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Am 4. September hat die Stadt Zürich der Öffentlichkeit mitgeteilt,
dass sie Flächen aus ihrem Eigentum zur künstlerischen Gestaltung
durch Sprayer freigibt. Seither sind im Gebiet des Oberen Letten
farbenfrohe Kunstwerke entstanden. Die vorgegebenen Regeln der
Stadt wurden von den Sprayern ausnahmslos eingehalten. Illegale
Graffiti werden jedoch nach wie vor konsequent und so rasch als
möglich entfernt. |
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Zusammen mit den Präventionskosten
bezahlt das Hochbaudepartement der Stadt
Zürich für das Entfernen illegaler Graffiti an
städtischen Gebäuden und Objekten jährlich
rund zwei Millionen Franken. Doch
nicht nur die Stadtkasse ist die Leidtragende,
die Sprayereien schaden auch dem
Image der sauberen Stadt Zürich. |
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Verschönerungsprojekt mit klaren Regeln
Die Fassaden der Badeanstalt Oberer
Letten sowie die Mauern entlang des Kloster-
Fahr-Wegs wurden seit Jahren immer
wieder durch hässliche Schmierereien verschandelt.
Das Reinigen dieser Flächen war
eine typische Sysiphus-Arbeit: Kaum waren die Mauern sauber, wurden sie auch schon
wieder verschmiert und mit der zeit- und
kostenintensiven Reinigung musste von
vorne begonnen werden. Eine Überwachung
durch die Polizei ist nicht möglich
und Überwachungskameras liefern in der
Nacht zu schlechte Bilder.
Die Stadt Zürich hat sich entschieden,
neue Wege zu gehen und sich die Tatsache,
dass professionell gestaltete Graffiti der
beste Schutz vor Schmierereien sind, zunutze
zu machen. Sie hat die Zusammenarbeit
mit renommierten Spraykünstlern gesucht
und zwei Projekte ausgearbeitet: Die Gestaltung
der Badeanstalt Oberer Letten im Auftragsverhältnis
sowie die Freigabe klar bestimmter
Flächen zum freien Sprayen. |
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Vergängliche Kunst
900 Quadratmeter stellt die Stadt allen
Sprayern, die ihr Können einem breiten
Publikum zeigen möchten, zur freien Verfügung.
Diese Mauern entlang des Kloster-
Fahr-Wegs sind zu echten Graffiti-Kunstwerken
mutiert. Die Gefahr, dass die entstandenen
Werke verunstaltet werden, ist
relativ gering. Die Szene reguliert sich selber.
Die Sprayer-Ehre verbietet es, ein gutes
Piece zu verunstalten. Doch nach einer
gewissen Zeit dürfen vorhandene Bilder
übersprayt und durch andere gekonnte
Graffiti ersetzt werden. So entsteht ein sich
ständig wandelndes Patchwork.
Das pièce de résistence ist die Badeanstalt
Oberer Letten. Im Auftrag der Stadt Zürich
haben mehrere Graffiti-Künstler die Fassaden
kunstvoll besprayt. Aus dem hässlich
verschmierten Gebäude ist ein Schmuckstück
geworden!
In Zürich gibt es rund 200 Sprayer. Etwa
ein Viertel davon sind ausgewiesene und
in der Graffiti-Szene respektierte Künstler.
Diese nutzen die zur Verfügung gestellten
Flächen mit Begeisterung. Ein Spaziergang
entlang des rechten Limmatufers mit
Beginn beim Dynamo an der Wasserwerkstrasse 21 ist sehr zu empfehlen. Seele,
Körper und Geist kommen dabei auf ihre
Rechnung. |
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