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HEV 12/2003 Inhaltsverzeichnis
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Tücken eines mit einer Kunststofffolie abgedichteten Flachdaches
Zu «Unterhalt von Flachdachfolien aus Kunststoff» (HEV 10/03, S. 707) Marco Witzig, Meilen

Ein Flachdach oder eine Terrasse mit einer Kunststofffolie gegen das Eindringen von Wasser abzudichten, kommt dem Ausstellen eines Wechsels gleich. Früher oder später verliert die Folie die Fähigkeit, dicht zu halten, dann ist der Wechsel fällig. Auch wenn eine Kunststofffolie fachgerecht verlegt worden ist, kann sie nicht absolut verhindern, dass Feuchtigkeit durchdringt. Dazu sind die Kunststoffmoleküle nicht dicht genug gepackt (vernetzt). Deshalb wird sich mit der Zeit unter der Folie Feuchtigkeit ansammeln. Dadurch kann eine allfällige darunter liegende Wärmeisolation beeinträchtigt werden, ohne dass eine Undichtigkeit im landläufigen Sinn vorhanden sein muss.

Das Altern einer Kunststofffolie kann man nicht verzögern. Der stetig laufende Prozess des Zerfalls führt nach einer gewissen Zeit zum Verlust der Funktionsfähigkeit der Folie. Darin steckt ihr Pferdefuss. Den Zustand einer zur Abdichtung eines Flachdaches oder einer Terrasse eingebauten Kunststofffolie präventiv zu kontrollieren, ist nämlich praktisch unmöglich. Da sie vor Lichteinfall (UV-Strahlung) geschützt sein muss, entzieht sie sich einer visuellen Kontrolle. Bei den mit Kies abgedeckten Folien kann (bzw. muss) man nur periodisch kontrollieren, ob die Abdeckung mit Kies noch überall gewährleistet ist. Doch Achtung, beim Betreten des Kieses wird die Belastung auf die Folie übertragen, was diese nicht ohne Schaden aushält.
Das Auftreten einer Leckstelle wird in der Regel nicht sofort manifest. Sie kann so minim sein wie ein Nadelstich. Es kann daher Monate oder gar Jahre dauern, bis so viel Wasser eingedrungen ist, dass dies erkennbar wird. Das trifft besonders dann zu, wenn die darunter liegende Wärmeisolation Wasser aufnehmen und auch speichern kann. In solchen Fällen kann es so lange dauern, bis man eine Undichtigkeit feststellt, dass allfällige Garantiefristen längstens abgelaufen sind.
Was für Kontrollmöglichkeiten bestehen, um einem grösseren Schaden trotzdem zuvorzukommen?
Nässe unterhalb einer Dichtungsfolie wird erst erkennbar, wenn sich irgendwo Flecken bilden oder wenn es tropft. Die Leckstelle und der Ort, wo das eingedrungene Wasser sichtbar wird, können recht weit auseinander liegen, und der Weg, den das Wasser nimmt, kann dabei sehr verschlungen sein. Beim Verdacht, das durchsickernde Wasser komme nicht vom Flachdach, sondern von in der Decke eingebetteten, Wasser führenden Leitungen (Heizung, Wasser, Abläufe von Klimageräten und dgl.), sollte man diese einzeln abpressen. Sanitär- und Heizungsleute wissen, wie man so etwas macht.
Eine undichte Folie kann sich dadurch verraten, dass an Frosttagen an einzelnen Stellen auf dem Dach oder auf dem Terrassenboden kein Reif mehr ansetzt: Das in die Wärmeisolation eingedrungene Wasser macht sich durch erhöhten Wärmeverlust erkennbar. Das sollte die Erbauer von Flachdächern und Dachterrassen auf die Idee bringen, dass man Lecks mit Thermografie nachspüren kann. Dazu wäre es sehr nützlich, bei jedem neu erstellten oder isolierten Dach im ersten Winter eine Kontrollaufnahme zu machen, um spätere Veränderungen leichter feststellen und deuten zu können. Da das Undichtwerden in der Regel ein schleichender Vorgang ist, sollten solche thermografischen «Dichtigkeitskontrollen» alle fünf Jahre durchgeführt werden. Die Langzeiterfahrung muss erst etabliert werden. Um die Verjährung allfälliger Garantieansprüche zu vermeiden, sollte eine weitere Aufnahme vor dem Ablauf der Gewährleistungsdauer für versteckte Mängel gemacht werden.
 
     
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