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Nachhaltige Investition
mit langfristiger Perspektive
* Interview mit Urs Ledermann |
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** Paco Oliver: Herr Ledermann, in der Region Zürich
sind in den letzten Jahren viele Wohnungen
gebaut worden. Da und dort sagt man
sogar, zu viele. Trotzdem finanzieren Sie
immer wieder für Zürcher Verhältnisse
grössere Wohnbauprojekte. Lieben Sie das
Risiko?
Urs Ledermann: Keineswegs. Ich bin aber
glücklicherweise nicht auf grosse Fremdfinanzierung
angewiesen, was bei der Renditeüberlegung
nicht unwesentlich ist. Investitionen
in Immobilien muss man grundsätzlich
langfristig betrachten, und auf lange
Sicht betrachte ich das Risiko als ausgesprochen
gering. Es kommt natürlich vor allem
darauf an, wo man baut. So habe ich kürzlich
eine Studie Seefeldquartier erstellen lassen,
um die Marktchancen für ein Projekt an
der Wildbachstrasse zu prüfen. Sie hat meine
Überzeugung bestätigt, dass das Seefeld ein
sehr attraktiver Standort für den Wohnungsbau
ist, mit besten Zukunftsaussichten. |
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Paco Oliver: Die Studie tönt zumindest an, dass der
Markt sich besonders für Eigentumswohnungen
interessiert.
Urs Ledermann: Das mag sein. Dieses Segment interessiert
mich aber weniger. Nicht, dass ich etwas
gegen Eigentumswohnungen hätte, aber
kurzfristige Anlagen sind nicht meine
Sache. Was ich bauen möchte, sind Häuser,
die sich gut vermieten lassen, und zwar
auch noch in zwanzig Jahren. Häuser mit
einer Individualität, Häuser, auf welche die
Bewohner stolz sind. Ich glaube, das ist mir
auch recht gut gelungen. Jedenfalls wohnen
meine Mieter offenbar gerne in ihnen.
Darum habe ich selten Kündigungen und
keine Vermietungsschwierigkeiten. |
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Paco Oliver: Was ist denn Ihr Geheimnis? Sind Ihre
Wohnungen so flexibel, dass sie sich gut
den Bedürfnissen anpassen lassen?
Urs Ledermann: Nein, Bauen für flexibles Wohnen halte ich
eher für problematisch. Ich entscheide mich
lieber für einen gerissenen Grundriss, versuche
aber, Leitungen etc. so zu legen, dass
ein späterer Umbau nicht erschwert wird.
Ich lege mehr Wert auf ein schönes Gebäude,
das den Mietern und mir gefällt. Das tut
auch dem Quartier gut. Ich finde, in den
letzten Jahren sind edle Materialien zu
wenig eingesetzt worden. Die Wohnungen
sollen auch eine gewisse Grosszügigkeit
ausstrahlen. Wann immer möglich haben
sie eine Raumhöhe von 2,75 m. Das gibt
einfach ein angenehmeres Raumgefühl. Ich
versuche auch, Räume unter 18 m2 zu vermeiden.
Ältere Liegenschaften bieten in dieser
Hinsicht manchmal sehr schöne Beispiele.
Ich interessiere mich daher auch für
Rückführungen. Altbauten, welche in der
Hochkonjunktur in mickrige Appartements
umgebaut wurden, sollen wieder Luft zum
Atmen erhalten. Wenn man gleichzeitig allen modernen Komfort einbauen will, ist
das natürlich nicht billig. In Zürich gibt es
aber genügend Leute mit diesem Flair für
herrschaftliches Wohnen, die sich das leisten
wollen und können. |
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Paco Oliver: Gerade bei Altbauten stellt sich oft die
Frage der Energieeffizienz.
Urs Ledermann: Das ist richtig. Bei den Neubauten kommt
für mich grundsätzlich nur der Minergieplus-
Standard in Frage. Bei Umbauten
bemühe ich mich zumindest darum. Ebenso
selbstverständlich sind Schallschutzfenster.
Ruhe gehört einfach zu einem gehobenen
Wohnstil. |
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Paco Oliver: Man hört immer wieder Beschwerden über
schikanöse Beamte und überlange Baubewilligungsverfahren.
Verleidet es Ihnen
nicht manchmal?
Urs Ledermann: Überhaupt nicht. Meine Erfahrungen sind
ganz anders. Aber eben: Wie man in den
Wald ruft, so tönt es heraus. Ich kann nur
Positives über die Zusammenarbeit mit den
Behörden sagen. Besonders freut mich, dass
die allgemeine Stimmung so zukunftsorientiert
und investitionsfreundlich ist. |
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Paco Oliver: Und wie sieht es mit privaten Baueinsprachen
aus?
Urs Ledermann: Das ist eine andere Geschichte. Die können
manchmal zu argen Verzögerungen führen.
Besonders schlimm finde ich es, wenn ein
Nachbar nur durch den erzeugten Zeitdruck
etwas für sich herausschinden will. In solchen
Fällen sollte man ihn für die verursachten
Mehrkosten haftbar machen können.
Ich versuche, die Diskussionen zu
minimieren, indem ich frühzeitig mit den
Nachbarn Kontakt aufnehme und ihnen
schmackhaft zu machen versuche, dass sie
ihre Liegenschaft gleichzeitig sanieren. Das
kann ja auch für sie Vorteile haben. Zu den
Einsprachen ist übrigens zu sagen, dass sie
manchmal letztlich zu wirklich besseren
Lösungen führen, auf welche man selber
zunächst gar nicht gekommen wäre.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde
ich mir unter Nachbarn mehr Willen zu
gemeinsamen Lösungen statt Opposition
wünschen. Gerade in der Stadt gibt es sehr
viele Situationen, wo man gemeinsam eine
überzeugendere Variante realisieren könnte.
Ich denke dabei z.B. an Innenhöfe. Da
liegt noch ein enormes Verbesserungspotenzial
brach. |
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Paco Oliver: Fürchten Sie nicht, mit Ihren Investitionen
Mieter zu verdrängen, welche nicht so viel
bezahlen können?
Urs Ledermann: Ich bin überzeugt, dass es für ein Quartier
nicht gut ist, wenn es nur billige Wohnungen
gibt. Das könnte nämlich dazu führen,
dass es in eine Abwärtsspirale gerät und
verslumt. Eine gesunde Durchmischung ist
gesünder. Investitionen in die Liegenschaften
zeugen vom Verantwortungsgefühl der
Eigentümer und beleben das Quartier. |
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Urs Ledermann (l.)
im Gespräch mit
Paco Oliver. |
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* Urs Ledermann ist Inhaber der LEDERMANN AG,
Beteiligungen & Immobilien, Verwaltungsrat von
Serimo und Mobimo sowie Dozent am Bildungszentrum
der SVIT, realis. |
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** Redaktor, lic. iur. |
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