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Tücken
eines mit einer Kunststofffolie abgedichteten Flachdaches Zu «Unterhalt von Flachdachfolien aus
Kunststoff» (HEV 10/03, S.
707) Marco Witzig, Meilen
Ein Flachdach oder eine
Terrasse mit einer Kunststofffolie gegen das Eindringen von Wasser abzudichten,
kommt dem Ausstellen eines Wechsels gleich. Früher oder später
verliert die Folie die Fähigkeit, dicht zu halten, dann ist der Wechsel
fällig. Auch wenn eine Kunststofffolie fachgerecht verlegt worden ist,
kann sie nicht absolut verhindern, dass Feuchtigkeit durchdringt. Dazu sind die
Kunststoffmoleküle nicht dicht genug gepackt (vernetzt). Deshalb wird sich
mit der Zeit unter der Folie Feuchtigkeit ansammeln. Dadurch kann eine
allfällige darunter liegende Wärmeisolation beeinträchtigt
werden, ohne dass eine Undichtigkeit im landläufigen Sinn vorhanden sein
muss. Das Altern einer
Kunststofffolie kann man nicht verzögern. Der stetig laufende Prozess des
Zerfalls führt nach einer gewissen Zeit zum Verlust der
Funktionsfähigkeit der Folie. Darin steckt ihr Pferdefuss. Den Zustand
einer zur Abdichtung eines Flachdaches oder einer Terrasse eingebauten
Kunststofffolie präventiv zu kontrollieren, ist nämlich praktisch
unmöglich. Da sie vor Lichteinfall (UV-Strahlung) geschützt sein
muss, entzieht sie sich einer visuellen Kontrolle. Bei den mit Kies abgedeckten
Folien kann (bzw. muss) man nur periodisch kontrollieren, ob die Abdeckung mit
Kies noch überall gewährleistet ist. Doch Achtung, beim Betreten des
Kieses wird die Belastung auf die Folie übertragen, was diese nicht ohne
Schaden aushält. Das Auftreten
einer Leckstelle wird in der Regel nicht sofort manifest. Sie kann so minim
sein wie ein Nadelstich. Es kann daher Monate oder gar Jahre dauern, bis so
viel Wasser eingedrungen ist, dass dies erkennbar wird. Das trifft besonders
dann zu, wenn die darunter liegende Wärmeisolation Wasser aufnehmen und
auch speichern kann. In solchen Fällen kann es so lange dauern, bis man
eine Undichtigkeit feststellt, dass allfällige Garantiefristen
längstens abgelaufen sind. Was
für Kontrollmöglichkeiten bestehen, um einem grösseren Schaden
trotzdem zuvorzukommen? Nässe
unterhalb einer Dichtungsfolie wird erst erkennbar, wenn sich irgendwo Flecken
bilden oder wenn es tropft. Die Leckstelle und der Ort, wo das eingedrungene
Wasser sichtbar wird, können recht weit auseinander liegen, und der Weg,
den das Wasser nimmt, kann dabei sehr verschlungen sein. Beim Verdacht, das
durchsickernde Wasser komme nicht vom Flachdach, sondern von in der Decke
eingebetteten, Wasser führenden Leitungen (Heizung, Wasser, Abläufe
von Klimageräten und dgl.), sollte man diese einzeln abpressen.
Sanitär- und Heizungsleute wissen, wie man so etwas macht. Eine undichte Folie kann sich dadurch verraten, dass an
Frosttagen an einzelnen Stellen auf dem Dach oder auf dem Terrassenboden kein
Reif mehr ansetzt: Das in die Wärmeisolation eingedrungene Wasser macht
sich durch erhöhten Wärmeverlust erkennbar. Das sollte die Erbauer
von Flachdächern und Dachterrassen auf die Idee bringen, dass man Lecks
mit Thermografie nachspüren kann. Dazu wäre es sehr nützlich,
bei jedem neu erstellten oder isolierten Dach im ersten Winter eine
Kontrollaufnahme zu machen, um spätere Veränderungen leichter
feststellen und deuten zu können. Da das Undichtwerden in der Regel ein
schleichender Vorgang ist, sollten solche thermografischen
«Dichtigkeitskontrollen» alle fünf Jahre durchgeführt
werden. Die Langzeiterfahrung muss erst etabliert werden. Um die
Verjährung allfälliger Garantieansprüche zu vermeiden, sollte
eine weitere Aufnahme vor dem Ablauf der Gewährleistungsdauer für
versteckte Mängel gemacht werden. |
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