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Multi-Talent
Kletterhortensie * Gernot Grueber |
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Eines von vielen interessanten Gartenthemen sind die
Hortensien. Ich weiss, dass sich bei den Hortensien «die Geister
scheiden». Beim Grossteil des Gartenpublikums taucht mit dem Begriff
Hortensie die allbekannte Ballhortensie auf dem Bildschirm auf. Viele
Gartenfreunde sind leidenschaftliche Hortensienfans und sammeln, so viel ihr
Garten nur zulässt, und andere sagen «komm mir nicht mit
Hortensien». |
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Eine Art, die völlig aus der Reihe der Vorstellungen
tanzt, die der Begriff Hortensie auslöst, ist die Kletterhortensie. Ihr
Name wird ihrer Vielgestaltigkeit und Vielseitigkeit in keiner Weise gerecht.
Daher lässt sich aus ihrem Namen auch nicht ableiten, dass sie sich
für sehr verschiedene Problemlösungen eignet. Im Wuchsverhalten und
in ihren Erscheinungsformen lässt sie sich mit dem Efeu vergleichen. |
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Die auffallendste Gemeinsamkeit ist ein wurzelndes,
haftendes, kleinblättriges Jugendstadium, mit fliessenden
Übergängen zur kurztriebigen, grossblättrigen,
blühfähigen Altersform. Aus diesem Verhaltens- und Entwicklungsmuster
lässt sich schon die vielseitige Brauchbarkeit der Kletterhortensie
ableiten: Pflanzen Sie sie in eine Böschung, so erobern und festigen sie
diese mit einem Netz flachwurzelnder Triebe. Müssen Sie mit Gittersteinen
ein Steilbord befestigen, lässt sich dieses schön, dauerhaft und
problemlos mit Kletterhortensien begrünen. Das kalte, konstruierte
Zweckbaubild einer Cyklopenmauer lässt sich problemlos mit
Kletterhortensien mildern und kaschieren. Ich habe sie schon in einer
Sandsteinschichtmauer verwendet. Mit ihrem Rankenwerk deckte sie und festigte
sie die oberen Steinlagen und in den Trockenfugen begrünte sie auch die
unteren Mauerteile. |
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Mit den Steinkresse- und Schleifenblumenpolstern sah das
nicht nur gut aus, die Lösung verlangte auch nur einen Pflegedurchgang im
Winterquartal. Sie gab sich mit dem Standort auf der Mauerkrone allein
nicht zufrieden. So ganz heimlich eroberte sie auch die angrenzende, mit
Forsythien bestandene Böschung und die ganz Neugierigen schafften es bis
auf die andere Seite der Sträuchergruppe, wo sie eine Vogeltränke aus
Stein umrankten. Jedoch nicht nur das: Eines Tages fingen die Äste einer
Waldföhre zu blühen an, weil sich der Tausendsassa vier Meter hoch
hinaufgearbeitet hatte und dort oben genug Licht ergatterte, um nach erfolgter
Pubertät mit üppigem Flor zu kokettieren. Danach musste ich jedoch
dafür sorgen, dass sie sich nicht zu üppig auf der Föhre
breitmachte. Kein Problem: Einmal im Jahr die Leiter anstellen und abschneiden,
was zu viel ist. Ein gemauerter Sandsteinpfeiler, der oben den Balkon eines
Dreifamilienhauses trug und unten im Rosenbeet stand, war mit der Pflanzung
einer Kletterhortensie nach zwei Jahren völlig begrünt. Die Pflanze
begann nach dieser Zeit zu blühen. Sie blüht im Hochsommer mit
handgrossen weissen Scheinblütentellern, die dem wilden Waldschneeball zum
Verwechseln ähnlich sind. Später habe ich sie als Randpflanzung in
einer Rabatte mit Zwergbambus, niederem Kirschlorbeer und Eiben verwendet. Seit
Jahren behauptet sie sich dort standhaft und zäh gegen ihre Konkurrenz und
füllt den ihr zugewiesenen Fleck Erde an der Böschung aus. Der eher
magere, schattige Standort hat sie in die physiologische
Blühfähigkeit (Blühinduktion) gekippt. Sie macht sich gut, wenn
sie zwischen all dem Grün ihre weissen Kronen aufsetzt. Eine alte
Bahnschwelle wurde zur Abgrenzung eines Rhododendronbeetes verwendet. Die dort
gepflanzten Kletterhortensien brachten die Bahnschwelle innert kurzer Zeit
völlig zum Verschwinden. |
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Auch wenn sie im Winter kein Laub haben, so ist doch ihr
bronzefarbiges Astflechtwerk ein hübscher Blickfang. In Baumschulen werden
Kletterhortensien an Stäben hochgezogen, deshalb sieht man ihnen
normalerweise die Fähigkeit der Bodenbegrünung nicht an.
Möglicherweise ist das der Grund, weshalb sie nicht häufiger als
Bodenteppich verwendet werden. Kletterhortensien können sich auch an
Mauern emporranken, wenn diese nicht allzu glatt sind. |
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Blühfähige Triebe haben keine Kletterwurzeln
mehr, um sich festzuhalten. Geben Sie den erfolgsgewöhnten
Kletterhortensien eine Chance! Sie bieten sich für viele schöne,
gute, pflegeleichte Problemlösungen an, zumal sie sich an unterschiedliche
Lichtverhältnisse und Bodengegebenheiten leicht anpassen. Zudem passen sie
sich wegen ihres unaufdringlichen Erscheinungsbildes fast jeder
Pflanzenkombination an. |
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