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HEV 6/2006 Inhaltsverzeichnis
Wohnungsbau in Zürich

     
  Nachhaltige Investition
mit langfristiger Perspektive
* Interview mit Urs Ledermann
 
     
  ** Paco Oliver: Herr Ledermann, in der Region Zürich sind in den letzten Jahren viele Wohnungen gebaut worden. Da und dort sagt man sogar, zu viele. Trotzdem finanzieren Sie immer wieder für Zürcher Verhältnisse grössere Wohnbauprojekte. Lieben Sie das Risiko?
Urs Ledermann: Keineswegs. Ich bin aber glücklicherweise nicht auf grosse Fremdfinanzierung angewiesen, was bei der Renditeüberlegung nicht unwesentlich ist. Investitionen in Immobilien muss man grundsätzlich langfristig betrachten, und auf lange Sicht betrachte ich das Risiko als ausgesprochen gering. Es kommt natürlich vor allem darauf an, wo man baut. So habe ich kürzlich eine Studie Seefeldquartier erstellen lassen, um die Marktchancen für ein Projekt an der Wildbachstrasse zu prüfen. Sie hat meine Überzeugung bestätigt, dass das Seefeld ein sehr attraktiver Standort für den Wohnungsbau ist, mit besten Zukunftsaussichten.
 
     
  Paco Oliver: Die Studie tönt zumindest an, dass der Markt sich besonders für Eigentumswohnungen interessiert.
Urs Ledermann: Das mag sein. Dieses Segment interessiert mich aber weniger. Nicht, dass ich etwas gegen Eigentumswohnungen hätte, aber kurzfristige Anlagen sind nicht meine Sache. Was ich bauen möchte, sind Häuser, die sich gut vermieten lassen, und zwar auch noch in zwanzig Jahren. Häuser mit einer Individualität, Häuser, auf welche die Bewohner stolz sind. Ich glaube, das ist mir auch recht gut gelungen. Jedenfalls wohnen meine Mieter offenbar gerne in ihnen. Darum habe ich selten Kündigungen und keine Vermietungsschwierigkeiten.
 
     
  Paco Oliver: Was ist denn Ihr Geheimnis? Sind Ihre Wohnungen so flexibel, dass sie sich gut den Bedürfnissen anpassen lassen?
Urs Ledermann: Nein, Bauen für flexibles Wohnen halte ich eher für problematisch. Ich entscheide mich lieber für einen gerissenen Grundriss, versuche aber, Leitungen etc. so zu legen, dass ein späterer Umbau nicht erschwert wird. Ich lege mehr Wert auf ein schönes Gebäude, das den Mietern und mir gefällt. Das tut auch dem Quartier gut. Ich finde, in den letzten Jahren sind edle Materialien zu wenig eingesetzt worden. Die Wohnungen sollen auch eine gewisse Grosszügigkeit ausstrahlen. Wann immer möglich haben sie eine Raumhöhe von 2,75 m. Das gibt einfach ein angenehmeres Raumgefühl. Ich versuche auch, Räume unter 18 m2 zu vermeiden.
Ältere Liegenschaften bieten in dieser Hinsicht manchmal sehr schöne Beispiele. Ich interessiere mich daher auch für Rückführungen. Altbauten, welche in der Hochkonjunktur in mickrige Appartements umgebaut wurden, sollen wieder Luft zum Atmen erhalten. Wenn man gleichzeitig allen modernen Komfort einbauen will, ist das natürlich nicht billig. In Zürich gibt es aber genügend Leute mit diesem Flair für herrschaftliches Wohnen, die sich das leisten wollen und können.
 
     
  Paco Oliver: Gerade bei Altbauten stellt sich oft die Frage der Energieeffizienz.
Urs Ledermann: Das ist richtig. Bei den Neubauten kommt für mich grundsätzlich nur der Minergieplus- Standard in Frage. Bei Umbauten bemühe ich mich zumindest darum. Ebenso selbstverständlich sind Schallschutzfenster. Ruhe gehört einfach zu einem gehobenen Wohnstil.
 
     
  Paco Oliver: Man hört immer wieder Beschwerden über schikanöse Beamte und überlange Baubewilligungsverfahren. Verleidet es Ihnen nicht manchmal?
Urs Ledermann: Überhaupt nicht. Meine Erfahrungen sind ganz anders. Aber eben: Wie man in den Wald ruft, so tönt es heraus. Ich kann nur Positives über die Zusammenarbeit mit den Behörden sagen. Besonders freut mich, dass die allgemeine Stimmung so zukunftsorientiert und investitionsfreundlich ist.
 
     
  Paco Oliver: Und wie sieht es mit privaten Baueinsprachen aus?
Urs Ledermann: Das ist eine andere Geschichte. Die können manchmal zu argen Verzögerungen führen. Besonders schlimm finde ich es, wenn ein Nachbar nur durch den erzeugten Zeitdruck etwas für sich herausschinden will. In solchen Fällen sollte man ihn für die verursachten Mehrkosten haftbar machen können. Ich versuche, die Diskussionen zu minimieren, indem ich frühzeitig mit den Nachbarn Kontakt aufnehme und ihnen schmackhaft zu machen versuche, dass sie ihre Liegenschaft gleichzeitig sanieren. Das kann ja auch für sie Vorteile haben. Zu den Einsprachen ist übrigens zu sagen, dass sie manchmal letztlich zu wirklich besseren Lösungen führen, auf welche man selber zunächst gar nicht gekommen wäre.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir unter Nachbarn mehr Willen zu gemeinsamen Lösungen statt Opposition wünschen. Gerade in der Stadt gibt es sehr viele Situationen, wo man gemeinsam eine überzeugendere Variante realisieren könnte. Ich denke dabei z.B. an Innenhöfe. Da liegt noch ein enormes Verbesserungspotenzial brach.
 
     
  Paco Oliver: Fürchten Sie nicht, mit Ihren Investitionen Mieter zu verdrängen, welche nicht so viel bezahlen können?
Urs Ledermann: Ich bin überzeugt, dass es für ein Quartier nicht gut ist, wenn es nur billige Wohnungen gibt. Das könnte nämlich dazu führen, dass es in eine Abwärtsspirale gerät und verslumt. Eine gesunde Durchmischung ist gesünder. Investitionen in die Liegenschaften zeugen vom Verantwortungsgefühl der Eigentümer und beleben das Quartier.
 
         
  Urs Ledergerber und Paco Oliver   Urs Ledermann (l.)
im Gespräch mit
Paco Oliver.
 
     
  * Urs Ledermann ist Inhaber der LEDERMANN AG, Beteiligungen & Immobilien, Verwaltungsrat von Serimo und Mobimo sowie Dozent am Bildungszentrum der SVIT, realis.  
     
  ** Redaktor, lic. iur.  
 
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