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Sekundärvergiftung von Igeln durch
Schneckenkörner Dr. sc. nat.
Markus Zingg, Schaffhausen |
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Schneckenkörner beinhalten als Wirkstoff unterschiedliche
Substanzen, u.a. Metaldehyd, Methiocarb. Diese Substanzen weisen sowohl
unterschiedliche Wirkungen wie auch Toxizitäten auf. Methiocarb muss als
toxischer eingestuft werden. In der Literatur wird Methiocarb auch eine
Sekundärvergiftung zugeschrieben, für Metaldehyd konnte eine solche
nicht nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich aber um sog. Akutversuche,
d.h. es wurden Igeln vergiftete Schnecken in einmaliger Applikation
verabreicht. Als Versuchstiere wurden gesunde Tiere (Wildfang) eingesetzt. Das
ausgelesene Versuchskollektiv unterscheidet sich also wesentlich von der
natürlichen Population. Die Exposition erfolgte vor allem im Sommer resp.
Spätsommer. Als besonders kritischer Zeitpunkt für eine Exposition
muss aber die Zeit Frühjahr resp. Frühsommer angesehen werden, da
einerseits nach dem Winterschlaf der Ernährungszustand wesentlich
schlechter ist, andererseits auch die Aufzucht von Jungtieren
erfolgt. Aufgrund von Literaturangaben
ist ersichtlich, dass die einmalig aufgenommene Menge Metaldehyd durch
vergiftete Schnecken deutlich unterhalb des LD50- Wertes für Ratten liegt.
Auch die entsprechenden Beobachtungen (Versuchsprotokoll) weisen darauf hin,
dass keine akuten Vergiftungserscheinungen aufgetreten sind. Es muss aber
beachtet werden, dass es sich dabei um eine einmalige Applikation (Akutversuch)
handelt. Über Testversuche mit wiederholten Applikationen
(Langzeitversuche, chronische Belastung) sind in der Literatur keine Daten
auffindbar. Es ist bekannt, dass die biologische Halbwertszeit
(Eliminationshalbwertszeit) von Metaldehyd (resp. Acetaldehyd) rund 24 Stunden
beträgt, d.h. innerhalb von 24 Stunden wird nur die Hälfte von
Acetaldehyd aus dem Organismus eliminiert. Das bewirkt, dass bei wiederholter
Aufnahme die inkorporierte Menge Acetaldehyd ansteigt und eine Konzentration
erreichen kann, die zu Vergiftungserscheinungen führt. Durch die in der
Literatur beschriebenen Versuche wird diese Situation aber nicht
erfasst! Metaldehyd wird im
Magen-Darm-Trakt in das Monomer (Acetaldehyd) gespalten. Im Organismus wird
Acetaldehyd zu Essigsäure oxidiert (Metabolismus). Weder für
Metaldehyd noch für Acetaldehyd liegen ausreichend dokumentierte Angaben
über Langzeitwirkungen vor. Bei chronischer Applikation besteht aber der
Verdacht auf krebserzeugende Wirkung (Sicherheitsdatenblatt der Firma Merck).
Ebenso sind Abklärungen einer fruchtschädigenden Wirkung noch nicht
abgeschlossen. Eine Sensibilisierung durch Acetaldehyd wird als möglich
angegeben. Als Zielorgan nach Aufnahme von Acetaldehyd wird primär die
Leber aufgeführt. Befunde aus Sektionen verendeter Tiere zeigen eine
Schädigung der Leber. Aufgrund dieser Tatsache kann Metaldehyd nicht als
unbedenklich eingestuft werden, bevor nicht Resultate von Langzeitwirkungen
vorliegen. Da Schneckenkörner
innerhalb des Ökosystems Garten grossräumig Anwendung finden, muss
die Exposition als langfristig angesehen werden. Obwohl die täglich
aufgenommene Menge von Metaldehyd als Einzeldosis kaum zu akuten Vergiftungen
führt, ist mit einer chronischen Vergiftung zu rechnen. Die
Hauptexpositionszeit (Frühjahr/Frühsommer) fällt in die Zeit, in
der die Empfindlichkeit auf solche Stoffe bei Igeln infolge
Ernährungszustand besonders gross ist. Obwohl Metaldehyd als Wirkstoff in Schneckenkörnern als weniger
bedenklich gegenüber Methiocarb usw. angesehen werden kann, ist auch deren
grossräumige Anwendung aus umwelttoxikologischen Gründen nicht
tolerierbar! Es muss auch beachtet werden, dass die Anwendung von
Schneckenkörnern eine reine Symptombekämpfung darstellt und nicht
eine Ur-sachenbehebung. Langfristig kann das Schneckenproblem nur durch heute
ausführlich bekannte ökologisch akzeptierbaren Methoden gelöst
werden. Die Anwendung von Schneckenkörnern sollte höchstens lokal in
gegenüber der Umgebung abgeschirmten Bereichen erfolgen. |
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