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HEV 3/2005 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Treffsichere Schneebälle
* Gernot Grueber
 
     
  Schneeballsträucher gehören zu den Geissblattgewächsen und zur botanischen Gattung Viburnum. Sie sind in der ganzen nördlichen Erdhalbkugel verbreitet und in ihrer Vielgestaltigkeit auch vielseitig verwendbar. Zwei Arten sind einheimisch, nämlich der Waldschneeball und der Wollschneeball. Wenn ich in Beratungsgesprächen den Schneeball erwähne, wird oft abgewehrt: «Nein, ich habe schon einen.»
Ja, welchen haben Sie denn? Den wintergrünen Davids-Schneeball, der nur gerade 80–100 cm hoch wird, den hohen winterblühenden Duftschneeball (Viburnum bodnantense) oder seinen zwergigen Bruder (Viburnum farreri «Nanum»)? Ich musste wieder einmal meine Pflanzenbibel, den «Rheder», befragen, um die Bestätigung für meine Schätzung zu finden. Er hat für den nordamerikanischen Kontinent etwas mehr als 150 Arten und Unterarten beschrieben, wobei neuere Kulturformen unberücksichtigt sind. Viele stammen aus China, Japan, Korea. Selbst versierte Fachleute stehen einer solchen Auswahl fast hilflos gegenüber.
 
      Glücklicherweise setzen Klima und Boden Grenzen und schränken das Angebot auf ein übersichtliches Mass ein. Was in einer ortsansässigen Baumschule angeboten wird, entspricht weit gehend dem Sicheren und Möglichen. Viele Arten sind nur im mediterranen Klima brauchbar und deshalb hierzulande nicht in Kultur. Wenn wir weiter filtern, lauten die Fragen: Wie hoch soll das Ding werden? Soll es immergrün sein, welche Blütenzeit ist erwünscht? Wäre eine besondere Herbstfärbung ein vorteilhafter Akzent? Ist beabsichtigt, mit der Pflanze in einem Terrakottatopf Terrasse oder Hauseingang zu schmücken? Ist die Lage sonnig oder schattig? Jedes Kriterium oder jeder Wunsch schränkt die Auswahl ein. Zum Glück gibt es am Farbenangebot nichts zu rütteln. Der grösste Teil blüht weiss oder cremeweiss, ein paar wenige blühen oder sind wenigstens im Aufblühen noch rosa. Die Früchte sind in vielen Fällen rot, in manchen Fällen rot bis blauschwarz.  
 
Einige Schneebälle wie zum Beispiel der Duft-Schneeball öffnen ihre Blüten schon früh im Jahr.
(Foto: CMA, Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH)
   
       
  Einer der wenigen, der mit besonders interessant türkisblau gefärbten, lange haftenden Früchten aus der Reihe tanzt, ist der Davids-Schneeball. Schade, kann man die Eigenschaften nicht modulartig zusammenstellen. Jede Pflanze ist für sich ein Fertigmenü. Reis statt Nüdeli gibt es nicht. Also: Entweder ist der Schneeball immergrün und hat weisse Blüten im Mai, oder er ist rosa und laubabwerfend und blüht im April. Entscheidung ist angesagt! Der Schneeball, der immergrün ist, 250 cm hoch wird und vom 1. Januar bis 31. Dezember blüht, wird wohl ein Wunschtraum bleiben!  
      Jedenfalls werden schön entwickelte Exemplare, bei denen die Standortwahl stimmt, jedes Jahr wieder einen bezaubernden Höhepunkt bieten. Einer macht das mit Knospen und Blüten, ein anderer mit Blütenfülle, Wuchsform und Herbstfarbe (Viburnum plicatum, Viburnum plicatum «Cascade», Viburnum plicatum tomentosum). Ein weiterer überzeugt mit seinem Wuchs und tut sich damit besonders hervor, dass er bei jedem sommerlichen und herbstlichen Triebschub nochmals blüht (Viburnum plicatum «Watanabe »). Der klassische Schneeball, Viburnum opulus «Roseum», den Mann/Frau sich als Schneeball vorstellt, ist eine Kulturform des einheimischen Waldschneeballs. Seine Beeren werden gern und schnell von Vögeln geerntet. Diese sterile Kulturform macht keine Früchte. Die Blütenzweige werden im noch grünlichweissen Zustand vorzeitig geschnitten und für attraktive Sträusse und Bindereien gebraucht. Der heimische Wollschneeball (Viburnum lantana) fehlt in kaum einer Zusammenstellung naturnaher Pflanzungen. Seine Fruchtstände fallen besonders auf, weil sie in der Halbreife gleichzeitig rote und schwarze Früchte tragen. Bei wenigen Sorten bleibt die Laubtracht im Winter erhalten. Das ist der Runzelschneeball (Viburnum rhytidophyllum) und der Prager Schneeball (Viburnum rhytidophyllum «Pragense»). Dieser wird als Ersatzmöglichkeit für den verpönten oder (wegen der Feuerbrand-Krankheit) verbotenen Cotoneaster salicifolius empfohlen. Ein wintergrünes Kreuzungsprodukt ist der Viburnum burkwoodii mit glänzendem Laub. Seine letzten vorjährigen Blätter verliert er mit dem Frühjahrs-Laubschub.  
 
Auch für Sträusse geeignet: Papageientulpen mit duftigen, noch grünen Viburnumblüten. (Foto: IZB, Internationales Blumenzwiebel-Zentrum)
   
       
  Er gehört zu den stark duftenden Schneeballen. Immergrün, zäh, eher niedrig und schattenverträglich ist der schon mehrfach erwähnte Davids-Schneeball (Viburnum davidii, sehr empfehlenswert!). Von einer ganzen Familie Frühjahrs-Gartenschneeballen möchte ich besonders den Viburnum juddi erwähnen. Er duftet wundervoll, blüht lieblich rosa und findet mit einer Endgrösse von ca. 150 cm und mit kompaktem, ovalem Wuchs auch noch in einem ordentlich befrachteten Garten Platz.
Eine Gewichtung in dieser Auswahl kann ich nicht anbieten. Schneeballsträucher sind in ihrer Individualität völlig situationsbezogen zu verwenden. Auf zur Schneeballschlacht? Lieber lade ich Sie zum Schneeballfest ein.
 
     
  * Grueber + Co. Baumschule, 8135 Langnau  
     
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