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Halskrause fürs Moorbeet
* Gernot Grueber |
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Ok, ja, es gibt Einzelpflanzen, die wirken
können wie ein Solitärbrillant oder eine
besondere Perle in einem Ring! Stimmt.
Auch, dass ein Moorbeet mit Pflanzen nur
einer Kategorie ruhig und grosszügig wirkt.
Aber ich brauche wieder ein Bild: Eine
Armee können Sie auch nicht nur aus Offizieren
aufbauen. Es braucht Hauptdarsteller,
Nebendarsteller und die niederen
Chargen. So entsteht ein lebhaftes Bild. So
bekommt man einen «Stafettenlauf» im
Flor, der von April bis Juni anhält, der
sich mit der Wanderheide im Spätsommer
fortsetzt, mit der Besenheide in den Herbst
überleitet, der mit den pontischen Azaleen,
Fothergillas und Andromeden Herbstfarben
bietet und im nächsten Frühling wieder
mit dem ersten Rhodo in der zweiten
Aprilhälfte und den Pieris-Silberglöckchen
beginnt.
Nach dieser Einstimmung auf das «Ausstattungsstück» Rhodobeet kommen wir auf
die Zutaten, auf das Abschmecken, auf das
Set mit den Gewürzen.
Einer meine Lieblinge im Moorbeet ist
Fothergilla gardeni, der Silberfederstrauch. Er
blüht im Mai mit weissen Pompons und feiert
den Herbst mit dem flammendsten
Orange, das man sich vorstellen kann. Er
wird ca. 1 Meter gross. Leucothe waltheri,
«Zebild», wächst breit und wirkt bescheiden,
brilliert aber im Spätherbst mit auffallender
Rotfärbung, die sich über den ganzen Winter
hält. Der Kleinstrauch Andromeda polifolia
Nikko schmückt sich im Mai mit unzähligen
sattrosafarbenen Kugelblütchen. Mit
der Schneeheide (Erica carnea) beginnt der
Frühling schon nach der Schneeschmelze. |
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Erica carnea
Kramers (rot), erica
carnea Snowqueen
(weiss), Pieris japonica
(Mitte rechts),
leucothoe Zeblid
(oberer Bildrand). |
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Erica mediterranea und Erica stricta wachsen strauchartig und haben sich wegen mangelnder Winterhärte als ungenügend ausdauernd erwiesen. Erica cinera, die Ascheide, wartet im Juni mit den Farben Weiss, Rosarot und Purpur auf. Sie ist säureliebend und für eher trockene Standorte geeignet. August ist die Zeit der Wanderheidesorten. Die schönste unter ihnen ist die sattrosafarbene D. F. Maxwell.
Danach schliesst die Besenheideblüte (Calluna) an, die weit in den Herbst hinein dauert. Da hätte ich doch fast die Glockenheide (Erica tetralix) vergessen, die sich mit ihrem grauen Laubwerk von den Verwandten abhebt. Sie braucht eine eher gute Feuchtigkeitsversorgung. Sie blüht rosa, nie sehr üppig, doch dafür immer wieder. Und dann gibt es da noch so ein paar weniger geläufige Sachen: die Alpenbärentraube, ein zähes bodenbedeckendes Gehölz (Acrtostaphylos uva-ursi), und die Alpenrauschbeere (Empetrum nigrum). Sie wächst zu einem dichten wintergrünen Teppich aus fast nadelartigen glänzend grünen Blättchen. Noch ein Kriecher dieser Art ist Daboeica cantabrica. Sie braucht einen geschützten Standort, blüht in Rosa, Weiss oder Purpur in fingernagelgrossen Blüten. Sie wandert gern umher. Dasselbe gilt für die Gooseberrypflanze, sozusagen eine Riesenpreiselbeere (Vaccinium macrocarpon) mit sehr feinen kriechenden Trieben und kleinen Blättchen. Das wäre eine Option, wenn man mit dem Moorbeet einen bescheidenen Nutzen verbinden will. Mit der Preiselbeere (Vaccinium vitis idaea Koralle) wäre auch so ein bescheidener Nutzen verbunden. Der Ertrag von Vaccinium corymbosum, der Kulturheidelbeere, fällt schon bedeutend mehr ins Gewicht. Allerdings gehört sie auch nicht zu den Kleinsträuchern, wird sie doch gegen 160 cm hoch. Die echte einheimische Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) verunmöglicht mit ihrem «schwierigen Verhalten» die Anzucht in Baumschulkulturen und die erfolgreiche Verwendung in den Gärten. Hingegen gibt es da auch noch eine ganz aparte Bodendeckerpflanze von einer guten Handspanne Höhe, den Cornus canadense, einen zwergwüchsigen Hartriegel, der mit seinen 4 bis 5-zähligen Blättchen einen dichten Teppich entwickelt. Über diesem Teppich stehen kleine vierzählige Blütensterne, die sich im Herbst zu korallenroten Fruchtköpfchen entwickeln. Als Abschluss nach aussen, gegen Wiese oder Weg eignen sich auch die Stauden Schaumkraut (Cardamine trifolia), Stachelnüsschen (Acaena buchanani) mit einem dichten Teppich blaugrauer «Rosenblättchen », Ysander (Pachysandra terminalis Green Carpet) mit wunderschön glänzend grünen Blättern, die sich zu einem immergrünen Teppich schliessen, und schliesslich ist auch die Schaumkerze (Tiarella cordifolia) nicht zu verachten. Sie erobert gerne jene Fleckchen, wo noch genügend Licht auf den Boden fällt. Besonders der Schattensteinbrech (Saxifraga urbium) sieht jahraus, jahrein gut aus. Er blüht im Mai wie ein zarter «Touch of white». In ihrem soziologischen Verhalten lassen sich auch die lilafarbene chinesische Zwerg-Astlilbe und der Schattensteinbrech der Randgruppe Moorbeet zuordnen.
Zugegeben: Man muss aufpassen, dass die Vielzahl der Optionen nicht zu allzu kleinen Teilmengen verleitet. Hier gilt: «In der Beschränkung zeigt sich der Meister.» Mit der Beschränkung alleine ist es allerdings nicht getan. Die ausgewählten Pflanzen müssen optisch harmonieren und im Blick aufs Ganze richtig gewichtet werden. Schwierig? Ja, schon! Aber wozu gibt es Fachleute? |
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Rhododendren für einmal in ruhigen Gelb-/ Weisstönen. |
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* Grueber + Co. Baumschulen, Langnau am Albis |
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