Hauseigentümerverband Zürich
Monatsschrift
Home
Verband
Veranstaltungen Seminare
Monatsschrift
Formulare
Handwerker
Links
HEV 9/2003 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

 

Farne
* Gernot Grueber

Ist das nicht eine langweilige Gesellschaft? Ganz einfach nur grün? Ich gebe es ja gerne zu: die schönen Wedel als Grün für Sträusse! Richtig, es gibt einen, der Straussfarn heisst. …mag recht sein, im Schatten, wo sonst nichts mehr wächst…! Blüht ja gar nicht...! So könnte eine Reihe von Einwänden lauten, wenn Fachmann oder Fachfrau eine Gartensituation als Farnlage richtig einschätzt. Ich warne Sie, befassen Sie sich nicht zu intensiv mit Farnen. Die Farnleidenschaft könnte Sie infizieren.
Zur Einführung in meinen kurzen Beitrag: Farne gehören nicht zu den Blütenpflanzen, sie gehören zu den Kryptogamen, den Lagerpflanzen. Sie entwickeln unterseits an ihren Blättern, oder bei gewissen Arten an eigenen Sporenblättern, Sporen. Das haben sie mit den Pilzen gemeinsam.
 
      Aus den ausgefallenen Sporen entwickeln sich nach dem «Aussporen» Vorkeimblätter. In der Feuchtigkeit wachsen unter diesen Vorkeimblättern die Antheridien und Archegonien, die männlichen und weiblichen Organe. Dort findet erst die Befruchtung statt, und als Folge entsteht aus dem Vorläufer Prothallium die junge Farnpflanze. Das tönt alles recht einfach, aber es müssen einige Umweltbedingungen gegeben sein, damit eine neue Farnpflanze «gezeugt» werden kann, und es ist ein kleiner Promille-Satz, der aus den Sporen zu einem neuen Hirschzungenfarn führt.  

Polystichum setiferum Plumosum Densum
 
  «Normale» Standortbedingungen, die man verallgemeinern kann, gibt es bei den Farnen nicht. Der Hirschzungenfarn fühlt sich in schattigen nördlichen Bergsturzgebieten zu Hause. Eine andere Extremsituation ist dem Asplenium sepemtrionalis gerade recht. Er wächst in südlichen Regionen in Mauerritzen. Gegen intensive Sonnenstrahlung schützt er sich durch extreme Verkleinerung der Blattflächen. In schattigeren und kühleren Felsritzen, oft noch im Berggebiet fühlt sich der Engelsüssfarn, Polypodium vulgare, wohl. Er kann meterlange Fugen mit seinem Grün füllen. In Gärten verbreitet er sich gerne flächig in geeigneter Lage. Die Mauerraute, Asplenium rutamuraria wächst in zierlichen Horsten an schattigen Mauern, ebenso auch ihre Schwester Asplenium trichomanes.  
      Der Rippenfarn, Blechnum spicant, ist in der Natur als Begleiter von Fichten bekannt. Waldartige Gartenpartien mit Naturcharakter können mit dem Männerfarn, Dryopteris filix-mas, dem Frauenfarn, Atyrium filix-femina, oder dem Straussfarn, Matteuccia struthiopteris, besiedelt werden. Eine interessante Erscheinung unter den Farnen ist der Sinnfarn, Onoclea sensibilis. Wie auch die Gymnocarpium-Arten verbreitet er sich durch unterirdische Sprosse (Rhizome) und kann damit jene Leerflächen erobern, die ihm zusagen. Besonders zierend wirken an den Logenplätzen im Garten die wunderschön ziselierten wintergrünen Wedelrosetten der Spreuschuppenfarne, Polystichum setiferum Proliferum und Polystichum setiferum Plumosum Densum. Wegen ihres «vornehmen Habits» nenne ich sie «Visitenkartenpflanzen».  

Hirschzunge
 
  In strengen Wintern empfiehlt sich etwas Winterschutz. Ein weiterer fast immergrüner Rosettenfarn ist Polystichum aculeatum. Er fällt durch seine markante Blattform und dunkelgrün glänzendes Laub auf. Der Königsfarn, Osmunda regalis, ist eine wahrhaft königliche Erscheinung. Seine Sporenblätter können bis eineinhalb Meter Höhe erreichen und einer Schattenecke einen ganz besonderen Stempel aufdrücken. Den Adlerfarn, Pteridium auilinum, habe ich nicht etwa vergessen: Wo er sich wohl fühlt, kann er mit seiner Ausläuferbildung leicht zum Unkraut werden.  
      Ein ganz eigenartiges Geschöpfchen ist die Mondraute, Botrychium lunaria, die in hoch gelegenen Alpweiden wächst, wo keine Baum- und Sträucherkonkurrenz sie vertreibt. Für die Gartenkultur ist sie ohne Bedeutung, weil sie zu wenig «füllt». Mit «zart» und «hell» könnte man den Venushaarfarn, Adiantum capillus-veneris umschreiben. Wegen seiner «optischen Zartheit» ist er nicht ganz leicht stilgerecht kombinierbar. Was passt nahtlos zu ihm? Beispielsweise Akeleien und Sterndolden. Durch sein eigenartiges Farbenspiel fällt der Dryopteris erythrosora auf. Er variiert im jungen Zustand zwischen Kupferbraun und Messinggelb und wird erst in der Reife grün.
Viele Farne sind einheimisch. Wenn man ihre Naturstandorte richtig einschätzt, findet man auch im eigenen Garten jenes Fleckchen, das Gewähr bietet für ihr fröhliches Gedeihen.
 

Polystichum Opliopogon
 
  Kombinierbar mit Farnen sind Freilandfuchsien, Japananemonen, Mairosen, Lungenkraut, Sterndolden, Silberkerzen, Akeleien und all die vielgestaltigen Funkienarten. Schildblattarten können mit ihren grossen Blättern ein interessantes Kontrastprogramm geben. Wann fängt Ihre grosse Liebe zur vielgestaltigen Farnfamilie an?  
     
  * Gueber+Co Pflanzenschulen, Langnau am Albis  
     
Inhaltsverzeichnis