Hauseigentümerverband Zürich
Monatsschrift
Home
Verband
Veranstaltungen Seminare
Monatsschrift
Formulare
Handwerker
Links
HEV 02/2004 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

 

Das Schneiden von Obstgehölzen
* R. Baeschlin

Der Schnitt von Obstbäumen und Beerensträuchern hat einen besonderen Stellenwert, weil es sich nicht um Ziergehölze handelt, sondern um Nutzpflanzen, die einen Fruchtertrag abwerfen sollen. Mit regelmässigen Schnittmassnahmen können wir den Wuchs der Bäume günstig beeinflussen, was sich auch positiv auf die Fruchtbarkeit auswirkt. Ungeschnittene Bäume mit steilen, aufrecht wachsenden Trieben und Ästen entwickeln rasch eine dichte Krone, in der Früchte nicht oder nur ungenügend reifen können. Licht ist denn auch in unseren Breitengraden der begrenzende Faktor für Menge und Qualität des Obstes, weil sowohl das Laub wie auch die Früchte selbst möglichst viel Sonnenenergie einfangen müssen. Mit dem Schnitt ist es auch möglich, bestimmte Baumformen zu erziehen, lockeren Kronen zu einem schnellen Abtrocknen der Blätter nach Niederschlägen zu verhelfen (weniger Pilzkrankheiten) und dem abwechselnden Tragen der Bäume, der sogenannten Alternanz entgegenzuwirken.

Schnitt von Spindeln
Je nach Baumform werden verschiedene Schnittsysteme angewendet, und es wird auch unterschiedlich stark geschnitten. Die so genannte Spindel, eine kleinkronige Baumform, gehört zu den Niederstämmen (Stammhöhe max. 60 cm). Diese Form ist nicht nur in den Erwerbsobstanlagen anzutreffen, sondern sie eignet sich auch vorzüglich für Hausgärten, weil der Pflegeaufwand bescheiden ist und die Bäume rasch schöne Früchte liefern. Überdies ist der Platzbedarf gering, was vor allem in kleinen Gärten interessante Möglichkeiten bietet. Auch wenn der Baum im Herbst gepflanzt wurde, hat der erste Schnitt – der so genannte Pflanzschnitt – erst im folgenden frühen Frühjahr zu erfolgen.
 
     
   
     
  Am Beispiel eines zweijährigen Birnen- Niederstammes mit schon gebildeten seitlichen Trieben soll das gezeigt werden. In den Abbildungen sind alle notwendigen Arbeiten eingetragen. Wichtig ist vor allem das Wegschneiden des Konkurrenztriebes (das ist jener Trieb, der etwas unterhalb der Stammfortsetzung in steiler Stellung nach oben gewachsen ist). Die Seitentriebe werden mit Schnüren in eine flache Position heruntergebunden; sie sollen aber nicht horizontal, sondern immer noch ein wenig nach oben geneigt sein (das Wachstum soll weiterhin gewährleistet werden). Die Schnüre (empfehlenswert aus Kokos-Material) werden an halb eingeschlagenen Nägeln am Baumpfahl befestigt. Eine andere Möglichkeit ist das Anbringen von kleineren Gewichten (Betonklötzchen, Astklammern). Mit dem Flachbinden bremsen wir das Wachstum und fördern die Fruchtbarkeit, d.h. die flachen Triebe bilden rasch Blütenknospen. Nach einem Jahr wird ähnlich wie im ersten Standjahr verfahren (Konkurrenztriebe oben entfernen; neu gebildete Seitentriebe flachbinden; Stammfortsetzung nochmals zurückschneiden, weil Birnen stark in die Höhe wachsen). Bewährt hat sich zudem der Fruchtholzschnitt, wo aufrechte Triebe nicht ganz entfernt, sondern auf etwa drei bis fünf Augen zurückgenommen werden (siehe Detail).  
     
   
     
    Bei Apfelbäumen wird analog geschnitten und verfahren; allerdings gibt es bei dieser Kernobstart keinen eigentlichen Fruchtholzschnitt wie bei Birnen beschrieben. Während der gesamten Lebensdauer der niederstämmigen Kernobstarten ist darauf zu achten, das die Bäume gegen oben hin schlank geschnitten werden («Tannenbaum-Form»); d.h. die unteren Äste dürfen etwas länger sein als die oberen. Dadurch kommen alle Kronenteile ans Licht.  
* Gartenobst und Beerenanbau, Schönenberg
 
         
Inhaltsverzeichnis