Hauseigentümerverband Zürich
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HEV 9/2003 Inhaltsverzeichnis
Naturgefahren

 

Erdbeben in der Schweiz – wie steht es mit dem Risikoschutz?
* R. Hegetschweiler

Leben wir gefährlich?
Wir leben auf einem unruhigen Planeten, und jede Katastrophe bringt uns zum Bewusstsein, wie labil die Gleichgewichte über und unter dem Erdboden sind. Im weltweiten Vergleich ist die Erdbebengefahr in der Schweiz aber relativ gering. Stärker gefährdet sind nur vier Regionen: das Wallis, die Zentralschweiz, das St.Galler Rheintal und die Region Basel. 1356 wurde die Stadt Basel vom bislang stärksten in der Schweiz gemessenen Erdbeben stark zerstört. Man rechnet für ein Beben mit derselben Stärke in dieser Region mit einer Wiederkehrperiode von über 1000 bis etwa 2500 Jahren. Bei der heutigen Überbauung würden die Schäden gegen 100 Milliarden Franken betragen. Eine realistische Risikoabwägung ist bei diesen Dimensionen praktisch unmöglich. Schon für 500 Jahre kann keine noch so solide Unternehmung ihre Existenz garantieren, und selbst mit allen Rückversicherungsmöglichkeiten sind heute weltweit keine Deckungsgarantien über 5 bis 10 Milliarden erhältlich.

Lange Zeit kein Thema
Lange Zeit war die Frage des Erdbeben- Versicherungsschutzes für Immobilien in der Schweiz kein Thema. Dass sich die Versicherungswirtschaft in letzter Zeit vermehrt zu diesen Thema äussert, ist nicht auf höhere Gefahren zurückzuführen. Vielmehr sind es vermehrte Wünsche von Hauseigentümern, ein zunehmendes Risikobewusstsein und der Wunsch, auch Erdbeben versicherungsmässig abzudecken. Tatsächlich besteht bis heute bei Wohnbauten in der Schweiz nur ein sehr bedingter Schutz gegen eine solche Naturkatastrophe. Der Ingenieur- und Architektenverband SIA hält zwar seit Jahrzehnten Richtlinien für erdbebengerechtes Bauen bereit, aber weder bei öffentlichen Bauten wie Bahnhöfen, Spitälern und Schulen, noch in der Ingenieur-Ausbildung hat man diese Fragen bisher ernst genommen. Dabei würde eine höhere Erdbebensicherheit bei Neubauten wenig Mehrkosten verursachen.

Es gibt bereits Lösungen
Mindestens in jenen Kantonen, deren Gebäudeversicherungen staatliche Monopole sind, gibt es seit längerem zweckmässige Lösungen. 18 der 19 kantonalen Gebäudeversicherer haben sich freiwillig zum Schweizerischen Pool für Erdbebendeckung zusammengeschlossen. Sie können Schäden bis 2 Milliarden abdecken. Es wird davon ausgegangen, dass Schäden eines Erdbebens, wie es statistisch etwa alle 250 Jahre auftritt, gedeckt wären. Im Kanton Zürich ist die Erdbebendeckung im Gebäudeversicherungsgesetz geregelt, es besteht ein gesetzlicher Anspruch auf Entschädigung. Mit einer Milliarde Deckung allein für diesen Kanton ist auch hier das 250-jährige Risiko abgedeckt. Wohlverstanden ohne zusätzliche Prämie. Auch die Versicherer in jenen Kantonen, die kein Monopol kennen, verfügen über einen Erdbebenpool von immerhin 200 Millionen.
Es existiert also bereits eine nicht unbedeutende Erdbebendeckung, wenn auch unterschiedlich je nach Kanton. Mangelhaft scheint die Information der Hauseigentümer zu sein. Vor dem Abschluss einer speziellen, und im Vergleich zur Prämie der Gebäudeversicherung teuren Erdbeben-Zusatzversicherung lohnt sich eine Orientierung, für die wir unseren Mitgliedern gerne zur Verfügung stehen.
 
     
  * Direktor HEV Zürich  
     
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