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HEV 1/2005 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Die Geschichte mit der Insel
* Barbara Scalabrin-Laube
 
     
  Sie kennen die Geschichte mit der Insel: Gefragt wird, was man auf eine einsame Insel mitnehmen würde. – Ich würde mir als Erstes eine Insel mit ausgeglichenem Klima auswählen, im Sommer nicht allzu heiss, im Winter ohne Frost. Ab und zu etwas Regen, am liebsten während der Nacht, dazu viel Sonne und einige Wolken.  
     
  Müsste ich auf diese Insel auswandern, würde ich selbstverständlich meinen Ehepartner, die zwei kleinen Hundedamen und unsere uralte Katze mitnehmen. Im Gepäck befänden sich neben Büchern zudem möglichst viele Stecklinge und Samen von meinen Lieblingspflanzen.  
  Doch werfen Sie einen Blick in meinen Koffer: Ganz sicher würde ich Buchsstecklinge mitnehmen, denn dieses Gehölz bedeutet mir viel, obwohl es relativ langsam wächst. Der immergrüne Blattschmuck, die Anspruchslosigkeit an den Standort (Buxus wächst an sonnigen, halbschattigen und schattigen Standorten) und die Vielfalt der Sämlinge überzeugen mich neben den Möglichkeiten, Buchs ganz formal zu Kugeln, Quadern, Säulen usw. zu schneiden oder frei wachsen zu lassen. Zudem lässt sich Buchs vielfältig in Gestecken verwenden.
Da ich einen Garten für das ganze Jahr anlegen möchte, müsste ich zudem darauf achten, vor allem Pflanzen mitzunehmen, welche während des ganzen Jahres attraktiv sind: So dürften in meinem Gepäck die Helleborus x Hybridus, die Lenz- oder Christrosen, nicht fehlen. An ihnen bewundere ich nicht nur die grosse Variation von Blüten, die von weiss
     
Viburnum carlesii
 
  über grün, gelb, rosa, rot bis schieferblau reichen, getupft, picotée oder uni sein können und sternförmig oder rund angeordnet sind. Mir gefallen zudem die Blätter und wie beim Buchs die Anspruchslosigkeit und Gesundheit. Helleborus wächst in unserem Garten in der Sonne, im Halbschatten und Schatten underträgt lange Trockenperioden ohne Schaden. Diese Pflanzen sind ausserordentlich vermehrungsfreudig, kreuzen sich gern, was zu immer neuen Varianten führt. Ausserdem blühen diese dauerhaften Stauden schon im Februar.
Da ich auf meiner Insel eine reiche endemische Vegetation erwarte, würde ich bestimmt viele weitere Frühblüher finden wie beispielsweise die hübschen weissen Buschwindröschen (Anemone nemerosa), Wildtülpchen (z.B. Tulipa sylvestris) oder kleine Narzissen (Narcissus cyclamineus und viele andere), Wildkrokus (Crocus vernus) und wie sie alle heissen. Zur Sicherheit aber würde ich ein paar Alpenveilchenknollen einpacken, denn auf diese kleinen Frühblüher (Cyclamen coum) und Herbstfreunde (Cyclamen hederifolium) möchte ich keinesfalls verzichten. Ihre violetten, lila oder weissen Blüten und die nierenförmigen, oft weissgrün gemusterten Blätter sind allzu lieblich. Da diese am besten unter Bäumen wachsen, muss ich weitere Gehölze mitnehmen. Da kommen mir als Erstes die verschiedenen Ahornarten in den Sinn. Ich würde mich wohl für Acer palmatum, denjapanischen Ahorn, entscheiden, da es davon einerseits Zwergformen, aber auch stattliche Sträucher gibt. Die schönen, oft tief eingeschnittenen Blätter vom hellen Grün bis zum dunklen Rot und die eindrückliche Herbstfärbung gefallen mir an diesem Gehölz. Zudem würde ich mir einen Steckling des Erdbeerbaums (Arbutus unedo) mitnehmen. Dieser in mediterranen Gebieten bis 30 m hohe Baum ist immergrün, blüht erst im Herbst (weisse Glöckchen) und trägt erdbeerähnliche rote Früchte. Diese sind essbar, aber keine Delikatesse. Nebenbei: Es ist bereits Dezember und unser Strauch blüht immer noch.
Um stets ein blühendes Gehölz im Garten zu haben, würde ich ausserdem verschiedene Schneebälle mitnehmen, so den immergrünen Lorbeerschneeball (Viburnum tinus) für den Winter, den wintergünen Viburnum x burkwoodii, den stark duftenden Viburnum carlesii mit den schönen roten Früchten, den erst im Sommer blühenden immergrünen Viburnum x hillieri «Winton» und den etagenförmig wachsenden Viburnum plicatum sowie den kleinen Viburnum «Watanabe», dessen flacheDolden mit den sterilen Randblüten nicht nur im Mai, sondern bis zum Herbst erscheinen.
Zu all diesen Gehölzen gehören selbstverständlich weitere Stauden. So dürften verschiedene Storchenschnäbel nicht fehlen, sind diese doch robust, blühfreudig, haben ein schönes Blattwerk und blühen teilweise sehr lang. So dürften diverse Geranium x oxonianum in Sorten dabei sein, denn mit den rosa Blüten passen sie in beinahe jede Bepflanzung, die nicht zu sonnig ist. Für sonnige Plätze bevorzuge ich Geranium «Patricia» mit den karminroten Blüten mit einem schwarzen Auge oder die blauen Geranium magnificum. Im Schatten dürften die immergrünen rosa oder weissen Geranium macrorhizzum und die fast schwarzen Geranium phaeum nicht fehlen. Da mein Platz beschränkt sein dürfte, müssen andere Geranium fehlen, obwohl ich die dauerblühende «Ballerina», die weisse «Kashmir White», das fein gestreifte Geranium versicolor oder die gefüllten, hellblauen und violetten Geranium pratense vermissen würde, aber ich sollte mich ja bescheiden.
Neben den Geranium interessieren mich die Euphorbiae, die Gattung Wolfsmilch. Da würde ich sicher auf die wintergrüne, stattliche Euphorbia characias nicht verzichten, da diese Wärme liebende, ornamentale Staude nicht nur auffallende walzenförmige, gelbe Blüten hat, sondern mit dem graugrünen Blattschmuck während des ganzen Jahres attraktiv ist. Daneben hoffe ich auf meiner Insel viele einheimische Wolfsmilcharten zu finden, die ich in meinen Garten holen würde.
Neben den eher zierlichen Stauden will ich auf etwas markantere Stauden mit grossen Blüten nicht verzichten. Pfingstrosen würden sich gut eignen, lassen sie sich doch gut über Samen vermehren (wenn auch nicht immer sortenecht), sind robust und haben schöne Blüten. Mir gefallen vor allem die Wildformen. So würde ich «Molly the Witch», die gelb blühende Paeonia mlokosewitschi, mitnehmen sowie die zarte kleine Paeonia veitchi mit den rosa Blüten, aber auch die weisse Paeonia wittmanniana dürfte nicht fehlen. Und wie wäre es mit Strauchpäonien? Sie gehören zu meinen Lieblingsgehölzen, da sie sich durch schöne Blüten, ein interessantes Blattwerk und gute Herbstfärbung auszeichnen.
Vielleicht fragen Sie sich, wo denn die Rosen bleiben. Natürlich würde ich gern ein ganzes Sortiment von englischen Rosen einpacken, aber da ich diese spritzen müsste, würde ich darauf verzichten und auf wild wachsende Rosen mit schönen Hagebutten auf meiner Insel hoffen.
Auch meine Vorliebe für Hosta würde ich aufgeben, obwohl ich deren Blatthorste in verschiedenen Grüntönen äusserst gern sehe, aber da die Schnecken diese ebenfalls mögen, bleibt mir keine Wahl. Ersatz dafür könnten die Farne sein, wobei ich mich auf die wintergrünen Arten wie den Filigranfarn (Polystichum setiferum) oder den Tüpfelfarn (Polypodium vulgare) konzentrieren dürfte.
Noch fehlen in meinem Gepäck die Herbstblüher, die Einjährigen, die Kletterpflanzen, die etwas höheren Stauden wie Eisenhut, Federmohn oder Silberkerze. Und was wäre ein Garten ohne duftenden Phlox, ohne Zimtröschen, Kräuter, Beeren, Gemüse und Früchte, ohne Nüsse, Stechpalmen und die abertausend Schönheiten, die keinen Platz in meiner Botanisierbüchse hätten?
Am besten wird es wohl sein, wenn ich auf die einsame Insel verzichte oder mir eine suche, auf der bereits eine spezialisierte Staudengärtnerei und eine reiche Baumschule existieren. Zudem tröstet mich der Gedanke an die einheimische Flora, in der ich sicher viele Schönheiten finden würde. Sie wäre zudem dem Standort angepasst und würde bei meiner Pflege gut wachsen. Trotzdem: Vorläufig bleibe ich lieber hier.
 
     
   
  Helleborus x Hybridus Paeinia mlokosewitschi  
     
  * Cottage Garden, 8453 Alten  
     
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