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Gartengeschichte (3.Teil) Die neuen Parks in
Zürich Luzius Winkler
(Landschaftsarchitekt HTL)
In Zürich sind es
zurzeit zwei Stadtgebiete, welche in den letzten zehn Jahren einen deutlichen
Strukturwandel erfahren haben: die früheren Industriegebiete um den
Escher-Wyss-Platz und das traditionelle Industriequartier in Oerlikon, welches
heutzutage unter dem Titel Zentrum Zürich Nord (ZZN) bekannt ist. Für
beide Gebiete war der einstige Güterzuganschluss die Gunst des Standortes.
Heute sind es die Eigenständigkeit und die Zentrumsnähe. Das 55
Hektaren grosse Areal, welches nördlich des Bahnhofs Oerlikon liegt,
sollte in ein Wohn- und Dienstleistungszentrum umgewandelt werden. Im
Zusammenhang mit diesem Umnutzungskonzept ZZN, welches im Endausbau für
ca. 5000 Einwohner und 12000 Arbeitsplätze ausgelegt ist, wurden auch vier
Parks ausgeschieden. Da die Entwicklung
dieses Gebietes schneller voranging als erwartet, wurden auch die Parks sehr
rasch erstellt. Ein Landschaftsarchitekturwettbewerb folgte dem andern. Dann
kam die Phase «jedes Jahr ein neuer Park», welche bis heute noch
nicht abgeschlossen ist. So wurde am 30. August dieses Jahres der dritte Park,
der Louis-Häfliger- Park, offiziell eröffnet. Louis-Häfliger-Park Der Louis-Häfliger-Park ist eher klein im Gegensatz
zu den beiden andern. Er versteht sich auch als verlängerter
öffentlicher Vorgarten zu der Wohnsiedlung Regina- Kägi-Hof, welche
an den Park anschliesst. Auf der anderen Seite bildet das traditionelle
Produktionsgebäude der Firma Contraves AG den Abschluss. Das Thema der
Munitionsfabrikation widerspiegelt sich in den geometrischen Rasenhügeln,
dem so genannten Rasenfeld. Im Gegensatz dazu steht das Baumfeld mit den klar
ersichtlichen Belagsgefällen. Hier staut sich bei andauernden, starken
Regenfällen das Wasser. So wird auf den extrem hohen Grundwasserstand,
welcher im Durchschnitt nur 80 cm unter der Oberfläche liegt, aufmerksam
gemacht. Zwischen dem Baum- und dem Rasenfeld liegt das Spielband, auf welchem
herkömmliche Spielgeräte wie Schaukel und Rutschbahn stehen. Am Ende
des Spielfelds befindet sich eine Holzbühne, welche nachts von unten
beleuchtet wird. Den Abschluss zur Binzmühlestrasse bildet das Kiesfeld
mit einem mediterranen Hauch, ist es doch mit Tamarisken und Weiden bepflanzt.
In diesem Kiesfeld stehen auch Bänklein, welche zum Verweilen einladen.
Auf der andern Seite liegt das Sportfeld mit seinem blau eingefärbten
Tegumbelag (Gummibelag ähnlich wie Tartan) und den verschiedensten
Feldeinteilungen. |
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 Modell
Louis-Häfliger-Park (Bild: Grün Stadt Zürich) |
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Ich denke, das
Ganze ist ein grosser Spielplatz und ein Ort der Begegnung für die
unmittelbaren Anwohner. So regen die speziellen Oberflächengefälle
zum Spiel an, wie auch die einzelnen Felder, deren Charakter sich sehr stark
unterscheidet, die aber trotzdem zueinander gehören. Der Park versteht
sich in dieser Umgebung gewissermassen als ein Quilt (schottische
Patchworkdecke). |
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MFO-Park Der MFO-
(Maschinen Fabrik Oerlikon-) Park liegt unmittelbar hinter dem Bahnhof
Oerlikon. Er besteht aus einer gewaltigen, U-förmigen, begehbaren
Stahlkonstruktion, welche mit 100 verschiedenen Arten und Sorten (total 1200)
von Kletterpflanzen begrünt ist. Der Park verleitet zu Superlativen. So
wurden für die 17 m hohe, 100 m lange und 35 m breite Halle 330 t Stahl
verbaut sowie 30 km Stahlseile für die Kletterhilfen benötigt. Die
Idee für das «Park-Haus» kommt von der «Treillage»
aus dem 18. Jahrhundert. «Treillagen» sind begrünte
Holzkonstruktionen, welche als Laubengänge dienen. Der grosse freie Innenhof kann auch als Festsaal genutzt
werden, welcher für 1000 Leute bestuhlt werden kann. Vom MFOPark ist erst
der erste Teil gebaut. Noch fehlen die bewachsenen Stelen, welche das Volumen
des «Park-Hauses» widerspiegeln. |
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 «Park-Haus» (Bild: Grün Stadt
Zürich) |
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Der MFO-Park ist
auch vom technischen Standpunkt her sehr interessant. Sämtliche Tröge
und Pflanzflächen müssen in Trockenperioden künstlich
bewässert werden. Als Speicher dient ein eingelassener Regenwassertank. In
ihm wird sämtliches anfallende Regenwasser gefasst, dann wird das Wasser
an die entsprechenden Stellen gepumpt. In der Hallenmitte liegt ein rund 30 cm abgesenkter, betont ruhiger
Bereich. Prägendes Element ist ein Wasserbecken, an dessen Rand Iris
wachsen. Der dick aufgetragene Glassplittbelag lädt zu langsamem Gehen
ein. |
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Sehr schön ist das oberste Holzdeck. Seine
Höhe ist so gekonnt gewählt, dass es von den umliegenden Häusern
eingefasst wird wie von einer 2 m hohen Mauer. Vom Deck aus sieht man den
Oerliker-Turm im Oerliker-Park.
Oerliker
Park Der Oerliker-Park ist als
Volkspark konzipiert. Er ist mit 1,75 ha der grösste Erholungsraum in
diesem Gebiet. Es wurden 500 Bäume gepflanzt, vorwiegend Eschen,
durchsetzt mit Exoten wie Amber- und Tulpenbaum. Sie sollen ein Wäldchen
bilden und gegenüber den angrenzenden Wohnhäusern abschirmen. Im
Moment wirkt die Fläche eher noch kahl. In der Mitte liegt ein Holzdeck,
welches auf der einen Seite eingelassen ist und auf der gegenüberliegenden
Seite über das Gelände zu liegen kommt. Spektakulär ist der 35 m
hohe Turm, welcher einen perfekten Blick über das ganze Gebiet
ermöglicht. Am Rande des Wäldchens zur Quartierstrasse hin, welche
den Park durchschneidet, befinden sich ein langer blaugrüner Brunnen und
ein roter Pavillon. |
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Turm Oerliker-Park (Bild: Grün Stadt Zürich) |
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Friedrich-Traugott-Wahlen-Park Der vierte und letzte Park in diesem Gebiet ist der
Friedrich-Traugott-Wahlen- Park, welcher einen Steinwurf entfernt liegt und
noch gebaut werden muss. Im grösseren Umfeld entstehen sodann noch der 12
ha grosse Glattpark, welcher zwischen Zürich und Opfikon liegt, sowie der
kleinere Leutschenpark. Für alle,
die sich für moderne Architektur, Gartenarchitektur und
städtebauliche Umstrukturierungen interessieren, ist ein Ausflug nach
Oerlikon ein Muss. |
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