Hauseigentümerverband Zürich
Monatsschrift
Home
Verband
Veranstaltungen Seminare
Monatsschrift
Formulare
Handwerker
Links
HEV 04/2004 Inhaltsverzeichnis
Vom Bauen

     
  Schönheit braucht Schutz und Pflege
Von Michael Meuter, Lignum
 
     
  Holz erlebt derzeit einen regelrechten Boom. Und zwar nicht nur im Hausinnern, wo Parkett von Erfolg zu Erfolg eilt, sondern auch im Aussenbereich: Fassaden aus Holz sind schon bald ein Muss. Wer daran über Jahre und Jahrzehnte Freude haben möchte, tut jedoch gut daran, sich Gedanken über einen angemessenen Schutz zu machen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen naturbelassenen und behandelten Fassaden.

Das Naturmaterial Holz hat als Fassadenverkleidung unbehandelt eine besonders naturnahe Ausstrahlung. Beliebt sind für naturbelassene Fassaden neben Fichte und Tanne eine ganze Reihe einheimischer Hölzer, die Wasser zurückhaltend aufnehmen und sich von Holz abbauenden Pilzen und Insekten nicht besonders beeindrucken lassen: Lärche, Douglasie, Eiche, Edelkastanie und Robinie zählen dazu.
Der Bauherr, der sich für die Anmutung einer ganz bestimmten Holzart entschieden hat, muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass eine Verkleidung aus unbehandeltem Holz im Laufe der Zeit ihre Erscheinung stark verändern wird. Regen, Sonne und Schatten, aber auch die natürliche Besiedelung durch Holz vergrauende Pilze werden ihre Spuren hinterlassen. Dabei wird es keine ganz gleichmässige Entwicklung der Graufärbung geben: Die Nord-, Ost- und Südfassaden, aber auch Flächen im Schatten von Vordächern werden im Mittelland hell- bis dunkelbraun. Hausteile, die der Witterung ausgesetzt sind – also vor allem die Westfassade – werden silber- bis dunkelgrau. Alle unbehandelten Hölzer verwittern unter Wetterbeanspruchung gleich und erhalten am Ende fast dieselbe Anmutung. Dieser Prozess baut keine Substanz ab, er verändert aber im Laufe weniger Jahre das Erscheinungsbild des Hauses stark. Als Bauherr sollte man sich deshalb vor der Entscheidung für eine Fassade aus unbehandeltem Holz an gebauten Beispielen zeigen lassen, welche Farbveränderungen eintreten werden – und man muss in der Folge bereit sein, sie zu akzeptieren.
 
     
 
Blick aus einem Wohnzimmer des auf der Titelseite abgebildeten Hauses in Winterthur. (Bild: pentol/LIGNUM)
 
     
  Farbe steht auch Häusern gut
Wer dagegen eine gleich bleibende äussere Erscheinung seines Hauses wünscht, wird sich Gedanken machen über eine Behandlung seiner Holzfassade. Wenn man eine gute Beschichtung sicherstellt, so ist Fichte oder Tanne als Holz am besten geeignet. Generell empfiehlt sich als Oberflächenschutz mindestens eine Dünnschichtlasur. Die Wahl der richtigen Lösung ist jedoch nicht ganz einfach. Das Angebot an Oberflächenbehandlungen für Holz im Aussenbau ist äusserst vielfältig und für den Bauherrn kaum zu überschauen. Die Entwicklung bei den Anbietern läuft auf Hochtouren und schafft laufend neue Produkte. Dazu kommt, dass nicht einfach nur die gestalterische Wirkung in Betracht gezogen werden darf, sondern vor allem geklärt werden muss, welche Schutzfunktion notwendig notwendig ist. Dafür zieht man mit Vorteil einen unabhängigen Fachmann bei.
Selbstverständlich geht es auch bei einer oberflächenbehandelten Fassade nicht ganz ohne Unterhalt. Noch mehr: Der Unterhalt ist der entscheidende Faktor für eine lange Lebensdauer. Dabei gilt: Je dicker die gewählte Beschichtung, desto länger werden die Unterhaltsintervalle. Es gilt aber auch der allgemeine Grundsatz: Je länger man zuwartet, desto teurer wird es. Wer alle drei bis fünf Jahre kostengünstige kleine Unterhaltsarbeiten wie die Prüfung auf Farbabplatzer und auf Pilze, Algen und Insekten ausführen lässt, fährt am Ende am besten. Natürlich nützt aber auch der beste Oberflächenschutz nichts, wenn die Holzfassade nicht nach den Regeln der Baukunde erstellt worden ist: dazu gehören zum Beispiel ausreichende Dachüberstände, die Vermeidung von direktem Erdkontakt und die richtig dimensionierte Hinterlüftung der Fassade. Holzschutz beginnt deshalb schon beim Bau.

Das Goretex-Prinzip für Holz
Neben vielen konventionellen Lösungen bietet der moderne Holzschutz seit kurzem auch High-Tech unter einem neuen Zauberwort an: Nanotechnologie. Kleinste Teilchen, in dünnster Schicht aufgebracht, schützen die Oberfläche von Holz derart, dass das Wasser daran abperlt wie am Federkleid einer Ente.
Wir haben uns schon bald daran gewöhnt, dass Elektrotechniker oder Mikrobiologen Atome auf der Nadelspitze hin und her schieben. Dass man Glas durch Oberflächenbehandlung im Mikrobereich extrem hitzebeständig oder beschlagssicher und Gewebe schmutzabweisend machen kann, ist uns zur kaum mehr hinterfragten Selbstverständlichkeit geworden. Daran aber, dass die Wissenschaft von der richtigen Anordnung geeigneter kleinster Teilchen einmal zur Erhöhung der Lebensdauer einer Holzfassade genutzt werden könnte, hat bis vor wenigen Jahren niemand gedacht.
Mittlerweile jedoch ist es mittels Nanotechnologie möglich, Wasser nachhaltig von Holzoberflächen fernzuhalten. Um Holz zu schützen, das der Witterung frei ausgesetzt ist, wird darauf eine Nano-Beschichtung aufgebracht, die so dünn ist, dass sie praktisch nicht messbar ist. Sie bildet nicht etwa, wie man spontan vermuten könnte, eine spiegelglatte, geschlossene Oberfläche. Die Struktur verändert sich optisch nicht. Die Nano-Schicht hat aber zur Folge, dass das Wasser gar nicht erst haften bleiben kann und deshalb sofort abperlt. Übrigens ein ganz ähnliches Prinzip, wie es die Natur beispielweise beim Lotusblatt vormacht, das eben wegen dieser Oberflächenbeschaffenheit immer blitzsauber aussieht. Die Aufnahmefähigkeit des Holzes für Wasser wird stark reduziert. Insbesondere kann dieses sich dann auch nicht einen Weg durch Risse suchen, die im Laufe der Zeit unweigerlich in jeder noch so gut aufgebrachten Lasur entstehen. Das Goretex-Prinzip für Holz – auch das ist heute möglich.
 
     
     
  Neutrale und kostenlose Beratung für Bauherren sowie Informationsmaterial zu allen Fragen rund um Holz am Bau bei Lignum (www.lignum.ch), der Dachorganisation der Schweizer Waldund Holzwirtschaft.
Hotline der Lignum: 01 267 47 83; Montag bis Freitag, 08.00–12.00 Uhr
Hanspeter Fäh, dipl. Bauing. HTL/STV
 
     
Inhaltsverzeichnis