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HEV 06/2004 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Blumig, fruchtig, süss, würzig, faulig,
lieblich, aromatisch – vom Duft im Garten

* Barbara Scalabrin-Laube
 
     
  «Die Natur offenbart sich hier in ihrer ganzen Grösse. Augen und Gedanken schwelgen. Der Dichter kann es besingen, der Maler in reichen Bildern darstellen, aber der Duft der Wirklichkeit, der dem Betrachter auf ewig in die Sinne dringt und darin bleibt, können sie nicht wiedergeben.» Diese Worte von Hans Christian Andersen drücken mehr über den Duft und seine Bedeutung aus, als ich dazu in vielen Sätzen zu schreiben wüsste.  
     
 
Lucetta (englische Rose)
 
     
  Duft spielt in unserem Leben demzufolge eine besondere Rolle. So sind beispielsweise unsere Erinnerungen oft mit einem bestimmten Duft verknüpft. Es riecht etwa nach Schulhaus, eine Duftnote, die schwer zu beschreiben ist, aber trotzdem Assoziationen weckt und von allen verstanden wird, ganz gleich, ob die Erinnerungen positiv oder negativ sind. Auch die Redewendung «den oder die kann ich nicht riechen» sagt viel über die Bedeutung der Wahrnehmung über die Nase aus.
Doch wenden wir uns dem Garten und seinen Düften zu: Sehnen wir uns im Winter nicht alle nach dem zarten Duft der ersten Veilchen, können es nicht lassen die frühen Narzissen an die Nase zu nehmen und versuchen, manchmal sogar zu ergründen, ob die Forsythie nicht doch dufte. Meine Freundin erzählt mir jeweils ganz entzückt, dass ihre Lonicera purpusii (Geissblatt) wieder blühe und einen starken, süssen Duft verbreite. Ich hingegen kann es kaum erwarten, bis es warm genug ist, dass sich der Duft der immergrünen Sarcococca humilis (Fleischbeere oder Christmas Box) ausbreitet. Mit dem Frühling wird der Duftteppich im Garten von Tag zu Tag stärker. So duftet z.B. im April die Magnolia stellata (Sternmagnolie) mit den Narzissen um die Wette. Daneben wächst der ebenfalls weisse Osmanthus x burkwoodii (Duftblütenstrauch) mit seinen unscheinbaren, aber stark duftenden Blüten.
 
      Im Mai bin ich versucht, von einem Höhepunkt der Düfte in unserem Garten zu sprechen. Die dunkelviolette Syringa vulgaris «Andenken an Ludwig Späth» (Flieder) blüht mit der blauen Wisteria sinensis (Glyzinie) beim Hauseingang um die Wette. Ihr feiner Duft vermischt sich mit dem starken Geruch des Viburnum carlesii (Schneeball) und dem süssen Duft des gelben Rhododendron luteum. Nach Honig duften die Blüten der Paeonia rockii (Strauchpfingstrose), die in der Nähe des stark duftenden Malus «Tina» (Zierapfel) fast nicht wahrgenommen werden. Hellrosa sind die Blüten der Daphne x burkwoodii (immergrüner Seidelbast). Sie riechen süsslich und erinnern an Veilchen. Die weissen Rispen meines bevorzugten Prunus laurocerasus «Otto Luyken» (Kirschlorbeer) verbreiten süssen Honigduft. In der Nähe des Hauses begegne ich der nicht völlig winterharten Choisya ternata «Aztek» (Orangenblume). Eigentlich sind ihre grossen weissen Trugdolden Schmuck genug, der betörend süsse Duft fast des Guten zu viel.  
Namenlose aber zart duftende Pfingstrose
 
  Ebenfalls als nicht völlig winterhart gilt der Poncirus trifoliata (Dreiblattzitrone), welcher sich ebenfalls im Mai in einen weissen Blütenschleier hüllt und nach Zitronen duftet. Diese beiden Gehölze wachsen in unserem Garten schon seit vielen Jahren ohne Winterschutz.
Erst am Abend verbreitet sich der süssliebliche Duft der Hesperis matronalis (Nachtviole). Obwohl sich diese meist zweijährige Staude wie Unkraut vermehrt, möchte ich nicht auf ihre lila bis weissen Blütenrispen im Maigarten verzichten. Genauso wenig möchte ich den Duft und die feinen weissen Glöckchen der Convallaria majalis (Maiglöckchen) entbehren, wenngleich die kleine Staude nach der Blüte nicht mehr sehr ansehnlich ist und sich stark ausbreitet.
Nicht alle Pflanzen duften angenehm. So erfreute uns zwar unsere Davidia involucrata (Taubenbaum, Nastüechlibaum) dieses Jahr zum ersten Mal nach zwanzig Jahren mit einem ausserordentlich reichen Blütenschmuck, aber im Austrieb ist der Zersetzungsgeruch nach Ammoniak eher unangenehm. Ähnlich streng riecht auch das Laub des Buxus sempervirens (Buchsbaum), dessen kronblattlose Blüten übrigens im frühen Frühjahr zart blumig duften.
Auch den moschusartigen Duft der Valeriana officinalis (Baldrian) finde ich nicht gerade anziehend. Hingegen mag ich den eigenartig würzigen Geruch der Wurzeln der Staudenpaeonien ebenso wie denjenigen der fleischigen Wurzeln des Geranium macrorhizzum (Storchenschnabel).
Auch für den Sommer kann man sich einen Duftgarten anlegen. Denken Sie bloss an die vielen verschiedenen Kräuter. Vielleicht möchten Sie sich auf einen Thymianteppich setzen, zwischen Duftpelargonien spazieren, unter einem Philadelphus coronarius (Zimtröschen) liegen und von den Lavendelfeldern in der Provence träumen. Wie wäre es mit einem Strauss von duftenden Rosen und Duftwicken?
Sicher haben Sie sich auch schon über das abendliche Schauspiel der Oenothera biennis (Nachtkerze) gefreut und haben beobachtet, wie sich ihre gelben Blüten öffneten und mit dem feinen Zitronenduft die Nachtfalter anlockten. Ich erinnere mich gern an den durchdringenden Duft des Phlox paniculata im Garten meiner Eltern oder an die roten Blüten der Monarda didyma (Goldmelisse), deren Blütenblätter wir jeweils abzupften, um Sirup zu kochen.
Mit den Erinnerungen an den Herbst verbindet sich der herbe Geruch der Nussschalen und der fallenden Nussbaumblätter. Ich denke an den starken Duft der Pfefferminze, an die Süsse der reifen Äpfel, den Modergeruch der faulenden Blätter und den unverwechselbaren Duft der Steinpilze. In meinem eigenen Garten sind es zudem die zarten, duftenden Blüten der Cyclamen hederifolium (Alpenveilchen), die mir im Herbst gefallen. Darüber duften die Blätter der Rosa eglanteria nach saftigen, reifen Äpfeln und der Zitronenduft der Aloisa triphylla (Verveine) verlockt mich, über ihre hellgrünen Blätter zu streifen.
Je kürzer und kälter die Tage werden, desto weniger Pflanzen duften. Die Insekten, die ja hauptsächlich mit dem Duft angelockt werden sollen, verschwinden. Der Garten geht allmählich in den Winterschlaf über. Aber schon bald wird meine Freundin (sie hat nur duftende Pflanzen in ihrem Garten!) wieder vom Zimtduft ihres Chimonanthus praecox (Winterblüte) schwärmen und sich am Duft des im Winter blühenden Viburnum x burkwoodii freuen. Sie aber werden sich vermutlich ein wenig Duft in den Winter hinüberretten, sich ein Lavendelsträusschen aufhängen oder ein Potpourri aus getrockneten Blütenblättern in eine Schale legen.
Die Auswahl an Duftpflanzen für den Garten ist gross. Viele Gattungen und Arten konnte ich nicht einmal erwähnen. So fehlen beispielsweise die verschiedenen Nelken, die Sommerfliederarten, der Lerchensporn, die Clematis, die Geissblätter, Lilien, Mahonien, Schlüsselblumen und viele mehr. Möchten Sie mehr über Duftpflanzen und ihre Verwendung erfahren, finden Sie verschiedene Bücher zum Thema im Fachhandel.
 
     
  * Cottage Garten, 8453 Alten  
     
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