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HEV 4/2005 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Multi-Talent Kletterhortensie
* Gernot Grueber
 
     
  Eines von vielen interessanten Gartenthemen sind die Hortensien. Ich weiss, dass sich bei den Hortensien «die Geister scheiden». Beim Grossteil des Gartenpublikums taucht mit dem Begriff Hortensie die allbekannte Ballhortensie auf dem Bildschirm auf. Viele Gartenfreunde sind leidenschaftliche Hortensienfans und sammeln, so viel ihr Garten nur zulässt, und andere sagen «komm mir nicht mit Hortensien».  
     
  Eine Art, die völlig aus der Reihe der Vorstellungen tanzt, die der Begriff Hortensie auslöst, ist die Kletterhortensie. Ihr Name wird ihrer Vielgestaltigkeit und Vielseitigkeit in keiner Weise gerecht. Daher lässt sich aus ihrem Namen auch nicht ableiten, dass sie sich für sehr verschiedene Problemlösungen eignet. Im Wuchsverhalten und in ihren Erscheinungsformen lässt sie sich mit dem Efeu vergleichen.  
    Die auffallendste Gemeinsamkeit ist ein wurzelndes, haftendes, kleinblättriges Jugendstadium, mit fliessenden Übergängen zur kurztriebigen, grossblättrigen, blühfähigen Altersform. Aus diesem Verhaltens- und Entwicklungsmuster lässt sich schon die vielseitige Brauchbarkeit der Kletterhortensie ableiten: Pflanzen Sie sie in eine Böschung, so erobern und festigen sie diese mit einem Netz flachwurzelnder Triebe. Müssen Sie mit Gittersteinen ein Steilbord befestigen, lässt sich dieses schön, dauerhaft und problemlos mit Kletterhortensien begrünen. Das kalte, konstruierte Zweckbaubild einer Cyklopenmauer lässt sich problemlos mit Kletterhortensien mildern und kaschieren. Ich habe sie schon in einer Sandsteinschichtmauer verwendet. Mit ihrem Rankenwerk deckte sie und festigte sie die oberen Steinlagen und in den Trockenfugen begrünte sie auch die unteren Mauerteile.  
     
       
  Mit den Steinkresse- und Schleifenblumenpolstern sah das nicht nur gut aus, die Lösung verlangte auch nur einen Pflegedurchgang im Winterquartal.
Sie gab sich mit dem Standort auf der Mauerkrone allein nicht zufrieden. So ganz heimlich eroberte sie auch die angrenzende, mit Forsythien bestandene Böschung und die ganz Neugierigen schafften es bis auf die andere Seite der Sträuchergruppe, wo sie eine Vogeltränke aus Stein umrankten. Jedoch nicht nur das: Eines Tages fingen die Äste einer Waldföhre zu blühen an, weil sich der Tausendsassa vier Meter hoch hinaufgearbeitet hatte und dort oben genug Licht ergatterte, um nach erfolgter Pubertät mit üppigem Flor zu kokettieren. Danach musste ich jedoch dafür sorgen, dass sie sich nicht zu üppig auf der Föhre breitmachte. Kein Problem: Einmal im Jahr die Leiter anstellen und abschneiden, was zu viel ist.
Ein gemauerter Sandsteinpfeiler, der oben den Balkon eines Dreifamilienhauses trug und unten im Rosenbeet stand, war mit der Pflanzung einer Kletterhortensie nach zwei Jahren völlig begrünt. Die Pflanze begann nach dieser Zeit zu blühen. Sie blüht im Hochsommer mit handgrossen weissen Scheinblütentellern, die dem wilden Waldschneeball zum Verwechseln ähnlich sind. Später habe ich sie als Randpflanzung in einer Rabatte mit Zwergbambus, niederem Kirschlorbeer und Eiben verwendet. Seit Jahren behauptet sie sich dort standhaft und zäh gegen ihre Konkurrenz und füllt den ihr zugewiesenen Fleck Erde an der Böschung aus. Der eher magere, schattige Standort hat sie in die physiologische Blühfähigkeit (Blühinduktion) gekippt. Sie macht sich gut, wenn sie zwischen all dem Grün ihre weissen Kronen aufsetzt.
Eine alte Bahnschwelle wurde zur Abgrenzung eines Rhododendronbeetes verwendet. Die dort gepflanzten Kletterhortensien brachten die Bahnschwelle innert kurzer Zeit völlig zum Verschwinden.
 
  Auch wenn sie im Winter kein Laub haben, so ist doch ihr bronzefarbiges Astflechtwerk ein hübscher Blickfang. In Baumschulen werden Kletterhortensien an Stäben hochgezogen, deshalb sieht man ihnen normalerweise die Fähigkeit der Bodenbegrünung nicht an. Möglicherweise ist das der Grund, weshalb sie nicht häufiger als Bodenteppich verwendet werden. Kletterhortensien können sich auch an Mauern emporranken, wenn diese nicht allzu glatt sind.      
     
       
  Blühfähige Triebe haben keine Kletterwurzeln mehr, um sich festzuhalten.
Geben Sie den erfolgsgewöhnten Kletterhortensien eine Chance! Sie bieten sich für viele schöne, gute, pflegeleichte Problemlösungen an, zumal sie sich an unterschiedliche Lichtverhältnisse und Bodengegebenheiten leicht anpassen. Zudem passen sie sich wegen ihres unaufdringlichen Erscheinungsbildes fast jeder Pflanzenkombination an.
 
     
  * Grueber + Co. Baumschulen, Langnau am Albis  
     
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