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Der Holzbau wird mehrgeschossig
* Michael Meuter |
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Die Behörden konnten bis Ende des vergangenen Jahres Holzbauten
aufgrund der geltenden Brandschutzvorschriften im Normalfall nur
bewilligen, wenn sie nicht mehr als zwei Geschosse aufwiesen. Nun ist
dem nachwachsenden Baustoff ein Durchbruch gelungen: Seit 1. Januar
2005 sind schweizweit Brandschutzvorschriften in Kraft, die deutlich
besser auf das Holz abgestimmt sind. Damit werden Holzbauten bis
sechs Geschosse und Holzfassaden bis acht Geschosse möglich. Die
Mehrgeschossigkeit eröffnet dem Holzbau bedeutende Marktsegmente,
insbesondere bei Wohnsiedlungen und Bürobauten. |
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Die Feuerwiderstände von Bauteilen werden seit 2005 nach drei Parametern bemessen, die sich in einer REI-Klassierung unter Angabe der Feuerwiderstandsdauer in Minuten spiegeln, wobei R für den Widerstand der Tragfähigkeit, E für die Dichtigkeit des Raumabschlusses gegen Feuer und Rauch und I für die Dämmung gegen Wärme steht. Die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) lässt in ihrem neuen Vorschriftenwerk Holz bis zu einer Feuerwiderstandsdauer von 60 Minuten zur Anwendung frei. Neu gilt für Tragwerke und Brandabschnitte in Wohn-, Büro- und Schulbauten: Holzanwendung bis drei Geschosse REI 30, vier Geschosse REI 60, fünf bis sechs Geschosse REI 60/EI 30 (nbb). Bei Sprinklervollschutz gelten reduzierte Anforderungen. Für Treppenhäuser ist in definierten Nutzungen neu bis drei Geschosse eine nicht brennbar verkleidete Tragkonstruktion in Holzbauweise möglich. Bei definierten Nutzungen sind Holzverkleidungen für Fassaden in Zukunft bis drei Geschosse möglich; mit speziellen konstruktiven Massnahmen und für gewisse Nutzungen sind sie bis acht Geschosse anwendbar. |
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Resultate aus Forschung und Entwicklung als Basis
Die seit 2005 geltenden neuen Brandschutzvorschriften vollziehen demnach eine kontrollierte Öffnung für das Holz im Bauwesen. Die Branche hat im Hinblick auf die neuen Vorschriften bereits seit Mitte der Neunzigerjahre intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit betrieben. 2001 lancierten Lignum, Holzwirtschaft Schweiz und das Förderprogramm «holz 21» des Buwal zu deren Bündelung gemeinsam mit Verbänden und Institutionen der Wald- und Holzwirtschaft das Programm «Brandsicherheit und Holzbau», welches in einem breit angelegten Verbund technische und methodische Grundlagen sowie gesicherte Konstruktionen für Bauteile im Hinblick auf den Eintritt des Baustoffs Holz in die Mehrgeschossigkeit erarbeitet. Die VKF und der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) sind neben Forschungsinstituten aus der Schweiz und aus Deutschland ebenso Projektpartner wie Firmen und Unternehmen der Holz- und Zulieferindustrie.
Die neuen Erkenntnisse müssen nun wirkungsvoll in die Praxis einfliessen. Diese Aufgabe erfüllen Dokumentationen, Arbeitshilfsmittel und Qualitätsrichtlinien, die in den Jahren 2004–2006 bereitgestellt werden. Den Auftakt machte die Swissbau Ende Januar, wo Lignum als Kompetenzzentrum für Holz am Bau Architekten und Planer mit grundlegenden Informationen über die neuen Möglichkeiten versorgte. Gemeinsam mit dem Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten sowie mit dem Schweizerischen Fachverband Fenster- und Fassadenbranche zeigte Lignum anhand von Brandschutztüren und Brandschutzfenstern in Holz auf, welche Lösungen künftig bereitstehen. |
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Neue Märkte für Holz am Bau
Holz erhält unter den neuen Brandschutzvorschriften Zutritt zum grossen Volumen des mehrgeschossigen Bauens. Insbesondere Wohnsiedlungen, Büro- und Schulbauten dürften in Zukunft vermehrt in Holz- beziehungsweise in Mischbauweise mit Holzfassade ausgeführt werden. Denn der Holzbau kann heute dank rationeller Fertigung und präziser Montage bezüglich der am Ende entscheidenden Kosten auch im grossen Massstab mithalten. Der Holzbau wird für Investoren unter der neuen Brandschutzregelung über den Aspekt der Werthaltigkeit hinaus, der auf Stärken wie der unbestrittenen Nachhaltigkeit des Rohstoffs sowie der hervorragenden Umsetzung energiesparender Bauweisen wie Minergie/ Minergie-P beruht, noch interessanter als bis anhin.
Das ist zweifellos ein Quantensprung für den Holzbau. Es bedeutet aber auch: Die Branche übernimmt künftig eine hohe Verantwortung. Ein Qualitätssicherungssystem für den mehrgeschossigen Holzbau ist neben intensiver Schulung unabdingbar; Behörden, Holzfachleute und Spezialisten der Qualitätssicherung bauen es derzeit auf. |
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Zürich: Wohnüberbauung «Hegianwandweg
» des Büros EM2N (Zürich)
für die Familienheim-Genossenschaft
Zürich (FGZ), 2002–2003. Fünf grossvolumige
Kuben in Holzbauweise mit
total 75 Wohnungen, einem Gemeinschaftsraum,
zwei Kindergärten und
drei Ateliers erheben sich über einem
verbindenden, 135 Meter langen
Betonsockel. Die Wohnungen sind im
Grundriss frei gestaltbar und zwischen
64 und 139 Quadratmeter gross, so
dass sich das Angebot flexibel auf den
Markt ausrichten lässt. Die Wohnsiedlung
erfüllt den Minergie-Standard.
Foto: Hannes Henz, Zürich/LIGNUM |
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Man darf davon ausgehen, dass zwischen den erzielten Fortschritten im Brandschutz und einer erweiterten Nachfrage nach Holz als Baustoff ein direkter Zusammenhang besteht. Für das Holz ist deshalb künftig mit einem spürbaren Marktanteilsgewinn am Bau zu rechnen. |
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Kostenlose Auskunft
Unter Tel. 044 267 47 83 gibt es bei Lignum von Montag bis Freitag jeweils morgens von 8 bis 12 Uhr kostenlos Auskunft zu allen Fragen rund um Holz, so auch zum Komplex der neuen Brandschutzvorschriften und deren Umsetzung im Holzbau. Die Website der Organisation bietet ausführliche und neutrale Information zu Holz und Holzbau.
www.lignum.ch |
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* Verantwortlicher Information, Lignum – Holzwirtschaft Schweiz, Zürich |
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