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HEV 04/2004 Inhaltsverzeichnis
Aus dem Kantonalverband

Hans Egloff Hans Egloff
Präsident
HEV Kanton Zürich

Weitsicht

In der Gesamtschau mag von wenig grosser Tragweite sein, dass mir vor wenigen Tagen zuerst ein Optiker und danach ein Augenarzt eröffnet haben, ich wäre weitsichtig. Derzeit versuche ich mit einer ersten Lesebrille dem Problem Herr zu werden. Andern scheint Weitsicht ganz zu fehlen, die Rede ist allerdings von einer ganz anderen.
Hitzige – bedauerlicherweise selten sachliche – Diskussionen werden derzeit über das Steuerpaket geführt, über das wir am 16. Mai 2004 abzustimmen haben. Unbestritten ist, dass mit dieser Vorlage Familien, der Mittelstand und das Wohneigentum steuerlich entlastet werden und der stete Anstieg der Staatsquote endlich gebrochen wird. Nicht erstaunlich ist, dass sich die bürgerlichen Parteien, die Wirtschaft und sämtliche Wirtschaftsverbände geschlossen hinter dieses Steuerpaket stellen. Unverständlich ist, dass sich viele Kantonsregierungen mit grossem Elan gegen diese Vorlage engagieren. Sie werden nicht müde vorzurechnen, wie unverkraftbar hoch die Steuerausfälle wären. Ich erlaube mir deren Rechnung anzuzweifeln. Die Ausfälle werden deutlich zu hoch beziffert. Zudem werden die zusätzlich generierten Erträge einfach ausgeblendet. Doch selbst wenn die Rechnung richtig wäre, die Ausfälle bewegen sich auch dann im Bereich der Budgetungenauigkeit.
Obwohl der Systemwechsel mit der Abschaffung der Eigenmietwertbesteuerung und dem Schuldzinsabzug den Banken zumindest kurzfristig Einbussen im Hypothekarbereich bringen dürfte, erachten auch diese die mit dem Steuerpaket ausgelösten Wachstumsimpulse offenkundig als nachhaltiger und unterstützen die Vorlage ebenfalls. Volkswirtschaftlich werden damit wichtige Signale ausgesendet. Das Schuldenmachen beim Hauseigentum soll steuerlich nicht mehr belohnt werden. Die Banken erhoffen sich kaum zu Unrecht eine gewisse Kompensation ihrer Einbussen beim Hypothekargeschäft von dem in Baselland erfolgreich erprobten Bausparmodell. Mit ihrer positiven Entscheidung nehmen die Banken ihre volkswirtschaftliche Gesamtverantwortung wahr.
Ganz anders die Leitung der Raiffeisen-Banken: Sie würden zu einem wichtigen Teil vom Hypothekargeschäft leben und machen vehement und mit einem namhaften Beitrag Opposition (gemäss Medienberichten mit CHF 1000000.00!). Sie stellen damit ihr Eigeninteresse vor die erwähnte Verantwortung. Die Hypothekarverschuldung soll möglichst hoch bleiben! Vergessen geht die Forderung vieler ihrer Mitglieder nach wirtschaftlichem Wachstum und auch die lange geforderte Revision der Stempelabgaben. Oder mit anderen Worten: Die Verantwortlichen der Raiffeisen-Banken geben eine Million Franken von den zu Lasten der Mitglieder erwirtschafteten Erträgen aus, damit die Genossenschafter weiterhin höhere Steuern bezahlen müssen. Mein Optiker lässt grüssen!
     
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