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HEV 3/2005 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Urbanes Grün – verkannter Wert
* Urs Remund
 
     
 
In den vergangenen Jahren haben viele Städte und Gemeinden unter dem Druck der Finanzen bei der Grünflächenpflege und den Parkanlagen den Sparhebel angesetzt. Ungeachtet der verloren gegangenen Wohn- und Lebensqualität hat man neue, andere Kosten generiert. Wochenend- Tourismus (Feinstaub, Ozon), Littering (illegale Güselentsorgung), Wegzug in schönere Gemeinden.
 
     
  Der lange Winter neigt sich dem Ende zu und die ersten Frühlingsboten zeigen sich in den Parkanlagen und Rabatten der öffentlichen Hand. Die Leute zieht es nach draussen. Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen auffangen. Märzenbecher, Narzissen, Tulpen und Krokus zeigen ihre leuchtenden Blüten. Der Duft der Veilchen weht sanft vorbei und das zarte Blau des Blumenbeetes mit Vergissmeinnicht spiegelt sich, so scheint es, im Himmel. Man geht gerne ins Dorf. Beim Spazieren am Wochenende oder beim täglichen Einkaufen erfreut man sich der so schön gestalteten Gemeinde. Man ist hier gerne zu Hause, auch ein wenig stolz, dass man es so schön hat in der kleinen Vorortsstadt. Haben Sie sich, beim Lesen dieser Zeilen, ein wenig an früher erinnert oder haben Sie Glück und in Ihrer Wohngemeinde ist es immer noch so, dass es viele und schön bepflanzte Blumenbeete gibt?
Die Menschen fühlen sich nicht mehr so wohl. Um sich zu erholen, flieht man aufs Land in Dörfer, wo kleine Vorgärten den Reiz des Frühlings noch zeigen und wo diese kleinen Vorgärten auch eine wichtige Gestaltungsaufgabe im Dorf übernehmen. In den grösseren Städten sieht man dies auch noch in einigen älteren Quartieren, aber mit der Erneuerung der Häuser verschwinden diese Bilder allmählich. Gerade weil es aufgrund der neuen Siedlungsplanungen und dem verdichteten Bauen kaum mehr Platz für ausreichende Grünflächen hat, wäre es städtebaulich sehr wichtig, hier bewusst entgegenzuwirken.
Alleebäume sind zwar wichtig (vgl. anschliessenden Beitrag), sie reichen aber nicht aus, um ein Quartier wohnlich zu gestalten. Eine Wechselflorrabatte nicht zu erstellen oder gar zu liquidieren, Mittelstreifen mit Kies oder Schotter zu gestalten und Rasenflächen in halbmeterhohe «Naturwiesen» zu überführen, heisst nicht, dass man gespart hat. Man hat nur Kosten umgelagert.
 
  Besonders in den Agglomerationsgemeinden grösserer Städte wäre es wichtig, die Lieblichkeit kleiner Blumen- und Rosenbeete zu bewahren. Gut und intensiv gepflegte schöne Blumenbeete und Rosenrabatten helfen mit, Ordnung zur Umwelt zu tragen. Ungepflegte oder schlecht gepflegte Grünflächen werden viel eher als Ort zum Entsorgen von Müll verwendet als sauber gepflegte Rabatten und Grünflächen. Hat man vor Jahren noch Mittelstreifen in einem Turnus von zwei bis drei Wochen gemäht, geschieht es heute noch zweimal jährlich. Besonders schlimm erscheint mir, dass dies unter dem Label «naturnah» geschieht. Die in städtischen Gebieten völlig deplatzierten Naturwiesen-Mittelstreifen ziehen nicht nur Sommervögel, Libellen, Igel und anderes Getier an, sondern laden geradezu ein, Güsel zu entsorgen. Flaschen, Büchsen, Papiertüten vom Drive-in-Restaurant werden in diese Grünstreifen entsorgt und liegen dann wochenlang in diesen Flächen. Nistende Enten im hohen Gras der Mittelstreifen haben keine grosse Chance, ihren Nachwuchs sicher über die Strasse zu bringen.      
     
       
     
       
  Ebenso überlebt das Eidechsli beim Verlassen des ökologisch so wertvollen Schotterstreifens kaum die Wucht eines Autoreifens. Die von Tiefbauämtern als Ausgleichsflächen gepriesenen Schotterbeete und die «naturnahen» Unkrautstreifen werden von zu vielen Politikern toleriert und geduldet, von vielen Bürgern aber nicht verstanden. Der öffentliche Raum verkommt zur Müllhalde. Schöne, saubere Schweiz. Das war einmal!
Eine Umkehr zu konservativen Werten wäre auch in der kommunalen Umweltund Grünflächenplanung notwendig. Ein sauberes und gepflegtes Strassenbild hat Bildungscharakter. Was sauber ist, soll sauber bleiben. Das leuchtet jedem ein. Es genügt nicht, wenn wir heute in der Siedlungsplanung einen Park gestalten und dieser nur knapp nutzungsorientiert, keinesfalls aber ästhetisch ansprechend gepflegt werden kann, weil die Mittel (Geld) dafür fehlen. Die schönsten Parkanlagen werden nicht benutzt, wenn es den Menschen darin nicht wohl ist. Schöne, farbig bepflanzte, abwechslungsreiche und sauber gepflegte Rabatten sind ein guter Imageträger für eine Gemeinde. Ein schönes Erscheinungsbild zeigt sich in der Art und Weise der Wertschätzung zur Grünpflege. Wie geniessen die Fussgänger die reichhaltig bepflanzten Stadtpromenaden von Locarno, Ascona oder auch die farbigen Bepflanzungen am Bürkliplatz in Zürich. Bunte Beete laden zum Flanieren ein. Es gibt noch Städte und Gemeinden, welche sich der Wichtigkeit unserer Rabattenflächen, nicht nur im Altersheim und Friedhofbereich, bewusst sind und auch entsprechende Budgets dafür bereitstellen. Der Trend verläuft aber nach wie vor vielerorts anders. Gerade da wäre es aber wichtig, mit einer neuen (der alten) Sichtweise die Werte des städtischen Grüns zu erkennen und der Vergammelung unserer urbanen Zentren entgegenzuwirken.
 
     
  * eidg. dipl. Obergärtner Garten- und Landschaftsbau, Wallisellen  
     
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