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HEV 11/2003 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

 

Gartengeschichte (3.Teil)
Die neuen Parks in Zürich

Luzius Winkler (Landschaftsarchitekt HTL)

In Zürich sind es zurzeit zwei Stadtgebiete, welche in den letzten zehn Jahren einen deutlichen Strukturwandel erfahren haben: die früheren Industriegebiete um den Escher-Wyss-Platz und das traditionelle Industriequartier in Oerlikon, welches heutzutage unter dem Titel Zentrum Zürich Nord (ZZN) bekannt ist. Für beide Gebiete war der einstige Güterzuganschluss die Gunst des Standortes. Heute sind es die Eigenständigkeit und die Zentrumsnähe. Das 55 Hektaren grosse Areal, welches nördlich des Bahnhofs Oerlikon liegt, sollte in ein Wohn- und Dienstleistungszentrum umgewandelt werden. Im Zusammenhang mit diesem Umnutzungskonzept ZZN, welches im Endausbau für ca. 5000 Einwohner und 12000 Arbeitsplätze ausgelegt ist, wurden auch vier Parks ausgeschieden.
Da die Entwicklung dieses Gebietes schneller voranging als erwartet, wurden auch die Parks sehr rasch erstellt. Ein Landschaftsarchitekturwettbewerb folgte dem andern. Dann kam die Phase «jedes Jahr ein neuer Park», welche bis heute noch nicht abgeschlossen ist. So wurde am 30. August dieses Jahres der dritte Park, der Louis-Häfliger- Park, offiziell eröffnet.

Louis-Häfliger-Park
Der Louis-Häfliger-Park ist eher klein im Gegensatz zu den beiden andern. Er versteht sich auch als verlängerter öffentlicher Vorgarten zu der Wohnsiedlung Regina- Kägi-Hof, welche an den Park anschliesst. Auf der anderen Seite bildet das traditionelle Produktionsgebäude der Firma Contraves AG den Abschluss. Das Thema der Munitionsfabrikation widerspiegelt sich in den geometrischen Rasenhügeln, dem so genannten Rasenfeld. Im Gegensatz dazu steht das Baumfeld mit den klar ersichtlichen Belagsgefällen. Hier staut sich bei andauernden, starken Regenfällen das Wasser. So wird auf den extrem hohen Grundwasserstand, welcher im Durchschnitt nur 80 cm unter der Oberfläche liegt, aufmerksam gemacht. Zwischen dem Baum- und dem Rasenfeld liegt das Spielband, auf welchem herkömmliche Spielgeräte wie Schaukel und Rutschbahn stehen. Am Ende des Spielfelds befindet sich eine Holzbühne, welche nachts von unten beleuchtet wird. Den Abschluss zur Binzmühlestrasse bildet das Kiesfeld mit einem mediterranen Hauch, ist es doch mit Tamarisken und Weiden bepflanzt. In diesem Kiesfeld stehen auch Bänklein, welche zum Verweilen einladen. Auf der andern Seite liegt das Sportfeld mit seinem blau eingefärbten Tegumbelag (Gummibelag ähnlich wie Tartan) und den verschiedensten Feldeinteilungen.
 
     
 
Modell Louis-Häfliger-Park (Bild: Grün Stadt Zürich)
 
     
  Ich denke, das Ganze ist ein grosser Spielplatz und ein Ort der Begegnung für die unmittelbaren Anwohner. So regen die speziellen Oberflächengefälle zum Spiel an, wie auch die einzelnen Felder, deren Charakter sich sehr stark unterscheidet, die aber trotzdem zueinander gehören. Der Park versteht sich in dieser Umgebung gewissermassen als ein Quilt (schottische Patchworkdecke).  
     
  MFO-Park
Der MFO- (Maschinen Fabrik Oerlikon-) Park liegt unmittelbar hinter dem Bahnhof Oerlikon. Er besteht aus einer gewaltigen, U-förmigen, begehbaren Stahlkonstruktion, welche mit 100 verschiedenen Arten und Sorten (total 1200) von Kletterpflanzen begrünt ist. Der Park verleitet zu Superlativen. So wurden für die 17 m hohe, 100 m lange und 35 m breite Halle 330 t Stahl verbaut sowie 30 km Stahlseile für die Kletterhilfen benötigt. Die Idee für das «Park-Haus» kommt von der «Treillage» aus dem 18. Jahrhundert. «Treillagen» sind begrünte Holzkonstruktionen, welche als Laubengänge dienen.
Der grosse freie Innenhof kann auch als Festsaal genutzt werden, welcher für 1000 Leute bestuhlt werden kann. Vom MFOPark ist erst der erste Teil gebaut. Noch fehlen die bewachsenen Stelen, welche das Volumen des «Park-Hauses» widerspiegeln.
 
     
 
«Park-Haus» (Bild: Grün Stadt Zürich)
 
     
  Der MFO-Park ist auch vom technischen Standpunkt her sehr interessant. Sämtliche Tröge und Pflanzflächen müssen in Trockenperioden künstlich bewässert werden. Als Speicher dient ein eingelassener Regenwassertank. In ihm wird sämtliches anfallende Regenwasser gefasst, dann wird das Wasser an die entsprechenden Stellen gepumpt.
In der Hallenmitte liegt ein rund 30 cm abgesenkter, betont ruhiger Bereich. Prägendes Element ist ein Wasserbecken, an dessen Rand Iris wachsen. Der dick aufgetragene Glassplittbelag lädt zu langsamem Gehen ein.
 
  Sehr schön ist das oberste Holzdeck. Seine Höhe ist so gekonnt gewählt, dass es von den umliegenden Häusern eingefasst wird wie von einer 2 m hohen Mauer. Vom Deck aus sieht man den Oerliker-Turm im Oerliker-Park.

Oerliker Park
Der Oerliker-Park ist als Volkspark konzipiert. Er ist mit 1,75 ha der grösste Erholungsraum in diesem Gebiet. Es wurden 500 Bäume gepflanzt, vorwiegend Eschen, durchsetzt mit Exoten wie Amber- und Tulpenbaum. Sie sollen ein Wäldchen bilden und gegenüber den angrenzenden Wohnhäusern abschirmen. Im Moment wirkt die Fläche eher noch kahl. In der Mitte liegt ein Holzdeck, welches auf der einen Seite eingelassen ist und auf der gegenüberliegenden Seite über das Gelände zu liegen kommt. Spektakulär ist der 35 m hohe Turm, welcher einen perfekten Blick über das ganze Gebiet ermöglicht. Am Rande des Wäldchens zur Quartierstrasse hin, welche den Park durchschneidet, befinden sich ein langer blaugrüner Brunnen und ein roter Pavillon.

   
Turm Oerliker-Park
(Bild: Grün Stadt Zürich)
 
  Friedrich-Traugott-Wahlen-Park
Der vierte und letzte Park in diesem Gebiet ist der Friedrich-Traugott-Wahlen- Park, welcher einen Steinwurf entfernt liegt und noch gebaut werden muss. Im grösseren Umfeld entstehen sodann noch der 12 ha grosse Glattpark, welcher zwischen Zürich und Opfikon liegt, sowie der kleinere Leutschenpark.
Für alle, die sich für moderne Architektur, Gartenarchitektur und städtebauliche Umstrukturierungen interessieren, ist ein Ausflug nach Oerlikon ein Muss.
 
     
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