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Italienische Gärten in und um Florenz
* Luzius Winkler |
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Falls Sie mit dem Auto nach Italien fahren oder in Florenz ein
Auto mieten, so empfehle ich Ihnen, die berühmten Medici-Villen und
ihre Gärten zu besuchen. Für mich gehören diese zu den schöneren
Gärten, da sie alte Baumbestände aufweisen und im Laufe der
Zeit auch teilweise verwildert sind. Reine Renaissancegärten sind
kaum noch anzutreffen, da sie die Epochen des Barockgartens
wie auch des englischen Landschaftsgartens nicht unberührt überstanden
haben. |
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Geschichte
In der Zeit der Renaissance war auch der
Umbruch in Sachen Garten enorm. Burg und
Burghof hatten ausgedient und es wurden
Paläste und Villen gebaut, wozu immer ein
grosser Umschwung gehörte. Als erster typischer
Renaissancegarten, welcher sehr gut
dokumentiert ist, gilt der Hof vom Belvedere
(Cortile del Belvedere) in Rom. Er wurde im
Jahre 1503 vom berühmten Donato Bramante
im Auftrag von Papst Julius II.
gezeichnet. Bramante hatte den Auftrag,
den Vatikanspalast mit dem 300 m entfernten
und 25 m höher gelegenen Belvedere-
Schlösschen zu verbinden, und zwar so, dass
der Anstieg zum Schlösschen bequem und
unmerklich wäre. Damit war der zu bebauende
Raum gegeben. Man muss sich einen
langen, am Ende steil ansteigenden Korridor
mit einer Breite von 75 m vorstellen. Vor
dem relativ kleinen Schlösschen legte Bramante
eine Terrassenanlage mit Balustraden
an, wobei die einzelnen Terrassen mit Treppen
und Rampen verbunden wurden. Diese
Architektur war erstmalig und zeigte den
Wert von Hanglagen auf. |
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Bramante befasste sich auch mit der Perspektive und der Horizontalen, welche er gekonnt einsetzte. Dank dieser relativ pompösen Terrassen- und Treppenanlage konnte nun das kleine Schlösschen als Gegenspieler zum wuchtigen Palast in Erscheinung treten. Als Planungshilfe diente Bramante eine Schrift, welche Leon Battista Alberti 1452 Papst Nikolaus V. widmete. Sie trägt den Titel «De re aedificatoria», was übersetzt «die Architektur» heisst und sich mit Standort, Lage, Ausstattung und Anlage von Villen befasst. |
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Was für den Palastbau galt, war auch auf den Garten zu übertragen, so steht: «Der Architekt muss genau den Sinn für gute Proportionen und Regelhaftigkeit wahren, damit nicht die erfreuliche Ausgewogenheit des Ganzen über dem Reiz von einzelnen Teilen verloren geht.» Alberti hatte als Vorlage die Briefe von Plinius dem Jüngeren, in welchen die Gärten und Pflanzen aus der Römerzeit beschrieben sind. |
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Der Belvedere-Garten benötigte eine Bauzeit von 15 Jahren und wurde 1540 schon wieder abgebrochen, da er einer von Papst Sixtus V. gebauten Bibliothek weichen musste. Bramantes Leistungen wurden dennoch richtungweisend. Von nun an wurden die meisten Villen an Hängen gebaut. Man erkannte die Wechselbeziehung zwischen Aussenraum und Gebäude und war bemüht, diese zu einer Einheit verschmelzen zu lassen. Es waren denn auch Architekten, welche die meisten Gärten anlegten.
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Man ist sich unter Historikern nicht sicher, ob die Spanier via Neapel, welches zu ihrem Krongebiet gehörte, die Wasserspiele nach Italien brachten oder die Franzosen via Sizilien, welches sie von 1266 bis 1283 (einzelne Landesstriche bis 1443) beherrschten. Es gibt die verschiedensten Wasserspiele, wie Kaskaden, Wassertreppen oder so genannte Wasserscherze, welche auf einen Überraschungseffekt aus sind. |
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Die Villen der Medici
Errichtet wurden sie in der Zeit von 1451 bis 1591. Die ersten Medici-Villen, Il Trebbio und Cafaggiolo, liegen inmitten ausgedehnter Ländereien. Die Gegend heisst Mugello, aus der die Medici stammen. Cosimo der Alte liess Careggi als Zuflucht erbauen, nachdem er 1429 in Florenz an die Macht kam. Ende des 15. Jahrhunderts war die Macht gefestigt, es kamen weiter entfernte Villen hinzu: Poggio a Caiano und Castello. Es folgte 1494 die Vertreibung durch das Heer des französischen Königs Karl VIII. Erst 1530 gelangten die Medici erneut zur Herrschaft und Cosimo der I. gründete das Grossherzogtum Toskana. Der Familienbesitz wurde erweitert mit den Villen La Petraia und Poggio Imperiale. Auf dem Höhepunkt der Macht liess Francesco I. die Villa in Pratolino errichten. So konnten die Medici im 16. Jahrhundert nach Lust und Laune, nach Jahreszeit und Jagdsaison ihre Landsitze mit den wundervollen Gartenanlagen bewohnen. |
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Unterbrochen von kurzen Perioden des Exils, beherrschten die Medici während der nächsten drei Jahrhunderte die Stadt Florenz. Die florentinische Goldmünze, der Florin, wurde in ganz Europa zum Währungsstandard des Handels. 1569 verlieh der Papst dem Familienoberhaupt (Cosimo I.) den Titel Grossherzog der Toskana. Die Medici regierten in der Toskana, bis ihre Linie 1737 ausstarb.
Festgehalten sind diese beeindruckenden Anwesen übrigens in Lünetten (halbkreisförmige Bilder, gemalt aus der Vogelperspektive) des Flamen Justus Utens, die man im stadtgeschichtlichen Museum von Florenz bewundern kann. |
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Boboli-Garten
Der Boboli-Garten ist der berühmteste Garten in Florenz. Begonnen im Jahr 1549 von Cosimo de Medici und seiner Frau Eleonora. Zunächst vollendet im Jahre 1579. Herausragend sind seine formale Architektur, die Wasseranlagen, Grotten und seine Sammlung an Skulpturen aus Romanik, Renaissance und Barock. |
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Das Hauptgebäude ist das ehemals «grüne» Amphitheater, ursprünglich mit einer Auswahl von Bäumen wie Walnuss, Eiche und Ulmen bepflanzt. Von 1630 bis 1634 wurde es umgebaut in ein «steinernes» Amphitheater, um einem Publikum Aufführungen bieten zu können. Mehrere Gartenarchitekten und Künstler entwickelten den Garten mit ihren Entwürfen weiter. Ab 1612 Vergrösserungen durch Parigi. 1637 wurde der Fontana dell Oceano vom Amphitheater auf das Zentrum der Insel verlegt. Auch Labyrinthe gab es einmal. Sehr zu empfehlen ist der Zitronengarten mit seiner historischen Pflanzensammlung, klassische Rosen bilden hier einen Höhepunkt.
Trotz seiner langen Geschichte, vieler Einflüsse und Umgestaltungen hat der Boboli das meiste seiner originalen Elemente aus der Renaissance und dem Barock bewahren können und ist somit ein vortrefflicher Zeuge grosser Gartenepochen. |
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Fotos: Impressionen aus dem Giardino di Boboli |
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Auf einige weitere Beispiele wie La Petraia
oder die Villa Gamberaia kommen wir in
einer späteren Folge zurück. |
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* Landschaftsarchitekt HTL |
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