaubten Schachteln und Kisten erinnern an diese Phase, denn seither habe ich mich dem «Stricken mit Pflanzen» zugewandt.
Waren es während meiner Lehrjahre im Garten die Blüten, welche im Vordergrund standen, beschäftigen mich heute vermehrt die Blätter, ihre Farben und Formen, sind doch diese dauerhafter als die Blüten. Wenn Sie an die kurze Blütezeit der Bartiris von etwas mehr als einer Woche denken, sich an die kurze Pracht der Pfingstrosen erinnern oder die grossen Blüten des türkischen Mohns vor sich sehen, werden Sie mich verstehen, wenn ich mich an den Blüten freue und mich gleichzeitig auf das Grün konzentriere.
 
      So «stricke» ich denn dezente Muster mit meinen Pflanzen und freue mich ob der grossen Vielfalt, kann ich doch von Hellgrün über dunkelstes Grün bis Silber und Schwarz wählen, über magentarote Blätter und weiss und gelb panschiertes Laub für mein Muster verfügen. Daneben scheint die Formenvielfalt unendlich gross zu sein,  

Ein Border im Cottage Garten
 
  stellen Sie sich z.B. die kleinen, elliptischen Blätter des Buchs neben dem handförmig gelappten Grün eines Storchenschnabels, den Schwertern der Taglilie, dem doppelt gefiederten Laub der Pfingstrose und den nierenförmigen Blättern des Frauenmantels vor. Wenn Sie noch weitergehen wollen, werden Sie sich mit der Vielgestaltigkeit des Blattrandes, den verschiedenen Blattstellungen und der Oberfläche (behaart, ledrig, glänzend, etc.) befassen.
Wie aber plane ich einen Blätter- und Blütenteppich? – Als erstes setze ich mich mit dem Standort auseinander. Ganz ähnlich wie beim Pullover, wo ich mich mit den Ausmassen und Bedürfnissen des zukünftigen Trägers befassen musste, will ich im Garten wissen, ob ich es beispielsweise mit trockenem Schatten, mit einem feuchtem Wasserrand, mit einem halbschattigen Beet und humosem Boden oder einem kalkigen Hang an praller Sonne zu tun habe. Ist die Standortfrage geklärt, gilt es, die Pflanzen zu bestimmen. Dies ist wohl einer der schwierigsten Schritte in der Planungsphase, gilt es doch neben anderem die Wuchshöhe, das Wuchsverhalten, die eigenen Vorlieben, die Bepflanzung der Umgebung und natürlich Farbe und Form der Blüten und Blätter zu beachten.
 
  Diese Aufgabe ist vor allem für den Neuling und die Anfängerin schwierig, denn das Angebot ist riesig, fast nicht zu überblicken, und Fehler sind wohl kaum zu vermeiden. Wer sich unsicher fühlt, findet einerseits Rat in Gartenbüchern mit Pflanzplänen und Standortlisten. Andererseits hilft ein illustrierter Pflanzenkatalog weiter. Wenn man nämlich die Kommentare zu den einzelnen Stauden und Gehölzen genau studiert, kann man sich im Nu einen Wunschzettel zusammenstellen. Selbstverständlich beraten einen die Fachleute in den Gärtnereien, nur bringt man sich damit um den Genuss des Planens und Entwerfens.
Obwohl ich von mir behaupten kann, recht viele Pflanzen zu kennen, schaue ich mir jeweils vor oder während dem Planen Bilder aus anderen Gärten an, prüfe in meinen Notizen, welche Kombinationen mir bei einem Gartenbesuch besonders gefallen haben, stöbere in Pflanzenkatalogen und blättere in Gartenbüchern.
     

Strickmuster!
 
  Meist habe ich auch eine Liste mit Pflanzen, welche ich schon lange gern irgendwo eingefügt hätte, wäre da nicht die leide Platzfrage gewesen. So entsteht jeweils eine meistens viel zu lange Liste mit Pflanzen. Der aufregendste Moment ist das Planen, das Entwerfen meines «Strickmusters». Mit Gummi und Bleistift wird «gepflanzt», geändert, verbessert und nochmals geändert. Die Bilder im Kopf wollen manchmal nicht zu den Bildern auf dem Papier passen, der Platz reicht nicht aus, die Höhen stimmen nicht, da bleibt eine Lücke, dort fehlt ein Strauch, der Kopf raucht und der Bleistift muss neu gespitzt werden, aber am Schluss geht das Puzzle auf. Dies mag ein kopflastiges Verfahren sein, und tatsächlich haben Sie andere Möglichkeiten, um Ihre Bepflanzung zu planen: Nehmen Sie beispielsweise Ihre Liste und gehen Sie damit in die Gärtnerei. Schauen Sie sich die Pflanzen an und wählen Sie die Schönsten und Passendsten aus. Zu Hause stellen Sie diese in Ihre Rabatte und pflanzen sie nach zwei, drei Tagen und mehrmaligem Umstellen ein. Sollten Sie zuviel Pflanzen gekauft haben, was mir, wenn ich mich einmal mehr über die Vielfalt der Gartenflora begeistert habe, nur allzu leicht passiert, müssen Sie nach weiteren Lücken in ihrem Garten suchen oder die Überzähligen verschenken.
 
     
   
     
  Ein Pullover ist normalerweise kein Kleidungsstück für ein ganzes Leben, sei es, dass der Besitzer oder die Trägerin daraus herauswächst, sei es, dass das Gestrick vom Gebrauch löchrig wird oder der Geschmack sich ändert. Bepflanzungen sind ebenfalls nicht dauerhaft: Beispielsweise verdrängen die einen Pflanzen die andern, die Boden- oder Lichtverhältnisse ändern sich, ein paar Stauden wintern aus, Mäuse machen sich über die Wurzeln her, usw.
Kürzlich musste ich den Bereich unter unserer Davidia involucrata (Taubenbaum) neu gestalten, da der zwanzigjährige Baum immer mehr Schatten wirft, die Baumscheibe sehr trocken ist, und die Mäuse die fleischigen Wurzeln der Dentaria diphylla (Zahnwurz) gefressen hatten. Während einer meiner Besuche in der benachbarten Staudengärtnerei, sah ich die Liriope muscari «Moneymaker», einen immergrünen Schlangenbart mit traubigen, violetten Blütenrispen und lanzettlichen Blättern. Die Schattenpflanze für nährstoffreichen Boden wurde gekauft, aber sie sollte nicht allein stehen. Deshalb wählte ich drei immergrüne Kleingehölze als Nachbarn aus: Die Sarcococca humilis (Fleischbeere) wird am Wegrand stehen, damit wir uns im Frühjahr an ihrem starken Duft freuen können. Gefallen haben mir daneben die glänzend grünen Blätter der Hedera helix «Arbori Compact» wie auch das grünweiss variegierte Laub der Hedera helix «Cavendishii» (strauchige Altersformen des Efeu). Zu diesen Gehölzen passt mein kleinblättriger Buxus sempervirens «Myosotidifolia», welcher schon lange auf einen geeigneten Platz wartete. Zu den zehn Liriopen platzierte ich wintergrünen Farn (Polystichum aculeatum), das im trockenen Schatten wachsende Geranium x cantabrigiense‚ «Biokovo» (Storchenschnabel) und einen weissbunten Efeu aus einem Arrangement (evtl. nicht winterhart!). Da mir die ganze Bepflanzung etwas zu düster vorkam, entschied ich mich zusätzlich für die grünweissen Blätter der Hosta Groundmaster, einer mittelgrossen Funkie. Im Frühjahr werden zwischen diesen Pflanzen verschiedene Anemonen blühen. Glücklicherweise hatten wir genug reifen Kompost, um allen Neulingen einen guten Start zu bieten.
Völlig anders sieht ein Ausschnitt aus meinem Pflanzplan für ein Beet an einer Holzwand aus. Die Pflanzen (ausser den Rosen) wurden hauptsächlich wegen ihrer Blätter ausgewählt. Orange, Magenta und Silber sollen neben Grün als Farbe vorherrschen.
Sollte Ihnen eine Bepflanzung nicht gefallen, ist es glücklicherweise einfach, diese zu ändern, zu verbessern. Sie brauchen nur etwas Zeit, einen Spaten und evtl. neue Pflanzen dazu. Das Ändern im Garten erweist sich als einfacher als das Auftrennen und erneute Stricken des missratenen Pullovers. Aber warum nicht das eine tun und das andere nicht lassen!
 
     
  * Cottage Garten, 8453 Alten  
     
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