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HEV 11/2004 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Die Pflegeplanung
* Luzius Winkler
 
     
  Wozu den Artikel von Herrn Winkler lesen, wenn ich doch weiss, wie mein Garten aussieht und was zu machen ist?, denkt manch ein Einfamilienhausbesitzer. Die Pflegeplanung sieht aber mehr vor als nur eine Planung der momentanen Situation. Ursprünglich entstanden ist die Pflegeplanung bei grossen Parks im Zusammenhang mit der Denkmalpflege, denn oft wurden historische Zeitzeugen abgerissen, weil das Bewusstsein fehlte, dass es sich um Zeitzeugen handelte. Oft wurde nach dem Gusto des verantwortlichen Verwalters das eine oder andere Steckenpferd in der Grünanlage über alles gefördert, während andere Bereiche vernachlässigt wurden. Gelegentlich konnte man sogar den Wechsel der Unterhaltsequipe feststellen. Derartige Missstände können mit einem Pflegekonzept vermieden werden. Im Bereich des Einfamilienhauses hilft ein Pflegeplan insofern, als er die Entwicklung des Gartens im Laufe von 10 bis 20 Jahren darstellen sollte.  
         
    Auch ein Bauerngarten braucht Pflege.  
     
  Die Pflegeplanung enthält vier Teile.
1. Entwicklungsgeschichte
Der erste Teil einer Pflegeplanung befasst sich mit der Geschichte des Gartens. Es geht in diesem Teil um folgende Fragen: Wann wurde der Garten angelegt? Wer waren die Besitzer? Wer und wann und durch wen wurden Neuerungen im Garten getätigt? Weiter führende Fragen sind, welche politischen Einflüsse bestimmten den Park?, welche Stilrichtungen waren am Parkkonzept massgeblich beteiligt? Um dies an einem Beispiel zu verdeutlichen, gibt es heute in Italien nur noch sehr wenige historische Renaissancegärten, da die meisten während und nach der Zeit des Sonnenkönigs in französische Gärten überführt wurden und später unter dem Einfluss des englischen Landschaftsparks nochmals stark umgebaut wurden.
Dieser Teil kann für den Einfamilienhausbesitzer relativ kurz abgehandelt werden. Oft sind solche Fragen jedoch spannend, da man gewisse Teile des Gartens, welche vorher unerklärbar waren und immer gestört haben, plötzlich versteht.
 
     
  2. Bestandesaufnahme und Zustandsbeschreibung  
  Zuerst wird der Garten mit sämtlichen Teilen, sowohl Pflanzen als auch baulichen Elementen, im Grundriss aufgenommen. Der Pflanzenbestand spielt eine ganz zentrale Rolle. Es ist abzuschätzen, wie detailliert die Anlage aufgenommen werden soll, insbesondere bei der Bepflanzung. Wenn die Aufnahme zu grob ist, fallen viele Details durch die Maschen. Aber genau diese Details können vielleicht den Charme ihres Gartens ausmachen.
Bei der Zustandsbeschreibung geht es darum, die einzelnen Teile des Gartens in einem Plan festzuhalten und einer Zeit zu zuordnen. Bei der Zustandsbeschreibung darf keine Bewertung der einzelnen Objekte erfolgen, es soll sich um eine reine Beschreibung handeln.
     

Die Visitenkarte des Hauses:
der perfekt gepflegte Vorgarten.
 
     
  3. Bewertung
Jetzt werden die einzelnen Elemente bewertet. Es können ganz verschiedene Aspekte bewertet werden. Bei denkmalpflegerischen Konzepten ist es der kulturhistorische und ökologische Wert, wo oft noch eine Schadenskartierung dazu kommt. Im Privatgarten sind es oftmals andere Aussagen, welche interessant sind. Wie zum Beispiel der persönliche Wert, wie arbeitsintensiv jeder Bereich ist, oder ganz einfach wie kostenintensiv die einzelnen Teile sind. Die Bereiche auf ihre zu erwartende Lebensdauer zu kartieren, kann von grossem Interesse sein, wenn es darum geht, künftige Kosten abzuschätzen.
 
     
  4. Pflege und Entwicklungsplanung
Nachdem man die relativ zeitintensive Vorarbeit gemacht hat, wird es spannend. Denn nun kann man mit dem Spiel beginnen. Das Pflegekonzept sollte drei Zeitstufen aufzeigen mit folgenden Zeithorizonten: unterste (erste) Stufe 1 Jahr, mittlere (zweite) Stufe 3 bis 5 Jahre und oberste (dritte) Stufe 10 bis 20 Jahre. Es ist darauf zu achten, dass die einzelnen Pflegemassnahmen auf jeder Stufe Sinn machen, ansonsten ist die Pflege kontraproduktiv.
So steht auf der obersten Stufe die Vision. Folgende Fragestellungen helfen, die Vision zu definieren: Was ist mir wichtig? Sollte der Garten pflegeleicht sein? Die Vision sollte budgetunabhängig entstehen, daher ist es auch eine Vision.
 
Im Herbst wird der richtig gepflegte Garten zu einer Freilichtbühne.
 
 
  In der nächsten Stufe werden mittelfristige Ziele aufgezeigt. Meistens handelt sich um Arbeiten, welche extern vergeben werden müssen und kostspielig sein können. So zum Beispiel Sanierungsarbeiten von Mauern, Wegen und Treppen oder der Schnitt von grossen Solitärbäumen.
Die unterste Stufe ist das konkrete Pflegekonzept für das kommende Jahr. Auf dieser Stufe ist es wichtig, dass es möglichst konkret ist. Wenn in der Vision steht, dass der Rasen in eine Naturwiese überführt werden sollte, so darf auf der untersten Stufe der Rasen nicht mehr gedüngt werden und die Schnittintervalle sind auf zwei bis drei Schnitte pro Jahr zu reduzieren. Auf dieser Stufe steht, wann, wie oft und wie hoch eine Hecke geschnitten werden sollte. Wenn es um Neupflanzungen geht, ist auch ein konkreter Pflanzplan beizulegen.
Das konkrete Pflegekonzept hilft auch, um Arbeiten extern zu vergeben, und die Kosten können auf diese Art und Weise besser verglichen werden. Denn nun weiss jeder Gärtner, was Ihre Wünsche sind, was Ihnen wichtig ist und welcher Teil des Gartens eher verwildern darf. Die meisten Pflegekonzepte scheitern, da eine der drei Stufen nicht exakt genug umschrieben ist.
Ich hoffe, Ihnen die Vorteile eines Pflegekonzeptes aufgezeigt zu haben, und wünsche, dass Sie sich die Zeit während des Winters nehmen, um Ihre Vision zu definieren, damit Sie im Frühjahr zielbewusst starten können.
 
     
  * Landschaftsarchitekt HTL  
     
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