Hauseigentümerverband Zürich
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HEV 12/2005 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Wenn … (Teil 1)
* Barbara Scalabrin-Laube
 
     
  «Wenn wir unser Haus nochmals bauen könnten, ja, dann würde alles anders!» Diesen oft geäusserten Satz kennen Sie vermutlich aus eigener Erfahrung. Zu erörtern, warum wir vieles erst als nicht unseren Bedürfnissen entsprechend empfinden, wenn es bereits zu spät ist, führte an dieser Stelle aber zu weit.  
     
  Wenn mein Mann und ich aber nochmals einen Garten anlegen könnten, dann wüssten wir heute, wie wir vorgehen würden, obwohl auch unser Traumgarten bestimmt Mängel aufweisen würde. Haben wir uns vor fast zwanzig Jahren ohne Konzept und ohne Kenntnisse in das Abenteuer Garten gestürzt und unsere unzähligen Fehler teilweise mit harter Knochenarbeit gebüsst, vieles geändert, neu erarbeitet und wiederum geändert, bis uns das Resultat in etwa gefiel, würden wir heute gezielter an die Gestaltung des Aussenraums herangehen. Inzwischen haben wir viele Gärten gesehen, die Pflanzenkenntnisse erweitert und unsere Bedürfnisse und Vorlieben besser kennen gelernt.
Mein Idealgarten ist ein Ort, an dem ich mich wohl fühle, wo ich gern mehrere Male hingehe, mich von Unerwartetem überraschen lasse, Neues entdecke und eine gewisse Harmonie spüre, aber auch angeregt und vielleicht nachdenklich werde. Anders ausgedrückt, wünsche ich mir ein «begehbares Bild», das sich ständig ändert und während des ganzen Jahres attraktiv ist. Um diesem Wunschbild näher zu kommen, möchte ich wie folgt vorgehen:
Ausgangspunkt für meine Planung ist das bereits Vorhandene: das Gelände, das Haus mit seinen Proportionen, seinen Strukturen und seinem Charakter einerseits und anderseits die weitere Umgebung, die Nachbargärten als Hintergrund und die bestehenden Pflanzen. Ferner stellt sich die Frage, ob Haus und Garten miteinander harmonieren oder im Kontrast zueinander stehen sollen. Zudem muss ich entscheiden, ob ich die Aussenwelt mit einbeziehen oder ausschliessen will. Bodenbeschaffenheit und Klima sind weitere wichtige Faktoren, die die Planungsarbeit beeinflussen.
Eine weitere Entscheidung betrifft den gewünschten Stil des Aussenraums. Er kann streng formal, halbformal, naturnah oder eine Mischung von allen Stilen sein. In unserem Garten beispielsweise ist der mittlere Teil formal, der Hang halbformal und die untere Partie mit dem grossen Weiher naturnah gestaltet.
Musterbeispiele für streng formale Gärten finden Sie in der Renaissance; aber auch in heutigen Gärten werden formale Elemente wieder vermehrt verwendet.
Wer Symmetrien und klare Formen mag, wendet sich vielleicht dem halbformalen Stil zu. Oft drängt sich dieser durch die Form des Grundstücks oder dessen Lage auf. Formale und naturnahe Elemente werden verbunden.
Der naturnahe Stil fand einen ersten Höhepunkt im englischen Landschaftsgarten, wo die Gartenarchitekten die Gärten dem Vorbild in der Natur harmonisch oder auch romantisch verklärt nachbauten, wie z.B. in Stourhead in Südengland. Die vor einigen Jahren beliebte Naturgartenbewegung nahm dieses Thema in abgeänderter Form wieder auf.
 
      Haben wir uns für einen Stil entschieden, können wir uns an die eigentliche Planung machen. Dabei setze ich voraus, dass bereits ein Grundstückplan mit Höhenkurven vorhanden ist.
Als Erstes zeichne ich die vorhandenen Elemente, z.B. alte Bäume und vorhandene Wege, ein. Dann überlege ich, wie ich die Wege führen will und wo Sitzplätze sinnvoll sind, denn mein Garten soll ja zum Spazieren und Verweilen einladen. Die Wege begrenzen die Räume und Beete und verbinden Plätze und Orte. Eventuell brauche ich Treppen.
Als zweiten Schritt überlege ich mir, wie die vertikalen Elemente aussehen sollen. Mein Garten soll nicht offen vor mir liegen, sondern Überraschungen und Geheimnisse bieten. Ich errichte in Gedanken Hecken und Mauern, pflanze Sträucher und Bäume, setze Torbögen ein und überlege nochmals, ob ich den Garten vor fremden Blicken schützen will, ob ich ein «Fenster nach aussen» öffnen kann, wie ich die Umgebung mit einbeziehe. Vielleicht stehen in Nachbars Garten Bäume, die in mein Bild passen. Oder muss ich eine unschöne Wand abdecken?
 
 
Im Hang.
   
       
  Diese beiden Schritte sind anspruchsvoll. Immer wieder werde ich den Plan ändern, eine andere Variante prüfen und wenn möglich im Gelände testen, ob meine Idee überhaupt realisierbar ist. Gleichzeitig kontrolliere ich, ob ich einige Grundsätze, die mir wichtig sind, eingehalten habe. Ich frage:  
 
Habe ich Gegensätze eingeplant?
Sind die einzelnen Räume/Zimmer miteinander verbunden und doch getrennt?
Funktioniert das Spiel von Licht und Schatten?
Sind die einzelnen Teile harmonisch und doch verschieden?
Sind alle meine Wünsche erfüllt?
 
     
  Die Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe.  
     
  * Cottage Garden, 8453 Alten  
     
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