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Mit dem
Farbkasten im Garten * Barbara
Scalabrin-Laube |
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 Welch eine Komposition! |
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Wer von Farben im Garten spricht, denkt vielleicht an farbige
Blumenbeete, an rote Tulpen, gelbe Sonnenblumen, blauen Rittersporn, roten
Mohn, orange Dahlien, rosa Phlox, violette Clematis, weisse Glockenblumen und
vieles mehr. «Wie abscheulich! », mag ein Gartenfreund ausrufen.
«Mein Garten ist grün, aber doch nicht bunt!» Seine Nachbarin
hingegen findet seinen grünen Garten langweilig und gestaltet ein Beet nur
in Blau und Gelb. Nun, müsste ich
Schiedsrichterin sein, ich gäbe beiden Recht. Den grünen Gärtner
würde ich darauf aufmerksam machen, dass auch sein Garten farbig ist,
entdecke ich doch rote Beeren an seiner Stechpalme, bewundere die verschiedenen
Rinden der Gehölze, sehe die lila Blüten der Funkien und die vielen
verschiedenen Grüntöne der Stauden und Gehölze. Beide aber
würde ich darauf hinweisen, dass Farben etwas sehr Persönliches sind
und es deshalb kein Richtig oder Falsch geben kann. Trotzdem ist es lohnend,
sich einige Gedanken zur Farbwahl zu machen. Bevor man Pflanzen auswählt, sich mit der Wirkung von Farben
befasst, sich fragt, ob man Harmonie oder Kontrast vorzieht, gilt es, sich die
bestehenden Strukturen anzusehen. Die Farbgebung des Hauses und der umgebenden
Gebäude, der Wege und Mauern sind meist gegeben und können
richtungweisend sein. Ferner dünkt
es mich wichtig, nicht zu vergessen, dass wir im Garten Pflanzen nie isoliert
sehen, dass eine Farbe die andere beeinflusst, dass je nach Lichteinfall die
Farben und Formen verschieden wirken. Es
gibt verschiedene Methoden, an die farbliche Gestaltung heranzugehen. Ist die
Frage geklärt, ob man sich beispielsweise ein weisses Border, eine
harmonisch gestaltete Rabatte in Rosa, Weiss und Blau, ein feuriges Beet in
Rot, eine kontrastreiche Ecke in Schwarz und Weiss oder ein buntes Gemisch
wünscht, kann man mit der Planung beginnen. Und wie immer gibt es viele
Methoden, die zum Ziel führen: Während die einen in anderen
Gärten gelungene Kombinationen fotografiert haben, werden die andern
Kataloge und Bücher wälzen und sich geeignete Pflanzen
zusammenstellen. Die dritten gehen in die Gärtnerei und stellen sich die
Pflanzen spontan zusammen. Andere kaufen nach Lust und Laune ein und stellen
die Neuheiten vorerst mit den Töpfen ins Border, damit sie nach Belieben
umstellen können, bis ihnen das Bild gefällt. Kein Weg ist falsch.
Trotzdem kann es hilfreich sein, wenn man sich etwas mit der Wirkung der
einzelnen Farben befasst, denn, obwohl das Farbempfinden individuell
verschieden ist, kann man einige mehr oder weniger allgemein gültige
Aussagen darüber machen. |
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Grün ist die dominierende Farbe im Garten, wobei
die Skala vom kühl und elegant wirkenden Blaugrün bis zum
erfrischenden Hellgrün reicht. Wenn mein Ehemann ab und zu klagt, wir
hätten zu wenig Farbe im Garten, erinnere ich ihn daran, wie verschieden
grün doch alles ist, wie die gelbgrünen Blätter der Ölweide
Elaeagnus ebbingei, Gilt Edge, hell und sonnig wirken, die grünweiss
variegierte Weide Salix integra, Hakura Nishiki, von weitem wie ein weiss
blühender Strauch aussieht, die stark gefiederten Blätter des
japanischen Ahorn Acer palmatum, Dissectum, in wunderbarem Kontrast zur
dunkelgrünen Eibenhecke stehen, und die rot- oder silberblättrigen
Gehölze in der richtigen Umgebung wie farbige Blütensträucher
wirken. Oft bilden die grünen Blätter und Nadeln der Gehölze den
Hintergrund unserer Gärten und stehen z.B. im Kontrast mit roten
Blüten oder ergeben eine harmonische Wirkung mit Gelb oder Blau.
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 Das Selbe
in grün. |
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Grün wirkt erwiesenermassen beruhigend auf die Umgebung und
erlaubt daher eine Kombination mit der ganzen Farbpalette. Ich gebe gern zu,
dass ich für grüne Gärten schwärme, nicht nur, weil die
grünen Blätter viel länger als die Blüten halten, sondern
auch, weil mich die Vielfalt der Farbtöne und Blattstrukturen
fasziniert. Dagegen sind in unserem
Garten rote und orange Blüten rar. Das mag daran liegen, dass meine Mutter
mich als Kind fast ausschliesslich in Blau kleidete, weil sie Rot und Orange
als zu laut empfand. Tatsächlich stechen einem rote und orange Blüten
ins Auge und treten in den Vordergrund. Wegen dieser Wirkung können
leuchtende Farben in kleinen Gärten problematisch sein, weil sie die
Distanzen eher kürzer wirken lassen, als sie es in der Realität sind.
Am wirkungsvollsten sind rote oder orange, aber auch kupferfarbene oder goldene
Töne in Kombination mit Grün. Übrigens überwiegen die Rot-
und Goldtöne im Herbst auch in unserem Garten. Auf die prächtige
Herbstfärbung möchte ich nämlich keinesfalls
verzichten. Gelb überwiegt bei uns
im Frühling, wenn Jasmin, Kornelkirsche, Scheinhasel, stinkende Nieswurz,
Wolfsmilch, Wildtulpen, Primeln und Osterglocken blühen. Die gelbe Farbe,
das Symbol für Sonne und Licht, hat eine ähnliche Wirkung wie Rot.
Sie zieht die Aufmerksamkeit auf sich und stellt sich in den Vordergrund.
Interessant ist die Beobachtung, dass die meisten gelb blühenden Pflanzen
an sonnigen Plätzen wachsen. Möchten Sie einen halbschattigen Ort mit
Gelb aufhellen, versuchen Sie es doch mit der goldenen Segge Carex elata,
Aurea, mit dem bewährten Frauenmänteli, Achemilla mollis, einer
Mahonie (Mahonia bealei, Hivernant, blüht schon im März), oder mit
der gelb variegierten Duftblüte Osmanthus heterophyllus, Goshiki. Sicher
ist Ihnen aufgefallen, dass im Frühjahr die hellgelben Blüten
überwiegen, während es im Herbst eher die goldgelben
sind. Sind Sie eher eine
«AbendgärtnerIn» kann ich Ihnen hellblau oder lila
blühende Pflanzen empfehlen. Während nämlich die warmen Farben
in der Dämmerung als erste verschwinden, nimmt man die kalten Farben noch
lange wahr. Sie vermitteln zudem die Illusion von Weite, sind also geeignet, um
kleine Gärten grösser wirken zu lassen. Vielleicht erinnern Sie sich
an die Lavendelfelder in Frankreich, pflanzen blaue Storchenschnäbel (z.B.
Geranium magnificum) dazu, freuen sich an den Glockenblumen und der Katzenminze
und versuchen es mit einer blauen Hortensie im Halbschatten (Hydrangea
macrophylla, Blaumeise). Viele meiner
Gartenfreundinnen träumen von einem weissen Garten und haben dabei meist
das Meisterwerk von Vita Sackville-West in Sissinghurst vor Augen. Ich habe
mich ebenfalls in der Kunst von Weiss in Weiss geübt, aber da es mir an
Konsequenz mangelt, haben sich schon bald blaue Blüten dazugesellt, ein
Kontrast, der mir gut gefällt. Kommen dann noch graublättrige
Pflanzen dazu, wirkt die Kombination ruhig und stimulierend zugleich. Stellen
Sie sich nur einmal den enzianblauen Rittersporn Delphinium, Piccolo, umgeben
von den silbergrauen Blättern des Wermuth Artemisia, Powis Castle, vor
einer dunkelgrünen Eibenhecke vor, über die sich eine weisse
Clematis Huldine, gelegt hat. Mit weissen Herbstanemonen, weissem
Fingerhut, der Rose «Schneewittchen» und blauen Astern liesse sich
das Bild beliebig weitermalen. Ich
könnte mit meinem «Gartenfarbkasten » ebenfalls mit Lust
weiterarbeiten. Mein Platz ist wie im Garten beschränkt. So
schliesse ich mit einem letzten Farbbeispiel: Züchter und
Gartenfreundinnen sind bekanntlich immer auf der Suche nach etwas Neuem. So
versucht man seit längerem, schwarze Blüten und Blätter zu
züchten. Der rotlaubige Perückenstrauch Cotinus coggygria, Royal
Purple, der Blutfächerahorn Acer palmatum, Bloodgood, oder die fast
schwarze Stockrose Alcea rosea, Nigra, sind gelungene Beispiele. Nun
könnten Sie diese zusammen mit der dunklen Tulipa, Queen of the Night, dem
schwarzen Gras Ophiopogon planiscapus, Nigrescens, oder mit der Iris
«Night Owl» pflanzen. Mit Sicherheit erzeugen Sie auf diese Weise
eine düstere, traurige Stimmung. Schwarz oder Dunkelviolett verlangen fast
immer das Zusammenspiel mit anderen Farben. Den Kombinationsmöglichkeiten
sind keine Grenzen gesetzt. Sicher sehen Sie bereits zartrosa, hellblaue oder
gar orange blühende Pflanzen in Gesellschaft von Schwarz vor sich.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten! |
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