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HEV 12/2005 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Bäume helfen Bäumen – am Beispiel
der Rosskastanienminiermotte
* Matthias Brunner
 
     
  Der indische Flieder (lat. Azadirachta indica) ist ein immergrüner Baum und gehört zu den Mahagonigewächsen (lat. Meliaceae). Er ist heimisch in Indien, Afrika, Amerika und Australien. Seine Wirkstoffe finden vielseitige Verwendung in Kosmetikprodukten und der biologischen Insektenbekämpfung. In Versuchen wird jetzt getestet, ob Azadirachtin A auch gegen die Rosskastanienminiermotte (lat. Cameraria ohridella) erfolgreich eingesetzt werden kann.  
     
 
Befallsbild einer unbehandelten Rosskastanie Ende September.
Bilder: Matthias Brunner ag
  Der Parasit: Die Rosskastanienminiermotte
Die Rosskastanienminiermotte wurde Anfang der Achtzigerjahre in Mazedonien entdeckt. Von Süden her wanderte der Schädling in die Schweiz ein, wo heute fast keine weissblühenden Rosskastanien (lat. Aesculus hippocastanum) mehr befallsfrei sind. Nach der Eiablage minieren die Larven des Falters in den Rosskastanienblättern. Verbräunungen und sommerlicher Blattfall sind die Folge: ein Ärgernis nicht nur für Gartenbesitzer und schattensuchende Biergartenbesucher. Zugrunde gegangen sind die Bäume an diesem Schädling bisher nicht. Langzeitschäden sind immerhin möglich. Erstaunlich ist die Vermehrungskraft: Zählt man die Vorjahresgeneration mit, sind es je nach Witterung drei bis vier Generationen Falter jährlich!
 
 
Befallsbild einer behandelten Rosskastanie Ende September.
     
    Das Gegenmittel: Der Wirkstoff des Niembaumes im Test
In der Schweiz ist der Wirkstoff des Niembaumes bereits zugelassen für die biologische Bekämpfung von Blattläusen, Minierfliegen und Spinnmilben. Er hemmt die Fresslust, das Wachstum und die Lust auf Sex. Das Azadirachtin A wird nach dem Rindenanstrich über die Leitbahnen bis in die Blätter transportiert oder direkt aufgesprüht und von der Epidermis aufgenommen. Von dort gelangt es über die Nahrungsaufnahme in den Verdauungstrakt der Larven und führt schliesslich zum Absterben.
 
     
  Optimaler Behandlungszeitpunkt für hohen Wirkungsgrad wichtig
Je nach Witterung schwärmen Ende April bereits die ersten Falter aus (erkennbar an den grau-weiss gestreiften Flügeln). Mittels Lockstofffallen wird der Flugbeginn bis zum maximalen Schwärmzeitpunkt verfolgt. Ist dieser erreicht, werden die Bäume zweimal behandelt.
In diesem Jahr hat der Autor über 150 Bäume an verschiedenen Standorten behandelt: Einzelbäume, Baumgruppen und Alleen im Raum Zürich. Es kamen zwei Verfahren zur Anwendung: Rindenanstrich und Spritzen. Die Schadensentwicklung wurde dreimal gemessen. In jedem Kronendrittel (unten, Mitte, oben) wurde auf je 10 Blättern pro Baum die Grösse jeder Mine klassiert und ausgewertet. Anfang Juli lag der Wirkungsgrad gegenüber den unbehandelten Rosskastanien bei über 80 Prozent. Anfang Herbst lag er immer noch bei über 65 Prozent. Um die Einflussgrössen (Wirkstoffdosierung, Anwendungszeitpunkt und -häufigkeit, Witterung, Applikationstechnik usw.) auf den Wirkungsgrad noch besser kennen zu lernen, wird im Frühling 2006 ein weiterer Versuch mit noch mehr Bäumen gestartet.
 
     
  Flankierende befallreduzierende Massnahmen
Die Eier der letzten Faltergeneration überwintern im Falllaub. Das Aufwischen des Laubes und dessen gründliche Entsorgung im Herbst sind deshalb sinnvoll. Beim Einsatz von Nützlingen wird intensiv geforscht. Es ist eine bestechende Idee, Räuberpopulationen der Miniermotte auf den Bäumen künstlich anzusiedeln, auch wenn die Nahrungsketten zeigen, dass ein Räuber seine Beute nur so stark dezimiert, dass seine Nahrungsgrundlage nicht nachhaltig zerstört wird:
 
      Auch der beste Räuber ist somit am Erhalt eines «eisernen Beutebestandes» interessiert. Wenn die optische Wirkung befriedigend ist, wären diese biologischen Erkenntnisse natürlich nicht relevant. Schliesslich gibt es auch andere Insektizide, die rein theoretisch wirkungsvoll eingesetzt werden könnten. Fehlende Zulassungen und schlechte biologische Verträglichkeit wie z.B. Bienen- oder Fischgift machen die Behandlung während der Blüte oder an Gewässern im Gegensatz zum hier getesteten Azadirachtin A unmöglich.  
 
Dank biologischem Wirkstoff kann auch während der Blüte gespritzt werden.
   
     
  Noch bis Ende Jahr können weitere Interessenten mit kranken Rosskastanien in die dritte Testreihe 2006 aufgenommen werden (www.mbrunnerag.ch oder Tel. 044 361 36 76).  
     
  * dipl. Forstingenieur ETH, Matthias Brunner ag, Zürich  
     
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