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Urbanes Grün – verkannter Wert
* Urs Remund |
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In den vergangenen Jahren haben viele Städte und Gemeinden unter dem Druck der Finanzen
bei der Grünflächenpflege und den Parkanlagen den Sparhebel angesetzt. Ungeachtet der verloren
gegangenen Wohn- und Lebensqualität hat man neue, andere Kosten generiert. Wochenend-
Tourismus (Feinstaub, Ozon), Littering (illegale Güselentsorgung), Wegzug in schönere Gemeinden. |
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Der lange Winter neigt sich dem Ende
zu und die ersten Frühlingsboten zeigen
sich in den Parkanlagen und Rabatten der
öffentlichen Hand. Die Leute zieht es nach
draussen. Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen
auffangen. Märzenbecher, Narzissen,
Tulpen und Krokus zeigen ihre leuchtenden
Blüten. Der Duft der Veilchen weht
sanft vorbei und das zarte Blau des Blumenbeetes
mit Vergissmeinnicht spiegelt sich,
so scheint es, im Himmel. Man geht gerne
ins Dorf. Beim Spazieren am Wochenende
oder beim täglichen Einkaufen erfreut man
sich der so schön gestalteten Gemeinde.
Man ist hier gerne zu Hause, auch ein
wenig stolz, dass man es so schön hat in der
kleinen Vorortsstadt. Haben Sie sich, beim
Lesen dieser Zeilen, ein wenig an früher
erinnert oder haben Sie Glück und in Ihrer
Wohngemeinde ist es immer noch so, dass
es viele und schön bepflanzte Blumenbeete
gibt?
Die Menschen fühlen sich nicht mehr so
wohl. Um sich zu erholen, flieht man aufs
Land in Dörfer, wo kleine Vorgärten den
Reiz des Frühlings noch zeigen und wo diese kleinen Vorgärten auch eine wichtige
Gestaltungsaufgabe im Dorf übernehmen.
In den grösseren Städten sieht man dies
auch noch in einigen älteren Quartieren,
aber mit der Erneuerung der Häuser verschwinden
diese Bilder allmählich. Gerade
weil es aufgrund der neuen Siedlungsplanungen
und dem verdichteten Bauen kaum
mehr Platz für ausreichende Grünflächen
hat, wäre es städtebaulich sehr wichtig, hier
bewusst entgegenzuwirken.
Alleebäume sind zwar wichtig (vgl.
anschliessenden Beitrag), sie reichen aber
nicht aus, um ein Quartier wohnlich zu
gestalten. Eine Wechselflorrabatte nicht zu
erstellen oder gar zu liquidieren, Mittelstreifen
mit Kies oder Schotter zu gestalten
und Rasenflächen in halbmeterhohe «Naturwiesen» zu überführen, heisst nicht, dass
man gespart hat. Man hat nur Kosten umgelagert. |
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Besonders in den Agglomerationsgemeinden grösserer Städte wäre es wichtig, die Lieblichkeit kleiner Blumen- und Rosenbeete zu bewahren. Gut und intensiv gepflegte schöne Blumenbeete und Rosenrabatten helfen mit, Ordnung zur Umwelt zu tragen. Ungepflegte oder schlecht gepflegte Grünflächen werden viel eher als Ort zum Entsorgen von Müll verwendet als sauber gepflegte Rabatten und Grünflächen. Hat man vor Jahren noch Mittelstreifen in einem Turnus von zwei bis drei Wochen gemäht, geschieht es heute noch zweimal jährlich. Besonders schlimm erscheint mir, dass dies unter dem Label «naturnah» geschieht. Die in städtischen Gebieten völlig deplatzierten Naturwiesen-Mittelstreifen ziehen nicht nur Sommervögel, Libellen, Igel und anderes Getier an, sondern laden geradezu ein, Güsel zu entsorgen. Flaschen, Büchsen, Papiertüten vom Drive-in-Restaurant werden in diese Grünstreifen entsorgt und liegen dann wochenlang in diesen Flächen. Nistende Enten im hohen Gras der Mittelstreifen haben keine grosse Chance, ihren Nachwuchs sicher über die Strasse zu bringen. |
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Ebenso überlebt das Eidechsli beim Verlassen des ökologisch so wertvollen Schotterstreifens kaum die Wucht eines Autoreifens. Die von Tiefbauämtern als Ausgleichsflächen gepriesenen Schotterbeete und die «naturnahen» Unkrautstreifen werden von zu vielen Politikern toleriert und geduldet, von vielen Bürgern aber nicht verstanden. Der öffentliche Raum verkommt zur Müllhalde. Schöne, saubere Schweiz. Das war einmal!
Eine Umkehr zu konservativen Werten wäre auch in der kommunalen Umweltund Grünflächenplanung notwendig. Ein sauberes und gepflegtes Strassenbild hat Bildungscharakter. Was sauber ist, soll sauber bleiben. Das leuchtet jedem ein. Es genügt nicht, wenn wir heute in der Siedlungsplanung einen Park gestalten und dieser nur knapp nutzungsorientiert, keinesfalls aber ästhetisch ansprechend gepflegt werden kann, weil die Mittel (Geld) dafür fehlen. Die schönsten Parkanlagen werden nicht benutzt, wenn es den Menschen darin nicht wohl ist. Schöne, farbig bepflanzte, abwechslungsreiche und sauber gepflegte Rabatten sind ein guter Imageträger für eine Gemeinde. Ein schönes Erscheinungsbild zeigt sich in der Art und Weise der Wertschätzung zur Grünpflege. Wie geniessen die Fussgänger die reichhaltig bepflanzten Stadtpromenaden von Locarno, Ascona oder auch die farbigen Bepflanzungen am Bürkliplatz in Zürich. Bunte Beete laden zum Flanieren ein. Es gibt noch Städte und Gemeinden, welche sich der Wichtigkeit unserer Rabattenflächen, nicht nur im Altersheim und Friedhofbereich, bewusst sind und auch entsprechende Budgets dafür bereitstellen. Der Trend verläuft aber nach wie vor vielerorts anders. Gerade da wäre es aber wichtig, mit einer neuen (der alten) Sichtweise die Werte des städtischen Grüns zu erkennen und der Vergammelung unserer urbanen Zentren entgegenzuwirken. |
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* eidg. dipl. Obergärtner Garten- und Landschaftsbau, Wallisellen |
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