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HEV 4/2005 Inhaltsverzeichnis
Statistik

     
  Pendeln als Lebensform
Medienmitteilung des Statistischen Amtes / statistik.info 02/2005
 
     
  Seit 1970 hat sich der Berufspendelverkehr im Wirtschaftsraum Zürich stark gewandelt. Das Verkehrsvolumen hat zugenommen, und die Pendelströme sind vielfältiger geworden. Das werktägliche Hin und Her zwischen Wohn- und Arbeitsort prägt mittlerweile den Alltag. Es verleiht der Grossregion Zürich gewissermassen einen Puls und steht in direkter Wechselwirkung mit der Siedlungsstruktur des Wirtschaftsraums. Dies zeigt eine soeben veröffentlichte Studie des Statistischen Amtes.  
     
  Zwischen 1970 und 2000 hat der Berufspendelverkehr im Wirtschaftsraum Zürich stark zugenommen. Zum einen ist die Zahl der Pendlerinnen und Pendler massiv gestiegen, zum anderen sind auch die Arbeitswege deutlich länger geworden: 1970 betrug die durchschnittliche Luftliniendistanz zwischen Wohn- und Arbeitsort 4,1 Kilometer, im Jahr 2000 dagegen 10,8 Kilometer. Der Anteil der Erwerbstätigen mit einem Arbeitsweg von mehr als zehn Kilometern ist denn auch von 12 auf 35 Prozent gestiegen. Kaum verändert haben sich jedoch die mittleren Wegzeiten. 1970 wendeten Erwerbstätige durchschnittlich 26 Minuten auf, um die Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort zu überwinden, 2000 dauerte der typische Arbeitsweg mit 28 Minuten nur geringfügig länger. Dies zeigt eine Analyse der letzten vier eidgenössischen Volkszählungen, die das Statistische Amt des Kantons Zürich vorgenommen und kürzlich veröffentlicht hat.  
     
  Pendelströme immer komplexer
Die Pendelströme sind nicht nur angeschwollen, sondern auch vielfältiger geworden. Seit 1970 hat sich die Zahl der von einem bestimmten Wohnort aus angependelten Gemeinden im Schnitt etwa verdreifacht. Früher dominierte ein Muster sternförmig verlaufender Pendelbeziehungen zwischen den Zentren – besonders der Stadt Zürich – und ihrem Umland. Dieses einfache Muster ist in den letzten Jahrzehnten durch ein komplexes räumliches Geflecht sich kreuzender Pendelströme abgelöst worden. So ist es heute zum Beispiel nicht ungewöhnlich, im Knonaueramt zu wohnen und am Zentrum Zürich vorbei ins Glattal zur Arbeit zu fahren – früher kam dies nur in Ausnahmefällen vor. In der Fachsprache: Während noch 1970 radiale Bewegungen den Grossteil des Pendelverkehrs ausmachten, tragen heute, neben dem nach wie vor wachsenden Radialverkehr, tangentiale Pendelbeziehungen massgeblich zum Verkehrsaufkommen bei. Die zunehmende Komplexität der Pendelbeziehungen steht in enger Wechselwirkung mit der Verkehrsmittelwahl. Sie wird erst möglich durch die universale Verfügbarkeit des Autos, macht es auf der anderen Seite aber auch unentbehrlich, denn der netzgebundene öffentliche Verkehr ist nur auf den zentrumsbezogenen Radialstrecken konkurrenzfähig.
 
     
  Neue Arbeitsplatzzonen
Ursache – und zugleich Folge – dieser Entwicklung ist die heutige raumgreifende Siedlungsstruktur im «Stadtland Schweiz», die für Erwerbstätige meist eine Trennung von Wohn- und Arbeitsort mit sich bringt. Hinzu kommt in neuerer Zeit eine allmähliche Dekonzentration der Arbeitsplätze im Zürcher Wirtschaftsraum. Agglomerationszentren, speziell Zürich, Winterthur und Schaffhausen, verlieren als Arbeitsorte an Bedeutung, während unmittelbar benachbarte Gemeinden zulegen: Die stark verdichteten urbanen Arbeitsplatzzonen wachsen über die Stadtgrenzen hinaus. Die Gemeinden der Glattalstadt (Kloten, Opfikon, Wallisellen, Dietlikon, Dübendorf) und der Limmattalstadt (Schlieren, Urdorf, Dietikon, Spreitenbach) gehören heute zusammen mit der Stadt Zürich zum Kerngebiet des Wirtschaftsraums, das nicht weniger als 12 Prozent der in der Schweiz wohnhaften Erwerbstätigen beschäftigt. Laut der Analyse des Statistischen Amts wies diese Region im Jahr 2000 einen positiven Pendlersaldo von 192 000 Personen auf, das heisst, die Zahl der Zupendler überstieg diejenige der Wegpendler um diesen Betrag. Positive Pendlersaldi sind typisch für Gebiete mit hoher Arbeitsplatzkonzentration – in reinen Wohngegenden dagegen sind die Pendlersaldi negativ.
 
     
  Traditionelle Zentren verlieren an Bedeutung
Gemessen an der Entwicklung des Pendlersaldos weist der Zürcher Wirtschaftsraum auch in der Agglomeration Zug (Zug, Baar, Cham, Hünenberg, Risch) und am oberen Zürichsee (Rapperswil, Freienbach, Lachen) dynamische Arbeitsplatzzonen auf, die in Zukunft noch weiter zulegen dürften. In traditionellen Industriezentren wie Winterthur, Schaffhausen, Wetzikon, Rüti, Horgen oder Baden ist dagegen eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten: Obwohl die Pendlersaldi nach wie vor positiv sind, verlieren sie als Arbeitsorte an Bedeutung. Die so genannte Suburbanisierung der Arbeitsplätze – also deren Verlagerung aus den Zentren in den stadtnahen Raum – spiegelt den Strukturwandel der Wirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten wider. Dieser Strukturwandel umfasst das starke Wachstum des Dienstleistungssektors zulasten der traditionellen Industriezweige, aber auch den Aufschwung neuer Hightech- Industrien, die etwa in der Agglomeration Zug eine wichtige Rolle spielen.
 
     
  Pendeln ist selbstverständlich geworden
Der Dekonzentration der Arbeitsplätze ging bekanntlich eine solche des Wohnens voraus. Auch wenn das Wohnen in der Stadt zurzeit eine Renaissance zu erleben scheint, verloren zwischen 1970 und 2000 die Zentren – sowie sehr periphere Regionen – als Wohnorte massiv an Bedeutung, während das Umland der Kernstädte zum bevorzugten Wohngebiet wurde. Als Folge dieser sich überlagernden Dekonzentrationsbewegungen entfernen sich Arbeitsund Wohnort der Erwerbstätigen immer weiter voneinander, und das Pendeln über grössere Distanzen ist in den vergangenen 30 Jahren zur Selbstverständlichkeit geworden. Gemäss Statistischem Amt sind die Pendelströme eines der wichtigsten Definitionsmerkmale eines modernen Ballungsraums. Sie prägen das Verkehrsaufkommen in den Stosszeiten, damit die Verkehrsinfrastruktur – und damit auch den ganzen Raum.
 
     
     
  Wirtschaftsraum Zürich
Quelle: Bundesamt für Statistik, Volkszählung 2000

Der Wirtschaftsraum Zürich ist das grösste und wirtschaftlich bedeutendste Ballungsgebiet der Schweiz. Ausgangspunkt für dessen Abgrenzung ist die so genannte Metropolitanregion Zürich, die neben der Kernagglomeration Zürich elf weitere Agglomerationen in sieben Kantonen umfasst. Hier wohnen 23 Prozent der schweizerischen Bevölkerung, und hier arbeiten 27 Prozent der Erwerbstätigen des Landes. Diese erwirtschaften zusammen rund ein Drittel des schweizerischen Volkseinkommens. Die einzelnen Agglomerationen der Metropolitanregion sind durch den Austausch von Gütern und Dienstleistungen sowie den Berufspendelverkehr eng mit ihrem Umland verflochten. Resultat ist ein funktional und räumlich zusammenhängendes Gebiet, das vom Zugersee bis nach Süddeutschland und von Aarau bis nach Wil (SG) reicht: der Zürcher Wirtschaftsraum.
 
     
 
Grafik: Statistisches Amt des Kantons Zürich
 
     
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