Hauseigentümerverband Zürich
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HEV 09/2004 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Von zwei-, vier- und achtbeinigen Gästen
im Garten und solchen ohne Beine
* Barbara Scalabrin-Laube
 
     
  Es waren zweibeinige Gäste an unserem Tag der offenen Gartentüre, die uns darauf aufmerksam machten, dass in unserem Garten auffallend viele Insekten und Schmetterlinge wohnen. Gar eine gefährliche Giftschlange wollte eine ängstliche Dame gesehen haben. Vermutlich hatte «unsere» Ringelnatter die Besucherin erschreckt.
Für mich ist das Zirpen und Summen über den Stauden und Gehölzen alltäglich, ein Geräusch, das ich häufig nicht einmal wahrnehme. Würden die Tiere allerdings verstummen, würde ich sie vermissen, unser Garten wäre ein totes Paradies. Grössere Tiere nehme ich hingegen bewusster wahr. Im Frühling warte ich jeweils auf den ersten Ruf des Kuckucks, der im Rebberg oberhalb unseres Grundstücks wohnt, und freue mich auf das vertraute Gurren der Waldtauben im angrenzenden Wald. Blaumeisen, Kohlmeisen, Amseln und das kleine Rotkehlchen haben uns während des ganzen Winters ein Schauspiel am Futterbrett geboten und begleiten uns weiterhin bei unserer Arbeit im Garten, wobei das Rotkehlchen uns aus nächster Nähe beim Jäten beobachtet, wohl in Erwartung auf aufgestöberte Insekten und Spinnen. Auch der kleine Zaunkönig scheint zu wissen, dass wir ihn mögen, beobachtet er unsere Arbeit doch aus kürzester Distanz. Nur streicheln lässt er sich nicht!
 
      Obwohl der Strommast oberhalb des Gartens entfernt wurde (Lothar sei Dank!), hören wir den Buntspecht unermüdlich auf ein Blechstück trommeln. Er hat offensichtlich einen Ersatz für die Mastabdeckung gefunden. Wenn die Tage etwas wärmer werden, warten wir gespannt auf unser Stockentenpaar. Majestätisch schwimmen die beiden eines Morgens im Wasser, pflegen ihr Gefieder und verschlafen den Tag. Längst haben sie sich an uns gewöhnt und lassen sich auch durch unsere zwei Hunde nicht mehr vertreiben. Nach drei bis sechs Wochen verschwinden sie wieder.
Sind die Enten verschwunden, stimmen die Wasserfrösche Mitte Mai ihren nächtlichen Liebesgesang an. Wir schlafen trotz des hohen Dezibelwertes wunderbar und schmunzeln jeweils über unseren Nachbarn, der «seine» Frösche nachts mit Hilfe einer Taschenlampe einfängt und ins nahe Naturschutzgebiet fährt. Schon ein paar Nächte später beginnt «sein» Froschkonzert erneut!
 

Die Ringelnatter
 
  Viel leiser und verhaltener tönt der Ruf der Gelbbauchunke. Sie wohnt in einem der kleineren Gewässer in unserem Garten. Zu unserem Erstaunen hat sie die anfängliche Scheu verloren, hüpft zwar ins Wasser, wenn wir uns nähern, schaut uns aber von dort in aller Ruhe an. Etwas Ähnliches habe ich mit den Wasserfröschen erlebt, die neugierig in die Nähe kommen, wenn ich im Sommer den Weiherrand jäte. Sie scheinen nicht nur neugierig zu sein, sondern auch gegenüber Lärm empfindlich. So quaken sie jedes Mal, wenn ein Flugzeug oder ein Traktor zu hören ist.
Unser Garten ist dicht bewachsen. Trotzdem finden unerwünschte Wildpflanzen genug Platz zum Wachsen. So hat mein Mann in diesem Sommer einen ganzen «Wald» mit jungen Eichen gejätet, 5000 (in Worten: fünftausend) Sämlinge wuchsen zwischen den Rhododendren und im «Wäldchen». Dass die Eichen am Waldrand letztes Jahr besonders fruchtbar waren, hatten auch die Eichelhäher gemerkt. Sie bedienten sich aber offensichtlich viel zu wenig. Wie wir alle wissen, sind Eicheln für die Wildschweine eine Delikatesse. Trotzdem staunten wir nicht schlecht, als eines Morgens unsere Kompostmiete umgepflügt war. Das erneute Aufschichten führte zu einer weiteren Pflügaktion. Ein befreundeter Jäger zeigte uns darauf die Spuren der nächtlichen Gäste: Eine Bache mit ihren Frischlingen hatte unseren Kompost mit den jungen Eichensetzlingen ausserhalb des Gartens entdeckt. Wie glücklich waren wir über unseren Wildzaun, den wir ursprünglich wegen der zu grossen Zutraulichkeit der Rehe um unser Grundstück errichtet hatten. Diese hatten sich viele Delikatessen wie z.B. Rosenknospen bei uns geholt.
 
      Für den Fuchs, den Marder und den Dachs ist der Wildzaun kein Hindernis. Während wir Letztere kaum zu Gesicht bekommen, aber ihre Losungen finden und ab und zu von den wilden Spielen der jungen Marder beim Schlafen gestört werden, kann es vorkommen, dass ein Fuchs am helllichten Tag durch unseren Garten wandert und sich an unserer Gegenwart nicht zu stören scheint. Auch die Nachbarskatze Nora hat ihre festen Sonnenplätze bei uns und ignoriert unsere zwei Hundedamen würdevoll, genauso wie eine andere Katze, die sogar durch die Katzenklappe ins Haus einbricht und sich hemmungslos am Futternapf unserer Mecky verpflegt.
Oft werde ich von Gästen gefragt, ob denn unsere zwei kleinen Hündinnen keinen Schaden im Garten anrichten.
 

Canis, Alisoni AGM
 
  Ich verneine diese Frage jeweils, obwohl dies nicht ganz der Wahrheit entspricht, aber die Schäden sind gering. Zwar stosse ich beim Jäten manchmal auf einen eher grauslichen, vergrabenen Büffelhautknochen, und unter einer der grossen Buchskugeln finde ich gelegentlich die Stoffspielzeuge von Alison wieder. Sie hat dort ihren schattigen Ruheplatz. Leider gräbt sie diesen immer wieder ein wenig zurecht und legt dabei die Wurzeln des Gehölzes frei, die wir dann wieder mit Erde bedecken müssen. Ferner akzeptieren wir einen Hundepfad. Er führt zwischen Buchs und Eibe neben einer Treppe zur Gartentüre. Die kurzen Hundebeine werden offensichtlich so vor dem Treppensteigen geschont. Normalerweise bevorzugen Alison und ihre Schwester Buddleja die Wege und meiden den Gang durch die Beete. Diese sind vermutlich zu unübersichtlich. Gerührt beobachte ich jeweils Alison am Morgen, wenn sie einen ersten Rundgang macht. Selbstverständlich gilt ihr Interesse nicht den frisch aufgeblühten Blumen und den gejäteten Beeten. Sie sucht lieber die Spuren der nächtlichen Gäste, liest also ihre persönliche Tageszeitung.
Selbstverständlich besuchen nicht nur willkommene Gäste unseren Garten. Seit wir nur noch eine (in unseren besten Zeiten waren es neun) sehr alte Katze haben, treffe ich manchmal Mäuse. Zwar erschrecken diese, wenn sie mich sehen, aber leider verschwinden sie nicht im nahen Wald. So werden unsere Tulpenzwiebeln häufig gefressen, Funkien verschwinden plötzlich im Boden, ein Apfelbäumchen verliert mitten im Sommer seine Blätter und hat keine Wurzeln mehr usw. Meistens sind die Schäden verkraftbar. Allerdings habe ich mich auch schon wutentbrannt mit Mäusegift auf ein Mausloch gestürzt und dieses voll gestopft. Die arme Maus hatte nämlich trotz meiner wiederholten Warnung vor meinen Augen in aller Seelenruhe an einem Funkienblatt weitergenagt! Ob das Gift gewirkt hat, weiss ich allerdings nicht.
 
      Manchmal stören mich die Maulwürfe. Sie richten keinen grossen Schaden an, aber ihre Hügel sind immer am falschen Ort, nämlich genau über einer Pflanze. Auch die Ameisen bauen ihre Nester leider häufig über Pflanzen, die ich in besonders sorgfältig vorbereiteten, durchlässigen Boden gepflanzt habe. Da mein Mann die Ameisenstaaten bewundert, greifen wir kaum ein. Überkommt mich allerdings Wut, was sehr selten ist, vernichte ich die Wohnstätte – heimlich! – mit Gift.
Meine grössten Feinde unter den ungebetenen Gästen sind die Nacktschnecken. Oft stellt man mir die unbeliebte Frage, wie ich denn mit dieser Plage umgehe. Ich glaube dabei zu spüren, wie geniale Lösungen und Antworten erwartet werden. Meine Lösung: Ich streue im frühen Frühjahr Schneckenkörner und wiederhole den Vorgang bei Bedarf meist später lokal, keine geniale, aber eine wirkungsvolle Methode. Tröstlich das Wissen um das nächtliche Mampfen der Igel unter dem Schlafzimmerfenster. Sie fressen scheinbar lieber Frischfutter als tote vergiftete Schnecken.
 

Die Schnecke
 
  Noch viel wäre zu berichten: Die Eichhörnchen, welche die Walnüsse noch mit der grünen Schale stehlen, wären zu erwähnen, die seltenen Glühwürmchen, die Eidechsen, die Blindschleichen, die raren Wasserfröschchen, die fetten Kröten, die vielen Weinbergschnecken oder die Siebenschläfer, von deren Existenz wir bloss wissen, weil wir ab und zu eine Beute unserer Raubkatze in der Badewanne finden! Ab und zu bekommen wir von einer Imkerin ein Glas Honig geschenkt, weil ihre Bienen sich bei uns verpflegen. Mit der Anlage unseres Gartens, in dem viele exotische Pflanzen wachsen, haben wir ein Paradies für uns und für viele Tiere geschaffen. Was wäre ein Garten ohne Hornissen, Mauerasseln, Wespen, Blindschleichen, Würmer, Mücken, Raupen, Läuse und wie sie alle heissen.  
     
  * Cottage Garden, 8453 Alten  
     
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