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HEV 01/2004 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

 

Pflanzenschutz
* Urs Remund

Das ursprüngliche Ziel des Pflanzenschutzes war und ist es, Ertragsausfällen, verursacht durch Krankheiten oder Schädlinge, vorzubeugen. Wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hauptsächlich mechanische Massnahmen (z.B. Ablesen von Schädlingen, Ausbrechen von kranken Trieben) angewendet, so wurden ab Mitte des letzten Jahrhunderts vermehrt chemische Pflanzenschutzmittel entwickelt und eingesetzt. Die Erfolge in der chemischen Schädlingsbekämpfung waren gross, hatten aber auch ihre Schattenseiten. Heute wird beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln versucht, allen Belangen der Umwelt Rechnung zu tragen. Die Auflagen sind sehr streng, und in der beruflichen Ausbildung von Gärtnern und Bauern wird sehr grosser Wert auf gute Kenntnisse und ganzheitliches Denken in diesem Themenkreis gelegt.
Dass eine Pflanze nicht mehr gesund ist, Schädlinge oder Krankheiten aufweist, kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen sind es witterungsbedingte Einflüsse wie z.B. grosse Hitze, Frost, Wind, Regen und Hagel. Zum anderen sind es ein falscher Pflanzenstandort, eine schlechte Bodenbeschaffenheit, eine nicht geeignete oder eine sehr heikle Pflanzenart oder -sorte oder falsche Pflege. Beim Bau und Gestalten von Gärten kann bereits darauf hingewirkt werden, dass es den Pflanzen in Zukunft gut gehen wird. Verdichtete Böden verursachen Staunässe und begünstigen so Stressfaktoren, welche auf die Pflanzen negativ wirken, was wiederum den Krankheiten und Schädlingen zugute kommt. Ein sachgemässer Einbau von Kulturerde, eine gute Bodenbearbeitung bei der Pflanzung und umfassende Kenntnisse über die Standortansprüche von Pflanzen helfen mit, dass man später nicht permanent Pflanzendoktor spielen muss.
In den vergangenen 20 Jahren hat ein grosses Umdenken beim Pflanzenschutz stattgefunden. Heute versucht man, durch integrierten Pflanzenschutz, die wirtschaftliche Schadschwelle von Krankheiten und Schädlingen zu erkennen und akzeptiert einen geringen Befall von Schädlingen und Krankheiten an den Pflanzen. Man behandelt nicht mehr einfach nach einem fixen Spritzplan, sondern setzt erst dann Pflanzenschutzmittel ein, wenn die Schädigung der Pflanzen bedrohlich wird. Dies ist für vor allem auch im Hausgarten wichtig und zu beachten. Es ist nicht sinnvoll, beim Erkennen einer einzigen Blattlaus auf einem Rosenblatt, den ganzen Garten mit einer Chemiekeule zu behandeln und so auch andere Insekten zu vernichten, welche für ein Gleichgewicht sorgen könnten. Vielmehr ist es sinnvoll, einzelne Befallsherde wegzuschneiden und die Entwicklung der Schädigung zu beobachten. Wenn der Befall oder die Population zu gross wird, dann sollte mit den richtigen Präparaten und mit grosser Sorgfalt, eine Spritzung erfolgen. Wichtig dabei ist, dies unter Beachtung aller notwendigen Vorsichtsmassnahmen und Richtlinien zu tun.
Krankheiten bei Pflanzen werden meistens durch Pilze und Viren verursacht. Ebenso sind Bakterien für Krankheiten verantwortlich. Übertragen werden die Krankheiten vielfach durch Berührung, Windverfrachtung oder durch Tröpfchen. Für die verschiedenen Pilzkrankheiten sind heute sehr wirksame Fungizide erhältlich. Die Behandlung von Virus- und Bakterienkrankheiten ist sehr komplex und teilweise noch immer nicht möglich. Eine gefährliche Bakterienkrankheit ist der Feuerbrand, welcher mit Pflanzenschutzmitteln nicht behandelt werden kann. Ein Verzicht von gefährdeten Pflanzen ist ratsam und zum Teil sogar gesetzlich vorgeschrieben. (Cotoneaster- Arten).
Schädlinge können gezielt durch Insektizide bekämpft werden, wobei, wie schon erwähnt, auf einen fachgerechten Einsatz der Mittel geachtet werden muss. Die Forschung hat im Bereich der Schädlingsbekämpfung auch viele alternative Formen der Bekämpfung entwickelt. So ist der Einsatz von Nützlingen seit bald drei Jahrzehnten eine gute Alternative zu den chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln.

Die häufigsten Krankheiten und Schädlinge in unseren Gärten:
Mehltau
Man unterscheidet den echten und den falschen Mehltau. Der echte ist ein Pilz, der auf der Blattoberfläche lebt und nur seine Saugfortsätze in die obersten Schichten der Blätter führt. Die Blätter werden mehlig weiss, und verkrümmen sich bei sehr starkem Befall. Ein Befall von Pflanzen ist möglich durch zu dichte Pflanzungen, falschen Standort oder lange Blattnasszeiten (nicht am Abend giessen). Eine Behandlung ist einfach und kurativ möglich.
Der falsche Mehltau, ist ein Innenpilz und dringt durch die Spaltöffnungen auf der Blattunterseite in die Pflanze, wo er sich ausbreiten kann. Der mausgraue Befall auf der Unterseite ist nicht so gut zu erkennen wie die gelblich-orange Verfärbung der Blattoberseite. Eine vorbeugende Massnahme wäre, das alte Blattwerk im Herbst zu entfernen, da der Pilz in Form von dickwandigen Sporen auf den alten Blättern überwintert. Eine Behandlung ist aufwendiger als beim echten Mehltau und muss mehrmals erfolgen.

Läuse
Blattläuse sind die häufigste Art in unseren Gärten. Die saugenden Insekten leben auf praktisch allen Zier- und Nutzpflanzen. Nach dem Schlüpfen der ersten Generation im Frühjahr können die Läuse und die nachfolgenden Jungtiere ohne erneute Befruchtung die ganze Vegetationszeit hindurch Jungtiere gebären. Die grosse Vermehrungsrate und der Umstand, dass Läuse auch Bakteriosen und Viren übertragen können, kann zur Schädigung der Pflanzen führen. Eine Folgekrankheit, verursacht durch die Läuse, ist der Russtaupilz. Dieser Pilz lebt von den Ausscheidungen (Honigtau) der Läuse und zeigt sich als schwarzes, dichtes Geflecht auf den Blättern. Die Blätter haben so Lichtmangel, können nicht mehr richtig assimilieren und die Pflanzen wirken unansehnlich. Robuste Blätter (z.B. Kirschlorbeer) können mit einem Schwamm abgewaschen werden. Zu erwähnen ist, dass der Pilz auch auf Autos, die unter Bäumen stehen, gedeihen kann. Ein parasitäres Verhalten wurde dabei nicht festgestellt, aber ein Abstumpfen der Lackierung ist möglich.
Ein gezielter einmaliger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zum richtigen Zeitpunkt dämmt die Population wirksam ein und kann so einer übergrossen Ausbreitung Einhalt gebieten. Auf ein ganzjähriges Spritzen kann dann verzichtet werden. Die natürlichen Feinde der Läuse helfen dann, den Befall einzudämmen.

Spinnmilben
Diese Milbenart ist eine ca. 0,5 mm grosse rötliche Spinne, welche durch ihre starke Saugtätigkeit eine fahle Blattfarbe und eine gesprenkelte Blattoberseite verursacht. Zu erkennen ist ein starker Befall auch an einem feinen Spinngewebe. Ursache ist meist ein zu heisser, trockenen Standort (z.B. Rosen vor einer Südfassade, Zimmerpflanzen an Südfenstern).

Dickmaulrüssler
Der Dickmaulrüssler ist wohl der Inbegriff des bösen Schädlings in unseren Gärten. Seine Gefrässigkeit ist beachtlich und abends hörbar. Die Randfrassschäden sind ein typischen Schadbild an den Blättern und gut sichtbar. Sie verunstalten grosse Blattsträucher wie Rhododendren, Kirschlorbeer oder Bergenien nachhaltig. Eine Bekämpfung der Käfer ist mit verschiedenen Insektiziden möglich. Wesentlich schwieriger zu erkennen ist der Befall von Dickmaulrüsslerlarven. Die Larven fressen die Wurzeln und fleischigen Sprosse ab. Die Pflanzen welken und sterben bei starkem Befall ab. Ein Giessen von Insektizidmitteln oder das Einsetzen von Nützlingen (Nematoden) ist möglich. Als wichtigste, vorbeugende Massnahme empfehle ich ihnen, vermehrt darauf zu achten, dass sie nur gesunde, larvenfreie Pflanzen kaufen, und den Käfer nicht so in ihren Garten importieren.
Der Themenkreis Pflanzenschutz ist sehr vielfältig. Die Umsetzung der Massnahmen sollte immer verantwortungsvoll, ziel- und zweckorientiert sein. «Dörfs es bizelli meh si?», gilt vielleicht beim Metzger, im Pflanzenschutz ist dieser Spruch aber fehl am Platz. Durch Überdosierungen von Mitteln können sie Umwelt, Pflanzen und sich selbst gefährden. Bevor Sie Pflanzenschutzmittel anwenden, müssen Sie sicher sein, welche Krankheit Sie behandeln oder welchen Schädling Sie bekämpfen wollen. Der Fachhandel kann Ihnen dabei helfen, das Schadbild zu erkennen. An dieser Stelle verweise ich auch auf ein sehr gutes Fachbuch, welches Sie in den Buchläden erhalten können. («Pflanzenschutz an Zier- und Nutzpflanzen», fischer media) Und ganz wichtig: Bewahren Sie die Pflanzenschutzmittel immer in den Originalpackungen, verschlossen und von Kindern nicht erreichbar auf. Immer wieder geschehen Unfälle und Vergiftungen durch unsachgemässe Handhabung. Alte und nicht mehr brauchbare Mittel können Sie an die Verkaufsstellen von Pflanzenschutzmitteln zurückgeben. Die Läden sind verpflichtet, alte Packungen retourzunehmen und fachgerecht zu entsorgen, zudem organisieren Gemeinden und Kantone die Rücknahme von Mitteln nicht mehr bekannter Herkunft.
 
     
  * dipl. Obergärtner, Garten- und Landschaftsbau, Wallisellen  
     
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