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HEV 01/2004 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

 

Mit dem Farbkasten im Garten
* Barbara Scalabrin-Laube

 
     
 
Welch eine Komposition!
 
     
  Wer von Farben im Garten spricht, denkt vielleicht an farbige Blumenbeete, an rote Tulpen, gelbe Sonnenblumen, blauen Rittersporn, roten Mohn, orange Dahlien, rosa Phlox, violette Clematis, weisse Glockenblumen und vieles mehr. «Wie abscheulich! », mag ein Gartenfreund ausrufen. «Mein Garten ist grün, aber doch nicht bunt!» Seine Nachbarin hingegen findet seinen grünen Garten langweilig und gestaltet ein Beet nur in Blau und Gelb.
Nun, müsste ich Schiedsrichterin sein, ich gäbe beiden Recht. Den grünen Gärtner würde ich darauf aufmerksam machen, dass auch sein Garten farbig ist, entdecke ich doch rote Beeren an seiner Stechpalme, bewundere die verschiedenen Rinden der Gehölze, sehe die lila Blüten der Funkien und die vielen verschiedenen Grüntöne der Stauden und Gehölze. Beide aber würde ich darauf hinweisen, dass Farben etwas sehr Persönliches sind und es deshalb kein Richtig oder Falsch geben kann. Trotzdem ist es lohnend, sich einige Gedanken zur Farbwahl zu machen.
Bevor man Pflanzen auswählt, sich mit der Wirkung von Farben befasst, sich fragt, ob man Harmonie oder Kontrast vorzieht, gilt es, sich die bestehenden Strukturen anzusehen. Die Farbgebung des Hauses und der umgebenden Gebäude, der Wege und Mauern sind meist gegeben und können richtungweisend sein.
Ferner dünkt es mich wichtig, nicht zu vergessen, dass wir im Garten Pflanzen nie isoliert sehen, dass eine Farbe die andere beeinflusst, dass je nach Lichteinfall die Farben und Formen verschieden wirken.
Es gibt verschiedene Methoden, an die farbliche Gestaltung heranzugehen. Ist die Frage geklärt, ob man sich beispielsweise ein weisses Border, eine harmonisch gestaltete Rabatte in Rosa, Weiss und Blau, ein feuriges Beet in Rot, eine kontrastreiche Ecke in Schwarz und Weiss oder ein buntes Gemisch wünscht, kann man mit der Planung beginnen. Und wie immer gibt es viele Methoden, die zum Ziel führen: Während die einen in anderen Gärten gelungene Kombinationen fotografiert haben, werden die andern Kataloge und Bücher wälzen und sich geeignete Pflanzen zusammenstellen. Die dritten gehen in die Gärtnerei und stellen sich die Pflanzen spontan zusammen. Andere kaufen nach Lust und Laune ein und stellen die Neuheiten vorerst mit den Töpfen ins Border, damit sie nach Belieben umstellen können, bis ihnen das Bild gefällt. Kein Weg ist falsch. Trotzdem kann es hilfreich sein, wenn man sich etwas mit der Wirkung der einzelnen Farben befasst, denn, obwohl das Farbempfinden individuell verschieden ist, kann man einige mehr oder weniger allgemein gültige Aussagen darüber machen.
 
      Grün ist die dominierende Farbe im Garten, wobei die Skala vom kühl und elegant wirkenden Blaugrün bis zum erfrischenden Hellgrün reicht. Wenn mein Ehemann ab und zu klagt, wir hätten zu wenig Farbe im Garten, erinnere ich ihn daran, wie verschieden grün doch alles ist, wie die gelbgrünen Blätter der Ölweide Elaeagnus ebbingei, Gilt Edge, hell und sonnig wirken, die grünweiss variegierte Weide Salix integra, Hakura Nishiki, von weitem wie ein weiss blühender Strauch aussieht, die stark gefiederten Blätter des japanischen Ahorn Acer palmatum, Dissectum, in wunderbarem Kontrast zur dunkelgrünen Eibenhecke stehen, und die rot- oder silberblättrigen Gehölze in der richtigen Umgebung wie farbige Blütensträucher wirken. Oft bilden die grünen Blätter und Nadeln der Gehölze den Hintergrund unserer Gärten und stehen z.B. im Kontrast mit roten Blüten oder ergeben eine harmonische Wirkung mit Gelb oder Blau.  

Das Selbe in grün.
 
  Grün wirkt erwiesenermassen beruhigend auf die Umgebung und erlaubt daher eine Kombination mit der ganzen Farbpalette. Ich gebe gern zu, dass ich für grüne Gärten schwärme, nicht nur, weil die grünen Blätter viel länger als die Blüten halten, sondern auch, weil mich die Vielfalt der Farbtöne und Blattstrukturen fasziniert.
Dagegen sind in unserem Garten rote und orange Blüten rar. Das mag daran liegen, dass meine Mutter mich als Kind fast ausschliesslich in Blau kleidete, weil sie Rot und Orange als zu laut empfand. Tatsächlich stechen einem rote und orange Blüten ins Auge und treten in den Vordergrund. Wegen dieser Wirkung können leuchtende Farben in kleinen Gärten problematisch sein, weil sie die Distanzen eher kürzer wirken lassen, als sie es in der Realität sind. Am wirkungsvollsten sind rote oder orange, aber auch kupferfarbene oder goldene Töne in Kombination mit Grün. Übrigens überwiegen die Rot- und Goldtöne im Herbst auch in unserem Garten. Auf die prächtige Herbstfärbung möchte ich nämlich keinesfalls verzichten.
Gelb überwiegt bei uns im Frühling, wenn Jasmin, Kornelkirsche, Scheinhasel, stinkende Nieswurz, Wolfsmilch, Wildtulpen, Primeln und Osterglocken blühen. Die gelbe Farbe, das Symbol für Sonne und Licht, hat eine ähnliche Wirkung wie Rot. Sie zieht die Aufmerksamkeit auf sich und stellt sich in den Vordergrund. Interessant ist die Beobachtung, dass die meisten gelb blühenden Pflanzen an sonnigen Plätzen wachsen. Möchten Sie einen halbschattigen Ort mit Gelb aufhellen, versuchen Sie es doch mit der goldenen Segge Carex elata, Aurea, mit dem bewährten Frauenmänteli, Achemilla mollis, einer Mahonie (Mahonia bealei, Hivernant, blüht schon im März), oder mit der gelb variegierten Duftblüte Osmanthus heterophyllus, Goshiki. Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass im Frühjahr die hellgelben Blüten überwiegen, während es im Herbst eher die goldgelben sind.
Sind Sie eher eine «AbendgärtnerIn» kann ich Ihnen hellblau oder lila blühende Pflanzen empfehlen. Während nämlich die warmen Farben in der Dämmerung als erste verschwinden, nimmt man die kalten Farben noch lange wahr. Sie vermitteln zudem die Illusion von Weite, sind also geeignet, um kleine Gärten grösser wirken zu lassen. Vielleicht erinnern Sie sich an die Lavendelfelder in Frankreich, pflanzen blaue Storchenschnäbel (z.B. Geranium magnificum) dazu, freuen sich an den Glockenblumen und der Katzenminze und versuchen es mit einer blauen Hortensie im Halbschatten (Hydrangea macrophylla, Blaumeise).
Viele meiner Gartenfreundinnen träumen von einem weissen Garten und haben dabei meist das Meisterwerk von Vita Sackville-West in Sissinghurst vor Augen. Ich habe mich ebenfalls in der Kunst von Weiss in Weiss geübt, aber da es mir an Konsequenz mangelt, haben sich schon bald blaue Blüten dazugesellt, ein Kontrast, der mir gut gefällt. Kommen dann noch graublättrige Pflanzen dazu, wirkt die Kombination ruhig und stimulierend zugleich. Stellen Sie sich nur einmal den enzianblauen Rittersporn Delphinium, Piccolo, umgeben von den silbergrauen Blättern des Wermuth Artemisia, Powis Castle, vor einer dunkelgrünen Eibenhecke vor, über die sich eine weisse Clematis‚ Huldine, gelegt hat. Mit weissen Herbstanemonen, weissem Fingerhut, der Rose «Schneewittchen» und blauen Astern liesse sich das Bild beliebig weitermalen.
Ich könnte mit meinem «Gartenfarbkasten » ebenfalls mit Lust weiterarbeiten. Mein Platz ist – wie im Garten – beschränkt. So schliesse ich mit einem letzten Farbbeispiel: Züchter und Gartenfreundinnen sind bekanntlich immer auf der Suche nach etwas Neuem. So versucht man seit längerem, schwarze Blüten und Blätter zu züchten. Der rotlaubige Perückenstrauch Cotinus coggygria, Royal Purple, der Blutfächerahorn Acer palmatum, Bloodgood, oder die fast schwarze Stockrose Alcea rosea, Nigra, sind gelungene Beispiele. Nun könnten Sie diese zusammen mit der dunklen Tulipa, Queen of the Night, dem schwarzen Gras Ophiopogon planiscapus, Nigrescens, oder mit der Iris «Night Owl» pflanzen. Mit Sicherheit erzeugen Sie auf diese Weise eine düstere, traurige Stimmung. Schwarz oder Dunkelviolett verlangen fast immer das Zusammenspiel mit anderen Farben. Den Kombinationsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Sicher sehen Sie bereits zartrosa, hellblaue oder gar orange blühende Pflanzen in Gesellschaft von Schwarz vor sich. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten!
 
     
  * Cottage-Garten, Alten  
     
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