Hauseigentümerverband Zürich
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HEV 11/2003 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

 

Ziergemüse – Genuss für alle Sinne
Grünes Presseportal

Farben und Formen
Mangold prunkt mit purpurnen, goldenen und schneeweissen Adern und Stielen. Radicchio leuchtet violett oder grün. Melde, ein lange vergessenes Gemüse, überrascht mit rotvioletten und grünvioletten Tönen. Und der Salat zeigt die Farbpalette von Purpur über Rot zu Grün. Rosa Rosen mischen sich mit feurigem Tomatenrot.
 
     
 
Hier präsentieren sich gelblaubige Buntnessel, Dahlien, Zinnien und Cosmeen neben gelbadrigem Mangold und rotadrigem Grünkohl.
(Foto: CMA – Heider/Orel)
 
     
  Essbare Blüten
Selten war die Fülle der Gemüsesorten, die Auge und Gaumen gleichermassen erfreuen, so gross. Das macht Lust, zu kombinieren, was über lange Zeit getrennt war. Die heute meist übliche Gliederung in Ziergarten und Nutzgarten ist ja durchaus willkürlich. Denn auch Gemüsepflanzen haben einen hohen Zierwert. Das Tomatenrot und die Zucchiniblüten sind von beeindruckender Pracht. Kartoffeln zählten früher zu den Zierpflanzen, weil ihre Blüten so schön sind. Dafür könnten Rosen, Taglilien, Veilchen und Stiefmütterchen mit ihren essbaren Blüten ohne weiteres zu den Nutzpflanzen zählen. Auch die Blüten von Bellis, Ringelblume und Kapuzinerkresse sind essbar. Und bei den buntblättrigen Kräutern wird man vollends unsicher, wohin sie denn eigentlich gehören.
Im Bauerngarten gibt es diese ganz strenge Trennung nicht. Sonnenblumen recken ihre Köpfe neben dem Kohl. Neben dem zeitlichen Aufwand, den der eigene Gemüseanbau mit sich brachte, gab und gibt es die tägliche Freude am Duft und an der Schönheit der Blumen und Pflanzen im eigenen Garten. Rosen und Zinnien, Cosmeen und Phlox umspielen die Beete.

Die Wurzeln reichen tief
Aber die Wurzeln reichen tiefer. Hin und wieder stösst man noch auf die klassischen Bauerngärten, die ein Wegekreuz gliedert. Klostertradition des Mittelalters spiegelt sich darin. Damals hatte die Capitulare de villiis – die Landgüterverordnung Karls des Grossen – festgelegt, was in den Gärten angebaut werden sollte. Und darin mischt sich all das, was wir heute in schön und nützlich unterteilen: Rosen mit Gurken, Kuhbohnen mit Madonnenlilien, Kohl mit Heliotrop und vieles andere mehr. Was «nur» schön war, diente dem Herrgott und der Seele. Gleichzeitig rief es den Segen herab auf Obst, Gemüse und Kräuter, die man so notwendig zum Leben brauchte.

Fröhliche Hausgärten
An ähnliche klösterliche Wurzeln knüpft der wohl berühmteste Gemüsegarten, der ornamentale Küchengarten des Renaissance- Schlosses Villandry an der Loire, an. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand er nach dem Vorbild alter französischer Klosteranlagen und Renaissancegärten. In seinem prächtigen Parterre mischt sich blauer Lauch mit rotem Kohl, konkurriert das Jadegrün des Möhrenlaubs mit rotblättriger Bete, Rosen-Hochstämmchen recken sich darüber. Salvien und Petunien geben den blumigen Rahmen. Lauben laden ein zum Sitzen und Bewundern von Farben und Schönheit, vom Wachsen und Reifen. Vielleicht ist von dort aus der erste Funke übergesprungen, auch in den kleinen Hausgärten fröhlich zu kombinieren und so möglichst viele Sinne zugleich anzusprechen.
 
     
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