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Blumig, fruchtig, süss, würzig, faulig, lieblich,
aromatisch vom Duft im Garten *
Barbara Scalabrin-Laube |
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«Die Natur
offenbart sich hier in ihrer ganzen Grösse. Augen und Gedanken schwelgen.
Der Dichter kann es besingen, der Maler in reichen Bildern darstellen, aber der
Duft der Wirklichkeit, der dem Betrachter auf ewig in die Sinne dringt und
darin bleibt, können sie nicht wiedergeben.» Diese Worte von Hans
Christian Andersen drücken mehr über den Duft und seine Bedeutung
aus, als ich dazu in vielen Sätzen zu schreiben wüsste. |
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 Lucetta
(englische Rose) |
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Duft spielt in
unserem Leben demzufolge eine besondere Rolle. So sind beispielsweise unsere
Erinnerungen oft mit einem bestimmten Duft verknüpft. Es riecht etwa nach
Schulhaus, eine Duftnote, die schwer zu beschreiben ist, aber trotzdem
Assoziationen weckt und von allen verstanden wird, ganz gleich, ob die
Erinnerungen positiv oder negativ sind. Auch die Redewendung «den oder
die kann ich nicht riechen» sagt viel über die Bedeutung der
Wahrnehmung über die Nase aus. Doch
wenden wir uns dem Garten und seinen Düften zu: Sehnen wir uns im Winter
nicht alle nach dem zarten Duft der ersten Veilchen, können es nicht
lassen die frühen Narzissen an die Nase zu nehmen und versuchen, manchmal
sogar zu ergründen, ob die Forsythie nicht doch dufte. Meine Freundin
erzählt mir jeweils ganz entzückt, dass ihre Lonicera purpusii
(Geissblatt) wieder blühe und einen starken, süssen Duft verbreite.
Ich hingegen kann es kaum erwarten, bis es warm genug ist, dass sich der Duft
der immergrünen Sarcococca humilis (Fleischbeere oder Christmas Box)
ausbreitet. Mit dem Frühling wird der Duftteppich im Garten von Tag zu Tag
stärker. So duftet z.B. im April die Magnolia stellata (Sternmagnolie) mit
den Narzissen um die Wette. Daneben wächst der ebenfalls weisse Osmanthus
x burkwoodii (Duftblütenstrauch) mit seinen unscheinbaren, aber stark
duftenden Blüten. |
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Im Mai bin ich versucht, von einem Höhepunkt der
Düfte in unserem Garten zu sprechen. Die dunkelviolette Syringa vulgaris
«Andenken an Ludwig Späth» (Flieder) blüht mit der blauen
Wisteria sinensis (Glyzinie) beim Hauseingang um die Wette. Ihr feiner Duft
vermischt sich mit dem starken Geruch des Viburnum carlesii (Schneeball) und
dem süssen Duft des gelben Rhododendron luteum. Nach Honig duften die
Blüten der Paeonia rockii (Strauchpfingstrose), die in der Nähe des
stark duftenden Malus «Tina» (Zierapfel) fast nicht wahrgenommen
werden. Hellrosa sind die Blüten der Daphne x burkwoodii (immergrüner
Seidelbast). Sie riechen süsslich und erinnern an Veilchen. Die weissen
Rispen meines bevorzugten Prunus laurocerasus «Otto Luyken»
(Kirschlorbeer) verbreiten süssen Honigduft. In der Nähe des Hauses
begegne ich der nicht völlig winterharten Choisya ternata
«Aztek» (Orangenblume). Eigentlich sind ihre grossen weissen
Trugdolden Schmuck genug, der betörend süsse Duft fast des Guten zu
viel. |
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Namenlose aber zart duftende Pfingstrose |
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Ebenfalls als
nicht völlig winterhart gilt der Poncirus trifoliata (Dreiblattzitrone),
welcher sich ebenfalls im Mai in einen weissen Blütenschleier hüllt
und nach Zitronen duftet. Diese beiden Gehölze wachsen in unserem Garten
schon seit vielen Jahren ohne Winterschutz. Erst am Abend verbreitet sich der süssliebliche Duft der
Hesperis matronalis (Nachtviole). Obwohl sich diese meist zweijährige
Staude wie Unkraut vermehrt, möchte ich nicht auf ihre lila bis weissen
Blütenrispen im Maigarten verzichten. Genauso wenig möchte ich den
Duft und die feinen weissen Glöckchen der Convallaria majalis
(Maiglöckchen) entbehren, wenngleich die kleine Staude nach der Blüte
nicht mehr sehr ansehnlich ist und sich stark ausbreitet. Nicht alle Pflanzen duften angenehm. So erfreute uns
zwar unsere Davidia involucrata (Taubenbaum, Nastüechlibaum) dieses Jahr
zum ersten Mal nach zwanzig Jahren mit einem ausserordentlich reichen
Blütenschmuck, aber im Austrieb ist der Zersetzungsgeruch nach Ammoniak
eher unangenehm. Ähnlich streng riecht auch das Laub des Buxus
sempervirens (Buchsbaum), dessen kronblattlose Blüten übrigens im
frühen Frühjahr zart blumig duften. Auch den moschusartigen Duft der Valeriana officinalis
(Baldrian) finde ich nicht gerade anziehend. Hingegen mag ich den eigenartig
würzigen Geruch der Wurzeln der Staudenpaeonien ebenso wie denjenigen der
fleischigen Wurzeln des Geranium macrorhizzum
(Storchenschnabel). Auch für den
Sommer kann man sich einen Duftgarten anlegen. Denken Sie bloss an die vielen
verschiedenen Kräuter. Vielleicht möchten Sie sich auf einen
Thymianteppich setzen, zwischen Duftpelargonien spazieren, unter einem
Philadelphus coronarius (Zimtröschen) liegen und von den Lavendelfeldern
in der Provence träumen. Wie wäre es mit einem Strauss von duftenden
Rosen und Duftwicken? Sicher haben Sie
sich auch schon über das abendliche Schauspiel der Oenothera biennis
(Nachtkerze) gefreut und haben beobachtet, wie sich ihre gelben Blüten
öffneten und mit dem feinen Zitronenduft die Nachtfalter anlockten. Ich
erinnere mich gern an den durchdringenden Duft des Phlox paniculata im Garten
meiner Eltern oder an die roten Blüten der Monarda didyma (Goldmelisse),
deren Blütenblätter wir jeweils abzupften, um Sirup zu
kochen. Mit den Erinnerungen an den
Herbst verbindet sich der herbe Geruch der Nussschalen und der fallenden
Nussbaumblätter. Ich denke an den starken Duft der Pfefferminze, an die
Süsse der reifen Äpfel, den Modergeruch der faulenden Blätter
und den unverwechselbaren Duft der Steinpilze. In meinem eigenen Garten sind es
zudem die zarten, duftenden Blüten der Cyclamen hederifolium
(Alpenveilchen), die mir im Herbst gefallen. Darüber duften die
Blätter der Rosa eglanteria nach saftigen, reifen Äpfeln und der
Zitronenduft der Aloisa triphylla (Verveine) verlockt mich, über ihre
hellgrünen Blätter zu streifen. Je kürzer und kälter die Tage werden, desto weniger
Pflanzen duften. Die Insekten, die ja hauptsächlich mit dem Duft angelockt
werden sollen, verschwinden. Der Garten geht allmählich in den
Winterschlaf über. Aber schon bald wird meine Freundin (sie hat nur
duftende Pflanzen in ihrem Garten!) wieder vom Zimtduft ihres Chimonanthus
praecox (Winterblüte) schwärmen und sich am Duft des im Winter
blühenden Viburnum x burkwoodii freuen. Sie aber werden sich vermutlich
ein wenig Duft in den Winter hinüberretten, sich ein
Lavendelsträusschen aufhängen oder ein Potpourri aus getrockneten
Blütenblättern in eine Schale legen. Die Auswahl an Duftpflanzen für den Garten ist gross. Viele
Gattungen und Arten konnte ich nicht einmal erwähnen. So fehlen
beispielsweise die verschiedenen Nelken, die Sommerfliederarten, der
Lerchensporn, die Clematis, die Geissblätter, Lilien, Mahonien,
Schlüsselblumen und viele mehr. Möchten Sie mehr über
Duftpflanzen und ihre Verwendung erfahren, finden Sie verschiedene Bücher
zum Thema im Fachhandel. |
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Cottage Garten, 8453 Alten |
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