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HEV 9/2005 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Italienische Gärten in und um Florenz (Teil 2)
* Luzius Winkler
 
     
  Herbst ist die perfekte Jahreszeit für die Toskana. Vielleicht können Sie noch eine unserer Anregungen in Ihren Reiseplan aufnehmen. Und wenn es nicht dieses Jahr ist, dann halt nächstes …  
     
  Villa Castello di Medici
Im 13. Jahrhundert setzte die Besiedlung dieses Hanges über Florenz mit dem Bau eines Kastells ein. In der Folge erweiterten verschiedene Besitzer Gebäude und Garten. 1574 beauftragte Herzog Cosimo I. Medici den Architekten Niccolo Tribolo mit der Neugestaltung von Villa und Garten. Seine Anlage mit Statuen, Brunnen und aufwendiger Detailgestaltung sollte die Macht der Familie verherrlichen. Seit 1924 ist die Anlage in Staatsbesitz.
Das Haus wirkt mit seiner lang gestreckten Front nicht besonders einladend. Ein kleiner Schlenker ist erforderlich, um in den Garten zu gelangen. Eine Welt der italienischen Renaissance tut sich auf, eine Zeit des Aufbruchs und der Entdeckungen. Im Zentrum der Anlage befindet sich ein achteckiger Brunnen, dessen plastischer Schmuck von Tribolo entworfen wurde. Acht Greifenklauen zieren den Brunnenschaft, vier fröhliche Putten umklammern weiter oben den Hals von Gänsen, eine Etage höher stieren vier hässliche Bocksköpfe in den Garten. Glücklicherweise nimmt sich Herkules dieser Unholde an. Das Ende der Hauptallee des Gartens wird durch eine ihr Haar auswindende Venus eingenommen, die einst nur über ein Labyrinth zu erreichen war. Auch dies ein Element der Planung: Vermeintlich am Ende des Gartens angelangt, stösst der Besucher immer wieder auf neue Inszenierungen. Immer dabei sind Wasser in Brunnen und Grotten. Über ein kompliziertes Kanalsystem vom höher gelegenen Garten der Villa La Petraia wird das Wasser in der gewünschten Menge in die Anlage geführt. Jedes dekorative Element im Garten hat einen Bezug auf die Medici und den Grafen Cosimo. Besonders deutlich wird dies in der Grotte mit dem Einhorn. Das Einhorn galt als Symbol der Reinheit und war das Wappentier Cosimos.
 
     
  Villa Gamberaia
Im Osten von Florenz findet man, in einer nahezu unveränderten Landschaft zwischen Olivenhainen, Gamberaia. Einst war die Villa im Besitz des berühmten Renaissance-Malers Bernardo Rosselino. Die Villa aus dem 15. Jahrhundert wurde 1718 von der Capponi-Familie übernommen. Nach dem Hausumbau fügten sie Wasserbecken, einen Grottengarten und Statuen hinzu.
Der Spaziergang durch den Garten führt zu dem Nympheaum des Pan, dem Limonengarten und zu der Orangerie auf der oberen Terrasse. Die Hauptterrasse war mit einem Parterre mit stickereiartigem Muster aufwendig gestaltet.
   
       
  Nach der Übernahme durch Prinzessin Kashko Caterina Ghyka 1896 wurden die Parterres zugunsten von mehreren grossen Wasserbecken entfernt. Zusätzlich entstanden Beete mit einer Vielzahl von Blumen. Die Anlage des Anwesens wurde noch einige Male verändert, bis sie schliesslich von 1954 bis 1960 total restauriert wurde, um sie möglichst in ihren Urzustand zurückzuversetzen.  
     
  Sacro Bosco
Der Parco dei Mostri in Bomarzo (bei Viterbo) ist ein einzigartiger und bizarrer Fantasiegarten. Der Auftraggeber, Vicino Orsini, machte es sich ab 1552 zur Lebensaufgabe, ein Reich der Skurrilitäten zu schaffen. Die Datierung des Gartens ist schwierig. Der Garten ist unübersichtlich. Er wurde bewusst als labyrinthisches System angelegt, um die Fantasiearchitektur und die darin verstreuten Skulpturen zur Geltung zu bringen. In Bomarzo haben die Weltregeln ihre Gültigkeit verloren – es ist, als ob sich dieser Garten den Gesetzen der Natur entziehen sollte.
   
       
  Wenn man das wunderliche schiefe Haus betritt, versagt der Gleichgewichtssinn. Der Horizont kippt in die Höhe, die Bäume und Büsche schwanken.
So sind auch die Figuren übergross. Vicino war ein belesener Mann, welcher verschiedenste Auslandaufenthalte machte. Für abergläubische Italiener ist der Garten ein Ort des Bösen, da über einen Familienskandal mit einem Mord gerätselt wird.
 
     
  La Petraia
Die Villa La Petraia** liegt im Nordwesten von Florenz. Im 13. Jahrhundert erbaut, wurde sie 1530 von den Medici beschlagnahmt, worauf der Sohn Cosimos des I., Ferdinando, daraus einen Sommersitz anlegte. Der mittelalterliche Grundriss der um den Innenhof geschlossenen Vierflügelanlage wurde beibehalten. Die Gartenanlage erstreckt sich in drei Stufen über den Hügelhang bis zur Villa. Kennzeichnend für die untere Stufe sind die Parterres nach italienischer Art. Die Formen wirken wie zu kunstvollen Spitzen geformt. In der Mitte der dreischalige Brunnen aus dem 18. Jahrhundert. An ihm führt die Hauptachse auf die Südfassade der Villa zu.
 
      In der mittleren Stufe dominieren die enormen Wasserbecken. Auf der oberen Ebene, der Stufe der Villa, erstreckt sich auf der rechten Seite «della Figurina». Der Figurgarten wird bezeichnet nach dem prächtigen Brunnen mit Venus. Elegante, von niedrigen Hecken gesäumte Rasenflächen erzeugen das räumliche Gartenbild. Der Garten endet im Südwesten mit einem korinthischen Säulengang, welcher mit einer Banksia (stachellose Rose) bewachsen ist.  
     
       
  In diesem Garten spielt der Kontrast von Hell zu Dunkel eine ganz wichtige Rolle. Nur der Obstgarten aus dem 15. Jahrhundert ist während all der Jahre unangetastet geblieben und stellt damit eine Einmaligkeit dar.  
     
  Villa Lante
Der vielleicht perfekteste, die Ambitionen der Erbauer verdeutlichende Garten der Renaissance ist wohl der der Villa Lante. Zugleich ist er auch sehr gut erhalten.
Am 2. September 1568 übernimmt im Namen der Bischöfe der Kardinal Gambara dank einem gewonnenen Prozess die Villa Lante in seinen Besitz. Gambara gehörte zu den reichsten und intelligentesten Kardinälen seiner Zeit. Sofort machte er aus Bagnaia einen Ort der «Ergötzlichkeit». Gleichzeitig wurde die Villa d’Este in Rom als auch in Caprarola am Palazzo Farnese gebaut. Caprarola ist in seinen Entwürfen sehr ähnlich. Auch bei dieser Villa wird das Wasser via ein Aquädukt zur Quelle im Garten geführt.
 
      Die Villa Lante ist kein grosser Garten, sollte er doch dem Geist der Renaissance folgend durch das menschliche Mass geprägt sein. Sein Zentrum bildet ein kreisförmiger Brunnen, welcher durch vier Wasserbecken ergänzt wird, so dass sich ein zentrales Quadrat und wiederum ein Achsenkreuz ergeben. Diese beiden geometrischen Muster ergeben auch das Gerüst für das gesamte Hauptparterre, welches durch geschnittene ornamentale Kleinhecken strukturiert ist. Die Bepflanzung der Beete bestand zur damaligen Zeit hauptsächlich aus Rosen, Hyazinthen, Stiefmütterchen und Primeln. Im Grunde aber spielten die Blumen, wie in allen Renaissancegärten, eine untergeordnete Rolle.  
     
       
  Wichtiger erschien den Erbauern die Verwendung von Hecken und Bäumen als auch das Spiel von Licht und Schatten. Dabei galt ihre besondere Vorliebe den Zypressen als Verkörperung des Senkrechten und den Kiefern als das Gegenstück, der Waagerechten.
Wer damit beauftragt wurde, das Konzept für die Villa und den Garten anzulegen, ist unklar, jedoch klar ist, dass die Urheberschaft der Villa auf die Zeit von Jacopo Barozzi da Vignola zurückgeht. Die Gestaltung als auch die Projektüberwachung der Wasseranlagen wurde dem Sienesen Tommaso Ghinucci, dem wahren Meister, übergeben. Er projektierte schon die Wasseranlage der Villa d’Este in Tivoli. Eine weitere Meisterleistung in diesem Garten ist, dass der Übergang von der freien Natur zum durchgestalteten Garten in einem Fluss geschieht.
 
     
  Il Pratolino
Unter den zahlreichen historischen Architekturen ragt die Villa Demidoff empor, ein Landgut, das am Ende des Jahres 1500 von der Familie Medici gekauft und dem Architekten Buontalenti anvertraut wurde, damit sich dieser um die Konstruktion der Villa als Residenz von Bianca Cappello kümmerte. Es erinnert heute nur noch wenig an den Park von Buontalenti. Im Lauf der Jahre verfiel er und wurde später von Grossherzog Ferdinand III. von Lothringen zerstört. Wenig später legte der böhmische Gärtner Joseph Frietsch den Landschaftspark an. 1872 wurde sie vom russischen Prinzen Paolo Demidoff, nach dem sie auch benannt wurde, gekauft und umstrukturiert.
 
  Die Villa, in der Gemeinde von Vaglia, besitzt einen faszinierenden Park, der mit vielen sonderbaren Wasserspielen, Skulpturen und Grotten bereichert ist, die sich in grünen Schluchten verstecken. Zum Beispiel sehr eindrücklich ist die Allee der Wasserstrahle, welche ungefähr 300 m lang ist. Der Park von Pratolino, dies der Name der Fläche, die am Landgut anliegt, empfängt die Statue von Appennino im Nordteil des Gartens am Ende des Sees. Appennino ist ein Werk, das von Giambologna ausgedacht und gebaut wurde, dem manieristischen Bildhauer flämischer Herkunft, der am Hof der Medici lebte und zahlreiche Werke realisierte wie «Der Raub der Sabinerinnen», «Brunn des Ozeans» und die «Venus der kleinen Grotte»; diese Letzten werden im Garten von Boboli in Florenz aufbewahrt. Die Statue, gegen 1580 realisiert, stellt eine riesige mythologische Figur als Schutzpatronin des Parks dar.      
     
       
     
  ** Nicht alle Gärten sind öffentlich zugänglich. Über die entsprechenden Öffnungszeiten können Sie sich vor Ort oder auch übers Internet (www.grandigiardini.it) informieren. In der Regel sind die Gärten ab Ostern bis Ende September zugänglich. Die Villa Petraia gehört der Universität von New York und kann nur auf Anfrage besucht werden. Dies zu organisieren, ist schwierig, jedoch nicht unmöglich. Die Villa in Pratolino und ihr Park können gegenwärtig nur an Festtagen und durch die Teilnahme an theatralischen, musikalischen und tänzerischen Vorstellungen besucht werden. Die Organisation dieser Aktivitäten liegt bei der Provinz.  
     
  * Landschaftsarchitekt HTL  
     
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