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Das Schneiden
von Obstgehölzen * R.
Baeschlin
Der Schnitt von
Obstbäumen und Beerensträuchern hat einen besonderen Stellenwert,
weil es sich nicht um Ziergehölze handelt, sondern um Nutzpflanzen, die
einen Fruchtertrag abwerfen sollen. Mit regelmässigen Schnittmassnahmen
können wir den Wuchs der Bäume günstig beeinflussen, was sich
auch positiv auf die Fruchtbarkeit auswirkt. Ungeschnittene Bäume mit
steilen, aufrecht wachsenden Trieben und Ästen entwickeln rasch eine
dichte Krone, in der Früchte nicht oder nur ungenügend reifen
können. Licht ist denn auch in unseren Breitengraden der begrenzende
Faktor für Menge und Qualität des Obstes, weil sowohl das Laub wie
auch die Früchte selbst möglichst viel Sonnenenergie einfangen
müssen. Mit dem Schnitt ist es auch möglich, bestimmte Baumformen zu
erziehen, lockeren Kronen zu einem schnellen Abtrocknen der Blätter nach
Niederschlägen zu verhelfen (weniger Pilzkrankheiten) und dem
abwechselnden Tragen der Bäume, der sogenannten Alternanz
entgegenzuwirken. Schnitt von
Spindeln Je nach Baumform werden
verschiedene Schnittsysteme angewendet, und es wird auch unterschiedlich stark
geschnitten. Die so genannte Spindel, eine kleinkronige Baumform, gehört
zu den Niederstämmen (Stammhöhe max. 60 cm). Diese Form ist nicht nur
in den Erwerbsobstanlagen anzutreffen, sondern sie eignet sich auch
vorzüglich für Hausgärten, weil der Pflegeaufwand bescheiden ist
und die Bäume rasch schöne Früchte liefern. Überdies ist
der Platzbedarf gering, was vor allem in kleinen Gärten interessante
Möglichkeiten bietet. Auch wenn der Baum im Herbst gepflanzt wurde, hat
der erste Schnitt der so genannte Pflanzschnitt erst im folgenden
frühen Frühjahr zu erfolgen. |
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Am Beispiel eines
zweijährigen Birnen- Niederstammes mit schon gebildeten seitlichen Trieben
soll das gezeigt werden. In den Abbildungen sind alle notwendigen Arbeiten
eingetragen. Wichtig ist vor allem das Wegschneiden des Konkurrenztriebes (das
ist jener Trieb, der etwas unterhalb der Stammfortsetzung in steiler Stellung
nach oben gewachsen ist). Die Seitentriebe werden mit Schnüren in eine
flache Position heruntergebunden; sie sollen aber nicht horizontal, sondern
immer noch ein wenig nach oben geneigt sein (das Wachstum soll weiterhin
gewährleistet werden). Die Schnüre (empfehlenswert aus
Kokos-Material) werden an halb eingeschlagenen Nägeln am Baumpfahl
befestigt. Eine andere Möglichkeit ist das Anbringen von kleineren
Gewichten (Betonklötzchen, Astklammern). Mit dem Flachbinden bremsen wir
das Wachstum und fördern die Fruchtbarkeit, d.h. die flachen Triebe bilden
rasch Blütenknospen. Nach einem Jahr wird ähnlich wie im ersten
Standjahr verfahren (Konkurrenztriebe oben entfernen; neu gebildete
Seitentriebe flachbinden; Stammfortsetzung nochmals zurückschneiden, weil
Birnen stark in die Höhe wachsen). Bewährt hat sich zudem der
Fruchtholzschnitt, wo aufrechte Triebe nicht ganz entfernt, sondern auf etwa
drei bis fünf Augen zurückgenommen werden (siehe Detail).
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Bei Apfelbäumen wird analog geschnitten und verfahren;
allerdings gibt es bei dieser Kernobstart keinen eigentlichen Fruchtholzschnitt
wie bei Birnen beschrieben. Während der gesamten Lebensdauer der
niederstämmigen Kernobstarten ist darauf zu achten, das die Bäume
gegen oben hin schlank geschnitten werden («Tannenbaum-Form»); d.h.
die unteren Äste dürfen etwas länger sein als die oberen.
Dadurch kommen alle Kronenteile ans Licht. |
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* Gartenobst und Beerenanbau,
Schönenberg |
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