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HEV 9/2006 Inhaltsverzeichnis
Vom Bauen

     
  Specht und Co.
* Werner Jäggi
 
     
  Das Problem
Vor zwei Jahren habe ich einen grösseren Umbau in der Stadt Zürich fertig gestellt; alte und neue Fassadenteile wechselten sich ab, was mich bewog, eine verputzte Aussendämmung aufzubringen. Die Liegenschaft machte damit einen neuen, einheitlichen Eindruck.
Kein Jahr verging, als mich die erschreckten Bewohner anriefen. Andauerndes «Hämmern» beunruhigte sie. Nach mehreren Anschleichversuchen entdeckten sie endlich den Übeltäter: Ein Buntspecht pickte eifrig Löcher an allen Ecken der neuen Fassade und verstreut lag Isolationsmaterial im Garten.
Auf Grund von Nachforschungen stiess ich auf ein Merkblatt vom Schweizer Vogelschutz und der schweizerischen Vogelwarte Sempach. Die parkähnliche Landschaft ist ein bevorzugtes Revier für Spechte. Die intensive Pflege lässt jedoch kaum Platz für alte Bäume mit Hohl- und Fäulnisstellen.
Da Buntspechte ihre Umgebung in vielfältiger Weise benutzen, kann es vorkommen, dass sich die Vögel beim Erkunden des Reviers auch an Hausfassaden niederlassen. Auch feine Verputze bieten ihnen in den Ecken genügend Halt. Fassaden mit Aussenisolation vermitteln ihnen dabei wohl den Eindruck, dass dieses Material zur Anlage einer Schlaf- oder Bruthöhle geeignet sei. Der harte Verputz entspricht der Rinde und das darunter liegende Isolationsmaterial klingt wie Faulholz.
 
      Das Wegfangen oder das Abschiessen der Schaden stiftenden Vögel ist jedoch kaum ein taugliches Mittel zur Problemlösung, abgesehen von einer drohenden Busse, ist doch damit zu rechnen, dass Spechtschäden an Fassaden in Zukunft eher häufiger auftreten werden.
Bei einem zweiten Telefongespräch mit der Vogelwarte zum Stand der Dinge erklärte mir Herr Hirschheydt, ich sei der Sechste heute mit diesem Problem. Es sind vorwiegend die Gebäudeecken ab drei Metern Höhe, welche heimgesucht werden, da der Specht «über Eck» besseren Halt findet und sich ab einer gewissen Höhe ungestört fühlt.
 
  Specht    
Buntspecht  
     
  Lösungsmöglichkeiten:
Die Hersteller der Fassadensysteme haben noch keine sicheren Lösungen bereit. Längerfristig wird es vorzuziehen sein, Fassaden so zu gestalten, dass gar keine Schäden durch Spechte entstehen können. Auf Grund von Untersuchungen der Staatlichen Vogelschutzwarte Baden-Württemberg wird dies vor allem mit den traditionellen Zementputzen erreicht. Alle klangaktiven Baumaterialien scheinen besonders attraktiv für Spechte zu sein. Diese Lösung ist jedoch für bestehende Fassaden sehr teuer bis unmöglich.
 
     
  Kurzfristige Abhilfemassnahmen:  
     
Girlanden aus Metall- oder Plastikfolien etc. als Hindernis und als Abschreckung an den gefährdeten Stellen aufbringen. Dabei ist zu bedenken, dass diese windfest verankert werden müssen und bei Wind keinen Lärm verursachen.
Mehrfaches nächtliches Stören könnte angesiedelte Spechte zum Wechseln des Reviers veranlassen. Je nach Lage wird es schwierig sein, die Höhle zu erreichen.
Verkleiden der Gebäudeecken mit einem glatten Werkstoff (Blech, Acrylglas usw.), sofern dies optisch vertretbar ist. Zudem darf die Dampfdiffusion nach aussen nicht gebremst werden.
Aufbringen von Duftstoffen an den gefährdeten Stellen, um den Specht fernzuhalten. Ein Spezialist versicherte mir, dazu in der Lage zu sein, ohne dass sich der Putz verfärbt. Auch für diese Lösung werden Leitern, wenn nicht gar Gerüste benötigt.
Spannen von rostfreien Drähten vertikal über die Gebäudeecken. Oben und unten werden die Drähte über einen Metallbügel gehalten und gespannt.
 
  Schutzmassnahmen mit Spanndrähten    
Schutzmassnahmen mit Spanndrähten
Bild: W. Jäggi
 
     
  Ich habe mich mit meiner Bauherrschaft für die letzte Lösung entschieden, vorerst an den zwei meistbesuchten Ecken. Die nächste «Saison» wird zeigen, ob sich die Massnahme bewährt.
Haben Sie ähnliche Erfahrungen und Erlebnisse? Gerne nehme ich Ihre Meldungen entgegen und kann Sie vielleicht zu gegebener Zeit über den neusten Stand informieren.
 
     
  Merkblatt zum Herunterladen unter infonet.vogelwarte.ch  
     
  * Architekt, Birrwil (jaeggi_jason@bluewin.ch)  
 
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