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Wenn … (Teil 1)
* Barbara Scalabrin-Laube |
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«Wenn wir unser Haus nochmals bauen könnten, ja, dann würde
alles anders!» Diesen oft geäusserten Satz kennen Sie vermutlich aus
eigener Erfahrung. Zu erörtern, warum wir vieles erst als nicht
unseren Bedürfnissen entsprechend empfinden, wenn es bereits zu
spät ist, führte an dieser Stelle aber zu weit. |
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Wenn mein Mann und ich aber nochmals
einen Garten anlegen könnten, dann wüssten
wir heute, wie wir vorgehen würden, obwohl
auch unser Traumgarten bestimmt Mängel
aufweisen würde. Haben wir uns vor fast
zwanzig Jahren ohne Konzept und ohne
Kenntnisse in das Abenteuer Garten gestürzt
und unsere unzähligen Fehler teilweise mit
harter Knochenarbeit gebüsst, vieles geändert,
neu erarbeitet und wiederum geändert,
bis uns das Resultat in etwa gefiel, würden
wir heute gezielter an die Gestaltung des
Aussenraums herangehen. Inzwischen haben
wir viele Gärten gesehen, die Pflanzenkenntnisse
erweitert und unsere Bedürfnisse und
Vorlieben besser kennen gelernt.
Mein Idealgarten ist ein Ort, an dem ich
mich wohl fühle, wo ich gern mehrere Male
hingehe, mich von Unerwartetem überraschen
lasse, Neues entdecke und eine gewisse
Harmonie spüre, aber auch angeregt und
vielleicht nachdenklich werde. Anders ausgedrückt,
wünsche ich mir ein «begehbares
Bild», das sich ständig ändert und während
des ganzen Jahres attraktiv ist. Um diesem
Wunschbild näher zu kommen, möchte ich
wie folgt vorgehen:
Ausgangspunkt für meine Planung ist das
bereits Vorhandene: das Gelände, das Haus
mit seinen Proportionen, seinen Strukturen
und seinem Charakter einerseits und anderseits
die weitere Umgebung, die Nachbargärten
als Hintergrund und die bestehenden
Pflanzen. Ferner stellt sich die Frage, ob Haus
und Garten miteinander harmonieren oder im
Kontrast zueinander stehen sollen. Zudem
muss ich entscheiden, ob ich die Aussenwelt
mit einbeziehen oder ausschliessen will.
Bodenbeschaffenheit und Klima sind weitere
wichtige Faktoren, die die Planungsarbeit
beeinflussen.
Eine weitere Entscheidung betrifft den
gewünschten Stil des Aussenraums. Er kann
streng formal, halbformal, naturnah oder eine
Mischung von allen Stilen sein. In unserem
Garten beispielsweise ist der mittlere Teil formal,
der Hang halbformal und die untere Partie
mit dem grossen Weiher naturnah gestaltet.
Musterbeispiele für streng formale Gärten
finden Sie in der Renaissance; aber auch in
heutigen Gärten werden formale Elemente
wieder vermehrt verwendet.
Wer Symmetrien und klare Formen mag,
wendet sich vielleicht dem halbformalen Stil
zu. Oft drängt sich dieser durch die Form des
Grundstücks oder dessen Lage auf. Formale
und naturnahe Elemente werden verbunden.
Der naturnahe Stil fand einen ersten
Höhepunkt im englischen Landschaftsgarten, wo die Gartenarchitekten die Gärten
dem Vorbild in der Natur harmonisch oder
auch romantisch verklärt nachbauten, wie
z.B. in Stourhead in Südengland. Die vor
einigen Jahren beliebte Naturgartenbewegung
nahm dieses Thema in abgeänderter
Form wieder auf. |
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Haben wir uns für einen Stil entschieden, können wir uns an die eigentliche Planung machen. Dabei setze ich voraus, dass bereits ein Grundstückplan mit Höhenkurven vorhanden ist.
Als Erstes zeichne ich die vorhandenen Elemente, z.B. alte Bäume und vorhandene Wege, ein. Dann überlege ich, wie ich die Wege führen will und wo Sitzplätze sinnvoll sind, denn mein Garten soll ja zum Spazieren und Verweilen einladen. Die Wege begrenzen die Räume und Beete und verbinden Plätze und Orte. Eventuell brauche ich Treppen.
Als zweiten Schritt überlege ich mir, wie die vertikalen Elemente aussehen sollen. Mein Garten soll nicht offen vor mir liegen, sondern Überraschungen und Geheimnisse bieten. Ich errichte in Gedanken Hecken und Mauern, pflanze Sträucher und Bäume, setze Torbögen ein und überlege nochmals, ob ich den Garten vor fremden Blicken schützen will, ob ich ein «Fenster nach aussen» öffnen kann, wie ich die Umgebung mit einbeziehe. Vielleicht stehen in Nachbars Garten Bäume, die in mein Bild passen. Oder muss ich eine unschöne Wand abdecken?
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Im Hang. |
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Diese beiden Schritte sind anspruchsvoll. Immer wieder werde ich den Plan ändern, eine andere Variante prüfen und wenn möglich im Gelände testen, ob meine Idee überhaupt realisierbar ist. Gleichzeitig kontrolliere ich, ob ich einige Grundsätze, die mir wichtig sind, eingehalten habe. Ich frage: |
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Habe ich Gegensätze eingeplant? |
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Sind die einzelnen Räume/Zimmer miteinander verbunden und doch getrennt? |
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Funktioniert das Spiel von Licht und Schatten? |
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Sind die einzelnen Teile harmonisch und doch verschieden? |
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Sind alle meine Wünsche erfüllt? |
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Die Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe. |
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* Cottage Garden, 8453 Alten |
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