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Pflanzenschutz * Urs
Remund
Das ursprüngliche Ziel
des Pflanzenschutzes war und ist es, Ertragsausfällen, verursacht durch
Krankheiten oder Schädlinge, vorzubeugen. Wurden bis zum Ende des 19.
Jahrhunderts hauptsächlich mechanische Massnahmen (z.B. Ablesen von
Schädlingen, Ausbrechen von kranken Trieben) angewendet, so wurden ab
Mitte des letzten Jahrhunderts vermehrt chemische Pflanzenschutzmittel
entwickelt und eingesetzt. Die Erfolge in der chemischen
Schädlingsbekämpfung waren gross, hatten aber auch ihre
Schattenseiten. Heute wird beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln versucht,
allen Belangen der Umwelt Rechnung zu tragen. Die Auflagen sind sehr streng,
und in der beruflichen Ausbildung von Gärtnern und Bauern wird sehr
grosser Wert auf gute Kenntnisse und ganzheitliches Denken in diesem
Themenkreis gelegt. Dass eine Pflanze
nicht mehr gesund ist, Schädlinge oder Krankheiten aufweist, kann
verschiedene Ursachen haben. Zum einen sind es witterungsbedingte
Einflüsse wie z.B. grosse Hitze, Frost, Wind, Regen und Hagel. Zum anderen
sind es ein falscher Pflanzenstandort, eine schlechte Bodenbeschaffenheit, eine
nicht geeignete oder eine sehr heikle Pflanzenart oder -sorte oder falsche
Pflege. Beim Bau und Gestalten von Gärten kann bereits darauf hingewirkt
werden, dass es den Pflanzen in Zukunft gut gehen wird. Verdichtete Böden
verursachen Staunässe und begünstigen so Stressfaktoren, welche auf
die Pflanzen negativ wirken, was wiederum den Krankheiten und Schädlingen
zugute kommt. Ein sachgemässer Einbau von Kulturerde, eine gute
Bodenbearbeitung bei der Pflanzung und umfassende Kenntnisse über die
Standortansprüche von Pflanzen helfen mit, dass man später nicht
permanent Pflanzendoktor spielen muss. In den vergangenen 20 Jahren hat ein grosses Umdenken beim
Pflanzenschutz stattgefunden. Heute versucht man, durch integrierten
Pflanzenschutz, die wirtschaftliche Schadschwelle von Krankheiten und
Schädlingen zu erkennen und akzeptiert einen geringen Befall von
Schädlingen und Krankheiten an den Pflanzen. Man behandelt nicht mehr
einfach nach einem fixen Spritzplan, sondern setzt erst dann
Pflanzenschutzmittel ein, wenn die Schädigung der Pflanzen bedrohlich
wird. Dies ist für vor allem auch im Hausgarten wichtig und zu beachten.
Es ist nicht sinnvoll, beim Erkennen einer einzigen Blattlaus auf einem
Rosenblatt, den ganzen Garten mit einer Chemiekeule zu behandeln und so auch
andere Insekten zu vernichten, welche für ein Gleichgewicht sorgen
könnten. Vielmehr ist es sinnvoll, einzelne Befallsherde wegzuschneiden
und die Entwicklung der Schädigung zu beobachten. Wenn der Befall oder die
Population zu gross wird, dann sollte mit den richtigen Präparaten und mit
grosser Sorgfalt, eine Spritzung erfolgen. Wichtig dabei ist, dies unter
Beachtung aller notwendigen Vorsichtsmassnahmen und Richtlinien zu
tun. Krankheiten bei Pflanzen werden
meistens durch Pilze und Viren verursacht. Ebenso sind Bakterien für
Krankheiten verantwortlich. Übertragen werden die Krankheiten vielfach
durch Berührung, Windverfrachtung oder durch Tröpfchen. Für die
verschiedenen Pilzkrankheiten sind heute sehr wirksame Fungizide
erhältlich. Die Behandlung von Virus- und Bakterienkrankheiten ist sehr
komplex und teilweise noch immer nicht möglich. Eine gefährliche
Bakterienkrankheit ist der Feuerbrand, welcher mit Pflanzenschutzmitteln nicht
behandelt werden kann. Ein Verzicht von gefährdeten Pflanzen ist ratsam
und zum Teil sogar gesetzlich vorgeschrieben. (Cotoneaster-
Arten). Schädlinge können
gezielt durch Insektizide bekämpft werden, wobei, wie schon erwähnt,
auf einen fachgerechten Einsatz der Mittel geachtet werden muss. Die Forschung
hat im Bereich der Schädlingsbekämpfung auch viele alternative Formen
der Bekämpfung entwickelt. So ist der Einsatz von Nützlingen seit
bald drei Jahrzehnten eine gute Alternative zu den chemischen
Schädlingsbekämpfungsmitteln.
Die häufigsten
Krankheiten und Schädlinge in unseren Gärten: Mehltau Man
unterscheidet den echten und den falschen Mehltau. Der echte ist ein Pilz, der
auf der Blattoberfläche lebt und nur seine Saugfortsätze in die
obersten Schichten der Blätter führt. Die Blätter werden mehlig
weiss, und verkrümmen sich bei sehr starkem Befall. Ein Befall von
Pflanzen ist möglich durch zu dichte Pflanzungen, falschen Standort oder
lange Blattnasszeiten (nicht am Abend giessen). Eine Behandlung ist einfach und
kurativ möglich. Der falsche
Mehltau, ist ein Innenpilz und dringt durch die Spaltöffnungen auf der
Blattunterseite in die Pflanze, wo er sich ausbreiten kann. Der mausgraue
Befall auf der Unterseite ist nicht so gut zu erkennen wie die gelblich-orange
Verfärbung der Blattoberseite. Eine vorbeugende Massnahme wäre, das
alte Blattwerk im Herbst zu entfernen, da der Pilz in Form von dickwandigen
Sporen auf den alten Blättern überwintert. Eine Behandlung ist
aufwendiger als beim echten Mehltau und muss mehrmals erfolgen.
Läuse Blattläuse sind die häufigste Art in unseren
Gärten. Die saugenden Insekten leben auf praktisch allen Zier- und
Nutzpflanzen. Nach dem Schlüpfen der ersten Generation im Frühjahr
können die Läuse und die nachfolgenden Jungtiere ohne erneute
Befruchtung die ganze Vegetationszeit hindurch Jungtiere gebären. Die
grosse Vermehrungsrate und der Umstand, dass Läuse auch Bakteriosen und
Viren übertragen können, kann zur Schädigung der Pflanzen
führen. Eine Folgekrankheit, verursacht durch die Läuse, ist der
Russtaupilz. Dieser Pilz lebt von den Ausscheidungen (Honigtau) der Läuse
und zeigt sich als schwarzes, dichtes Geflecht auf den Blättern. Die
Blätter haben so Lichtmangel, können nicht mehr richtig assimilieren
und die Pflanzen wirken unansehnlich. Robuste Blätter (z.B. Kirschlorbeer)
können mit einem Schwamm abgewaschen werden. Zu erwähnen ist, dass
der Pilz auch auf Autos, die unter Bäumen stehen, gedeihen kann. Ein
parasitäres Verhalten wurde dabei nicht festgestellt, aber ein Abstumpfen
der Lackierung ist möglich. Ein
gezielter einmaliger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zum richtigen Zeitpunkt
dämmt die Population wirksam ein und kann so einer übergrossen
Ausbreitung Einhalt gebieten. Auf ein ganzjähriges Spritzen kann dann
verzichtet werden. Die natürlichen Feinde der Läuse helfen dann, den
Befall einzudämmen.
Spinnmilben Diese Milbenart ist eine ca. 0,5 mm grosse rötliche
Spinne, welche durch ihre starke Saugtätigkeit eine fahle Blattfarbe und
eine gesprenkelte Blattoberseite verursacht. Zu erkennen ist ein starker Befall
auch an einem feinen Spinngewebe. Ursache ist meist ein zu heisser, trockenen
Standort (z.B. Rosen vor einer Südfassade, Zimmerpflanzen an
Südfenstern). Dickmaulrüssler Der
Dickmaulrüssler ist wohl der Inbegriff des bösen Schädlings in
unseren Gärten. Seine Gefrässigkeit ist beachtlich und abends
hörbar. Die Randfrassschäden sind ein typischen Schadbild an den
Blättern und gut sichtbar. Sie verunstalten grosse Blattsträucher wie
Rhododendren, Kirschlorbeer oder Bergenien nachhaltig. Eine Bekämpfung der
Käfer ist mit verschiedenen Insektiziden möglich. Wesentlich
schwieriger zu erkennen ist der Befall von Dickmaulrüsslerlarven. Die
Larven fressen die Wurzeln und fleischigen Sprosse ab. Die Pflanzen welken und
sterben bei starkem Befall ab. Ein Giessen von Insektizidmitteln oder das
Einsetzen von Nützlingen (Nematoden) ist möglich. Als wichtigste,
vorbeugende Massnahme empfehle ich ihnen, vermehrt darauf zu achten, dass sie
nur gesunde, larvenfreie Pflanzen kaufen, und den Käfer nicht so in ihren
Garten importieren. Der Themenkreis
Pflanzenschutz ist sehr vielfältig. Die Umsetzung der Massnahmen sollte
immer verantwortungsvoll, ziel- und zweckorientiert sein. «Dörfs es
bizelli meh si?», gilt vielleicht beim Metzger, im Pflanzenschutz ist
dieser Spruch aber fehl am Platz. Durch Überdosierungen von Mitteln
können sie Umwelt, Pflanzen und sich selbst gefährden. Bevor Sie
Pflanzenschutzmittel anwenden, müssen Sie sicher sein, welche Krankheit
Sie behandeln oder welchen Schädling Sie bekämpfen wollen. Der
Fachhandel kann Ihnen dabei helfen, das Schadbild zu erkennen. An dieser Stelle
verweise ich auch auf ein sehr gutes Fachbuch, welches Sie in den
Buchläden erhalten können. («Pflanzenschutz an Zier- und
Nutzpflanzen», fischer media) Und ganz wichtig: Bewahren Sie die
Pflanzenschutzmittel immer in den Originalpackungen, verschlossen und von
Kindern nicht erreichbar auf. Immer wieder geschehen Unfälle und
Vergiftungen durch unsachgemässe Handhabung. Alte und nicht mehr
brauchbare Mittel können Sie an die Verkaufsstellen von
Pflanzenschutzmitteln zurückgeben. Die Läden sind verpflichtet, alte
Packungen retourzunehmen und fachgerecht zu entsorgen, zudem organisieren
Gemeinden und Kantone die Rücknahme von Mitteln nicht mehr bekannter
Herkunft. |
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