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HEV 10/2006 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Frisch geschnitten
* Barbara Scalabrin-Laube
 
     
  Gibt es etwas Schöneres, als in den eigenen Garten zu gehen und sich einen Strauss zu schneiden? – Ich schätze die Möglichkeit, mir einen Strauss oder ein Gesteck nach meinem Geschmack zusammenzustellen. Besonders wenn mein Mann der Meinung ist, in unserem Garten blühe nichts, alles sei bloss grün, trete ich mit meinen Kreationen gern den Gegenbeweis an.  
     
  Gesteck  
     
  So versuche ich, jeweils während allen Jahreszeiten Blüten und Blätter für einen kleineren oder grösseren Strauss, ein Gesteck oder einen Kranz zu holen, und freue mich dabei, dass unser einstiges Ziel, einen Garten für das ganze Jahr zu haben, beinahe erreicht ist.
Am schwierigsten ist die Aufgabe im Dezember und Januar. Zwar sollten dann theoretisch Christrosen, Zaubernuss, frühe Schneeglöckchen, der winterblühende Schneeball und die Sarcocca (Weihnachtsbuchs) blühen. Häufig hat sich aber der Winter bereits im November angekündigt oder es liegt Schnee, sodass sich keine Blüten finden lassen. Dann gilt es, sich mit den Früchten der Stechpalme und der Schönfrucht (falls diese nicht bereits die Vögel gefressen haben) zu begnügen, Hagebutten zu schneiden, die letzten Zieräpfelchen und die Früchte der Bitterorange zu pflücken und die weissbunten und gelbbunten Blätter des Spindelstrauchs und der Ölweide als Farbtupfer zu nutzen. Im Gewächshaus finde ich vielleicht eine Kamelienblüte und einen Seidelbastzweig und tröste mich mit den fast offenen Kätzchen der Weide. Am Waldrand lassen sich die bärtigen Fruchtstände der Waldrebe schneiden und vielleicht kaufe ich als Ergänzung einen Topf mit blühenden Christrosen. Zusammen mit den Blättern von Buchs, Aronstab, Cyclamen, Stechpalme und stinkender Nieswurz lässt sich bereits ein erstaunliches Wintergärtchen in einem kleinen, eher flachen Gefäss stecken.
Geht es dem Frühling entgegen, wird die Aufgabe immer einfacher: Erste Lenzrosen schwimmen in einer flachen Schale, da sie auf diese Weise am längsten halten. Um ihnen mehr Halt zu geben, lege ich darunter ein Gerüst mit Buchs und Efeu. Dieses gibt mir ausserdem die Möglichkeit, einen blühenden Zweig oder ein paar Schneeglöckchen dazu zu stecken. Bald darauf blühen die ersten Narzissen, frühe Tulpen, verschiedene Wolfsmilcharten (Stielende leicht anbrennen!), der weisse Feuerbusch, der Tierlibaum, diverse Lungenkräuter, erste Schlüsselblumen, Primeln, Traubenhyazinthen usw. Manchmal reut es mich dann zwar, die Blüten in grosser Zahl zu Sträussen zu binden, und ich stelle nur einzelne Rispen oder Blüten in verschiedene, schlanke Gläser, die ich zu einer Gruppe zusammenstelle.
Richtig üppig wird es, wenn die Rhododendronblüte beginnt. Da merkt niemand, wie viele Dolden ich auf der Hinterseite der einzelnen Gehölze abgeschnitten habe. Obwohl ich weiss, dass diese Pracht kaum eine Woche lang halten wird (auch wenn ich sie schräg angeschnitten oder gar mit dem Hammer bearbeitet habe), kann ich der Versuchung, sie ins Haus zu holen, nicht widerstehen. Auch die Zweige der Sternmagnolie, der Felsenbirne, des Flieders und vieler weiterer Sträucher halten nicht lang, aber die Freude am Prunk überwiegt. Zudem gönne ich uns ab und zu eine einzelne Riesenblüte einer der Strauchpfingstrosen in einer Vase.
Im Juni ist es ebenfalls einfach, sich Blütenschmuck aus dem eigenen Garten zu holen. Denken Sie bloss an die Pfingstrosen (die lästigen Läuse dusche ich mit der Brause ab), die verschiedenen blauen Rittersporne, die duftenden Rosen, die Lupinen, die Glockenblumen, die ersten Gräser, die kleinen Nelken, die Ranken der Lonicera, den Zierlauch und so viele mehr.
In unserem Garten wird es im Hochsommer etwas ruhiger, grüner und feiner. Es ist die Zeit, in der ich jeweils kleine Kränze oder Gestecke aus blühenden Kräutern (Oregano, Thymian, Bohnenkraut, Goldmelisse, Fenchel, Dill, Basilikum, Lavendel, Katzenminze) und essbaren Früchten (Johannisbeeren, Himbeeren und Walderdbeeren) mache und diese manchmal mit einzelnen Rosen ergänze.
Deshalb war es für mich besonders spannend, als sich die Floristin Corinne Remund ausgerechnet an einem heissen Julitag (2006!) bei mir meldete, um Blumen für einen Strauss und ein Gesteck aus unserem Garten zu schneiden. Ich sah bereits lauter welke Blüten und eingerollte Blätter vor mir und konnte mir nicht vorstellen, dass aus unserem gemeinsamen Projekt (sie die Arrangements, Urs Remund die Fotos und ich den Text zu diesem Artikel) etwas werden könnte.
 
      Wie Sie sehen, kann sich das Resultat der Floristin sehen lassen. Da sind um eine Taglilie im Mittelpunkt verschiedene Blüten versammelt. Storchenschnabel, Lavendel, Clematisblüten und -fruchtstände, Kugeldistel, Knautie und Goldmelisse werden von Funkienblättern zusammengehalten. Dass wir beide nach dem Fototermin nicht erwarteten, uns weder am Strauss noch am Gesteck für längere Zeit zu freuen, erstaunt Sie wohl nicht. Sie werden es kaum glauben: Beide schmückten unser Haus während mehr als einer Woche! Die Blüte der Taglilie verwelkte zwar, wurde aber von drei neuen aufblühenden Knospen abgelöst.
 
  Strauss    
   
  Während ich dies schreibe, regnet es draussen. Der Herbst kündet sich an, eine Jahreszeit, die ich besonders gern mag, lassen sich doch späte Blüten, Früchte und bunte Blätter besonders gut kombinieren. Da die Stiele oft etwas kurz sind, beschränke ich mich meistens auf Gestecke. Dabei haben sich Herbstaster, Hortensie, Gräser (Pennisetum vor allem), letzte Storchenschnäbel, einzelne Rosenblüten, Bartfaden, Katzenminze, Bergminze, Tigerlilie, Eisenhut und Clematis bewährt. Mein roter Sonnenhut und der Phlox hingegen scheinen im Steckschwamm zu wenig Wasser aufzunehmen. Sie welken bereits am ersten Tag. Umso mehr freue ich mich an den reifen Hagebutten, den roten Beeren des Schneeballs, den kugeligen Fruchtständen der Wolfsmilch, den bizarren Früchten der Iris foetidissima, den roten und gelben Zieräpfelchen, den Nüssen und den Brombeeren. Reich ist der Blattschmuck. Die dunkelroten Blätter des Perückenstrauchs werden von den weissbunten Blättern der variegierten Weigelie aufgehellt, während die wilde Rebe mit Grün-, Rot- und Gelbtönen bunt wirkt. Dazwischen glänzen die Stechpalmenblätter, und der im Herbst blühende Duftblütenstrauch entzückt mit kleinen weissen Blüten zwischen den immergrünen Blättern. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, die Ernte ist fast so üppig wie im Frühjahr, allerdings wirkt alles etwas zarter und verhaltener.
Sicher haben Sie gemerkt, dass in meinen unvollständigen Aufzählungen die einjährigen Blütenpflanzen fehlen. Hätte ich Zinnien, Sommerastern, Kornblumen, Wicken usw., wäre es auch während der heissen Jahreszeit kein Problem, üppige Sträusse zu binden, aber ich verzichte bewusst auf diese, da ich den Mehraufwand scheue (anziehen, auspflanzen, giessen usw.) und mich in unserem Garten auf mehrjährige Pflanzen beschränke.
 
     
  * Cottage Garten, 8453 Alten  
 
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