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…so mühsam! Immer neue Sorten!
Bringts das? Möglicherweise haben Sie
schon bemerkt, dass ich sehr konservativ
bin, was neue Sorten angeht. Mag sein,
dass Züchtern gelegentlich ein eigentlicher
Hit gelingt. Zunächst geht es aber darum,
im Gespräch zu bleiben, denn wer züchtet,
muss den züchterischen Aufwand decken,
und das macht man, indem das Zuchtergebnis,
die neue Sorte, in grossen Mengen
verkauft wird oder indem Lizenzen auf
das neue Zuchtprodukt an die Vermehrungsbetriebe
verkauft werden.
Mein Favorit unter all den vielen schönen
Sorten ist Autumn Bliss. Die Summe
ihrer guten Eigenschaften ist nicht zu übersehen.
Sie trägt vom Sommer bis zum Frost
schöne grosse Früchte in reicher Menge.
Manchmal wird bemängelt, die schönen
grossen Früchte seien nicht aromatisch.
Meine Beobachtung ist, dass das, was den
grossen Früchten fehlt, nicht das Aroma
ist, sondern der Zucker. Streuen Sie etwas
Fruchtzucker über die Früchte und Sie
bekommen die Bestätigung meiner
Behauptung. Autumn Bliss wird im Winter
kurz über dem Boden abgeschnitten und
wächst im Lauf des Jahres nur bis etwa
1 Meter hoch. Die Folge ist, dass sie ein
eher bescheidenes Gerüst braucht. Dadurch, dass sie die Früchte im oberen luft- und
lichtzugängigen Bereich trägt, ist die
Gefahr, dass die Früchte schimmeln, geringer
als bei den Sommersorten. Mit dem
Rückschnitt der Rute in Bodennähe wird
die Selbstinfektion mit der Himbeerrutenkrankheit
verhindert. Ein weiteres und letztes
Plus ist die späte Blüte, die verhindert,
dass die Himbeerglasflügler, die die Früchte
«madig» machen könnten, ihren Jahreszyklus
schon abgeschlossen haben, ergo keine
wurmigen Früchte. Schnecken fressen
gerne die jungen Ruten an und öffnen
damit weiteren Schäden die Türe. Hinter die
Behauptung, Autumn Bliss sei anfällig für
die Wurzelbräune-Krankheit, wage ich
noch ein Fragezeichen zu setzen. Die
Krankheit ist eine Folge von ungeeignetem
Standort und man kann sie in den Griff
bekommen, indem der Boden mit den
bekannten Mitteln und Massnahmen
«belüftet» wird.
Und jetzt noch wichtige Informationen
bezüglich Standort und Pflanzung. Himbeeren
dürfen nicht tief gepflanzt werden.
Damit Sie sich immer daran erinnern: Himbeerwurzeln
wollen «den Himmel sehen
und das Glockenläuten hören». Himbeeren
sind kalkempfindlich, daher sollte keine
Holzasche aufs Himbeerbeet. Am besten
würde man sie ins Moorbeet pflanzen. Sie
haben nicht gerne kalte, schwere, lehmige
Böden. Man könnte sagen: Sie haben nicht
gerne «kalte Füsse» und Lehm an den
Schuhen. Sie sind empfindlich gegen die
Bodenmüdigkeit: Nematodenbefall. Die
Empfindlichkeit gegen die selbst verursachte
Bodenmüdigkeit (parasitäre Fadenwürmer
im Wurzelbereich) legt den Himbeeren
eine ungünstige Eigenschaft in die Wiege:
Sie bleiben nicht gerne am gleichen Standort.
Am liebsten würden sie immer weiter
wandern, auswandern, weg vom selbst
verseuchten Standort, aber das wollen wir
Gartenbesitzer absolut nicht. Also schlagen
wir uns mit der Bodenmüdigkeit herum. Im
Garten meines Grossvaters war eine grosse
Böschung, dort konnten die Himbeeren
ihrem «Wandertrieb» freien Lauf lassen
und sie fühlten sich offensichtlich wohl
dabei. Himbeeren sind säureliebend. Deswegen
werden sie am besten mit einem
Rhododendron- oder Beerenobstdünger
ernährt.
Himbeeren haben gerne eine Mulchschicht,
die die Bodenoberfläche organisch
belüftet. Sie sollte nicht aus frischem Shredder
bestehen, weil dieser stark stickstoffabsorbierend
wirkt und damit den Himbeeren
das Lebenselement Stickstoff streitig macht.
Besser wäre, alle organischen Substanzen
vor dem Gebrauch zu kompostieren, bevor
Sie Ihre Himbeeren damit füttern. Man
sieht auch häufig, dass der frische Rasenschnitt
auf die Himbeerbeete gestreut wird.
Ab und zu und nicht zu viel mag angehen.
Zu viel gibt einen schlammigen Deckel auf
der Erde, der die Luftzufuhr im Wurzelbereich
vermindert. Wegen der flachen
Bewurzelung sollten Himbeerbeete nicht
mit dem Spaten bearbeitet werden. Geeigneter
ist die Grabgabel, und auch mit dieser
sollte eher im «Belüftungsverfahren» (ähnlich
wie beim Aerifizieren des Rasens) als
im eigentlichen «Umgraben» gearbeitet
werden. Himbeeren wurzeln sehr flach.
Daraus lässt sich der Lufthunger der Wurzeln
ablesen.
Lockerer mit der Grabgabel (mehr Luft
und verbesserter Wasserabzug), Shredder
in mässiger Menge, Rhododendronsubstrat
oder Torf (sauer) zur Bodenverbesserung
und zur Düngung wiederum saure (Rhododendron-)
Dünger – das sind im Stenogrammstil
die wichtigen Eckpunkte für die
erfolgreiche Himbeerenkultur im Garten. |
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