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HEV 11/2004 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Sekundärvergiftung von Igeln durch Schneckenkörner
Dr. sc. nat. Markus Zingg, Schaffhausen
 
     
  Schneckenkörner beinhalten als Wirkstoff unterschiedliche Substanzen, u.a. Metaldehyd, Methiocarb. Diese Substanzen weisen sowohl unterschiedliche Wirkungen wie auch Toxizitäten auf. Methiocarb muss als toxischer eingestuft werden. In der Literatur wird Methiocarb auch eine Sekundärvergiftung zugeschrieben, für Metaldehyd konnte eine solche nicht nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich aber um sog. Akutversuche, d.h. es wurden Igeln vergiftete Schnecken in einmaliger Applikation verabreicht. Als Versuchstiere wurden gesunde Tiere (Wildfang) eingesetzt. Das ausgelesene Versuchskollektiv unterscheidet sich also wesentlich von der natürlichen Population. Die Exposition erfolgte vor allem im Sommer resp. Spätsommer. Als besonders kritischer Zeitpunkt für eine Exposition muss aber die Zeit Frühjahr resp. Frühsommer angesehen werden, da einerseits nach dem Winterschlaf der Ernährungszustand wesentlich schlechter ist, andererseits auch die Aufzucht von Jungtieren erfolgt.
Aufgrund von Literaturangaben ist ersichtlich, dass die einmalig aufgenommene Menge Metaldehyd durch vergiftete Schnecken deutlich unterhalb des LD50- Wertes für Ratten liegt. Auch die entsprechenden Beobachtungen (Versuchsprotokoll) weisen darauf hin, dass keine akuten Vergiftungserscheinungen aufgetreten sind. Es muss aber beachtet werden, dass es sich dabei um eine einmalige Applikation (Akutversuch) handelt. Über Testversuche mit wiederholten Applikationen (Langzeitversuche, chronische Belastung) sind in der Literatur keine Daten auffindbar. Es ist bekannt, dass die biologische Halbwertszeit (Eliminationshalbwertszeit) von Metaldehyd (resp. Acetaldehyd) rund 24 Stunden beträgt, d.h. innerhalb von 24 Stunden wird nur die Hälfte von Acetaldehyd aus dem Organismus eliminiert. Das bewirkt, dass bei wiederholter Aufnahme die inkorporierte Menge Acetaldehyd ansteigt und eine Konzentration erreichen kann, die zu Vergiftungserscheinungen führt. Durch die in der Literatur beschriebenen Versuche wird diese Situation aber nicht erfasst!
Metaldehyd wird im Magen-Darm-Trakt in das Monomer (Acetaldehyd) gespalten. Im Organismus wird Acetaldehyd zu Essigsäure oxidiert (Metabolismus). Weder für Metaldehyd noch für Acetaldehyd liegen ausreichend dokumentierte Angaben über Langzeitwirkungen vor. Bei chronischer Applikation besteht aber der Verdacht auf krebserzeugende Wirkung (Sicherheitsdatenblatt der Firma Merck). Ebenso sind Abklärungen einer fruchtschädigenden Wirkung noch nicht abgeschlossen. Eine Sensibilisierung durch Acetaldehyd wird als möglich angegeben. Als Zielorgan nach Aufnahme von Acetaldehyd wird primär die Leber aufgeführt. Befunde aus Sektionen verendeter Tiere zeigen eine Schädigung der Leber. Aufgrund dieser Tatsache kann Metaldehyd nicht als unbedenklich eingestuft werden, bevor nicht Resultate von Langzeitwirkungen vorliegen.
Da Schneckenkörner innerhalb des Ökosystems Garten grossräumig Anwendung finden, muss die Exposition als langfristig angesehen werden. Obwohl die täglich aufgenommene Menge von Metaldehyd als Einzeldosis kaum zu akuten Vergiftungen führt, ist mit einer chronischen Vergiftung zu rechnen. Die Hauptexpositionszeit (Frühjahr/Frühsommer) fällt in die Zeit, in der die Empfindlichkeit auf solche Stoffe bei Igeln infolge Ernährungszustand besonders gross ist.
Obwohl Metaldehyd als Wirkstoff in Schneckenkörnern als weniger bedenklich gegenüber Methiocarb usw. angesehen werden kann, ist auch deren grossräumige Anwendung aus umwelttoxikologischen Gründen nicht tolerierbar! Es muss auch beachtet werden, dass die Anwendung von Schneckenkörnern eine reine Symptombekämpfung darstellt und nicht eine Ur-sachenbehebung. Langfristig kann das Schneckenproblem nur durch heute ausführlich bekannte ökologisch akzeptierbaren Methoden gelöst werden. Die Anwendung von Schneckenkörnern sollte höchstens lokal in gegenüber der Umgebung abgeschirmten Bereichen erfolgen.
 
     
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